Bevor der Abend kommt (Taschenbuch) / Joy Fielding Testbericht

Auf yopi.de gelistet seit 06/2005
Erfahrungsbericht von dottigross_juliaa
...und der Hund, der leckt die Füße... *gäähn*
Pro:
Anschaulicher Schreibstil
Kontra:
"Große" Story und nichts dahinter | Wiederholungen, die eintönig werden
Empfehlung:
Ja
Titel: Bevor der Abend kommt
Autorin: Joy Fielding
Verlag: Goldmann
ISBN: 3-442-45734-3
Seitenzahl: 413
Preis: 9,95 EUR
| Kaufgrund
Der Bericht eines Ciao-/Dooyoo-/Yopi-Mitglieds machte mich auf den Roman "Bevor der Abend kommt" aufmerksam. Mein Interesse wurde aber nicht nur aufgrund des beschriebenen Inhalts geweckt, sondern die einfache Tatsache, dass der Roman von Joy Fielding geschrieben wurde, von der ich schon einige Bücher gelesen hatte. Bei nächster Gelegenheit gab ich die - für meinen Geschmack - teuren 9,95 EUR für dieses 413 Seiten dicke Goldmann-Taschenbuch aus.
| Autorin
Die Amerikanerin Joy Fielding lebt mit ihrer Familie teils in Toronto und teils in Florida. Schon früh entschied sie sich, Schriftstellerin zu werden. Doch eine Theater- und Fernsehkarriere hielt sie zunächst davon ab. Erst nachdem sie von ihren ehrgeizigen Plänen abließ und von Hollywood nach Toronto zurück kehrte, besann sie sich aufs Schreiben.
Sie schrieb unter anderem "Flieh, wenn du kannst", "Lauf, Jane, Lauf", "Ich will Ihren Mann" und viele weiter (Frauen-)(Kriminal-)Romane.
| Inhalt
Ganz offensichtlich kämpft Cindy Carver ständig um die Anerkennung ihrer älteren Tochter Julia. Das bildschöne Mädchen träumt von einer großen Karriere als Schauspielerin, ist von sich und ihrem Talent mehr als überzeugt und hat für ihre Mitmenschen und ihre Umgebung nur ein arrogantes Lächeln übrig. Trotzdem wird sie von ihrer Mutter Cindy abgöttisch geliebt. Egal was das junge Ding anstellen würde, ihre Mutter würde sie wie eine Löwin verteidigen. Kein Wunder, dass Heather - die jüngere Schwester Julias - unter dieser Situation leidet. Sie ist die zuverlässige, unkomplizierte Tochter, die sich jede Mutter wünscht. Doch im Schatten ihrer großen Schwester findet sie nur wenig offene Anerkennung.
Eines Tages verschwindet Julia spurlos. Nach einem Casting kommt sie nicht mehr nach Hause. Keiner hat sie seit dem morgen gesehen und weder Cindy, ihre Tochter Heather und deren Freund Duncan noch Julias Vater Tom und dessen neue Frau scheinen zu wissen, was mit Julia passiert ist. Ist sie davon gelaufen, weil sie sich morgens mit Duncan gestritten hat? Ist sie wütend, weil Cindy sie morgens wegen eines Termins harsch zu Recht gewiesen hat? Spielt ein verheirateter Mann eine Rolle, mit dem Julia offenbar ein Verhältnis hatte? Oder ist Julia das Opfer eines perfiden Irren geworden? ...
Mehr möchte ich an dieser Stelle - wie immer - nicht verraten, um dem Leser die Spannung nicht zu nehmen...
| Meine Meinung zu Schreibstil
Joy Fielding besitzt einen Schreibstil, der mir sehr gut gefällt. Sie beschreibt die Umgebung, die Personen und die Situationen so anschaulich, dass ich während des Lesens ein deutliches Bild vor Augen habe. Die Sätze sind gut gegliedert, die Absätze sinnvoll und übersichtlich angeordnet. Die kurzen und knackigen Dialoge sind verständlich und besitzen keinen übertrieben ausschweifenden Wortschatz. In "Bevor der Abend kommt" bedient sich Joy Fielding eines interessanten Tricks. Sie lässt die Romanfiguren in ihren Gesprächen eine umgangssprachliche, aber nicht korrekte Grammatik verwenden. Sowohl Cindys Mutter, als auch Cindy selbst (und später auch deren Tochter Heather) haben aber eine sehr genaue Meinung darüber, wie die grammatikalisch richtige Aussprache auszusehen hat. Deshalb verbessern sie ständig die Fehler der anderen Romanfiguren, was mich oft zum Schmunzeln brachte.
| Meine Meinung zur Story
Das Grundthema reizte mich anfangs nicht sonderlich. Dass eine Tochter spurlos verschwindet und deren Mutter sich eigenmächtig auf die Suche nach ihr macht, ist ein Thema, was oft und gerne von Autoren und Regisseuren verwendet wird. Deshalb erwartete ich eine verzweifelte Spurensuche einer (leicht hysterischen) Mutter, die sich über polizeiliche Anweisungen hinweg setzt und sich und die Familie durch ihr unkontrolliertes Verhalten in Gefahr bringt. In diesem Fall wurde ich aber enttäuscht. Zwar versucht Joy Fielding die Geschichte in diese Richtung zu lenken, aber außer ein paar - in meinen Augen - "harmlosen" Anschuldigungen (ohne stichhaltige Beweise) gegen Julias Exfreund und den verheirateten Nachbarn, ereignet sich nichts Aufregendes, was diese Idee unterstützen könnte.
Sehr genau wird jedoch auf die Psyche der leidenden Mutter eingegangen, die sich um ihre verloren geglaubte Tochter sorgt. Doch wird das Thema von der Autorin meiner Meinung nach zu eintönig dargestellt. Ständig wird davon berichtet, dass Cindy nicht schlafen kann, dass sie ihr Äußeres nicht mehr pflegt, dass sie aus Albträumen erwacht und der Hund an ihren Füßen leckt, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Dinge werden ständig wiederholt und so schleicht sich eine gewisse Langatmigkeit ein, die mir nicht sonderlich gefiel. Joy Fielding hätte durchaus noch andere Darstellungsweisen zur Verfügung gehabt, die die psychische Gereiztheit der Mutter anschaulich machen. So banal es klingen mag, aber eine angebrannte Pfanne, ein Essen das misslingt, ein Autounfall aufgrund mangelnder Konzentration wären eine Alternative zu Schlaflosigkeit und Albträumen gewesen.
Was der ständig präsente Hund in der ganzen Sache zu tun hat, habe ich auch nicht verstanden. Ich erwartete ständig, dass Cindy irgendwann auf die Idee kommt, den Hund an die Leine zu nehmen und ihn als "Spürhund" zu gebrauchen, um auf Julias Fährte zu stoßen. Beim immer wieder aufgeführten Gassigehen, wartete ich darauf, dass der Hund plötzlich anschlägt und die Witterung aufnimmt. Doch nichts geschah! Stattdessen entschuldigt sie sich zum hundertsten Mal bei dem Tier, dass sie sich so lange nicht um ihn gekümmert hat bzw. überlegt, was wohl der arme Hund von ihr denken soll, weil sie so orientierungslos durch die Gegend rennt. Ich fand das alles ziemlich eintönig und in die Länge ziehend und kann nicht verstehen, warum Joy Fielding nichts Besseres einfiel.
Gefallen hat mir, dass ein Verbrechen während des ganzen Romans nicht ausgeschlossen werden konnte, aber man trotzdem die Hoffnung hatte, dass Julia unversehrt heimkehrt. Auch die Tatsache, dass ständig mehrere Verdächtige in Frage kamen, fand ich sehr interessant. Da ich - wie bereits erwähnt - schon mehrere Bücher von Joy Fielding gelesen hatte, erwartete ich zum Schluss den großen "Joy-Fielding-Aha-Effekt". Ich vermutete die ganze Zeit, dass Cindys neuer Liebhaber - "der Steuerberater" - etwas mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun hatte und freute mich auf die Auflösung. Wie erstaunt (aber auch ein wenig enttäuscht) war ich, als der Schuss in eine völlig andere Richtung losging.
Der Schluss kam sehr schnell und unverhofft. Ich konnte während des Lesens einschätzen, wie viele Seiten noch zur Verfügung standen, um dem Leser die Auflösung zu präsentieren. Doch Seite für Seite kam ich dem Ende des Buches näher und noch immer war kein "Schlussakt" in Sicht. Doch plötzlich - 16 Seiten vor Schluss - wird das "Anfang vom Ende" eingeleitet und viel zu schnell, ja, ich möchte fast sagen "übereilt", wird einem der Aha-Effekt geliefert, die Auswirkungen auf die beteiligten Personen und ein kurzer Einblick, wie es mit Cindy und ihrer Familie weitergeht. Innerhalb von nur 16 Seiten wird der Leser "abgespeist", was mich ein wenig ärgerte. Da kämpft man sich durch seitenlange Gassi-Spaziergänge, durch Hundesabbereien und Albträumen und wird mit 16 Seiten "des Rätsels Lösung" abgefertigt.
| Fazit
"Bevor der Abend kommt" gehört nicht zu Joy Fieldings besten Romanen. Durch wiederholte, eintönige Beschreibungen von Nebensächlichkeiten wird die Story unnötig in die Länge gezogen. So störten mich z.B. die vielen Gassi-Spaziergänge mit dem Hund, hinter denen ich mehr vermutete, als wirklich dahinter steckte. Die Spannung wird dadurch künstlich hoch gehalten, was mir nicht gefiel. Auch das abrupte Ende, das auf nur 16 Seiten abgehandelt wurde, ärgerte mich.
Deshalb gibt es von mir für diesen Joy-Fielding-Roman nur zwei Sterne!
In diesem Sinne... alles bleibt anders... eure Dotti...
27 Bewertungen, 12 Kommentare
-
15.08.2006, 20:34 Uhr von MatthiasHuehr
Bewertung: sehr hilfreichciao Matthias
-
16.06.2006, 02:53 Uhr von panico
Bewertung: sehr hilfreichsh + lg panico :-)
-
29.05.2006, 02:55 Uhr von topware2002
Bewertung: sehr hilfreichSH-------oOO--(_)--OOo----------
-
26.05.2006, 13:58 Uhr von superlativ
Bewertung: sehr hilfreichSchöner Bericht!
-
24.05.2006, 22:22 Uhr von schnekuesschen
Bewertung: sehr hilfreichKlasse Bericht...LG Sandy :-)))
-
24.05.2006, 21:34 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan :>))))
-
24.05.2006, 21:17 Uhr von topfmops
Bewertung: sehr hilfreichSo lange die ‚infomail’ nicht funktioniert, lese und bewerte ich eben alles, was mir unter die Tastenuhr kommt. Wird die Administration schon sehen, was sie davon hat.
-
24.05.2006, 21:07 Uhr von bodspy
Bewertung: sehr hilfreich* * * SEHR HILFREICH * * * Liebe Grüße.. RenÖ ;o
-
24.05.2006, 20:52 Uhr von Estha
Bewertung: sehr hilfreichsh... @};----..lg susi
-
24.05.2006, 20:51 Uhr von Madrianda
Bewertung: sehr hilfreich+++sh+++ Gruß Beate :-)
-
24.05.2006, 20:49 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
-
24.05.2006, 20:46 Uhr von blackangel63
Bewertung: sehr hilfreich> SEHR HILFREICH < LG ANJA
Bewerten / Kommentar schreiben