Lauf, Jane, lauf (Taschenbuch) / Joy Fielding Testbericht

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ab 6,54
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Erfahrungsbericht von Paukenfrosch

Auf der Suche nach sich selbst

Pro:

spannender Einstieg; schockierendes Ende

Kontra:

mittendrin stellenweise zu langatmig

Empfehlung:

Ja

Am 8.11.2007 war ich zu Gast bei der "Kriminacht mit Sebastian Fitzek", wo er mehrere Bücher vorstellte und zum Lesen empfahl. Eines davon ist der Roman:
"Lauf,Jane, lauf!"

von
Joy Fielding
Ich hatte zwar vorher schon von dieser Autorin und ihren vielen Romanen gehört, jedoch ist dies nun das erste Buch von ihr, welches ich gelesen habe.

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Die Autorin
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Joy Fielding wurde am 18. März 1945 als Joy Teppermann in Toronto geboren. Sie ist Schriftstellerin und Schauspielerin. Mit ihrem Mann, mit dem sie in Toronto und Palm Beach wohnt, hat sie zwei Töchter.
Schon mit 8 Jahren begann sie zu schreiben, erst Geschichten und kleine Theaterstücke, doch schon mit 12 Jahren schrieb sie ein Drehbuch für einen Fernsehfilm. Sie studierte englische Literatur und wirkte während dieser Zeit in unzähligen Studentenfilmen mit. Der Wunsch, Schauspielerin zu werden, war geboren und so zog es sie nach dem Studium nach Los Angelas.

1970 ging sie nach Toronto zurück und versteifte sich nun mehr auf das Schreiben von Romanen. 1972 erschien ihr erstes Buch, doch erst mit "Jane, lauf, Jane" gelang ihr 1991/92 der internationale Durchbruch.
Joy Fielding schreibt Thriller und Psychothriller. Anbei die Liste ihrer Bücher von 1972 bis 2007, von denen es auch viele als Hörbuch zu kaufen gibt:

The Best of Friends
The Transformation
Trance - 1979
Sag Mami Goodbye - (Kiss Mommy Goodbye)
Ich will Ihren Mann- (The Other Woman)
Lebenslang ist nicht genug - (Life Penalty)
Ein mörderischer Sommer - (The Deep End)
Verworrene Verhältnisse - (Good Intentions)
Lauf, Jane, lauf! - (See Jane Run)
Schau dich nicht um - (Tell Me No Secrets)
Flieh, wenn du kannst - (Don't Cry Now)
Am seidenen Faden - (Missing Pieces)
Zähl nicht die Stunden - (The First Time)
Nur wenn du mich liebst - (Grand Avenue)
Schlaf nicht, wenn es dunkel wird - (Whispers and Lies)
Bevor der Abend kommt - (Lost)
Tanz, Püppchen, tanz - (Puppet)
Träume süß, mein Mädchen - (Mad River Road)
Nur der Tod kann dich retten - (Heartstopper)
Weitere Informationen zur Autorin findet man auf: www.wikipedia.org/wiki/Joy_Fielding

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Allgemeine Infos zum Buch
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Bei meinem Exemplar von Joy Fieldings "Lauf, Jane, lauf!" handelt es sich um eine 448-seitige Taschenbuchausgabe, die im Juni 1992 unter der ISBN 978-3-442-41333-1 beim Goldmann Verlag erschienen ist. Mein Buch gehört bereits zur 48. Ausgabe.
Der Preis für dieses Buch beträgt 8,95 €.

Diesen Roman gibt es in mehreren Gewändern, denn über die Jahre hinweg änderte sich etliche Male das Coverbild.
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Klappentext
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"An einem Nachmittag im Frühsommer ging Jane Whittaker zum Einkaufen und vergaß, wer sie war…"

So beginnt der Alptraum einer Frau, die sich plötzlich blutbefleckt, die Taschen voller Geld und ohne Erinnerungsvermögen auf den Straßen Bostons wieder findet.
Wer ist dieser Mann, den man ihr als ihren Ehemann vorstellt?
Was sind das für Medikamente, die ihr angeblich helfen sollen?
Warum fühlt sie sich als Gefangene im eigenen Haus?

Verzweifelt kämpft Jane von nun an um ihr Gedächtnis - es wird ein Kampf auf Leben und Tod…
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Inhalt & Meinung
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Joy Fielding fällt gleich auf Seite 1 mit der Tür ins Haus. Der Leser trifft auf eine Frau, die nicht mehr weiß, wer sie ist. Sämtliche Erinnerungen an ihre eigene Person und an ihr persönliches Umfeld hat sie verloren. Umgehend stellt man sich die Frage: Was ist dieser Frau Schreckliches passiert, das so schlimm ist, daß sie ihr Gedächtnis verloren hat? Das Interesse an dem Buch ist also umgehend geweckt und irgendwie hat man großes Mitgefühl mit dieser Frau.

Es folgen Seiten einer Odyssee dieser Frau, die durch die Straßen von Boston streift und verzweifelt versucht, sich zu erinnern. Mysteriös wird es, als sie in ihrer Manteltasche knapp 10.000 Dollar findet. Schockierend ist auch die Tatsache, daß das Kleid der Frau voller Blut ist. Hat sie eine Bank überfallen? Oder hat sie sogar Jemanden umgebracht?
Als sie sich einige Tage später in ärztlicher Behandlung befindet, wird sie erkannt und umgehend kommt ihr Mann, der angesehene Kinderchirurg Dr. Whittaker, um sie abzuholen. Eigentlich könnte jetzt alles wieder gut werden, denn bei Jane Whittaker, so heißt die Frau, wird eine hysterische Amnesie diagnostiziert, die innerhalb der nächsten Wochen jedoch wieder verschwinden soll. Doch weshalb hält ihr Mann ihre Freunde von ihr fern? Weshalb besteht er so energisch auf die Medikamenteneinnahme, spritzt Jane notfalls, wenn sie sich weigert? Welche Rolle spielt die Haushälterin, die strikt alle Anweisungen Dr. Whittakers befolgt? Das ist alles sehr merkwürdig und Jane fühlt sich von Tag zu Tag schlechter und ist dadurch fast die ganze Zeit ans Bett gefesselt. Hat ihr Ehemann, der sich überaus freundlich stellt, etwas zu verbergen? Warum sonst stellt er sie ruhig? Oder ist Jane verrückt?

Joy Fielding benötigt fast 330 Seiten, um die Geschichte von Jane und Michael Whittaker zu beschreiben. Als Leser ist man hin- und hergerissen, wem von beiden man Glauben schenken soll, was natürlich für eine gewisse Spannung sorgt. Einerseits hat Jane ihr Gedächtnis verloren und Michael schildert frühere Erlebnisse, die Jane als stur und jähzornig erscheinen lassen. Andererseits ist sein Verhalten Jane gegenüber auch merkwürdig, denn weshalb schottet er sie von der Welt ab?
Ich will nicht behaupten, daß mich die Story des Buches kalt gelassen hätte, jedoch ist sie so penibel erzählt und bis ins kleinste Detail wiedergegeben, daß es mir zeitweilig beim Lesen langweilig wurde. Ich dachte stets: Wann kommt Joy Fielding endlich auf den Punkt! Der Inhalt der 330 Seiten hätte auch auf 200 Seiten Platz gehabt und das Buch wäre dennoch spannend gewesen. Aber so war es teilweise wirklich nervig und zeitraubend und führte meines Erachtens nicht zum weiteren Spannungsaufbau. Unnötig wird das Geschehen in die Länge gezogen, strotzt vor Wiederholungen und man hat immer wieder das Gefühl, seitenlang auf der Stelle zu treten. Nö, das gefällt mir nicht.

Wirklich spannend sind dann wieder die letzten 100 Seiten des Romans. Jane, der zwischenzeitlich immer wieder Geistesblitze erscheinen, die sie logisch kombiniert, wird nun endlich aktiv und die Ereignisse überschlagen sich. Sie wühlt sich durch ein Wirrwarr von Lügen und kommt der Wahrheit auf die Spur, nicht zuletzt, weil sie sich plötzlich wieder an alles erinnern kann, was vor Monaten geschah. Doch sie steht allein da, denn in ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis stößt sie auf Menschen, die ihr keinen Glauben schenken.
Was Jane und mit ihr auch der Leser vermutet, bestätigt sich nun Stück für Stück. Gibt es noch anfangs die verschiedensten Ideen bezüglich des Geheimnisses, so wird jetzt alles vorhersehbar. Und so schlimm und tragisch sich die Geschichte auch entwickelt, es gibt keine einzige Stelle im Text, wo die Bombe regelrecht platzt und man als Leser völlig von den Socken ist. Man ist über die erwähnten Neuigkeiten nicht wirklich überrascht, denn es bahnte sich jedes Mal schon seitenlang an, wohin der Hase läuft. Das ist sehr schade.

Warum der Roman nun "Lauf, Jane. Lauf!" heißt, ist mir nicht ganz klar. Immerhin liegt Jane fast das ganze Buch über im Bett und kann sich kaum bewegen. Erst zum Schluß des Romans wird sie aktiv, hat jedoch beim Laufen Schwierigkeiten und fährt mehr mit dem Auto. Vermutete ich des Titels wegen, daß Jane verfolgt, gehetzt und gejagt wird, so ist dies nicht zutreffend. Es ist eher eine Hetzjagd, die sich im Kopf Jane´s abspielt.
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Ich möchte nun noch etwas zum Geheimnis und dessen Auflösung erwähnen. Wer jedoch noch vorhat, das Buch selbst zu lesen, der sollte folgende Zeilen bis zum Fazit überspringen, ihr Inhalt könnte sonst die Spannung nehmen !!!
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Joy Fielding bearbeitet in diesem Buch ein äußerst heikles Thema: Kindesmißbrauch. Und zwar durch den eigenen Vater! Diese Thematik ist an sich schon brisant, doch noch interessanter ist es, wie Joy Fielding die Aufdeckung dieser Tatsache beschreibt. Immerhin hat Jane selbst nichts davon mitbekommen, weder vom Verhalten ihrer Tochter, noch vom Verhalten ihres Mannes her. Erst die Lehrerin macht Jane darauf aufmerksam. Einfühlsam und sachlich schildert die Lehrerin Jane, was sie in diesem schrecklichen Verdacht bestätigt hat.
Sicherlich scheint es logisch und richtig, bei einem solchen Thema Augen und Ohren offen zu halten, doch es ist eher mutig, finde ich, wenn man dies auch tut. Denn was ist, wenn sich der Verdacht nicht bestätigt? Schwerwiegende Konsequenzen erwarten denjenigen, der so etwas haltlos behauptet. Doch soll man des Selbstschutzes wegen vor derartigen Anzeichen die Augen verschließen? Fragen, die sich sicherlich auch etliche Lehrer bei uns in Deutschland stellen. Und meist werden sie damit leider allein gelassen.

Diskussionswürdig ist auch das Verhalten von Dr. Whittaker, bezogen auf die Medikamentenverabreichung gegenüber seiner Frau. Er stellt Jane ruhig, um sie daran zu hindern, wieder zurück in ihr Leben zu finden. Doch weshalb ist es für einen Arzt so leicht, derartig starke Medikamente überhaupt entwenden zu können? Ist hier nicht eine strengere Kontrolle nötig, um Medikamentenmißbrauch zu verhindern? In wie weit ist dies auch in Deutschland möglich? Dieser Gedanke kann einem Angst machen.
Im Zusammenhang damit macht mir jedoch noch viel größere Angst, wie einfach es scheint, Menschen zu manipulieren, denn Michael Whittaker erzählt Jane und Jane´s Freunden, Bekannten sowie den Nachbarn die ungeheuerlichsten Geschichten. Selbstverständlich glaubt man einem angesehenen Arzt und nicht seiner sonst oft sehr jähzornigen und über die Stränge schlagenden Frau. Es ist für den Betroffenen unheimlich schwer, sich gegen derartige Lügen zu wehren, besonders, wenn man zusätzlich mit Medikamenten bombardiert wird. Doch auch ohne Medikamente scheint es fast unmöglich, sich gegen geschickt eingefädelte Lügen zu wehren, wenn sie aus dem Munde eines Höherrangigen kommen. Das habe ich selbst schon miterleben müssen. Man fängt an, an sich zu zweifeln, denn eigentlich weiß man ja, daß man selbst die Wahrheit sagt, doch die Mehrheit glaubt die Lügen. Warum? Weil in brisanten Situationen Lügen leichter zu akzeptieren sind?

Und so ist man schier erstaunt, welche Dramatik sich in den letzten 100 Seiten des Romans verbirgt.
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Fazit
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Insgesamt erachte ich das Buch "Lauf, Jane, lauf!" als lesenswert. Die Einleitung ins Geschehen ist gekonnt gemacht. Man ist umgehend gefesselt und man stellt sich als Leser unendlich viele Fragen, die man beantwortet haben möchte. Das treibt einen natürlich beim Lesen voran und macht es unmöglich, das Buch ungelesen beiseite zu legen.

Die letzten 100 Seiten des Buches sind ebenso spannend. Hier gewinnt der Roman zunehmend an Tempo, denn die Ereignisse überschlagen sich und lüften das äußerst brisante Geheimnis Stück für Stück bis zur völligen Aufklärung.
Nur zwischendurch ist das Buch zäh und langatmig. Zu detailliert wird Jane´s Entwicklung erzählt. Man nimmt regelrecht an jedem ihrer Schritte und Gedankengänge teil. Da sie geistig nicht ganz auf der Höhe ist, denkt sie schleppend und auch immer wieder das Selbe. Jedoch ist der Leser nicht verwirrt und könnte deshalb die Informationen auch in knapperer Ausführung vertragen.

Und so mischt sich der eigentlich doch recht einfache und flüssige Schreibstil mit zähen BlaBla-Passagen, die vor Wiederholungen strotzen und einen teilweise wirklich nicht nur langweilen, sondern sogar nerven.

Eigentlich zieht es mich somit zu einer 3-Sterne-Bewertung hin. Ich werde jedoch 4 Sterne vergeben, weil ich die angesprochenen Thematiken des Buches sehr interessant finde. Joy Fielding regt hier zum intensiven Nachdenken an und eventuell sogar zum Handeln, sollte man sich in ähnlichen Situationen wieder finden.

Heavy finde ich allerdings den Preis des Buches. 8,95 € und das für ein Buch, welches es seit 15 Jahren zu kaufen gibt. Da ist ja so manche Neuerscheinung preiswerter. Deshalb kann ich nur empfehlen, ein gebrauchtes Buch bei eBay oder Hitflip preiswerter zu ergattern.

( Mein Bericht erschien bereits auf Ciao am 22. November 2007 )

23 Bewertungen, 8 Kommentare

  • Mondlicht1957

    23.02.2008, 21:37 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreicher Bericht - Dir ein schönes Wochenende. LG pet

  • Prisca

    26.12.2007, 16:29 Uhr von Prisca
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ach, du bist auch ein Hitflipper ?! LG

  • Baby1

    25.12.2007, 11:56 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • Oliver-

    25.12.2007, 11:20 Uhr von Oliver-
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wirklich ein klasse Bericht! LG Oliver-

  • LittleSparko

    25.12.2007, 11:13 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • bigmama

    24.12.2007, 23:25 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    SCHÖNE FEIERTAGE! LG Anett

  • morla

    24.12.2007, 22:59 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    l.g. petra

  • Markusgeiger86

    24.12.2007, 22:50 Uhr von Markusgeiger86
    Bewertung: sehr hilfreich

    mfg, Markus