Lauf, Jane, lauf (Taschenbuch) / Joy Fielding Testbericht

Goldmann-wilhelm-gmbh-lauf-jane-lauf-taschenbuch
ab 6,54
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Erfahrungsbericht von jacktyper

Fliehende Erinnerung

Pro:

Knisternde Spannung / Quälend ungewisser Ausgang / Einfach zu lesen / Nachvollziehbar und authenthisch

Kontra:

---

Empfehlung:

Ja

Als sich Janes Mantel öffnet, sieht sie im Spiegel das Blut auf ihrem Kleid. Ein weiteres beängstigendes Detail neben der Tatsache, dass sich Unmengen an Bargeld in ihren Taschen befindet.
Wer ist diese Person, die dieses so schier unbekannte Leben führt? Jane weiß nichts mehr, als sie sich an diesem warmen Sommertag auf den Straßen Bostons wiederfindet. Weder ihren Namen, noch was sie eigentlich vorhatte. Warum verließ sie das Haus? Hat sie Familie oder Kinder? Was macht sie beruflich und warum in aller Welt hat sie keinerlei Erinnerungsvermögen mehr an ihr Leben?

Die Polizei bringt sie ins Krankenhaus, wo ihr besorgter Ehemann sie in Empfang nimmt. Doch Jane ist unsicher. Jeden Tag bekommt sie Tabletten verabreicht und fühlt sich bald als Gefangene in ihrem eigenen Haus. Bildet sie es sich nur ein, dass sich ihr Zustand immer weiter verschlechtert? Warum darf sie keinen Kontakt zu ihren Freunden aufnehmen und wird sie sich je wieder an ihr altes Leben erinnern können?


"An einem Nachmittag im Frühsommer ging Jane Whittaker zum Einkaufen und vergaß, wer sie war..."
So beginnt der Roman "Lauf, Jane, lauf" von Krimiautorin Joy Fielding. Ein Satz, der sicher neugierig macht und den Leser sofort in die packende Story führt. Auf eindrucksvolle Weise schildert Fielding Janes Weg aus der Unwissenheit. Eine Geschichte, die von Beginn an fesselt, weil sie trotz einer zuerst äußerst wirr klingenden Story jeglichen Bezug zur Authenthizität nie verliert. Dem Leser gelingt es, sich in die Situation der Protagonistin hineinzuversetzen und sich dabei selbst die wohl ungemein interessante Frage zu stellen: Wie würde ich in einer solch bizarren Situation reagieren und inwiefern ist es überhaupt möglich, sämtliche Informationen aus seinem Gedächtnis zu verlieren?
Joy Fielding erreicht diese Wirkung durch die einfache Schreibweise und die vielseitige Beschreibung von Janes Gedanken. Obwohl in der dritten Person geschildert, werden die Emotionen der Hauptperson immer wieder offenbart und deren eigene Fragen stets aufs Neue dokumentiert.

"Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt noch am Leben bin. Es ist ein Wunder, dass mein Mann mich noch nicht in eine Anstalt gebracht hat. Ich bin eindeutig reif fürs Irrenhaus. Sonst müsste ich mich doch auch einmal an etwas anderes erinnern als an ein Sortiment von Wutanfällen. Aber vielleicht wollen diese Erinnerungen mir etwas sagen. Vielleicht steckt in dem, was mein Unterbewußtsein mir da offenbart, eine tiefere Bedeutung. Oder schlimmer noch. Vielleicht sind diese Erinnerungen nur die Ouvertüre, die die Handlung einführt, die den Boden für den großen Knalleffekt bereitet, für die krönende Wahnsinnstat, die mir beinahe zehntausend Dollar, ein blutverschmiertes Kleid und einen leeren Kopf eingebracht hat. Bin ich wirklich so verrückt, wie mein Unterbewußtsein mir weismachen will?"

Es ist ein langer Weg, den Jane mühsam meistert. Ihr Gedächtnis bessert sich von Woche zu Woche, jedoch kommen die Erinnerungen nur bruchstückchenhaft zurück. Ihre Tochter wurde von ihrem Ehemann Michael zum Schutz bei den Großeltern untergebracht, doch Janes Verlangen, sie zu sehen, steigt ins Unermessliche. Auch der Drang, sich mit ihren Freundinnen zu treffen, lässt sich nur schwer unterbinden, doch stellt sich natürlich immer wieder die Frage, was man diesen Menschen erzählen soll. Menschen, die einem praktisch fremd sind, obwohl diese einen selbst bestens kennen. Auch hier wird der Leser immer wieder mit einbezogen. Psychologisch ist dieses Buch demnach ein Hochgenuß. Würde man seine Freunde sehen wollen, wenn man jegliche Kenntnisse über diese verloren hat?

So schön die kleinen "Erinnerungsrückkehrer" auch sind, so bedrückend ist für Jane auch die Angst, nie wieder das alte Leben führen zu können, wie auch immer es gewesen sein mag. Jane wird depressiv, denkt gar über Selbstmord nach, doch das Verlangen, alles wieder ins Normale wenden zu können, treibt sie weiter voran. Sie beginnt ihrem Mann zu mißtrauen, genauso der Haushälterin Paula. Ist es wirklich nur die reine Fürsorge, die ihr die beiden entgegenbringen oder welche Hintergedanken haben sie wirklich? Was denken die Nachbarn, die Freunde und Verwandten über Jane und wollen diese überhaupt noch etwas mit einer offensichtlich Verrückten zu tun haben?
Jane beginnt sich aufzuraffen, so müde und benommen sie jeden Tag auch ist. Sie stellt Nachforschungen an und beginnt aus dem tristen Alltag, in dem sie Medikamente, Essen und viel Schlaf begleiten, auszubrechen. Bis sie eine furchtbar schockierende Erkenntnis zu lähmen beginnt...

"Lauf, Jane, lauf" ist ein Thriller der besonderen Art. Joy Fielding schildert einen Albtraum, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Einmal begonnen, mag man das Buch kaum noch aus der Hand legen; zu fesselnd ist die Story, zu groß der Drang hinter alle Geheimnisse zu kommen, zu überwältigend der Schreibstil, der Gedanken und Emotionen der Jane kongenial mit der sachlichen Schilderung der Ereignisse harmonieren lässt.
Ein Leseerlebnis, das seinesgleichen sucht. Nicht umsonst stieg der Roman 1991 innerhalb weniger Wochen in die Bestsellerlisten auf. Joy Fielding wollte schon mit acht Jahren nichts anderes als Schriftstellerin werden, jedoch wurde ihre erste Story, die sie damals an ein Magazin schickte, abgelehnt. Aber auch in der Schul- und Studentenzeit verfolgte sie ihr Ziel hartnäckig weiter, bis ihr mit "Lauf, Jane, lauf" der internationale Durchbruch gelang. In den USA erregte er sofort großes Aufsehen. Die Zeitschrift "Cosmopolitan" sicherte sich die Vorabdrucksrechte und Oscar-Preisträgerin Sally Fields kaufte für ihre eigene Produktionsgesellschaft die Filmrechte des Stoffes.

Ein Psychothriller, der den Leser packt und erst nach dem dramatischen Finale wieder loslässt und der Beweis, das Lesen ein phantastisches Erlebnis sein kann...


"Lauf, Jane, lauf" ("See Jane Run")
Erschienen im Goldmann-Verlag
447 Seiten
ISBN 3-442-41333-8
8,95 €

21 Bewertungen, 9 Kommentare

  • sung1rl

    23.02.2006, 01:21 Uhr von sung1rl
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, lg - sunny

  • topware2002

    23.02.2006, 00:34 Uhr von topware2002
    Bewertung: sehr hilfreich

    <SH> .... :>)

  • bubbelchen05

    22.02.2006, 22:23 Uhr von bubbelchen05
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH <br/>Liebe Grüße <br/>Marina

  • Sarah1509

    22.02.2006, 21:00 Uhr von Sarah1509
    Bewertung: sehr hilfreich

    Freue mich immer über gegenlesungen Gruß Sarah

  • Ibizagirl1977

    22.02.2006, 19:55 Uhr von Ibizagirl1977
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner bericht <br/>liebe gr´üße sonja

  • franjanina

    22.02.2006, 19:30 Uhr von franjanina
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Vicky

    22.02.2006, 19:28 Uhr von Vicky
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich - Vic

  • morla

    22.02.2006, 19:25 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich <br/>

  • Udo35

    22.02.2006, 19:24 Uhr von Udo35
    Bewertung: sehr hilfreich

    Freue mich über Gegeenlesungeen .Gruß Udo