Lauf, Jane, lauf (Taschenbuch) / Joy Fielding Testbericht

Goldmann-wilhelm-gmbh-lauf-jane-lauf-taschenbuch
ab 6,54
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Erfahrungsbericht von bolmsoe

Packender Psychothriller für schlaflose Nächte

Pro:

fesselnd, spannend, aufregend

Kontra:

das Ende lässt sich schon einige Seiten vor Schluss erahnen

Empfehlung:

Ja

Zu diesem Buch kam ich durch einen Buchtipp bei Ciao. Da ich sehr viel im Zug von und zur Arbeit lese, habe ich automatisch eine feste Anzahl Lesestunden pro Woche und verschleiße wöchentlich an die 1 – 3 Bücher (natürlich je nach Dicke des Buches). „Lauf, Jane, Lauf“ hat mich dermaßen gefesselt, dass ich neben der Zugleserei noch zwei verkürzte Nächte hatte. Dies war es aber wert.

***Inhalt***

Jane Whittaker findet sich an helllichtem Tage auf der Straße wieder und weiß nicht, wer sie ist. Als sie ihren Mantel öffnet, sieht sie, dass ihr Kleid blutverschmiert ist und findet außerdem 10.000 Dollar in den Manteltaschen. Papiere trägt sie nicht bei sich. Was ist passiert?

Im Krankenhaus erhofft sie sich Hilfe und wird zumindest schon einmal als Frau eines angesehenen Kinderchirurgen erkannt, der sofort alarmiert wird und sie abholt. Zu Hause zeigt sich ihr Mann Michael als sehr liebenswürdig und verständnisvoll, und er versucht immer, durch verschiedene Geschichten, die er ihr aus dem gemeinsamen Leben erzählt, ihr Gedächtnis zu fördern. Doch Jane hat noch immer einen Blackout. Sie lebt nicht mehr, sie existiert. Besonders Besorgnis erregend ist es, dass sie die Menschen nicht mehr erkennt, die sie liebt; allen voran kann sie sich nicht mehr an ihre Tochter erinnern. Diese ist bei den Großeltern, da sie die Situation vielleicht zu sehr erschrecken würde.

Als sich ihr Gedächtnisverlust gar nicht verbessert, wird Jane langsam misstrauisch. Warum darf sie das Haus nicht verlassen? Was sind das für Medikamente, die sie einnehmen muss und von denen sie sich eher schlechter fühlt? Wo ist ihre Tochter wirklich? Und vor allem, was geschah an dem Tag ihres Gedächtnisverlustes?

***Meinung***

Für mich hat das Buch alles, was ein guter Thriller haben muss. Zunächst einmal war das Thema natürlich eine zündende Idee der Autorin. Amnesie ist schon ein interessantes Feld, mit dem ich mich zuvor noch nicht eingehend befasst habe, das aber sehr schockierend ist. Joy Fielding beschreibt Janes Zustand sehr gut: Die Verzweiflung, wenn sie anscheinend fremde Menschen ansprechen und sie im Laufe des Gesprächs erfährt, dass dies ihre besten Freunde sind, die Unsicherheit im eigenen Haushalt, den sie selbst eingerichtet hat, wo sie aber nichts wiederfindet und schließlich ihre Abhängigkeit von den Menschen, die sie umgeben, allen voran natürlich von ihrem Mann Michael. Da sie selbst keinerlei Erinnerung an ihr früheres Leben hat, muss sie diesen Menschen alles glauben, was sie ihr erzählen. Dies sind neben ihrem Mann auch ihre frühere Freundin und Nachbarin Carole, der gemeinsame Freundeskreis von Jane und Michael, Janes Schwägerin... All diese Menschen zeigen sich sichtlich besorgt um sie, doch hat sie das Gefühl, dass ihr jeder unter dem Vorwand, sie schonen zu wollen, etwas verschweigt. Die Unsicherheit, die ihr Leben prägt, mündet irgendwann in Apathie, um dann in den festen Entschluss, die Wahrheit herauszufinden, umzuschlagen. Jane macht sich auf die Suche nach ihrem Schicksal und muss feststellen, dass viele Menschen in Wirklichkeit anders sind, als sie sich ihr darstellen.

Ich habe mir oft vorgestellt, wie sich diese Amnesie für Jane anfühlt. Ist sie anfangs noch voller Hoffnung, dass sich ihr Zustand bald bessern wird, muss es umso schlimmer sein, festzustellen, dass sie nicht nur sich selbst neu kennen lernen muss, sondern offensichtlich auch ihrem Umfeld nicht glauben kann. Im Umkehrschluss dazu misstraut sie auch denjenigen, die ihr wirklich nur helfen wollen. Diese Haltlosigkeit vermittelt Joy Fielding sehr gut. In einfachen, aber prägnanten Sätzen schafft sie es, sich in die Person mit diesem Krankheitsbild hineinzuversetzen und lässt den Leser mitzittern. Sie schreibt in der Erzählperspektive über Jane in der 3. Person, legt aber Janes Gefühlswelt offen, so dass man sich mit ihr gut identifizieren kann. Vielfach hat man beim Lesen eine Vermutung auf den Ausgang der Geschichte, doch wird man genauso oft eines besseren belehrt. Ungefähr 70 Seiten vor Ende hat man schließlich eine Lösungsidee, die sich dann auch bewahrheitet. Daher ist das Ende zwar nicht unspannend, jedoch nicht ganz so überraschend. Dennoch werde ich dem Buch an dieser Stelle einen Stern abziehen, da man sich beim Lesen so sehr an die Spannung gewöhnt hat, dass es die letzten 70 Seiten etwas ungewohnt war, keinen Aha-Moment mehr zu erleben. Das passt irgendwie nicht zum Stil des Buches.

Zumindest führt Joy Fielding alle Fäden am Ende logisch zusammen, so dass keine Frage offen bleibt. Meine Lesedauer bei diesem Buch betrug nur 2 ½ Tage für 447 Seiten. Ich denke, das spricht für das Buch!

***Die Autorin***

Joy Fielding, geboren 1945 in Kanada, hat sich schon immer fürs Schreiben interessiert und wollte schon als Jugendliche Schriftstellerin werden. Dieser Berufswunsch wurde jedoch durch ihre Tätigkeiten für Film und Fernsehen unterbrochen, doch nach einigen Misserfolgen begann sie wieder, intensiv zu schreiben. Auch in Deutschland ist sie bekannt durch ihre Vielzahl von spannungsgeladenen Thrillern.

Joy Fielding ist verheiratet und hat zwei Töchter. Ihren Wohnsitz hat sie sowohl in Toronto als auch in Florida.

***Sonstiges zum Buch***

Das Buch ist unter der ISBN-Nummer 3442457742 für 7,- Euro im Buchhandel als Taschenbuch erhältlich. Ich selbst habe es für 1,50 Euro zuzüglich 1,28 Euro Porto bei Hood ersteigert.


***Fazit***

Wer einmal ein paar spannungsgeladene Stunden erleben will, sollte sich dieses Buch unbedingt zulegen. Ich fand es faszinierend und werde es auch nicht mehr aus der Hand geben, sondern in einiger Zeit gerne noch einmal lesen. Einen Stern ziehe ich wie erwähnt für das Ende ab. Viel Spaß beim Lesen und schon mal eine schöne Woche!!

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