Lauf, Jane, lauf (Taschenbuch) / Joy Fielding Testbericht

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Erfahrungsbericht von Gabimel

Warum hat sie nicht auf ihren Instinkt gehört???

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

In meiner Freizeit höre ich ja nicht nur Benjamin Blümchen Kassetten. Nein, ich lese auch schon mal ein gutes Buch. Leider bin ich abends nach der Arbeit oft zu schlapp diesem Hobby nachzugehen. Aber vor 2 Wochen habe ich mir bei meiner Mutter ein gutes Buch ausgeliehen, welches mich so sehr gefesselt hat, dass ich es innerhalb von 2 Tagen ausgelesen hatte.

Dieses Buch hieß: „Lauf, Jane, lauf!“ und wurde von der Bestsellerautorin Joy Fielding verfasst.

Inhalt

Eine junge Frau steht mitten in Boston und weiß nicht mehr, wer sie ist! Sie kennt alle Straßen Bostons, weiß wo sie was einkaufen kann und wo sie wichtige Gebäude (Bank, Post, Hotel, Sehenswürdigkeiten) finden kann. Aber sie weiß einfach nicht, wer sie ist.

Jane steht an einer Straße, weiß nicht, was sie machen soll oder wo sie hingehen soll. Sie steht einfach nur da. nach einiger Zeit steckt sie ihre Hand in die Jackentaschen und findet dort eine ganze Menge Geld. Hat sie das Geld jemandem gestohlen? Hat sie vielleicht sogar eine Bank ausgeraubt? Es fällt ihr einfach nicht ein.
Nach einer Weile auf der Kreuzung in Boston, beschließt sie, sich ein Zimmer in einem Hotel zu nehmen. Es wird ihr bestimmt wieder einfallen, wer sie ist.
Also geht sie los, nimmt sich ein Zimmer und als sie sich dort ihren Mantel auszieht, stellt sie fest, dass ihr Kleid vorne voller Blut ist. Wessen Blut ist das? Ist es ihr Blut? Aber nein, sie hat keine Verletzungen. War sie doch bei einem Bankraub beteiligt und hat deshalb 10 000 Dollar in der Jackenasche? Was machte sie mitten in Boston mit einem Zettel in der Tasche, wo draufsteht, welche Lebensmittel sie für den Schokoladenkuchen braucht? Und wer ist Pat Rutherford? Dieser Name findet sich nämlich unter ihrem Einkaufszettel zusammen mit einer Zimmernummer.
All diese Fragen stellt sie sich immer wieder, doch die Frage, die sie am Meisten beschäftigt lautet: Wer zum Teufel bin ich???
Diese Frage allerdings wird einerseits sehr schnell, andererseits aber auch erst ganz am Schluss beantwortet. Als sie sich nach wenigen Tagen doch bei der Polizei meldet, weil sie sich noch immer nicht erinnern kann, wird sie in ein Krankenhaus gebracht und dort gründlich untersucht. Während sie dann auf die Ergebnisse der letzten Untersuchung wartet wird sie von einer der Krankenschwestern dort erkannt. Sie heißt Jane Whittaker und ist die Ehefrau von Michael Whittaker, einem angesehenen Kinderarzt, sowie die Mutter einer bezaubernden Tochter.

Ihr Mann wird natürlich sofort benachrichtigt und mit der Tatsache vertraut gemacht, dass seine Frau unter einer hysterischen Amnesie leidet. Eine solche Amnesie, wird beiden erklärt, tritt auf, wenn ein Angriff auf eine geliebte Person stattgefunden hat. Für Michael ist klar: das kann nur der erste Todestag von Janes Mutter sein.

Während Jane auf die erste Begegnung mit ihrem Mann wartet meldet sich ihr Instinkt mit den Worten: Lauf, Jane, auf! Doch sie bleibt ruhig in dem Behandlungszimmer sitzen, bis Michael erscheint.
Nur sie weiß nicht, dass ihr Instinkt sie richtig beraten hätte: denn sobald sie mit Michael in ihrem Haus angekommen ist und sich wenige Tage dort aufgehalten hat, lässt ihre körperliche und psychische Verfassung nach – sie bekommt krampfartige Anfälle und leidet bald unter den Symptomen, die ein an Parkinson Erkrankter aufweist.
Wieso geht es ihr jetzt so schlecht? Warum darf sie ihre Tochter nicht sehen? Und weshalb dürfen ihre Freunde sie nicht sprechen und auch nicht besuchen?

Was ist hier los?

Langsam aber sicher beginnt Jane, sich gegen die übernatürlich und überstarke Versorgung und Pflege von Michael zu wehren. Sie entwickelt immer wieder neue Theorien, verwirft sie, entwickelt noch eine andere Theorie, verwirft diese, geht zurück zu der ersten.

Nach und nach, lässt ihre hysterische Amnesie einige Erinnerungen an ihre Vergangenheit frei. Sie erinnert sich an ein Erlebnis mit ihrer besten Freunden, sie erlebt nochmals ein Ereignis auf dem Bahnhof, wo sie mit der Schulklasse ihrer Tochter war. Immer und immer wieder kommen neue Erinnerungen zurück und immer und immer wieder folgt einer neuen Erinnerung eine weitere Verschlechterung ihres Zustandes.

Sie beginnt sich zu wehren und eines Tages haut sie von zu Hause ab. Sie will zu dem Arzt, der sie damals bei der Untersuchung im Krankenhaus so nett und freundlich behandelt hat. Doch leider ist dieser für einige Wochen im Urlaub. Was nun? Jane beschließt auf eigener Faust herauszufinden, was ihr helfen kann, das Gedächtnis wieder zu finden und welche Ursachen es gibt.
In der Krankenhausbibliothek macht sie sich auf die Suche nach einem dicken Lexikon, wo sie auch bald die hysterische Amnesie findet. Leider steht dort nicht mehr, als die Ärzte ihr damals nach der Untersuchung schon gesagt haben und durch einen unglücklichen Zufall, wird sie dort auch noch wieder von ihrem Mann Michael eingefangen. Doch nun konfrontiert sie ihn mit den Tatsachen, die sie ihm bisher verschwiegen hat: dem Geld und dem Blut.

Wird Jane jemals wieder wissen wer sie ist? Sind ihre Theorien über Michaels Rolle in dem ganzen Debakel richtig? Aber wie kann ein solch liebender Ehemann seiner Frau so etwas antun? Wird Jane ihre Tochter eines Tages wiedersehen, oder ist sie tot, so, wie es Michael ihr erzählt hat?

Kommentar

All diese Fragen kommen einem in den Sinn, wenn man das Buch liest. Man leidet und fühlt mit Jane, doch hatte ich anfangs das Gefühl, dass Jane gar nicht Jane ist. Das muss eine Verwechslung sein. Der gute Doktor Michael hat sich da was ausgedacht um irgendeine Straftat zu verdecken. Irgendeine Bande von Kriminellen arbeitet da zusammen. Aber nein. Spätestens wenn die ersten Erinnerungen von Jane zu lesen sind, verwarf ich meine verworrenen Gedanken. Jane ist wirklich die Frau von Michael Whittaker.

Doch was hat sie in diese bedrohliche Situation gebracht? Denn bedrohlich ist sie wirklich: all die Geschichten die Michael ihr erzählt haben zwar Hand und Fuß, passen aber nach genaueren Überlegungen nicht in das Bild, das man sich von Jane beim Lesen macht. Auch mit den Erinnerungen passt es noch lange nicht zusammen und jedesmal, wenn Jane langsam aber sicher wieder etwas klarer im Kopf wird registriert man einige Haken in den Geschichten Michaels. Doch dass es wirklich so ist, konnte ich mir als Leser nicht vorstellen. Aber gegen Ende erfährt man dann doch die Wahrheit. Diese werde ich jetzt natürlich nicht erzählen, immerhin solltet ihr das Buch selber lesen.
Ich sage nur soviel: es ist wirklich ein schweres Schicksal, dass Jane herausgefordert hat und sie gewinnt den Kampf um ihre Erinnerung, als sie das zweite Mal wegläuft. Der Grund für den Verlust ihres Gedächtnisses im Grunde genommen ein Angriff auf die körperliche Unversehrtheit ihrer Tochter. Und da sie immer sehr temperamentvoll war hatte dies einen körperlichen Angriff auf eine ihr liebe Person zufolge.

Es ist schockierend, die wahre Geschichte Janes herauszufinden und festzustellen, welche einfachen Mittel zum Zweck führten. Sie wird mit Medikamenten bewusst davon abgehalten sich zu erholen und zu erinnern, weil zu viel davon abhängt. Und wenn man dann die Grausamkeit hinter all diesen Taten findet, dann wird es einem schon fast schlecht.

Die Geschichte selbst mag zwar etwas weit hergeholt klingen, doch besteht wirklich die Möglichkeit, dass ein solches Ereignis auftreten kann und es bestimmt schon wenige Menschen gibt, die ein solches Erlebnis durchgemacht haben. Solchen Menschen gegenüber muss ich meinen tiefsten Respekt aussprechen. Ich stelle es mir nicht leicht vor zu vergessen wer man ist, wo man wohnt und vor allem warum man vergessen hat wer man ist. Am Schlimmsten allerdings stelle ich es mir vor, wenn die Erinnerung mit einem Schlag wieder zurückkommt und die volle Flut dessen, was man vergessen wollte, einen trifft.

Meinung

Das Buch ist wirklich gut geschrieben worden und könnte auf einer wahren Geschichte basieren, was meiner Meinung nach, das ganze Thema und die ganze Geschichte noch schockierender wirken lässt.
Auch wenn ich eigentlich nie gerne Thriller gelesen habe, so konnte ich dieses Buch nicht aus der Hand legen. Es war einfach zu spannend und zu gut geschrieben.
Man fühlt mit Jane, man bildet seine eigenen Theorien über Janes Situation und verwirft sie genau wie Jane immer wieder, weil es einfach nicht in das Bild passen. Man erfährt erst ganz am Schluss, wer Jane wirklich ist und was sie in diese Situation gebracht hat, man ist genauso schockiert über alle Ereignisse, wie Jane selbst und man begreift endlich Zusammenhänge, die einem anfangs unklar waren.

Joy Fielding hat ein gutes Händchen um ein Buch vom Anfang bis zum Ende spannend und interessant zu schreiben. Sie verwickelt die Leser in die Geschichte und ich glaube nicht, dass irgendjemand in der Lage ist das Buch wieder wegzulegen, wenn er einmal angefangen hat.

Und jetzt kann ich nur noch sagen, dass es eines der besten Bücher ist, dass ich gelesen habe und ich habe schon viele gelesen!

Kurzinfo zu dem Buch

Das Buch hat 447 Seiten, erschien im Goldmann-Verlag und kostet in der Taschenbuchausgabe ca. 8 €. Es wurde 1992 veröffentlicht und die ISBN – Nummer lautet: 3-442-41333-8.


So, jetzt wünsche ich euch noch einen schönen Tag. Bis zum nächsten Bericht!
Eure
Gabimel

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