Schau dich nicht um (Taschenbuch) / Joy Fielding Testbericht

Wieder einmal habe ich zugeschlagen bei Ebay. Für einen sehr lohnenden Euro wurde ich stolzer Besitzer eines weiteren Joy-Fielding-Romans. Meine Auswahlkriterien waren diesmal weniger umfangreich als sonst. Von Joy Fielding sollte es sein, möglichst günstig und natürlich noch nicht gelesen. So fiel mir also folgendes Werk in die Hände…


~Schau dich nicht um von Joy Fielding ~

Wie so oft prangt einem das Gesicht einer Frau vom Titelbild entgegen. Es handelt sich um ein schwarz gehaltenes Taschenbuch das 1993 im Goldmann-Verlag erschien. Die amerikanische Ausgabe die der Feder von Joy Fielding entsprang, wurde von Mechthild Sandberg-Ciletti auf 442 Seiten ins deutsche übersetzt. Der wenig ansprechende Klappentext hätte mich im Geschäft nicht wirklich zum Kauf verleitet, doch der Joy Fielding Leser orientiert sich wohl generell eher seltener daran.

Der reguläre Ladenpreis für das Buch schwankt zwischen 7,90 und 8,90 Euro. Wer ein Buch mit anderem Bild hat sollte sich nicht wundern. Ein relativ häufiges Phänomen bei Büchern der beliebten Autorin.



~ Klappentext / Inhaltsangabe ~

Der Klappentext:

Jess Koster, junge und erfolgreiche Staatsanwältin in Chicago, fühlt sich verfolgt. Wer ist der Mann, dessen Gesicht ihr aus jeder Menschenmenge entgegenstarrt? Und welche Verbindung gibt es zu dem Angeklagten, dem sie gerade eine brutale Vergewaltigung nachweisen will? Oder bildet sich Jess das alles nur ein? Keine Hirngespinste jedenfalls sind die beispiellosen Terrorakte, mit denen sie unter Druck gesetzt wird und die sie schier um den Verstand bringen. Ganz langsam wächst in ihr der Verdacht, Opfer eines teuflischen Plans zu sein.


Ergänzende Inhaltsangabe:

Jess ist erfolgreich und einsam. Lediglich der Kontakt zu ihrem Exmann gibt Jess Kraft. Der aber übernimmt leider Gottes die Vertretung für jenen Mann vor Gericht, dem sie eine Vergewaltigung nachweisen will und der sie mittels zweideutiger Anspielungen bedrängt.

Die Tatsache dass ihre Mutter vor vielen Jahren wie vom Erdboden verschluckt wurde bestimmt ihr Leben und beeinträchtigt sie außerdem durch die daraus resultierenden Panikattacken. Außerdem wird sie immer wieder Opfer mehrer Terrorakte und beschließt zu ihrem eigenen Schutz einen Selbstverteidigungskurs zu besuchen. Und den braucht sie dringender als sie anfangs ahnt… Kann sie dem neuen und ihr noch sehr rätselhaften Mann in ihrem Leben tatsächlich trauen? Oder ist es doch kein Zufall dass diese Terrorakte begannen als sie ihn kennenlernte?


>>> Meine Erfahrungen <<<
~ Die Thematik ~

Es ist nicht immer drin was drauf steht. In diesem Fall aber schon. Ein Psychothriller, wie gewohnt spritzig, spannend und überraschend. Die gesamte Story wirkt sehr authentisch, realistisch und ist angefüllt mit der Vielseitigkeit die das menschliche Dasein tatsächlich zu bieten hat. Das Thema wurde gut durchdacht, wirkt niemals überspitzt und ist durch den Beruf der Hauptperson unheimlich spannend. Fälle aus der Sicht eines Staatsanwalts zu betrachten scheint beinahe schon genug für einen Roman, doch Joy Fielding hat es wieder mal geschafft das I-Tüpfelchen aufzusetzen.

Es geht um Familie und Beruf, um Liebe und Vertrauen, um Ängste und Kraft. Eine ideale Mischung die den Leser schnell in seinen Bann zieht.


~ Schreibstil ~

In diesem Buch bedient sich die Autorin einer für sie relativ untypischen ausschmückenden Sprache die besonders auf den ersten 150 Seiten zum Tragen kommt. Als allwissende Erzähler baut sie diesmal nur sehr langsam die Spannung auf und wird zum Ende des Buches hin in ihrer Sprache immer nüchterner, was einen besonderen Reiz ausmacht. Ein bestechender Schreibstil, wie immer, wenn auch eben nicht gleich zu Beginn.


~ Spannung ~

Als ich noch mit den ersten 150 Seiten beschäftigt war dachte ich dieses Buch wird eine herbe Enttäuschung. Ich hatte das Gefühl Fielding versucht Spannung zu erzeugen und schafft es einfach nicht weil ihr Schreibstil zu ausschweifend, ablenkend und langweilig war. Erst späterhin merkt man dass dieses Vorgeplänkel durchaus seine Berechtigung hat. Ganz langsam führt sie den Leser in Jess Welt steigert sich von Seite 150 bis Seite 400 unaufhörlich bis sie auf den letzten Seiten die Bombe platzen lässt. Wahrlich meisterhaft, ohne Frage. Trotzdem muss man klar sagen, die ersten 150 Seiten SIND eher langatmig, darauf muss sich der Leser definitiv einstellen.


~ Humor~

Diesmal musste ich relativ oft schmunzeln, was mir bisher eigentlich nur bei zwei Joy Fielding Büchern passiert ist. In diesem Roman sind es zum einen insgesamt 5 Witze (siehe Überschrift) die ich hier nun natürlich nicht verraten werde und einige sehr erheiternde Momente die zum Mitlachen animieren. Ungewohnt erfrischend- toll!


~ Lesevergnügen ~

Sehr groß, trotz dem kleinen Wehrmutstropfen zu Beginn. Ab Mitte des Buches drückt sie auf die Tube, gibt Gas, zeigt was in ihr steckt. Ja, das Lesevergnügen ist eindeutig sehr groß.



~ Leseprobe ~
Ich habe es geschafft, dachte sie triumphierend. Sie hatte ihrem Angreifer scheinbar nachgegeben, seine überlegene Körperkraft gegen ihn selbst gewendet, ihn flachgelegt. Sie hatte bewiesen, dass sie doch nicht so wehrlos und leicht verletzlich war. Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte laut heraus.
Plötzlich tippte ihr jemand an die Stirn. Sie drehte sie herum und sah den lächelnden Dominic, der ihr den Zeigefinger der rechten Hand wie einen Pistolenlauf an die Schläfe drückte. Sein aufgestellter Daumen klappte um und richtete sich wieder auf als drücke er auf einen unsichtbaren Abzug. „Peng“, sagte er ruhig. „Sie sind tot.“


~ Fazit ~

Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das Buch ist vielseitig von den Themen her, lehrreich insbesondere was das amerikanische Rechtssystem und den Selbstverteidigungskurs angeht. Der Liebesteil ist keineswegs schnulzig oder zu lang sondern schön gestreut zur Komplettierung einer aufregenden und dennoch netten Geschichte. Obwohl ich mich die ersten 150 Seiten zwingen musste weiter zu lesen verdient dieses Buch meiner Meinung nach 5 Sterne. Denn ab Seite 150 geht die Post ab, und das möchte ich wirklich nicht versäumt habe. Deshalb auch meine volle Empfehlung.

Also machts wie die Mimi!
Denn ohne Krimi…

LG *LeeLa*