Filmkritiken Testbericht

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Erfahrungsbericht von eulenfan

Smooth - Die neue Dimension der Coolness

Pro:

sehr gute Schauspieler, sehr gute Ausstattung

Kontra:

Musik kommt etwas zu kurz, wieder mal ist die Synchronisation nicht so gut wie das Original...

Empfehlung:

Nein

So, nun wird also ein Versuch unternommen, das legendäre Rat Pack zu toppen. Und mit „Ocean’s Eleven“ gelingt das gar nicht mal so schlecht, auch wenn es einen gravierenden Unterschied gibt: Frankieboy und seine Kumpanen waren „cool“, echt cool. George Clooney und Konsorten sind dagegen schlicht und ergreifend „smooth“.

„Smooth“ ist das Word, das für mich den Film am besten umschreibt. „Cool“ reicht da nicht aus – oder ist zu viel des Guten, je nach Sichtweise des Einzelnen. Ich selbst bin hin- und hergerissen.

Seien wir mal ehrlich: „Frankie und seine Spießgesellen“, das „Original“ war kein sonderlich guter Film. Es war einfach eine Hommage oder Zurschaustellung des Rat Packs. Nicht mehr, nicht weniger. Zwar hatte der Film eine Story, aber die war so dünn, dass man ein ganzes Knäuel Stopfgarn zum stopfen gebraucht hätte. Doch niemand, der in den Film ging, scherte sich auch nur einen Dreck um die Story. Es ging allen darum, das Rat Pack zu sehen, die coolsten Typen, die Hollywood seinerzeit zu bieten hatte.

Auch O11 bietet die heißesten Typen Hollywoods. Frauen werden reihenweise dahinschmelzen beim Anblick einer ganzen Reihe von attraktiven Kerlen, und für die Männer gibt es SIE: Julia Roberts als obligatorische Gangsterbraut. Was will Mann oder Frau mehr?

Die Story ist gut, in allen Belangen. Gut durchdacht und gut umgesetzt. Danny Ocean hat nach seiner Knastentlassung nix Besseres zu tun, als in ein Casino zu gehen und Leute für seinen nächsten Coup anzuheuern. Die illustre Riege besteht aus Profizocker Dusty Ryan, Superlangfinger Linus Zerga, Hochstapler Saul Bloom, Meisterbomber Basher Tarr, die mormonischen Rennfahrerbrüder Virgil und Turk Malloy, Überwachungsspezialist Livingston Dell, der chinesische Zirkusakrobat Yen, Falschspieler und Casinokartengeber Frank Catton und Ex-Casionobesitzer Reuben Tishkoff.

Eben jene Riege hat sich vorgenommen, ohne Blutvergießen oder Gewalt drei Casinos in einer Nacht auszurauben, in der Nacht, in der Lennox Lewis gegen Vladimir Klitschko kämpfen soll. Alle drei gehören Terry Benedict. Ob es Zufall ist, dass Benedicts Freundin gleichzeitig Dannys Exfrau Tess ist? Wohl eher nicht.

Was das gute an der Story ist: Es wird weniger das Drumherum erzählt, als vielmehr die Entstehung und Vorbereitung des Coups. Wie Danny und Dusty ihre Mannen finden, wie sie die Casinos ausspionieren und wie sie letzten Endes den Coup durchziehen.
Mit Argumenten, die schlagkräftig sind, ködern sie ihre Kollegen, und vor allen Dingen mit dem Hauptgrund: Geld. Generalstabsmäßig, aber nicht ohne die nötige Coolness und Ruhe, werden Terry Benedict und die Casinos ausgelotet. Der hypernervöse Livingston brilliert als Technikguru, und Basher Tarr beweist seine ganze Genialität als Sprengstoffexperte. Jeder der elf ist ein absoluter Topman auf seinem Gebiet. Allein die Szene, in der Linus in der U-Bahn einen Banker beraubt und kurz darauf von Danny beraubt wird, macht den Film schon sehenswert.

Und genau dies ist es, was den Film „smooth“ macht. Es sind nicht die Stars, sondern die Fähigkeiten des neuen Rat Packs und der Coup, um die es geht, und der Raubzug ist einfach genial. Getreu dem Motto: Raube nur aus, wer es auch verdient hat. Wer schon einmal Geld in einem Casino verzockt hat, dem wird der Film doppelten Spaß bereiten. So einfach, wie die Elf um Danny Ocean Terry Benedict die Millionen unter dem Hintern wegklaut, ist einfach herrlich.

Zusätzlich zu dem Coup lebt der Film aber auch von einer Menge Wort- und auch Bildwitz, den man nicht in Worte fassen kann.

Und da sind natürlich auch die Stars, die Soderbergh zusammengerufen hat: George Clooney ist unheimlich charmant und verschmitzt als Danny Ocean. Wie er mit seinen Gegnern und aber auch mit seinen Freunden umspringt, ist so nett, dass man ihm bei allem, was er tut, nicht böse sein kann, und sei es noch so schlecht.
Brad Pitt als Dusty ist das, was er am besten kann: Schön. Schön beim Zocken, schön beim Streiten oder Diskutieren, selbst schön mit dämlicher Perücke oder einem Hemd, über das Danny treffend sagt: „Cliff Richard hat angerufen, er will sein Hemd zurück...“
Matt Damon bringt den Youngster Linus herrlich grünschnäbelig rüber, und Don Cheadle gibt Basher Tarr genial straight-forward. Auch Saul-Darsteller Carl Reiner nimmt man jede seiner Maskeraden ab, und der bis dato völlig unbekannte Quin Shaobo spielt die Rolle des Yen nicht nur, er ist Yen. Wer mir am besten gefiel, war allerdings Edward Jemison als paranoider Livingston Dell, und auch Casey Affleck und Scott Caan, zwei der vielversprechendsten Jungtalente der Traumfabrik als Mormonenbrüder sind einfach herrlich. Und Elliott Gould ist als Reuben Tishkoff so verschroben und exzentrisch, dass man Tränen lachen möchte.

Aber die Gegenseite sei ebenfalls angesprochen: Andy Garcia habe ich noch nie so ölig und aalglatt gesehen wie als Terry Benedict. Nichts, wirklich nichts ist diesem Typen wichtiger als das Geld in seinem Safe. Am blassesten wirkt in der ganzen Riege noch Julia Roberts, die als biedere Kunstkuratorin irgendwie fehlbesetzt scheint, auch wenn ihr Lächeln wieder vieles aufwiegt.

Was bleibt also zu sagen? Ein genialer Coup, der trotz seines Umfanges und seiner Tücken so wunderbar einfach scheint, die heißesten Männer, die ihn durchführen, und eine absolut wundervolle Musik, die das ganze passend umrahmt – all das macht den Film zu dem, was er ist … „smooth“ eben.



Diese Meinung wurde von eulenfan auch bei dooyoo.de und ciao.de veröffentlicht.

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-18 01:56:26 mit dem Titel Brisantes Thema - grandioser Film

Ihr habt es sicherlich schon gemerkt: Ich schreibe nicht nur über „alltägliche“, sondern auch schon einmal über Filme, welche etwas abseits der Norm liegen. Heute soll es wieder einmal um einen solchen Film gehen: „Maurice“.

Auch diesen Film entdeckte ich im Rahmen meiner Räumaktion wieder und schaute ihn mir sofort an – wie bei den vielen Malen zuvor, die ich diesen Film schon gesehen hatte, so war ich auch dieses Mal begeistert.

DIE STORY:

Wir schreiben das beginnende 20. Jahrhundert in England. Homosexualität gilt als Kapitalverbrechen, als ansteckende Seuche, und Homosexuelle werden strafrechtlich verfolgt und mit schweren Haftstrafen, „Wiederholungstäter“ sogar mit dem Tode bestraft. In dieser Umgebung kommt der junge Maurice Hall nach Cambridge an eines der renommierten Colleges dort.

Durch einen Studienkollegen lernt er den Aristokratensohn Clive Durham kennen und entdeckt mit ihm die Liebe. Die beiden verbringen praktisch jede freie Minute miteinander, und Maurice wird sogar vom College geworfen, weil er die Vorlesungen schwänzt.

Doch wie schon erwähnt, die Zeiten sind hart: Als ein ebenfalls homosexueller Kommilitone der beiden zu einer Haftstrafe verurteilt wird, gerät Clive ins Grübeln, mehr noch: Er verfällt in panische Angst, so sehr, dass er seine Neigungen unterdrückt, Maurice verlässt und statt dessen Anne Woods, eine Tochter aus ebenfalls aristokratischem Hause heiratet.

Maurice will dem Beispiel seines einstigen Liebhabers folgen und begibt sich sogar in die Behandlung eines Psychiaters, um seine sexuellen Neigungen zu unterdrücken, doch bei einem Besuch auf Clives Landsitz trifft er auf den Jagdaufseher Alec Scudder – jung, gutaussehend – und homosexuell...

DER FILM

Genug also von der Story! Mehr wird nicht verraten über diese dramatische Geschichte, die wirklich super in Szene gesetzt wurde. Es ist wieder einmal einer dieser Filme, die ich so gerne als „Stille Filme“ bezeichne, denn er kommt ohne Pathos, ohne Skandale, ohne Action oder sonstiges aus. „Maurice“ setzt vor allen Dingen auf Authentizität, und hier wurde an alles gedacht: Die Kleidung, die Ausstattung der Häuser, die Wagen, selbst die Sprache. Die nämlich kommt teilweise hochtrabend und ab und zu in verschachtelten Sätzen daher, wie es kurz nach der Jahrhundertwende üblich war.

Auch wurde auf die Bräuche an Cambridges Colleges gedacht, in welche der geneigte Zuschauer einen kleinen Einblick erhält. Es geht opulent zu, eine Vorlesung mit dem Dekan wird bei Tee und Schnitzel abgehalten, die Mahlzeiten werden in einem großen holzvertäfelten Saal auf Tischen mit weißen Tischdecken, Porzellantellern und Silberbesteck von Butlern in Livrees serviert, vor dem Essen muss einer der Studenten ein (lateinisches) Tischgebet vorlesen.

Wie aber wird oben angedeutete Story umgesetzt?
Hervorragend! Selten konnte ich eine einfühlsamere Verfilmung eines so heiklen Stoffes bewundern wie diesen Film! Nicht nur die Protagonisten, sondern auch die anderen Darsteller brillieren in ihren einzelnen Rollen und geben ihnen eine unglaubliche Tiefe und Glaubwürdigkeit.
Regisseur James Ivory hielt sich recht genau an die literarische Vorgabe von E.M. Forster (Howard’s End, Room With A View, Passage To India) und verarbeitete das brisante Thema zu einem beeindruckenden kleinen Film.

Was fasziniert mich an diesem Film am meisten?
Ich kenne Homosexualität aus meinem eigenen Umfeld und gehe daher „stinknormal“ mit Schwulen oder Lesben um, da ich es von jeher nur so kenne. Doch noch heute gibt es viele Leute, deren Einstellung zur Homosexualität ähnlich puritanisch ist wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dass diese Menschen krank sind, dass sie Verbrechen begehen, dass man ihnen (den Schwulen) den Sch... abschneiden sollte, solche und ähnliche Sprüche habe ich schon oft gehört – eine Schande!
Wenn ich mir „Maurice“ ansehe, so sehe ich nicht unbedingt das England von 1909 – 1919 (etwa in diesem Zeitrahmen spielt der Film), sondern ich sehe auch schon einmal die heutige Welt. Zwei Männer, die eng umschlungen durch die Straßen gehen, werden nach wie vor komisch angeschaut und rufen noch immer Getuschel hervor. Schrecklich!

„Maurice“ erzählt von den Qualen zweier Menschen, die ihre sexuellen Neigungen in ihnen hervorrufen, und wie sie damit umgehen. Während Clive sich in ein „normales“ Leben flüchtet und seine Neigungen leugnet, steht Maurice zu seiner Homosexualität und ist am Ende sogar bereit, sein gesamtes bisheriges Leben dafür zu riskieren. Wer von den beiden ist klüger?

Keiner, würde ich sagen. Beide haben Recht, zumindest in der damaligen Zeit. Die Aussicht, in ein Zuchthaus zu kommen, ist keine sonderlich angenehme, besonders als Homosexueller. Somit ist Clives Entscheidung, diesem Leben und dieser Gefahr zu entsagen, durchaus nachvollziehbar.
Doch genauso verständlich ist Maurice’s Wahl, zu seinen Neigungen zu stehen und sie auch auszuleben, und es ist Männern wie ihm zu verdanken, dass Homosexuelle heute offen dazu stehen können „anders“ zu sein.

DIE SCHAUSPIELER

„Maurice“ hat eine ganze Riege von hochkarätigen Darstellern zu bieten, die meisten von ihnen in kleineren Rollen. So spielt zum Beispiel Ben Kingsley („Ghandi“) den Psychiater, bei dem Maurice seine Neigung zu heilen sucht. Simon Callow (Gareth aus „Vier Hochzeiten und ein Todesfall) stellt einen alten Lehrer von Maurice dar, der ihn (theoretisch) in die körperliche Liebe einweiht. Diese Szene, übrigens die Eingangssequenz ist absolut sehenswert! Doch nun zu den drei Hauptdarstellern:

Da wäre zunächst James Wilby („Howard’s End“) in der Titelrolle. Er ist das absolute Highlight des Filmes und absolut glaubwürdig. Die Zerrissenheit Maurice’s, die Verwirrung, als er seine Liebe zu Clive entdeckt, die Enttäuschung und Wut, als Clive ihn zurückweist – alle Gefühle stellt Wilby mit Tiefgang und Einfühlungsvermögen bestens dar.

Der Mann, der Maurice aus Angst vor Verfolgung verlässt, wird von einem grandiosen Hugh Grant (About a Boy, Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill) dargestellt. Zwar behauptet Hugh Grant inzwischen, dass ihm dieser Film nur noch peinlich ist, doch ich bin der Meinung, das muss er nicht sein. Grant, da noch deutlich jünger, macht seine Sache prima. Auch ihm nimmt man alle emotionalen Regungen ab, die er der Figur des Clive gibt. Clive ist für mich die tragischste Figur, und diese Tragik kommt hervorragend rüber. Wer nur auf das Augenklimpern und tollpatschige Stammeln von Hugh Grant steht, sollte aber diesen Film nicht auf seine Liste setzen – beides gibt es NICHT.

Der junge Jagdaufseher Alec Scudder wird von einem weiteren Topstar der britischen Schauspielszene dargestellt: Rupert Graves (The Forsyte Saga, The Madness of King George) spielt den einfachen, aber keinesfalls dummen jungen Mann ohne aristokratischen oder wohlhabenden Hintergrund, der seine Liebe ähnlich einfach wie sein Leben auf den Punkt bringt und auslebt. Auch er ist grandios in seiner Rolle.

WER SOLLTE DEN FILM ANSEHEN?

Alle ab 12 Jahren, die offen sind für Homosexualität und all jene, die es werden wollen. Wer sich den Film nur anschauen will um zu sagen: „Bäh, das ist ja abartig!“, oder sich nur – verzeiht mir dieses Wort – aufgeilen will, der sollte es auf alle Fälle sein lassen. Sexszenen gibt es nicht, mal abgesehen von ein paar für heutige Verhältnisse harmlosen Knutschszenen. Zwar wird mehrfach der Sex angesprochen, aber nie offen gezeigt. Der Film ist schließlich kein „Erotikstreifen“, sondern ein verdammt gut gemachtes Drama um den Weg zweier Homosexueller in ihren jeweiligen Leben. Clive und Maurice sind wie zwei Seiten ein und derselben Medaille, und das ist auch das vorherrschende Thema des Filmes.

MEIN FAZIT

Viel habe ich mal wieder geschrieben, hoffentlich habe ich nicht zu viel von der Story verraten. Sie ist weder vorhersehbar noch billig gemacht und zielt nicht auf billige Effekte oder Emotionen. Statt dessen ist „Maurice“ ein ausgereiftes, einfühlsames Drama, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. „Maurice“ hinterlässt ein gutes Gefühl in der Magengegend und wird dem Zuschauer hoffentlich einiges an Intoleranz nehmen.

FILMFACTS

Originaltitel: „Maurice“
Filmverlag: Concorde / Merchant Film
Darsteller: James Wilby, Hugh Grant, Rupert Graves, Simon Callow, Ben Kingsley
Regie: James Ivory
Produzent: Ismail Merchant
VÖ: 1987

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