Finnische Sauna Testbericht

Es begab sich aber zu der Zeit, da in Bonn eine große Koalition herrschte, dass sich ein wissenshungriger, junger Mann mit einigen Freunden aufmachte, das ferne Land im Norden Europas, das sich da Finnland nennt, zu erkunden. …

So oder ähnlich wollte ich eigentlich meinen Bericht, über meine erste Bekanntschaft mit der Sauna, einleiten. Als ich nun vorgestern wieder einmal in der Sauna saß, fiel mir jedoch ein, dass Weihnachten vorbei ist, und so habe ich mich für einen prophaneren Einstieg entschieden.

Der geneigte Leser und die geneigte Leserin werden wissen von welchen Zeitepoche ich spreche. Genau 1966..... es liegt also schon einige Zeit zurück – als ich mich mit einigen Freunden auf den Weg machte, Finnland zu erkunden. Wir trafen uns in Turku mit einigen finnischen Jugendlichen und fuhren gen Norden.
Über die Fahrt selbst möchte ich an dieser Stelle nicht ausführlich berichten – nur so viel sei gesagt. Es war ein mieser Sommer in Nordfinnland – Regen, Regen und ... genau . Dazu tiefe Temperaturen nur etwa + 5 °C. Nach 10 Tagen waren wir so ziemlich am Ende ..... Zelte nass, Kleidung nass, Schlafsack nass und folglich alles kalt. Wir entschlossen uns, unser Geld zusammen zu kratzen und einen Campingplatz mit beheizbaren Hütten ( in Finnland etwas gewöhnliches) aufzusuchen, um uns zu wärmen und alles zu trocknen.

Gesagt – getan. Und weil das Erlebnis des Aufwärmens sooo schön war, entschlossen wir uns, der kleinen urigen Sauna des Campingplatzes einen Besuch abzustatten, für unsere finnischen Freunde eine Selbstverständlichkeit, für uns damals eine völlig neue Erfahrung.

Es handelte sich tatsächlich um eine „Ursauna“ – ein winziges, schon betagtes Holzhäuschen, das aus zwei kleinen Räumen bestand. Durch die Außentür gelangte man in eine Art Vorraum , in dem man sich reinigen und die Kleidung ablegen konnte. Von dort führte ein kleine Tür in den eigentlichen Saunaraum. Hier waren auf engstem Raum 4 Sitzbankreihen als ansteigendes Gestühl übereinander angeordnet. Im Hintergrund stand ein eiserner Ofen auf dem Granitsteinblöcke lagen und dem mit groben Holzstücken eingeheizt wurde. Dies hatten unsere finnischen Freunde mit Hingabe getan.

Voller Spannung betraten wir Grünschnäbel den Saunaraum – ein kurzes Stöhnen, nach Luft ringen, schnappen ... es war nicht zum Aushalten. Die Luft war so heiß, dass wir glaubten zu verbrennen. Schwupp waren wir wieder draußen im Vorraum.
Unsere finnischen Freunde gaben jedoch nicht auf . Mit guten Ratschlägen versehen - wie: sich zunächst ganz unten auf den Boden zu setzen, nur flach zu atmen – betraten wir vorsichtig die Saunastube im zweiten Anlauf. In der Tat - so war es auszuhalten. Nach einiger Zeit war es sogar möglich sich auf die unterste Bank zu setzen – das wahre Schwitzen konnte beginnen.

Im vor uns hindösen traf uns plötzlich der nächste Schlag – ein Bündel mit feinen Birkenzweigen klatschte auf unsere Rücken. Schon wieder so ein „urfinnisches“ Ritual. In Salzwasser eingelegte junge Birkenzweige werden dazu genutzt, die Haut noch weiter zu malträtieren. Aber man mag es kaum glauben – es war mit der Zeit gar nicht so unangenehm.

Unsere finnischen Freunde lockten uns nichts ahnende Mitteleuropäer nun ins Freie. Der rechte Abschluss eines Saunaganges sei es – so sagten sie. Die 10 m bis zum Steg am See waren rasch zurückgelegt und eh wir uns versahen, befanden wir uns schon im Sprung – oder war es Flug ? – ins eiskalte Nass ( etwa + 6 °C). Noch im Sprung glaubte ich, dass mein Herz bei der Landung in diesem Wasser sogleich stehen bleiben müsste. Aber weit gefehlt – beim Eintauchen ins Wasser des Sees konnte ich die Temperatur gar nicht einordnen; ich empfand es nicht als kalt. Erst nach einigen Schwimmzügen spürte ich langsam die Kälte in meinen Körper kriechen. Also – nichts wie raus und …. zurück in den Saunavorraum.
Jetzt erst spürten wir, wie gigantisch wohltuend diese Prozedur war und wir genossen noch zwei weitere Saunagänge – mit Pausen natürlich.

Die nächsten Tage zeigten, dass es uns sehr gut getan hatte; wir waren alle topfit.

Nun, was will ich noch groß sagen : ich bin zu einen regelmäßigen Saunagänger geworden und werde es wohl auch bleiben.