Finsternis - E Nomine Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 12/2006
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Summe aller Bewertungen
- Cover-Design:
- Klangqualität:
- Gesamteindruck:
Erfahrungsbericht von Stepnwolf
Verdammt, wo ist der Lichtschalter?
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
>>> E NOMINE - FINSTERNIS <<<
Hier ist es so dunkel. Wer hat das Licht ausgemacht? Das waren doch wohl nicht die Leute von E Nomine? Oder vielleicht doch?
Zumindest wenn man dem Titel des neuen Albums glauben schenkt. Denn das heißt „Finsternis“ und klingt auch so ...
============
DAS PROJEKT
============
E Nomine tauchten Mitte 1999 in Deutschland auf. Ihre erste Single „Vater unser“ mit der markanten Synchronstimme von Robert deNiro schuf eine neue Form von Dance-Sound. E Nomine selbst nennen es Monumental Dance. Dabei harmonierte der Sprechgesang mit dem wummernden Technobass und brachte jeden Dancefloor zum Kochen. Und spätestens mit der zweiten Single, die meines Erachtens noch besser war, wußten wir endlich „Gott tanzte“. Und nicht nur der, sondern Deutschland gleich mit. Was zwangsläufig folgte, war E Nomines erstes Album „Das Testament“...
Danach wurde es ruhig um das Projekt E Nomine.
Nach 2 Jahren melden sie sich zurück mit der neuen Single „Mitternacht“. Und da es um diese Zeit ziemlich dunkel ist, dachten sie sich wohl, nennen wir das Album eben „Finsternis“. Mittlerweile erschien schon die zweite Auskopplung „Wolfen (Das Tier in mir)“ und anscheinend bestätigt sich der Erfolg des Vorgängeralbums erneut.
Publicity hatten E Nomine schon kurz nach der Veröffentlichung genug. Zwar eher ungewollt, aber nicht vermeidbar.
Warum? Die Texte des Albums riefen einige Leute auf den Plan, die E Nomine mit Sekten, Okkultismus und Satansjüngern in Verbindung brachten. Alles Quatsch, kam von der Gegenseite.
Unbestritten ist dennoch, das einige Texte ziemlich düster und beklemmend sind. Und der häufige Gebrauch des Wortes „satanus“ oder „diabolo“ assoziiert nichts positives. Am Ende obliegt es dem Käufer die Texte nicht all zu ernst zu nehmen und E Nomine als das zu sehen, was es ist: ein Dance-Projekt mit dem Ziel kommerziellen Erfolg zu erzielen...
... und ob sie das schaffen, werden wir uns jetzt mal näher anhören ...
===========
DAS ALBUM
===========
Monumental Dance – Was muß ich mir darunter vorstellen?
Also man nehme einen 90köpfigen Chor, zwei phantastische Solostimmen: Sopran – Johanna von Orleans, Bariton (oder heißt das Bass?) – Marten Rosenbaum und ein Orchester, verbinde diese Elemente mit dem Sprechgesang deutscher Synchronstimmen von Hollywoodstars, wie z.B. Jack Nicholson, Bruce Willis oder Nicolas Cage und mixe Techno/Trance-Elemente darunter. Fertig ist der Monumental Dance.
Kurz: Carmina Burana meets Kay Tracid (oder so ähnlich)
Die Titel sind jedesmal durch Interludes (Einleitungen, die auf den folgenden Liedinhalt verweisen) verbunden. Daher kommt „Finsternis“ auf die stolze Anzahl von 28 Titeln. Auf die Beschreibung dieser Interludes verzichte ich aber.
Nun denn, Taschenlampe an und folgen oder Taschenlampe auslassen und folgen (wie es beliebt)...
DIE TITEL
„Am Anfang war die Finsternis!“ (Interlude)
„Mitternacht“ (Synchronstimme Robert deNiro)
Eine tickende Uhr, Glockengeläut und die obligatorischen Geräusche der Nacht sind zu vernehmen. Dazu ein schnelles Bassdrum und diverse elektronische Klänge und Töne. Das erzeugt eine schnelle Dance-Nummer. Im Verlauf des Liedes kommen klassische Elemente wie Streicher und Pauken hinzu, sowie ein Chor der zwischen den tiefen und hohen Stimmen wechselt. Hier ist auch noch nichts, was textlich anstössig sein könnte...
„Die Wandlung“ (Interlude)
„Wolfen (Das Tier in mir)“ (Synchronstimme Jack Nicholson)
Leise ist eine sphärische, trancige Melodie zu hören... Dann beginnt Johanna von Orleans zu singen: „Silva in lumine, lunae arcana est domus mea, silva in lumine stella rum est“ Und diese helle, klare Stimme verzaubert einfach jeden (vielleicht auch in einen Wolf). Streicher setzen ein, gefolgt von einem tiefen brummenden Bassdrum und der Stimme von Jack Nicholson. Die passt hier übrigens 100%ig, denn wenn ich mich recht entsinne, hat jener Nicholson auch die Hauptrolle in „Wolf“ gespielt. Zufall oder gewollt? Jedenfalls gut gelungenes Lied.
„Reise nach Transsilvanien“ (Interlude)
„Dracul’s Bluthochzeit“ (Synchronstimme Gary Oldman)
Auch hier ist der Sprecher genau richtig gewählt, denn auch Oldman spielte schon einmal den Dracula. Wohl doch kein Zufall... Das Lied gefällt mir allerdings nicht so sehr. Es beginnt mit einem einzelnen Kontrabass und Bahnhofsgeräuschen, sowie Wind (ist wohl kalt in Transsilvanien?). Der Chor wird lauter, als ob er näher kommen würde und steht im Mittelpunkt des Liedes. Während der Strophen ist der Instrumenteneinsatz recht karg. Das macht das Lied ziemlich langweilig und bei knapp 6 min. auch langatmig. Außerdem ist das wichtigste erst am Ende zu hören: „Die wahre Macht, die uns beherrscht, ist die schändliche, unendliche, verzehrende, zerstörende, unstillbare Gier nach Liebe.“ Sprachs und schlürfte ihren Hals aus...
„Die Offenbarung“ (Interlude)
„Seance“ (Synchronstimme Bruce Willis)
Das Lied ist sehr langsam und ruhig. Es hat den Anschein, als ob uns die leise, trancige Melodie tatsächlich in eine andere Welt reissen will. Selbst der Chor leitet uns durch den langsamen Gesang in diese Richtung. Bleibt nur noch zu sagen: „Freud oder Leid, ich geb dir die Chance, geh oder bleib in meiner Seance.“ Sorry Mr. Willis, ich geh dann mal...
„Die Bedrohung“ (Interlude)
„Das Böse“ (Synchronstimme Samuel L. Jackson)
Hier dominieren klassische Instrumente, vor allem Pauken und Trommeln, die uns durch das ganze Lied begleiten. Dazu eine Stakkatomelodie und vereinzelte Synthieklänge. Die Stimmung ist sehr düster und dumpf, die tiefen Chorstimmen wiederholen ständig die Zeilen „Nomen est omen“ und der Sprecher macht klar „ich bin das Böse, dich von dem guten erlöse, bin so böse“ wie das Lied auch. Nämlich böse daneben gegriffen...
„Die Suche“ (Interlude)
„Die Schwarzen Reiter“ (Synchronstimme Anthony Hopkins)
Ein Kontrabass spielt eine klagende Melodie... der Chor setzt ein... und die Hintergrundmelodie erzeugt einen galoppierenden Rhythmus. Wir hören die Pferde der schwarzen Reiter und ihre Worte „Lauf um dein Leben“. Pauken, sowie Streicher untermalen die angstvolle Stimmung. Das Lied wird zum Ende hin lauter und läßt uns schneller laufen, denn wir wollen ihnen ja entkommen.
Ach übrigens, jedwede Ähnlichkeit mit einem gewissen Film, der im Dezember 2001 in Deutschland Premiere hatte, sind gewollt und durchaus beabsichtigt, wie der Text beweist.
„Die Verlautbarung“ (Interlude)
„Zorn- Die 12 verbotenen Töne“ (Synchronstimme Oliver Reed)
Eine langsame elektronische Melodie durchzieht das komplette Lied, begleitet durch ein Bassdrum und vereinzelte Streichereinsätze. Das wirkt wieder ziemlich eintönig und wenig abwechslungsreich. Das einzig positive ist hier das Solo von Johanna von Orleans, die wie schon erwähnt, eine derart bezaubernde Stimme hat, das ich jedesmal darin versinken könnte. Sie singt den Refrain und ist wahrlich der einzige Lichtblick (man beachte das Wortspiel).
„Hexenein x eins“ (Interlude)
„Hexenjagd“ (Synchronstimme Anthony Hopkins)
Harmonisch, melodiös, sowie ruhig und leise beginnt das Lied. Erzeugt durch eine wunderschöne Keyboardmelodie. Streicher kommen hinzu und der Chor beginnt den Gesang. Im Verlauf wird der Rhythmus schneller und aggressiver, auch der Chor erscheint kraftvoller. Beides passt sich dem negativen und düsteren Text an: „...bevor der erste Hahn kräht, dein Fleisch auf dem Scheiterhaufen brät. Fahr zur Hölle...“
OK, ich schmeiß schon mal den Grill an...
„Das Unheil“ (Interlude)
„Der Exorzist“ (Synchronstimme Al Pacino)
Und da ist wieder Glockengeläut ... dazu Geistergeheule ... und Kinderlachen. Im Hintergrund einzelne Synthieklänge und ein wummerndes Bassdrum. Der Chor singt etwas abgehackt, aber die Refrainmelodie ist sehr einprägsam, wenn nicht sogar bekannt (jedenfalls kommt sie mir irgendwie bekannt vor). Alles zusammen ist auf Dauer (d.h. hier ca 4:30 min) wenig abwechslungsreich. Deshalb von mir nur die Worte „weiche, diese Seele kriegst du nicht.“ Und dieses Lied will ich auch nicht.
„Der Tod“ (Interlude)
„Herr der Schatten“ (Synchronstimme Oliver Reed)
Der Anfang wird durch klassische Elemente bestimmt (Kontrabässe, Bläser und natürlich wieder Streicher). Dazu gesellen sich einige elektronische Elemente. Nachdem der Chor den Refrain zum besten gegeben hat, setzt eine schnellere Synthiemelodie und ein dumpfes Bassdrum ein. Dieser Wechsel zwischen schnellen und langsamen Abschnitten ist vorherrschend. Und immer anwesend ist „...der Herr der Schatten, Beherrscher des Lichts, des Raumes und der Zeit...“ Des Lichts? Du warst das also...
„Der Ahnungsschauer“ (Interlude)
„Angst“ (Synchronstimme Anthony Perkins/Michael Caine)
Bummtschak – so kann man sich den drögen Takt vorstellen. Vorherrschende Instrumente sind hier Percussions, vereinzelt hört man Synthieklänge und schleichende Streicher. Und dann auch noch die markante „Psycho“-Melodie (die Szene unter der Dusche). Der Refrain wird hier wieder nur von Johanna von Orleans gesungen. Wieder einziger Vorteil eines ansonsten langsamen, eintönigen und vor allem einschläfernden Sounds. Obwohl das wahrscheinlich der Sinn des Liedes sein soll, schließlich geht es im Text auch um Freddie Krüger...
„Der Schrei“ (Interlude)
„Exitus“ (Synchronstimme John Malkovich)
Hörner und Bläser, zusammen mit einzelnen tiefen, dumpfen Basstönen erzeugen eine depressive Stimmung. Der Chor ist hier eindeutig im Vordergrund und die verschiedenen Tonlagen verursachen noch zusätzlich ein düsteres und negatives Ambiente. Was nicht zuletzt der Text bestätigt. Und den möchte ich ausnahmsweise einmal komplett zitieren. Und jeder darf sich seine eigene Meinung bilden, ob dieser Text nicht eventuell bei manchen Leuten negative Auswirkungen nach sich ziehen könnte.
„Ich steh vor deinem Altar, weiß nicht wer ich bin. Hasse diese Welt, die nur Fragen stellt. Mich nicht liebt, nicht akzeptiert, so wie ich bin. Sich für mich geniert, es nicht interessiert, was mit mir passiert. Schneiden mir die Adern auf, hängen mich und schlagen drauf. Schmerz und Kummer mich verzehrt, bis der Zug des Lebens mich überfährt. Diese Welt ist so leer. Ich will und kann nicht mehr!“
„Das Schweigen“ (Interlude)
„Die Nachtwache“ (Synchronstimme Anthony Perkins/Michael Caine)
Ähnlich makaber ist auch der Text in diesem Lied...
Eine flüsternde Stimme leitet das Lied ein. Percussions, ein ruhiges Bassdrum und sphärische, verträumte Klänge beherrschen die Strophen. Im Refrain erklingt eine harmonische, trancige Keyboardmelodie, passend zum Chorgesang. Dieser besticht wieder durch Wechsel zwischen hohen und tiefen Gesangparts. Im Hintergrund bilden Streicher einen zusätzlichen melodiösen Klangteppich. Musikalisch recht anspruchsvoll, wenn, ja wenn da nicht wieder dieser seltsame obskure Text wäre.
„Die Stimme“ (Interlude)
„Aus dem Jenseits“ (Synchronstimme Nicolas Cage)
Der Chor beginnt, unterstützt von einem dumpfen Bassdrum und mehreren Percussiontönen. Kontrabässe und die immer mehr werdenden klagenden Streicher lassen wieder eine ziemlich düstere Atmosphäre entstehen. Der Refrain versucht durch melodische Klänge eine positivere Aura aufzubauen, klappt aber nicht so richtig. Am Ende bleibt nur die Frage „Warum hast du mich umgebracht?“
Und bei mir die Frage: Warum dauerte das so lange?
ANSPIELTIPPS
Natürlich „Wolfen (Das Tier in mir)“ (ich weiß, das war nicht überraschend). Auch „Mitternacht“ und „Die schwarzen Reiter“ können durchaus gefallen. Und abgesehen vom makabren Text, hat auch „Die Nachtwache“ musikalisch gesehen seinen Reiz.
CD-INFOS
„Finsternis“ ist erschienen bei Polydor und hat eine Spiellänge von 70:47 Minuten.
Das Produzententeam besteht aus David Brunner, Fritz Graner und Chris Weller. Texte und Musik stammen aus der Feder und den Synthies von Sirfritz und Chris Tentum, sowie den schon oben erwähnten restlichen Personen (war sicher ziemlich voll im Studio *g*).
Das Booklet passt sich dem Titel an und ist in schwarz gehalten, verziert mit diversen Symbolen und Tieren aus dem Umfeld der in einigen Liedern beschriebenen Gestalten und Begebenheiten. Unverständlich? Dann geht auf www.enomine-germany.de.
=====
FAZIT
=====
Betrachten wir das ganze mal einfach nur von der musikalischen Seite. E Nomine ist eine Mischung aus kirchlichem, lateinischen Chorgesang, klassischen Orchesterklängen und modernen Techno/Trance-Melodien. Und diese Symbiose kann vereinzelt sogar gut gefallen. Allerdings ist fast jedes Lied gleich aufgebaut, sprich ein Lateinchor, eine Hintergrundmelodie und der Sprechtext diverser Synchronstimmen von Hollywoodstars. Das macht „Finsternis“ nach kurzer Zeit etwas eintönig. Hinzu kommt, das das anfänglich recht flott beginnende Album sehr schnell in langsame, düstere und beklemmende Stimmung verfällt und da irgendwie nicht wieder raus kommt. Man hätte vielleicht doch etwas Licht anmachen sollen.
Daher bekommt das Album von mir nur 3 Sterne und auch keine Empfehlung.
Und das hat jetzt nicht das geringste mit den Texten zu tun. Denn ich betrachte diese mit einem zwinkernden Auge, kann aber auch durchaus verstehen, das einige Leute der Meinung sind, das die Texte mitunter recht makaber, obskur (ich versuche bewußt das Wort satanisch zu vermeiden!) sind.
Und damit: Licht an – CD aus!
=====
MEHR
=====
ÜBER DAS PROJEKT
www.enomine-germany.de
Die Site ist im Look der CD gestaltet (Designnote sehr gut), bietet ansonsten aber nicht sehr viele Infos (Infonote mangelhaft). Und wer sich noch mal selbst ein Bild von sämtlichen Texten machen will, ist hier ebenfalls richtig...
www.e-nomine-fans.de
Fanpage mit großem Forum, News von Fans für Fans und vielen Links rund um E Nomine.
www.e-nomine-fanclub.de
Website des 1. Offiziellen E Nomine Fanclubs Deutschland. Leider bisher noch im Aufbau. Daher gibt es da ausser dem zukünftigen Design noch nichts zu sehen.
Hier ist es so dunkel. Wer hat das Licht ausgemacht? Das waren doch wohl nicht die Leute von E Nomine? Oder vielleicht doch?
Zumindest wenn man dem Titel des neuen Albums glauben schenkt. Denn das heißt „Finsternis“ und klingt auch so ...
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DAS PROJEKT
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E Nomine tauchten Mitte 1999 in Deutschland auf. Ihre erste Single „Vater unser“ mit der markanten Synchronstimme von Robert deNiro schuf eine neue Form von Dance-Sound. E Nomine selbst nennen es Monumental Dance. Dabei harmonierte der Sprechgesang mit dem wummernden Technobass und brachte jeden Dancefloor zum Kochen. Und spätestens mit der zweiten Single, die meines Erachtens noch besser war, wußten wir endlich „Gott tanzte“. Und nicht nur der, sondern Deutschland gleich mit. Was zwangsläufig folgte, war E Nomines erstes Album „Das Testament“...
Danach wurde es ruhig um das Projekt E Nomine.
Nach 2 Jahren melden sie sich zurück mit der neuen Single „Mitternacht“. Und da es um diese Zeit ziemlich dunkel ist, dachten sie sich wohl, nennen wir das Album eben „Finsternis“. Mittlerweile erschien schon die zweite Auskopplung „Wolfen (Das Tier in mir)“ und anscheinend bestätigt sich der Erfolg des Vorgängeralbums erneut.
Publicity hatten E Nomine schon kurz nach der Veröffentlichung genug. Zwar eher ungewollt, aber nicht vermeidbar.
Warum? Die Texte des Albums riefen einige Leute auf den Plan, die E Nomine mit Sekten, Okkultismus und Satansjüngern in Verbindung brachten. Alles Quatsch, kam von der Gegenseite.
Unbestritten ist dennoch, das einige Texte ziemlich düster und beklemmend sind. Und der häufige Gebrauch des Wortes „satanus“ oder „diabolo“ assoziiert nichts positives. Am Ende obliegt es dem Käufer die Texte nicht all zu ernst zu nehmen und E Nomine als das zu sehen, was es ist: ein Dance-Projekt mit dem Ziel kommerziellen Erfolg zu erzielen...
... und ob sie das schaffen, werden wir uns jetzt mal näher anhören ...
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DAS ALBUM
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Monumental Dance – Was muß ich mir darunter vorstellen?
Also man nehme einen 90köpfigen Chor, zwei phantastische Solostimmen: Sopran – Johanna von Orleans, Bariton (oder heißt das Bass?) – Marten Rosenbaum und ein Orchester, verbinde diese Elemente mit dem Sprechgesang deutscher Synchronstimmen von Hollywoodstars, wie z.B. Jack Nicholson, Bruce Willis oder Nicolas Cage und mixe Techno/Trance-Elemente darunter. Fertig ist der Monumental Dance.
Kurz: Carmina Burana meets Kay Tracid (oder so ähnlich)
Die Titel sind jedesmal durch Interludes (Einleitungen, die auf den folgenden Liedinhalt verweisen) verbunden. Daher kommt „Finsternis“ auf die stolze Anzahl von 28 Titeln. Auf die Beschreibung dieser Interludes verzichte ich aber.
Nun denn, Taschenlampe an und folgen oder Taschenlampe auslassen und folgen (wie es beliebt)...
DIE TITEL
„Am Anfang war die Finsternis!“ (Interlude)
„Mitternacht“ (Synchronstimme Robert deNiro)
Eine tickende Uhr, Glockengeläut und die obligatorischen Geräusche der Nacht sind zu vernehmen. Dazu ein schnelles Bassdrum und diverse elektronische Klänge und Töne. Das erzeugt eine schnelle Dance-Nummer. Im Verlauf des Liedes kommen klassische Elemente wie Streicher und Pauken hinzu, sowie ein Chor der zwischen den tiefen und hohen Stimmen wechselt. Hier ist auch noch nichts, was textlich anstössig sein könnte...
„Die Wandlung“ (Interlude)
„Wolfen (Das Tier in mir)“ (Synchronstimme Jack Nicholson)
Leise ist eine sphärische, trancige Melodie zu hören... Dann beginnt Johanna von Orleans zu singen: „Silva in lumine, lunae arcana est domus mea, silva in lumine stella rum est“ Und diese helle, klare Stimme verzaubert einfach jeden (vielleicht auch in einen Wolf). Streicher setzen ein, gefolgt von einem tiefen brummenden Bassdrum und der Stimme von Jack Nicholson. Die passt hier übrigens 100%ig, denn wenn ich mich recht entsinne, hat jener Nicholson auch die Hauptrolle in „Wolf“ gespielt. Zufall oder gewollt? Jedenfalls gut gelungenes Lied.
„Reise nach Transsilvanien“ (Interlude)
„Dracul’s Bluthochzeit“ (Synchronstimme Gary Oldman)
Auch hier ist der Sprecher genau richtig gewählt, denn auch Oldman spielte schon einmal den Dracula. Wohl doch kein Zufall... Das Lied gefällt mir allerdings nicht so sehr. Es beginnt mit einem einzelnen Kontrabass und Bahnhofsgeräuschen, sowie Wind (ist wohl kalt in Transsilvanien?). Der Chor wird lauter, als ob er näher kommen würde und steht im Mittelpunkt des Liedes. Während der Strophen ist der Instrumenteneinsatz recht karg. Das macht das Lied ziemlich langweilig und bei knapp 6 min. auch langatmig. Außerdem ist das wichtigste erst am Ende zu hören: „Die wahre Macht, die uns beherrscht, ist die schändliche, unendliche, verzehrende, zerstörende, unstillbare Gier nach Liebe.“ Sprachs und schlürfte ihren Hals aus...
„Die Offenbarung“ (Interlude)
„Seance“ (Synchronstimme Bruce Willis)
Das Lied ist sehr langsam und ruhig. Es hat den Anschein, als ob uns die leise, trancige Melodie tatsächlich in eine andere Welt reissen will. Selbst der Chor leitet uns durch den langsamen Gesang in diese Richtung. Bleibt nur noch zu sagen: „Freud oder Leid, ich geb dir die Chance, geh oder bleib in meiner Seance.“ Sorry Mr. Willis, ich geh dann mal...
„Die Bedrohung“ (Interlude)
„Das Böse“ (Synchronstimme Samuel L. Jackson)
Hier dominieren klassische Instrumente, vor allem Pauken und Trommeln, die uns durch das ganze Lied begleiten. Dazu eine Stakkatomelodie und vereinzelte Synthieklänge. Die Stimmung ist sehr düster und dumpf, die tiefen Chorstimmen wiederholen ständig die Zeilen „Nomen est omen“ und der Sprecher macht klar „ich bin das Böse, dich von dem guten erlöse, bin so böse“ wie das Lied auch. Nämlich böse daneben gegriffen...
„Die Suche“ (Interlude)
„Die Schwarzen Reiter“ (Synchronstimme Anthony Hopkins)
Ein Kontrabass spielt eine klagende Melodie... der Chor setzt ein... und die Hintergrundmelodie erzeugt einen galoppierenden Rhythmus. Wir hören die Pferde der schwarzen Reiter und ihre Worte „Lauf um dein Leben“. Pauken, sowie Streicher untermalen die angstvolle Stimmung. Das Lied wird zum Ende hin lauter und läßt uns schneller laufen, denn wir wollen ihnen ja entkommen.
Ach übrigens, jedwede Ähnlichkeit mit einem gewissen Film, der im Dezember 2001 in Deutschland Premiere hatte, sind gewollt und durchaus beabsichtigt, wie der Text beweist.
„Die Verlautbarung“ (Interlude)
„Zorn- Die 12 verbotenen Töne“ (Synchronstimme Oliver Reed)
Eine langsame elektronische Melodie durchzieht das komplette Lied, begleitet durch ein Bassdrum und vereinzelte Streichereinsätze. Das wirkt wieder ziemlich eintönig und wenig abwechslungsreich. Das einzig positive ist hier das Solo von Johanna von Orleans, die wie schon erwähnt, eine derart bezaubernde Stimme hat, das ich jedesmal darin versinken könnte. Sie singt den Refrain und ist wahrlich der einzige Lichtblick (man beachte das Wortspiel).
„Hexenein x eins“ (Interlude)
„Hexenjagd“ (Synchronstimme Anthony Hopkins)
Harmonisch, melodiös, sowie ruhig und leise beginnt das Lied. Erzeugt durch eine wunderschöne Keyboardmelodie. Streicher kommen hinzu und der Chor beginnt den Gesang. Im Verlauf wird der Rhythmus schneller und aggressiver, auch der Chor erscheint kraftvoller. Beides passt sich dem negativen und düsteren Text an: „...bevor der erste Hahn kräht, dein Fleisch auf dem Scheiterhaufen brät. Fahr zur Hölle...“
OK, ich schmeiß schon mal den Grill an...
„Das Unheil“ (Interlude)
„Der Exorzist“ (Synchronstimme Al Pacino)
Und da ist wieder Glockengeläut ... dazu Geistergeheule ... und Kinderlachen. Im Hintergrund einzelne Synthieklänge und ein wummerndes Bassdrum. Der Chor singt etwas abgehackt, aber die Refrainmelodie ist sehr einprägsam, wenn nicht sogar bekannt (jedenfalls kommt sie mir irgendwie bekannt vor). Alles zusammen ist auf Dauer (d.h. hier ca 4:30 min) wenig abwechslungsreich. Deshalb von mir nur die Worte „weiche, diese Seele kriegst du nicht.“ Und dieses Lied will ich auch nicht.
„Der Tod“ (Interlude)
„Herr der Schatten“ (Synchronstimme Oliver Reed)
Der Anfang wird durch klassische Elemente bestimmt (Kontrabässe, Bläser und natürlich wieder Streicher). Dazu gesellen sich einige elektronische Elemente. Nachdem der Chor den Refrain zum besten gegeben hat, setzt eine schnellere Synthiemelodie und ein dumpfes Bassdrum ein. Dieser Wechsel zwischen schnellen und langsamen Abschnitten ist vorherrschend. Und immer anwesend ist „...der Herr der Schatten, Beherrscher des Lichts, des Raumes und der Zeit...“ Des Lichts? Du warst das also...
„Der Ahnungsschauer“ (Interlude)
„Angst“ (Synchronstimme Anthony Perkins/Michael Caine)
Bummtschak – so kann man sich den drögen Takt vorstellen. Vorherrschende Instrumente sind hier Percussions, vereinzelt hört man Synthieklänge und schleichende Streicher. Und dann auch noch die markante „Psycho“-Melodie (die Szene unter der Dusche). Der Refrain wird hier wieder nur von Johanna von Orleans gesungen. Wieder einziger Vorteil eines ansonsten langsamen, eintönigen und vor allem einschläfernden Sounds. Obwohl das wahrscheinlich der Sinn des Liedes sein soll, schließlich geht es im Text auch um Freddie Krüger...
„Der Schrei“ (Interlude)
„Exitus“ (Synchronstimme John Malkovich)
Hörner und Bläser, zusammen mit einzelnen tiefen, dumpfen Basstönen erzeugen eine depressive Stimmung. Der Chor ist hier eindeutig im Vordergrund und die verschiedenen Tonlagen verursachen noch zusätzlich ein düsteres und negatives Ambiente. Was nicht zuletzt der Text bestätigt. Und den möchte ich ausnahmsweise einmal komplett zitieren. Und jeder darf sich seine eigene Meinung bilden, ob dieser Text nicht eventuell bei manchen Leuten negative Auswirkungen nach sich ziehen könnte.
„Ich steh vor deinem Altar, weiß nicht wer ich bin. Hasse diese Welt, die nur Fragen stellt. Mich nicht liebt, nicht akzeptiert, so wie ich bin. Sich für mich geniert, es nicht interessiert, was mit mir passiert. Schneiden mir die Adern auf, hängen mich und schlagen drauf. Schmerz und Kummer mich verzehrt, bis der Zug des Lebens mich überfährt. Diese Welt ist so leer. Ich will und kann nicht mehr!“
„Das Schweigen“ (Interlude)
„Die Nachtwache“ (Synchronstimme Anthony Perkins/Michael Caine)
Ähnlich makaber ist auch der Text in diesem Lied...
Eine flüsternde Stimme leitet das Lied ein. Percussions, ein ruhiges Bassdrum und sphärische, verträumte Klänge beherrschen die Strophen. Im Refrain erklingt eine harmonische, trancige Keyboardmelodie, passend zum Chorgesang. Dieser besticht wieder durch Wechsel zwischen hohen und tiefen Gesangparts. Im Hintergrund bilden Streicher einen zusätzlichen melodiösen Klangteppich. Musikalisch recht anspruchsvoll, wenn, ja wenn da nicht wieder dieser seltsame obskure Text wäre.
„Die Stimme“ (Interlude)
„Aus dem Jenseits“ (Synchronstimme Nicolas Cage)
Der Chor beginnt, unterstützt von einem dumpfen Bassdrum und mehreren Percussiontönen. Kontrabässe und die immer mehr werdenden klagenden Streicher lassen wieder eine ziemlich düstere Atmosphäre entstehen. Der Refrain versucht durch melodische Klänge eine positivere Aura aufzubauen, klappt aber nicht so richtig. Am Ende bleibt nur die Frage „Warum hast du mich umgebracht?“
Und bei mir die Frage: Warum dauerte das so lange?
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Natürlich „Wolfen (Das Tier in mir)“ (ich weiß, das war nicht überraschend). Auch „Mitternacht“ und „Die schwarzen Reiter“ können durchaus gefallen. Und abgesehen vom makabren Text, hat auch „Die Nachtwache“ musikalisch gesehen seinen Reiz.
CD-INFOS
„Finsternis“ ist erschienen bei Polydor und hat eine Spiellänge von 70:47 Minuten.
Das Produzententeam besteht aus David Brunner, Fritz Graner und Chris Weller. Texte und Musik stammen aus der Feder und den Synthies von Sirfritz und Chris Tentum, sowie den schon oben erwähnten restlichen Personen (war sicher ziemlich voll im Studio *g*).
Das Booklet passt sich dem Titel an und ist in schwarz gehalten, verziert mit diversen Symbolen und Tieren aus dem Umfeld der in einigen Liedern beschriebenen Gestalten und Begebenheiten. Unverständlich? Dann geht auf www.enomine-germany.de.
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FAZIT
=====
Betrachten wir das ganze mal einfach nur von der musikalischen Seite. E Nomine ist eine Mischung aus kirchlichem, lateinischen Chorgesang, klassischen Orchesterklängen und modernen Techno/Trance-Melodien. Und diese Symbiose kann vereinzelt sogar gut gefallen. Allerdings ist fast jedes Lied gleich aufgebaut, sprich ein Lateinchor, eine Hintergrundmelodie und der Sprechtext diverser Synchronstimmen von Hollywoodstars. Das macht „Finsternis“ nach kurzer Zeit etwas eintönig. Hinzu kommt, das das anfänglich recht flott beginnende Album sehr schnell in langsame, düstere und beklemmende Stimmung verfällt und da irgendwie nicht wieder raus kommt. Man hätte vielleicht doch etwas Licht anmachen sollen.
Daher bekommt das Album von mir nur 3 Sterne und auch keine Empfehlung.
Und das hat jetzt nicht das geringste mit den Texten zu tun. Denn ich betrachte diese mit einem zwinkernden Auge, kann aber auch durchaus verstehen, das einige Leute der Meinung sind, das die Texte mitunter recht makaber, obskur (ich versuche bewußt das Wort satanisch zu vermeiden!) sind.
Und damit: Licht an – CD aus!
=====
MEHR
=====
ÜBER DAS PROJEKT
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