Fluch der Karibik (VHS) Testbericht





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Erfahrungsbericht von mima007
Das Rätsel des 882. Medaillons - prallvolle DVD
Pro:
unterhaltsam, witzig, spannend, actionreich, modernste Spezialeffekte, guter Sound, gutes Bild, Moral von der Geschicht\'; 10 Stunden DVD-Extras
Kontra:
verwirrende Fluch-Story; deutsche Synchronisation
Empfehlung:
Ja
Der Blockbuster des letzten Sommers brachte den Kinobesitzern doch noch volle Säle - und uns endlich eine üppig ausgestattete Doppel-Silberscheibe. Ich habe den Film seinerzeit nicht im Kino gesehen und versuche daher einen anderen Zugang. Mal sehn, ob\'s hinhaut.
Filminfos
°°°°°°°°°°
O-Titel: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl (2003, USA); DVD: 1/04
FSK: ab 12
Länge: 137 Min.
Regisseur: Gore Verbinski
Drehbuch: Ted Elliott / Terry Rossio u.a.
Musik: Klaus Badelt
VFX/SFX: ILM
Kostüme: Penelope Rose
Kamera: Dariusz Wolski
Produzent: Jerry Bruckheimer
Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush, Jonathan Pryce, Jack Davenport, Kevin McNally u.a.
Weitere Infos: www.fluch-der-karibik.de
Handlung
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Ein Teil der Spannung des Films, aber auch ein wichtiger Grund für die Verwirrung des Zuschauers liegt darin begründet, dass verschiedene Figuren zu verschiedenen Zeitpunkten nur Bruchstücke der Vorgeschichte erzählen. Ich versuche, die Vorgeschichte in chronologischer Abfolge so wiederzugeben, wie sie die Drehbuchautoren am Ende ihres Audiokommentars erzählen.
Zehn Jahre vor dem Beginn der Filmhandlung heuert Captain Jack Sparrow, der Kapitän der \"Black Pearl\", in dem Karibikhafen Tortuga eine Piratencrew an, deren Erster Maat Barbossa ist. Ein gewisser Bill \"Stiefelriemen\" Turner gehört bereits zu Jacks Besatzung, bevor er nach Tortuga segelt. Sparrow hat einen Aztekenschatz, der angeblich verflucht sein soll, aber er glaubt nicht so recht an den Fluch, dass nämlich derjenige, der von den 882 Medaillons nimmt, ein lebender Toter wird (im Mondlicht wird diese Wirkung sichtbar). Er erzählt sogar Barbossa vom Fluch.
Sparrow hat außerdem einen sonderbaren Kompass, der ihn immer wieder zur Isla de Muerta, wo der Hort versteckt ist, zurückführt. Barbossa berichtet später dem Ex-Navy-Maat Gibbs (Kevin McNally, im PROLOG), dass man die Insel nur finden könne, wenn man schon weiß, wo sie liegt. Mit Anteilen an diesem Reichtum will Sparrow seine Crew bezahlen.
Ansonsten eigentlich immer ein Schlaufuchs, begeht Sparrow diesmal einen großen Fehler: Er verrät Barbossa, wo sich diese Schatzinsel befindet. Der ist auch nicht auf den Kopf gefallen und stiftet seine Crew zur Meuterei an: Wozu braucht man noch einen Käptn, wenn man schon weiß, wo der Schatz liegt? Der Einzige, der sich an den Kodex der Piraten hält, ist Bill Turner. Er beteiligt sich nicht an der Meuterei. Daher hasst ihn Jack später nicht.
Barbossa & Co. setzen Sparrow mit dem Kompass aus, schnappen sich den Schatz (inklusive Äffchen), verschleudern ihn, weil sie nicht an den Fluch glauben. Mit der Zeit jedoch erkennen sie ihren Zustand als verflucht, erfahren aus den Inschriften auf der Schatztruhe, wie sie den Fluch aufheben können und bemühen sich, sowohl sämtliche 882 Medaillons zurückzulegen als auch mit jeder das entsprechende Blutopfer darzubringen.
Allerdings hält sich Bill Turner nicht an dieses Vorhaben: Er sagt, dass sie es verdienen, verflucht zu sein und sollten verflucht bleiben. Um die Aufhebung des Fluchs zu verhindern, schickt er seinem Sohn William eines der Medaillons nach England und wird für diesen \"Verrat\" an eine Kanone gebunden und auf den Grund de Ozeans geschickt.
(Nun beginnt der PROLOG des Films.)
Acht Jahre vor der Filmgegenwart, stößt ein englisches Kriegsschiff mit 100 Kanonen an Bord, die \"Dauntless\", auf die Überreste eines englischen Passagierschiffes, das die \"Black Pearl\", das Schiff Barbossas, vernichtet hat. (Das Medaillon muss zuvor das Wasser, das die \"Black Pearl\" beherrschte, das erste Mal berührt und so die Piraten herbeigerufen haben.)
Elizabeth Swann, die Tochter des Gouverneurs von Jamaika (Pryce), erspäht auf einem Stück Treibholz den jungen William Turner, welcher sofort an Bord geholt wird. Um seinen Hals hängt das verhängnisvolle 882. Aztekenmedaillon, das sie an sich nimmt, damit William nicht für einen Piraten gehalten wird. Fortan träumt sie von der \"Black Pearl\", genauso wie andersherum die Piraten nach dem verfluchten 882. Medaillon gieren und magisch davon angezogen werden.
(Ende der Vorgeschichte)
Als Elizabeth (Knightley) am Tage von Commander Norringtons (Davenport) Beförderung und seines Heiratsantrages von der Festungsmauer ins Meer fällt, ruft das Medaillon über das Wasser auf magische Weise (ein 2. Mal!) die \"Black Pearl\" herbei. Im Verlaufe verschiedener Kampfhandlungen wird Elizabeth von den Piraten gefangen genommen und ihres Medaillons beraubt. Der wieder aufgetauchte Jack Sparrow (wo war er nur zehn Jahre lang? Auf den Bahamas und anderswo) und der nunmehr erwachsene Will Turner (Bloom) verfolgen sie, denn Will liebt Elizabeth und Jack (Depp) weiß nun die Wahrheit über den Fluch - und das will er ausnützen, um Barbossa (Rush) zu besiegen.
Auf der Isla de Muerta, der \"Insel der Toten\", machen die Piraten die Probe aufs Exempel: Das Medaillon Nr. 882 ist zwar zurück in der Schatztruhe, doch die Sache mit dem Blutopfer geht schief. Denn Elizabeth, die, sich als eine Turner ausgebend, die Piraten täuschte, ist ja nicht der wahre Träger des verfluchten Medaillons - das ist Will. Wird er noch rechtzeitig kommen, um seine Liebste vor dem Messer Barbossas zu bewahren?
Mein Eindruck
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Unklarheiten
Die wichtigste Frage, die den Zuschauer möglicherweise verwirrt, ist diese: Wenn sowohl Will als auch Elizabeth das verfluchte Medaillon getragen haben, warum trifft sie dann nicht ebenfalls der Fluch? Das gleiche gilt für Jack Sparrow und Bill Turner. Wie uns die Drehbuchautoren erklären, liegt es am Ehrenkodex, den die Piraten und Zivilisten befolgen oder nicht: Diese Vier sind nicht von Gier erfasst, wollen den Schatz daher nicht, zumindest nicht die Medaillons, wollen also auch nicht die Azteken - wenn auch spät - berauben. Das haben nur Barbossas Männer getan, mit Ausnahme von Bill \"Stiefelriemen\" Turner. Der hielt sich an den Kodex während der Meuterei und gab später sein Goldstück ja weg, so dass der Fluch ihn verschonte.
Alles in allem könnte man sagen, dass die Hintergrundstory ganz schön kompliziert ist. Selbst die Autoren haben offenbar nicht sämtliche Details und Aspekte restlos geklärt. Und das haben ihnen die Kritiker zu Recht angekreidet. Die Autoren verteidigen sich damit, dass sie keinen dokumentarischen Piratenfilm machen wollten, sondern eben einen Film mit Piraten, der praktisch sämtlichen Klischees gerecht wird -- und obendrein einen Gruselfilm mit übernatürlichen Elementen. Und zu diesem Teil gehörte eben der Fluch.
Ein Film über Trickster
Das ist also die Story zwischen Jack und Barbossa: Die beiden sind die helle und die dunkle Seite der Figur des Tricksters. Der bekannteste Trickster überhaupt ist Bugs Bunny: Er redet sich aus jeder Klemme wieder heraus. Das tun auch Sparrow und Barbossa: Letzterer muss sich ständig vor seiner Crew rechtfertigen, Sparrow hingegen muss sich vor allem möglichen Leuten verteidigen und in Sicherheit bringen - alle sind gegen ihn.
Eine Romanze
Zwischen diesen beiden \"Göttern\" der Handlung taucht nun das Liebespaar Will und Elizabeth auf. Hier beginnt die Lovestory. Sie sind durch Zufall hineingeraten, und ihr Plot besteht im Grunde lediglich darin, dass Will versuchen muss, sein Mädchen vor einem grausamen Schicksal zu bewahren - und umgekehrt! Elizabeth ist eine starke Persönlichkeit, einer Gouverneurstochter angemessen. Sie kann schon mal das Kommando über ein Schiff übernehmen. Und da sie sich beide weiterentwickeln und der Film dadurch erst interessant wird, könnte es sein, dass sie ihre feindselige Einstellung gegenüber Piraten im allgemeinen und Captain Jack Sparrow im besonderen doch noch ändern.
Eine moralische Fabel
Der Plot stellt also die moralische Fabel, die in jedem Disney-Film vorhanden sein muss - offenbar ein Grundstein des Disney-Imperiums -, der Liebesgeschichte um Will, Norrington und Elizabeth gegenüber. Die Moral von der Geschicht\' lautet: Die Gier nach Gold bringt derart großes Unglück, dass die Gierigen zu Codebrechern werden und sich dadurch nicht nur außerhalb der Gesellschaft stellen, sondern diesmal auch außerhalb der Gemeinschaft der Lebenden. Sie werden zu Zombies. Da sie wahre Tantalusqualen leiden - weder Wein noch Apfel noch \"angenehme Gesellschaft\" können \"ihren Durst löschen\", wie Barbossa gesteht - versuchen sie mit allen erlaubten und besonders mit unerlaubten Mitteln die Medaillons inklusive Blut zurückzubringen. Was dann zur Jagd auf Elizabeths Medaillon und die zwei Blutopfer führt.
Ein \"Easter Egg\"
Eine Fortsetzung ist schon jetzt garantiert. Wer bis zum Ende des Abspanns durchhält - so lange ist auch der Autoren-Kommentar -, wird mit einer kurzen Szene belohnt. Wir sehen wieder das Leitmotiv des grünen Apfels, der das echte Leben symbolisiert, das Barbossa & Co. die ganze Zeit zurückhaben wollen. Das Äffchen taucht auf dem Goldberg in der Schatzhöhle der Isla de la Muerta auf, hüpft zur Aztekentruhe und schnappt sich ein Medaillon. Schwuppdiwupp hat es sich in einen Zombie verwandelt.
Was ein Autor ebenfalls andeutet: Bill \"Stiefelriemen\" Turner muss nicht unbedingt tot sein. Er mag durchaus als \"kleine Pfütze\" am Meeresgrund weiterexistieren, da er ja im eigentlichen Sinn nicht getötet, sondenr nur über Bord geworfen wurde, gefesselt an eine Kanone.
Die Darsteller
Johnny Depp und Geoffrey Rush haben am Drehbuch mitgewirkt. Zwar nur wenig, aber immerhin haben sie ihre wichtigsten Monologe und Sparrows Schlusszene mitgestaltet. Sie machen daher einen großartigen Eindruck.
Besonders Depps grandiose Einführung ist ein Paradebeispiel für die Irreführung des Zuschauers: Er steht auf dem Mast eines riesigen Schiffes, wie es scheint, wie einer der klassischen Helden aus den Piratenfilmen. Doch das Schiff erweist sich schon bald als kleines Boot, das im Sinken begriffen ist - nur die Mastspitze schaut noch hervor, als Depp auf die Bretter der Anlegestelle springen kann. Umso absurder erscheint die Forderung des britisch-kolonialen Hafenmeisters, auch für ein untergegangenes Boot Anlegegebühr zu entrichten. Sofort sind die Verhältnisse klar, und die Sympathie des Publikums gehört dem Piraten. Wir wissen nur nie, was er im Schilde führt: Er ist der Trickster. Und das macht die Sache so spannend. (Bruckheimer nennt dies \"angeschnittene Bälle\").
Dass Jack Sparrow immer so komisch nuschelt, liegt entweder daran, dass er auf der einsamen Insel drei Tage lang nur Rum zu trinken hatte oder an dem nachfolgenden Sonnenstich, den er sich bei seiner unrühmlich endenden Bootsfahrt holte. Oder an beidem. Oder daran, dass Johnny Depp wie Keith Richards auftreten wollte, seit er erfuhr, dass die Piraten die Rockstars der damaligen Zeit, des 17. Jahrhunderts, waren. Er klingt jedenfalls im Original noch besser als in der Übersetzung, aber keineswegs deutlicher, klar soweit?
Ganz anders hingegen Knightley und Bloom, Norrington und Pryce. Bloom hatte erst einen Tag vor seiner ersten Szene - er bringt dem Gouverneur Norringtons Schwert - den Schauspielervertrag unterschrieben. Die Schwertszene war daher nicht sonderlich einfach für ihn: Das Gag-Reel zeigt etwa ein halbes Dutzend misslungener Schwertwirbelversuche. Turner tut des öfteren \"etwas Dummes\", was aber Elizabeth nicht davon abhält, ihn zu mögen.
Nur über die Figur der Elizabeth funktioniert der Film: Sie leitet den Verlauf der Handlung! Das ist recht erstaunlich, wenn man an all die traditionellen Piratenfilme seit den 30er und 40er Jahren zurückdenkt. Dort hatten lediglich die Männer die Heldenrolle inne, mit nur sehr seltenen Ausnahmen, in denen die Rolle des Piratenkapitäns von einer Frau gespielt wurde. Elizabeth erweist sich als erstaunlich erfinderisch und mutig, so etwa dann, als sie zusammen mit Jack Sparrow auf der Ruminsel ausgesetzt wird. Leider hat Sparrow mit Frauen nie Glück: Jede, die er trifft, scheuert ihm eine. Die Frage ist nur: Hat er die Ohrfeige verdient oder nicht? Ob er mit Miss Swann mehr Glück hat, verschweigt uns dieser jugendfreie Streifen.
Die Komiker-Duos
Es gibt zwei Komiker-Duos im Film, und sie funktionieren wie Stan laurel und Oliver Hardy. Da sind zum einen die beiden Piraten: der hagere Ragetti (Mackenzie Cook) mit dem Holzauge (auch so ein \"running gag\") und der dickschädelige Pintel (Lee Arenberg). Natürlich zoffen sich die beiden ständig, mögen sich aber im Grunde.
Auf der anderen Seite des Gesetzes stehen ihnen und Jack Sparrow die beiden britischen Wachsoldaten gegenüber: Murtogg und Mullroy (Angus Burnett und Giles). Ohne ihre Einmischung käme es zu gar keiner Handlung! Denn einer der beiden gibt Will und Norrington bei deren Streit über die Verfolgung der \"Black Pearl\" den entscheidenden Hinweis auf Jack Sparrow. Und Sparrow gibt den Hinweis auf Barbossa und somit auf die Isla de la Muerta. Erst dann kann\'s losgehen.
Sonstiges
Sowohl die Spezialeffekte, die Ausstattung, die wahnsinnig vielen Stunts und die exzellente, mitreißende Musik von Klaus Badelt (\"The Time Machine\", \"Gladiator\"), die Hans Zimmer produzierte, machen den Film zu einem optisch-akustischen Festmahl.
Dass die Story mehrere Logiklöcher aufweist, wie oben gesagt, stört da kaum noch. Ich habe mich immer gewundert, wie leicht sich die Kette des Medaillons ruckartig lösen und danach sofort wieder problemlos zusammensetzen lässt. Das wäre mal eine nette Erfindung für das 21. Jahrhundert!
Die DVD
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Technische Infos
Bildformate: 16:9, 1: 2,35
Tonformate: DD 5.1, D in DTS
Sprachen: D, GB
Untertitel: D, GB, F, I, E, Türkisch
Extras der Kauf-DVD (ca. 10 Stunden):
- Mehrere Audiokommentare vom Regisseur und den Darstellern sowie von den Drehbuchautoren
- Das Epos auf See: Making-of (38 Min.)
- Blick auf das Film-Set
- Foto-Tagebuch des Produzenten, Tagebuch eines Piraten, Logbuch eines Schiffes
- 19 zusätzliche Szenen
- Gag-Reel: Pannen und Ausrutscher
- Unter Deck: eine interaktive Geschichte der Piraten
- Die Piraten-Attraktion in Disneyland + virtuelle Fahrt hindurch
- Mondschein-Serenade: Entstehung der Special Effects auf der \"Black Pearl\"
- Computer-Features: Verwandlung zum Skelett im Effekte-Studio u.a.
- PC: Storyboard
- PC: Drehbuch-Scanner
- Alle Extras in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln - dazu muss die jeweilige Sprache vorausgewählt sein, sonst werden die Untertitel für die Kommentare nicht angezeigt!
Mein Eindruck von der DVD
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Making-of
Das Making-of verdient seine Bezeichnung weirklich: Hier erfährt der Zuschauer in mehreren Kapiteln (Funktion \"Alle abspielen\" vorausgesetzt) genau, wie der Film entstand, was die Verantwortlichen beabsichtigten und was daraus wurde. Der Produzent ist natürlich stolz auf \"sein Baby\" und was soll er anderes von sich geben außer Lob? Jedenfalls war er happy, dass er Orlando Bloom noch günstig \"einkaufen\" konnte, bevor dieser aufgrund seines Legolas-Ruhms unerschwinglich geworden wäre - der Film kostete 130 Millionen Dollar!
Dokus
Die \"Blicke auf das Film-Set\" zeigt uns mehrere Sets, so etwa Port Royal und Tortuga. Wir schauen der Filmcrew quasi über die Schulter. Recht interessant für angehende Filmschüler. Von den tagebüchern fand ich besonders das Logbuch des Schiffes interessant: Die \"Lady Washington\" wäre fast nicht rechtzeitig zu Drehbeginn bei der entsprechenden Karibikinsel eingetroffen, weil ein Sturm vor der kolumbianischen Küste sie beschädigte und zur Umkehr zwang. Zum war sie bereits sechs Tage ihrem Kurstermin voraus und konnte die Verzögerung auffangen und die Reparatur ausführen.
Viele Informationen erhält man in dem Beitrag \"Unter Deck: eine interaktive Geschichte der Piraten\". Der erste ist wie ein PC-Spiel aufgebaut: Klickt man verschiedene mit einem Dolch gekennzeichnete Stellen auf der \"Black Pearl\" an, erhält man eine Erklärung. Diese stammt von einem britischen Marinehistoriker. Wer es nicht schafft, alle Stellen abzuklappern, kann sich später die gesamte Liste ansehen. Es handelt sich um kleine Filme zu der gesamten Kultur und Geschichte der Piraten, mit Schwerpunkt auf der Karibik zwischen 1650 und 1720.
Als Ergänzung eignet sich das \"Tagebuch eines Piraten\", das Lee Arenberg, der Kahlköpfige des Komiker-Duos gedreht hat. Es ist wirklich interessant, denn es zeigt die Schauspieler von ihrer menschlichsten Seite, darunter auch Johnny Depp (\"Depp-Cam\"). Man glaubt kaum, dass K. Knightley erst 17 Jahre alt ist. Zudem erhält man einige Eindrücke der schönen Insel St. Vincent, die ich aus eigener Anschauung kenne. Aufnahmen der \"Parrot-Cam\" zeigen, wie grün und unverbaut das Eiland ist.
Die Doku \"Die Piraten-Attraktion in Disneyland\" besteht vor allem aus dem historischen Filmmaterial des Disneykonzerns. \"Pirates of the Caribbean\" beruht ja darauf, manche Szene wie etwa Tortuga oder das Gefängnis von Port Royal beruhen darauf. Im DVD-Rom-Part kann man eine virtuelle Fahrt hindurch unternehmen.
Einen besonderen Angriff auf mein Zwerchfell war hingegen das Gag-Reel, das die besten \"Pannen und Ausrutscher\" vorstellt. Am besten unter all den Kurz- und Kürzestszenen fand ich Knightleys Satz zu Davenport über \"bare breasts and ankles all the way\", den man nicht so ohne weiteres versteht. Davenport kriegt sich jedenfalls kaum ein. Das einzige Mal, dass man ihn auf dieser DVD lachen sieht.
- 19 zusätzliche Szenen: Die meisten davon sind lediglich Erweiterungen der bekannten. Ein paar jedoch vertiefen die Charaktere. So gibt es zwei Aufnahmen, in denen Norrington lächelt - ein ansonsten ungewohnter Anblick. Die Drehbuchautoren bedauern, dass diese Norrington-Szenen gekürzt wurden. Die Kürzungen dienen der Erhöhung von Spannung und Tempo. Das war besonders bei den Aufnahmen auf der Rum-Insel nötig.
- \"Mondschein-Serenade\": Entstehung der Special Effects auf der \"Black Pearl\". Die macher der SFX kommentieren die einzelnen Phasen der Entstehung dieser Szene. Zur Erinnerung: Elizabeth Swann realisiert zum ersten Mal, dass es Geister wirklich gibt - und sie ihnen in die Hände gefallen ist! Im DVD-Rom-Part kann man diese Mondlicht- und Skelett-Effekte genauer betrachten: \"Moonlight Becomes Ye!\"
- Die vier Audiokommentare
a) Regisseur Gore Verbinski mit Johnny Depp: Die beiden schwatzen ziemlich relaxed über alles Mögliche, das bei den Dreharbeiten passierte. Leider ist das Meiste davon langweilig. Immerhin erfahren wir, dass am Musik-Score insgesamt 39 Komponisten gearbeitet haben; dass J. Depp um ein Haar lebensgefährlich verletzt wurde; dass Bob Anderson ein großartiger, achtzigjähriger Schwertkampftrainer ist; und dass Geoffrey Rush aussieht wie die böse Hexe in \"Der Zauberer von Oz\".
b) Produzent J. Bruckheimer: liefert exakt elf \"ausgewählte Kommentare\", die sich fast alle auf die Auswahl der acht wichtigsten Darsteller beziehen.
c) Knightley und Jack Davenport: Diese 17 \"ausgewählten Kommentare\" sind die mit wietem Abstand lustigsten, witzigsten, lebhaftesten und ehrlichsten der ganzen DVD. Keira K. führt sich wirklich wie eine - nunmehr - 18-Jährige auf, wenn sie von den Kusszenen mit Orlando Bloom schwärmt und ihrem Partner Davenport schmollt. Ich musste einige Male laut lachen. Der britische Akzent der beiden trägt viel dazu bei, die ironisch gemeinten Spitzen gegeneinander abzumildern. Am interessantesten: Keira musste eine Nacht mit ihrer Mutter und einem Kameramann auf einem Riff vor der \"Rum-Insel\" verbringen, an dem ihr Boot zerschellt war. Sie wären beinahe ertrunken, hätten nicht zufällig vorbeifahrende Franzosen die Schiffbrüchigen gerettet! Von wegen \"alles ist sicher\".
d) Drehbuchautoren: Diese vier Jungs verstehen ihr Handwerk wirklich. Für Filmkenner ist es ein Genuss, ihnen zu lauschen, wen sie auch ein paar Geheimnisse verraten (siehe \"Geheimtipp\" unten). Außerdem versteht man danach wesentlich mehr von der verzwickten Handlung - siehe auch meinen Abriss der Vorgeschichte, der auf diesem Kommentar beruht.
Der Sound, die Musik
Der Sound ist hervorragend. Das gilt schon für die DD-5.1-Version, aber in besonderem Maße dann, wenn man DTS-Sound aktiviert hat: Die Präsenz ist größer, und der Subwoofer wird noch besser angesprochen - das erweist sich besonders während der Kanonade von Port Royal und der Seeschlacht als besonders effektiv, um die Hauswände zum Wackeln zu bringen. Außerdem ist die Musik, da nun mehr Informationen geliefert werden, in einer tragenden Rolle zu hören: Sie unterstützt die Actionszenen mit wesentlich klarer akzentuierten Instrumenten - sie wurde von 39 verschiedenen Komponisten geschrieben. Diese DVD ist für THX zertifiziert. Wer das ausnutzen kann, darf sich glücklich schätzen.
Unterm Strich
Diese DVD hat so viele gute Seiten, dass ich gar nicht aufhören könnte, sie alle aufzuzählen. Zu meinen absoluten Favoriten gehören allerdings Keira Knightleys erfrischend ehrliche Kommentare, das Piraten-Video-Tagebuch, das Schiffs-Logbuch der \"Lady Washington\" und der erhellende Kommentar der Autoren.
Es ist daher sicher nicht verkehrt, sich diese DVD zuzulegen. Ich habe sie im PENNY-Markt für EU 19,95 gekauft, doch es lag ein Gutschein über 3 EU bei Cashday.de bei. Wenn alles gutgeht, hat sie mich also nur 16,95 EU gekostet. (Bei Hugendubel in München habe ich sie für 17,95 EU gesehen.)
Unterm Strich erhält der Film vier Sterne, die DVD aber die volle Punktzahl.
Geheimtipp: Im Film gibt es - wie in so manch anderem DISNEY-Streifen - eine Szene, in der die Ohren von Micky Maus zu sehen sind. Wer\'s nicht glaubt, \"spule\" bis zum Ende der beschießung von Port Royal vor und sehe sich die Explosions- oder Pulverdampf-Wolken mal ganz genau an...
Michael Matzer (c) 2004ff
Filminfos
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O-Titel: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl (2003, USA); DVD: 1/04
FSK: ab 12
Länge: 137 Min.
Regisseur: Gore Verbinski
Drehbuch: Ted Elliott / Terry Rossio u.a.
Musik: Klaus Badelt
VFX/SFX: ILM
Kostüme: Penelope Rose
Kamera: Dariusz Wolski
Produzent: Jerry Bruckheimer
Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush, Jonathan Pryce, Jack Davenport, Kevin McNally u.a.
Weitere Infos: www.fluch-der-karibik.de
Handlung
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Ein Teil der Spannung des Films, aber auch ein wichtiger Grund für die Verwirrung des Zuschauers liegt darin begründet, dass verschiedene Figuren zu verschiedenen Zeitpunkten nur Bruchstücke der Vorgeschichte erzählen. Ich versuche, die Vorgeschichte in chronologischer Abfolge so wiederzugeben, wie sie die Drehbuchautoren am Ende ihres Audiokommentars erzählen.
Zehn Jahre vor dem Beginn der Filmhandlung heuert Captain Jack Sparrow, der Kapitän der \"Black Pearl\", in dem Karibikhafen Tortuga eine Piratencrew an, deren Erster Maat Barbossa ist. Ein gewisser Bill \"Stiefelriemen\" Turner gehört bereits zu Jacks Besatzung, bevor er nach Tortuga segelt. Sparrow hat einen Aztekenschatz, der angeblich verflucht sein soll, aber er glaubt nicht so recht an den Fluch, dass nämlich derjenige, der von den 882 Medaillons nimmt, ein lebender Toter wird (im Mondlicht wird diese Wirkung sichtbar). Er erzählt sogar Barbossa vom Fluch.
Sparrow hat außerdem einen sonderbaren Kompass, der ihn immer wieder zur Isla de Muerta, wo der Hort versteckt ist, zurückführt. Barbossa berichtet später dem Ex-Navy-Maat Gibbs (Kevin McNally, im PROLOG), dass man die Insel nur finden könne, wenn man schon weiß, wo sie liegt. Mit Anteilen an diesem Reichtum will Sparrow seine Crew bezahlen.
Ansonsten eigentlich immer ein Schlaufuchs, begeht Sparrow diesmal einen großen Fehler: Er verrät Barbossa, wo sich diese Schatzinsel befindet. Der ist auch nicht auf den Kopf gefallen und stiftet seine Crew zur Meuterei an: Wozu braucht man noch einen Käptn, wenn man schon weiß, wo der Schatz liegt? Der Einzige, der sich an den Kodex der Piraten hält, ist Bill Turner. Er beteiligt sich nicht an der Meuterei. Daher hasst ihn Jack später nicht.
Barbossa & Co. setzen Sparrow mit dem Kompass aus, schnappen sich den Schatz (inklusive Äffchen), verschleudern ihn, weil sie nicht an den Fluch glauben. Mit der Zeit jedoch erkennen sie ihren Zustand als verflucht, erfahren aus den Inschriften auf der Schatztruhe, wie sie den Fluch aufheben können und bemühen sich, sowohl sämtliche 882 Medaillons zurückzulegen als auch mit jeder das entsprechende Blutopfer darzubringen.
Allerdings hält sich Bill Turner nicht an dieses Vorhaben: Er sagt, dass sie es verdienen, verflucht zu sein und sollten verflucht bleiben. Um die Aufhebung des Fluchs zu verhindern, schickt er seinem Sohn William eines der Medaillons nach England und wird für diesen \"Verrat\" an eine Kanone gebunden und auf den Grund de Ozeans geschickt.
(Nun beginnt der PROLOG des Films.)
Acht Jahre vor der Filmgegenwart, stößt ein englisches Kriegsschiff mit 100 Kanonen an Bord, die \"Dauntless\", auf die Überreste eines englischen Passagierschiffes, das die \"Black Pearl\", das Schiff Barbossas, vernichtet hat. (Das Medaillon muss zuvor das Wasser, das die \"Black Pearl\" beherrschte, das erste Mal berührt und so die Piraten herbeigerufen haben.)
Elizabeth Swann, die Tochter des Gouverneurs von Jamaika (Pryce), erspäht auf einem Stück Treibholz den jungen William Turner, welcher sofort an Bord geholt wird. Um seinen Hals hängt das verhängnisvolle 882. Aztekenmedaillon, das sie an sich nimmt, damit William nicht für einen Piraten gehalten wird. Fortan träumt sie von der \"Black Pearl\", genauso wie andersherum die Piraten nach dem verfluchten 882. Medaillon gieren und magisch davon angezogen werden.
(Ende der Vorgeschichte)
Als Elizabeth (Knightley) am Tage von Commander Norringtons (Davenport) Beförderung und seines Heiratsantrages von der Festungsmauer ins Meer fällt, ruft das Medaillon über das Wasser auf magische Weise (ein 2. Mal!) die \"Black Pearl\" herbei. Im Verlaufe verschiedener Kampfhandlungen wird Elizabeth von den Piraten gefangen genommen und ihres Medaillons beraubt. Der wieder aufgetauchte Jack Sparrow (wo war er nur zehn Jahre lang? Auf den Bahamas und anderswo) und der nunmehr erwachsene Will Turner (Bloom) verfolgen sie, denn Will liebt Elizabeth und Jack (Depp) weiß nun die Wahrheit über den Fluch - und das will er ausnützen, um Barbossa (Rush) zu besiegen.
Auf der Isla de Muerta, der \"Insel der Toten\", machen die Piraten die Probe aufs Exempel: Das Medaillon Nr. 882 ist zwar zurück in der Schatztruhe, doch die Sache mit dem Blutopfer geht schief. Denn Elizabeth, die, sich als eine Turner ausgebend, die Piraten täuschte, ist ja nicht der wahre Träger des verfluchten Medaillons - das ist Will. Wird er noch rechtzeitig kommen, um seine Liebste vor dem Messer Barbossas zu bewahren?
Mein Eindruck
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Unklarheiten
Die wichtigste Frage, die den Zuschauer möglicherweise verwirrt, ist diese: Wenn sowohl Will als auch Elizabeth das verfluchte Medaillon getragen haben, warum trifft sie dann nicht ebenfalls der Fluch? Das gleiche gilt für Jack Sparrow und Bill Turner. Wie uns die Drehbuchautoren erklären, liegt es am Ehrenkodex, den die Piraten und Zivilisten befolgen oder nicht: Diese Vier sind nicht von Gier erfasst, wollen den Schatz daher nicht, zumindest nicht die Medaillons, wollen also auch nicht die Azteken - wenn auch spät - berauben. Das haben nur Barbossas Männer getan, mit Ausnahme von Bill \"Stiefelriemen\" Turner. Der hielt sich an den Kodex während der Meuterei und gab später sein Goldstück ja weg, so dass der Fluch ihn verschonte.
Alles in allem könnte man sagen, dass die Hintergrundstory ganz schön kompliziert ist. Selbst die Autoren haben offenbar nicht sämtliche Details und Aspekte restlos geklärt. Und das haben ihnen die Kritiker zu Recht angekreidet. Die Autoren verteidigen sich damit, dass sie keinen dokumentarischen Piratenfilm machen wollten, sondern eben einen Film mit Piraten, der praktisch sämtlichen Klischees gerecht wird -- und obendrein einen Gruselfilm mit übernatürlichen Elementen. Und zu diesem Teil gehörte eben der Fluch.
Ein Film über Trickster
Das ist also die Story zwischen Jack und Barbossa: Die beiden sind die helle und die dunkle Seite der Figur des Tricksters. Der bekannteste Trickster überhaupt ist Bugs Bunny: Er redet sich aus jeder Klemme wieder heraus. Das tun auch Sparrow und Barbossa: Letzterer muss sich ständig vor seiner Crew rechtfertigen, Sparrow hingegen muss sich vor allem möglichen Leuten verteidigen und in Sicherheit bringen - alle sind gegen ihn.
Eine Romanze
Zwischen diesen beiden \"Göttern\" der Handlung taucht nun das Liebespaar Will und Elizabeth auf. Hier beginnt die Lovestory. Sie sind durch Zufall hineingeraten, und ihr Plot besteht im Grunde lediglich darin, dass Will versuchen muss, sein Mädchen vor einem grausamen Schicksal zu bewahren - und umgekehrt! Elizabeth ist eine starke Persönlichkeit, einer Gouverneurstochter angemessen. Sie kann schon mal das Kommando über ein Schiff übernehmen. Und da sie sich beide weiterentwickeln und der Film dadurch erst interessant wird, könnte es sein, dass sie ihre feindselige Einstellung gegenüber Piraten im allgemeinen und Captain Jack Sparrow im besonderen doch noch ändern.
Eine moralische Fabel
Der Plot stellt also die moralische Fabel, die in jedem Disney-Film vorhanden sein muss - offenbar ein Grundstein des Disney-Imperiums -, der Liebesgeschichte um Will, Norrington und Elizabeth gegenüber. Die Moral von der Geschicht\' lautet: Die Gier nach Gold bringt derart großes Unglück, dass die Gierigen zu Codebrechern werden und sich dadurch nicht nur außerhalb der Gesellschaft stellen, sondern diesmal auch außerhalb der Gemeinschaft der Lebenden. Sie werden zu Zombies. Da sie wahre Tantalusqualen leiden - weder Wein noch Apfel noch \"angenehme Gesellschaft\" können \"ihren Durst löschen\", wie Barbossa gesteht - versuchen sie mit allen erlaubten und besonders mit unerlaubten Mitteln die Medaillons inklusive Blut zurückzubringen. Was dann zur Jagd auf Elizabeths Medaillon und die zwei Blutopfer führt.
Ein \"Easter Egg\"
Eine Fortsetzung ist schon jetzt garantiert. Wer bis zum Ende des Abspanns durchhält - so lange ist auch der Autoren-Kommentar -, wird mit einer kurzen Szene belohnt. Wir sehen wieder das Leitmotiv des grünen Apfels, der das echte Leben symbolisiert, das Barbossa & Co. die ganze Zeit zurückhaben wollen. Das Äffchen taucht auf dem Goldberg in der Schatzhöhle der Isla de la Muerta auf, hüpft zur Aztekentruhe und schnappt sich ein Medaillon. Schwuppdiwupp hat es sich in einen Zombie verwandelt.
Was ein Autor ebenfalls andeutet: Bill \"Stiefelriemen\" Turner muss nicht unbedingt tot sein. Er mag durchaus als \"kleine Pfütze\" am Meeresgrund weiterexistieren, da er ja im eigentlichen Sinn nicht getötet, sondenr nur über Bord geworfen wurde, gefesselt an eine Kanone.
Die Darsteller
Johnny Depp und Geoffrey Rush haben am Drehbuch mitgewirkt. Zwar nur wenig, aber immerhin haben sie ihre wichtigsten Monologe und Sparrows Schlusszene mitgestaltet. Sie machen daher einen großartigen Eindruck.
Besonders Depps grandiose Einführung ist ein Paradebeispiel für die Irreführung des Zuschauers: Er steht auf dem Mast eines riesigen Schiffes, wie es scheint, wie einer der klassischen Helden aus den Piratenfilmen. Doch das Schiff erweist sich schon bald als kleines Boot, das im Sinken begriffen ist - nur die Mastspitze schaut noch hervor, als Depp auf die Bretter der Anlegestelle springen kann. Umso absurder erscheint die Forderung des britisch-kolonialen Hafenmeisters, auch für ein untergegangenes Boot Anlegegebühr zu entrichten. Sofort sind die Verhältnisse klar, und die Sympathie des Publikums gehört dem Piraten. Wir wissen nur nie, was er im Schilde führt: Er ist der Trickster. Und das macht die Sache so spannend. (Bruckheimer nennt dies \"angeschnittene Bälle\").
Dass Jack Sparrow immer so komisch nuschelt, liegt entweder daran, dass er auf der einsamen Insel drei Tage lang nur Rum zu trinken hatte oder an dem nachfolgenden Sonnenstich, den er sich bei seiner unrühmlich endenden Bootsfahrt holte. Oder an beidem. Oder daran, dass Johnny Depp wie Keith Richards auftreten wollte, seit er erfuhr, dass die Piraten die Rockstars der damaligen Zeit, des 17. Jahrhunderts, waren. Er klingt jedenfalls im Original noch besser als in der Übersetzung, aber keineswegs deutlicher, klar soweit?
Ganz anders hingegen Knightley und Bloom, Norrington und Pryce. Bloom hatte erst einen Tag vor seiner ersten Szene - er bringt dem Gouverneur Norringtons Schwert - den Schauspielervertrag unterschrieben. Die Schwertszene war daher nicht sonderlich einfach für ihn: Das Gag-Reel zeigt etwa ein halbes Dutzend misslungener Schwertwirbelversuche. Turner tut des öfteren \"etwas Dummes\", was aber Elizabeth nicht davon abhält, ihn zu mögen.
Nur über die Figur der Elizabeth funktioniert der Film: Sie leitet den Verlauf der Handlung! Das ist recht erstaunlich, wenn man an all die traditionellen Piratenfilme seit den 30er und 40er Jahren zurückdenkt. Dort hatten lediglich die Männer die Heldenrolle inne, mit nur sehr seltenen Ausnahmen, in denen die Rolle des Piratenkapitäns von einer Frau gespielt wurde. Elizabeth erweist sich als erstaunlich erfinderisch und mutig, so etwa dann, als sie zusammen mit Jack Sparrow auf der Ruminsel ausgesetzt wird. Leider hat Sparrow mit Frauen nie Glück: Jede, die er trifft, scheuert ihm eine. Die Frage ist nur: Hat er die Ohrfeige verdient oder nicht? Ob er mit Miss Swann mehr Glück hat, verschweigt uns dieser jugendfreie Streifen.
Die Komiker-Duos
Es gibt zwei Komiker-Duos im Film, und sie funktionieren wie Stan laurel und Oliver Hardy. Da sind zum einen die beiden Piraten: der hagere Ragetti (Mackenzie Cook) mit dem Holzauge (auch so ein \"running gag\") und der dickschädelige Pintel (Lee Arenberg). Natürlich zoffen sich die beiden ständig, mögen sich aber im Grunde.
Auf der anderen Seite des Gesetzes stehen ihnen und Jack Sparrow die beiden britischen Wachsoldaten gegenüber: Murtogg und Mullroy (Angus Burnett und Giles). Ohne ihre Einmischung käme es zu gar keiner Handlung! Denn einer der beiden gibt Will und Norrington bei deren Streit über die Verfolgung der \"Black Pearl\" den entscheidenden Hinweis auf Jack Sparrow. Und Sparrow gibt den Hinweis auf Barbossa und somit auf die Isla de la Muerta. Erst dann kann\'s losgehen.
Sonstiges
Sowohl die Spezialeffekte, die Ausstattung, die wahnsinnig vielen Stunts und die exzellente, mitreißende Musik von Klaus Badelt (\"The Time Machine\", \"Gladiator\"), die Hans Zimmer produzierte, machen den Film zu einem optisch-akustischen Festmahl.
Dass die Story mehrere Logiklöcher aufweist, wie oben gesagt, stört da kaum noch. Ich habe mich immer gewundert, wie leicht sich die Kette des Medaillons ruckartig lösen und danach sofort wieder problemlos zusammensetzen lässt. Das wäre mal eine nette Erfindung für das 21. Jahrhundert!
Die DVD
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Technische Infos
Bildformate: 16:9, 1: 2,35
Tonformate: DD 5.1, D in DTS
Sprachen: D, GB
Untertitel: D, GB, F, I, E, Türkisch
Extras der Kauf-DVD (ca. 10 Stunden):
- Mehrere Audiokommentare vom Regisseur und den Darstellern sowie von den Drehbuchautoren
- Das Epos auf See: Making-of (38 Min.)
- Blick auf das Film-Set
- Foto-Tagebuch des Produzenten, Tagebuch eines Piraten, Logbuch eines Schiffes
- 19 zusätzliche Szenen
- Gag-Reel: Pannen und Ausrutscher
- Unter Deck: eine interaktive Geschichte der Piraten
- Die Piraten-Attraktion in Disneyland + virtuelle Fahrt hindurch
- Mondschein-Serenade: Entstehung der Special Effects auf der \"Black Pearl\"
- Computer-Features: Verwandlung zum Skelett im Effekte-Studio u.a.
- PC: Storyboard
- PC: Drehbuch-Scanner
- Alle Extras in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln - dazu muss die jeweilige Sprache vorausgewählt sein, sonst werden die Untertitel für die Kommentare nicht angezeigt!
Mein Eindruck von der DVD
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Making-of
Das Making-of verdient seine Bezeichnung weirklich: Hier erfährt der Zuschauer in mehreren Kapiteln (Funktion \"Alle abspielen\" vorausgesetzt) genau, wie der Film entstand, was die Verantwortlichen beabsichtigten und was daraus wurde. Der Produzent ist natürlich stolz auf \"sein Baby\" und was soll er anderes von sich geben außer Lob? Jedenfalls war er happy, dass er Orlando Bloom noch günstig \"einkaufen\" konnte, bevor dieser aufgrund seines Legolas-Ruhms unerschwinglich geworden wäre - der Film kostete 130 Millionen Dollar!
Dokus
Die \"Blicke auf das Film-Set\" zeigt uns mehrere Sets, so etwa Port Royal und Tortuga. Wir schauen der Filmcrew quasi über die Schulter. Recht interessant für angehende Filmschüler. Von den tagebüchern fand ich besonders das Logbuch des Schiffes interessant: Die \"Lady Washington\" wäre fast nicht rechtzeitig zu Drehbeginn bei der entsprechenden Karibikinsel eingetroffen, weil ein Sturm vor der kolumbianischen Küste sie beschädigte und zur Umkehr zwang. Zum war sie bereits sechs Tage ihrem Kurstermin voraus und konnte die Verzögerung auffangen und die Reparatur ausführen.
Viele Informationen erhält man in dem Beitrag \"Unter Deck: eine interaktive Geschichte der Piraten\". Der erste ist wie ein PC-Spiel aufgebaut: Klickt man verschiedene mit einem Dolch gekennzeichnete Stellen auf der \"Black Pearl\" an, erhält man eine Erklärung. Diese stammt von einem britischen Marinehistoriker. Wer es nicht schafft, alle Stellen abzuklappern, kann sich später die gesamte Liste ansehen. Es handelt sich um kleine Filme zu der gesamten Kultur und Geschichte der Piraten, mit Schwerpunkt auf der Karibik zwischen 1650 und 1720.
Als Ergänzung eignet sich das \"Tagebuch eines Piraten\", das Lee Arenberg, der Kahlköpfige des Komiker-Duos gedreht hat. Es ist wirklich interessant, denn es zeigt die Schauspieler von ihrer menschlichsten Seite, darunter auch Johnny Depp (\"Depp-Cam\"). Man glaubt kaum, dass K. Knightley erst 17 Jahre alt ist. Zudem erhält man einige Eindrücke der schönen Insel St. Vincent, die ich aus eigener Anschauung kenne. Aufnahmen der \"Parrot-Cam\" zeigen, wie grün und unverbaut das Eiland ist.
Die Doku \"Die Piraten-Attraktion in Disneyland\" besteht vor allem aus dem historischen Filmmaterial des Disneykonzerns. \"Pirates of the Caribbean\" beruht ja darauf, manche Szene wie etwa Tortuga oder das Gefängnis von Port Royal beruhen darauf. Im DVD-Rom-Part kann man eine virtuelle Fahrt hindurch unternehmen.
Einen besonderen Angriff auf mein Zwerchfell war hingegen das Gag-Reel, das die besten \"Pannen und Ausrutscher\" vorstellt. Am besten unter all den Kurz- und Kürzestszenen fand ich Knightleys Satz zu Davenport über \"bare breasts and ankles all the way\", den man nicht so ohne weiteres versteht. Davenport kriegt sich jedenfalls kaum ein. Das einzige Mal, dass man ihn auf dieser DVD lachen sieht.
- 19 zusätzliche Szenen: Die meisten davon sind lediglich Erweiterungen der bekannten. Ein paar jedoch vertiefen die Charaktere. So gibt es zwei Aufnahmen, in denen Norrington lächelt - ein ansonsten ungewohnter Anblick. Die Drehbuchautoren bedauern, dass diese Norrington-Szenen gekürzt wurden. Die Kürzungen dienen der Erhöhung von Spannung und Tempo. Das war besonders bei den Aufnahmen auf der Rum-Insel nötig.
- \"Mondschein-Serenade\": Entstehung der Special Effects auf der \"Black Pearl\". Die macher der SFX kommentieren die einzelnen Phasen der Entstehung dieser Szene. Zur Erinnerung: Elizabeth Swann realisiert zum ersten Mal, dass es Geister wirklich gibt - und sie ihnen in die Hände gefallen ist! Im DVD-Rom-Part kann man diese Mondlicht- und Skelett-Effekte genauer betrachten: \"Moonlight Becomes Ye!\"
- Die vier Audiokommentare
a) Regisseur Gore Verbinski mit Johnny Depp: Die beiden schwatzen ziemlich relaxed über alles Mögliche, das bei den Dreharbeiten passierte. Leider ist das Meiste davon langweilig. Immerhin erfahren wir, dass am Musik-Score insgesamt 39 Komponisten gearbeitet haben; dass J. Depp um ein Haar lebensgefährlich verletzt wurde; dass Bob Anderson ein großartiger, achtzigjähriger Schwertkampftrainer ist; und dass Geoffrey Rush aussieht wie die böse Hexe in \"Der Zauberer von Oz\".
b) Produzent J. Bruckheimer: liefert exakt elf \"ausgewählte Kommentare\", die sich fast alle auf die Auswahl der acht wichtigsten Darsteller beziehen.
c) Knightley und Jack Davenport: Diese 17 \"ausgewählten Kommentare\" sind die mit wietem Abstand lustigsten, witzigsten, lebhaftesten und ehrlichsten der ganzen DVD. Keira K. führt sich wirklich wie eine - nunmehr - 18-Jährige auf, wenn sie von den Kusszenen mit Orlando Bloom schwärmt und ihrem Partner Davenport schmollt. Ich musste einige Male laut lachen. Der britische Akzent der beiden trägt viel dazu bei, die ironisch gemeinten Spitzen gegeneinander abzumildern. Am interessantesten: Keira musste eine Nacht mit ihrer Mutter und einem Kameramann auf einem Riff vor der \"Rum-Insel\" verbringen, an dem ihr Boot zerschellt war. Sie wären beinahe ertrunken, hätten nicht zufällig vorbeifahrende Franzosen die Schiffbrüchigen gerettet! Von wegen \"alles ist sicher\".
d) Drehbuchautoren: Diese vier Jungs verstehen ihr Handwerk wirklich. Für Filmkenner ist es ein Genuss, ihnen zu lauschen, wen sie auch ein paar Geheimnisse verraten (siehe \"Geheimtipp\" unten). Außerdem versteht man danach wesentlich mehr von der verzwickten Handlung - siehe auch meinen Abriss der Vorgeschichte, der auf diesem Kommentar beruht.
Der Sound, die Musik
Der Sound ist hervorragend. Das gilt schon für die DD-5.1-Version, aber in besonderem Maße dann, wenn man DTS-Sound aktiviert hat: Die Präsenz ist größer, und der Subwoofer wird noch besser angesprochen - das erweist sich besonders während der Kanonade von Port Royal und der Seeschlacht als besonders effektiv, um die Hauswände zum Wackeln zu bringen. Außerdem ist die Musik, da nun mehr Informationen geliefert werden, in einer tragenden Rolle zu hören: Sie unterstützt die Actionszenen mit wesentlich klarer akzentuierten Instrumenten - sie wurde von 39 verschiedenen Komponisten geschrieben. Diese DVD ist für THX zertifiziert. Wer das ausnutzen kann, darf sich glücklich schätzen.
Unterm Strich
Diese DVD hat so viele gute Seiten, dass ich gar nicht aufhören könnte, sie alle aufzuzählen. Zu meinen absoluten Favoriten gehören allerdings Keira Knightleys erfrischend ehrliche Kommentare, das Piraten-Video-Tagebuch, das Schiffs-Logbuch der \"Lady Washington\" und der erhellende Kommentar der Autoren.
Es ist daher sicher nicht verkehrt, sich diese DVD zuzulegen. Ich habe sie im PENNY-Markt für EU 19,95 gekauft, doch es lag ein Gutschein über 3 EU bei Cashday.de bei. Wenn alles gutgeht, hat sie mich also nur 16,95 EU gekostet. (Bei Hugendubel in München habe ich sie für 17,95 EU gesehen.)
Unterm Strich erhält der Film vier Sterne, die DVD aber die volle Punktzahl.
Geheimtipp: Im Film gibt es - wie in so manch anderem DISNEY-Streifen - eine Szene, in der die Ohren von Micky Maus zu sehen sind. Wer\'s nicht glaubt, \"spule\" bis zum Ende der beschießung von Port Royal vor und sehe sich die Explosions- oder Pulverdampf-Wolken mal ganz genau an...
Michael Matzer (c) 2004ff
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