Fluch der Karibik (VHS) Testbericht

Nach mehreren Enttäuschungen im Kino, die ich in letzter Zeit erlebt habe (ich denke da an Matrix Reloaded oder American Pie III), durfte ich doch letzte Woche mal wieder einen richtig starken Film erleben. Er stammt aus dem Hause Disney, nennt sich Fluch der Karibik und ist die phänomenale Wiederbelebung eines totgeglaubten Genres, des Piratenfilms...

Story:

Tja, wen haben wir da anzubieten? Einen jungen Waffenschmied, der seine Angebetete - die selbstverständlich bildschöne Tochter des Gouverneurs -mit Hilfe eines durchgeknallten Piraten aus den Klauen einer Bande verfluchter und gefürchteter Seeräuber befreien will. So die Kurzfassung.

Ich kann natürlich auch ausführlicher sein:
Wir schreiben irgendein Jahr zwischen 1720 und 1750, als noch jede Menge Piraten die Karibik unsicher machten (vielleicht denkt da der eine oder andere wie ich sofort an Sid Meyer\'s altes Computerspiel Pirate\'s Gold, in dem man selbst als gefürchteter Freibeuter auf der Jagd nach Ruhm und Reichtum war. Das nur am Rande, aber ich habe dieses Spiel vor einigen Jahren einmal sehr geliebt...*schwelg*).
Wie auch immer. Johnny Depp mimt den Piratenkapitän Jack Sparrow, der bei dem Versuch ein neues Schiff für sich zu kapern in der Kolonie Port Royal verhaftet wird. Bevor er gehängt werden kann, kommt es jedoch zu einem Zwischenfall: die Kolonie wird vom gefürchteten Kapitän Barbossa mit Jack Sparrow\'s einstigem Schiff \"Black Pearl\" überfallen und Elisabeth, die Tochter des Gouverneurs entführt. Das Motiv: Elisabeth besitzt ein wertvolles Medaillon aus dem Schatz des Cortez, das in seine Truhe zurückgebracht werden muss. Solange dies nicht geschieht, lastet ein Fluch, auf Barbossa und seinen Mannen: sie sind Untote, was aber nur im Mondschein sichtbar wird. Elisabeth\'s Verehrer, der junge Waffenschmied Will Turner, gespielt von Orlando Bloom (der seit der Herr-der-Ringe-Verfilmung, wo er als schöner Elb Legolas seine Pfeile über die Leinwand schoss, dem Kinopublikum hinlänglich bekannt sein dürfte), befreit Sparrow mit der Bedingung ihn zur Black Pearl zu bringen. Kurzerhand kapern die beiden ein neues Schiff, besorgen sich eine Crew und setzen sich der Black Pearl an die Fersen...

Meinung:

Wie ja schon in der Einleitung erwähnt, hat mir dieser Film einen wirklich tollen Abend beschehrt. Mit viel Liebe zum Detail hat man Kulissen und Kostüme geschaffen, das Drehbuch ist ausgesprochen witzig und an ausführlichen Degen-Gefechten hat man genauso seinen Spaß wie an den schön-schaurigen und auch trotteligen Geistern.
Der Film wäre allerdings nicht der gleiche, wenn nicht Johnny Depp die wirklich eigenwillige Rolle des Captain Jack Sparrow gespielt hätte. Zugegeben, Johnny Depp ist ja einer jener wenigen Schauspieler, die mir nicht unbedingt nur durch ihre schauspielerischen Leisungen sehr positiv auffallen, in diesem Film allerdings macht es wirklich nur noch Spaß ihn auf der Leinwand zu sehen.
Sparrow ist kein edler, großmütiger (Frauen)held der sieben Meere, sondern ein leicht durchgeknallter Taugenichts mit Dreadlocks, Goldzähnen und dickem Lidstrich, den Regeln nicht wirklich interessieren, der nicht immer ganz so glanzvoll auftritt wie er es gerne hätte, es aber dennoch jedesmal schafft seine Haut zu retten und auch seine eigenen Fäden zu spinnen. Fragte ich mich am Anfang noch, ob er mit seinem etwas tuntigen Auftreten vielleicht schwul sei, belehrten mich dann spätestens die zahlreichen Ohrfeigen, die der arme Sparrow im Laufe der Handlung empfängt, eines besseren. Schließlich aber konnte ich mir diesen verrückten Captain auch nicht mehr anders vorstellen und man hat wirklich den Eindruck, dass Johnny Depp, der laut Interviews die Rolle maßgeblich mitgestaltet hat, einen ziemlichen Spaß daran hatte diesen Piraten darzustellen. Er stielt damit auch ganz klar den anderen Hauptrollen die Show.
Orlando Bloom spielt solide, allerdings wird seiner Rolle (vielleicht abgesehen von den Fechtkämpfen) auch nicht wirlich viel abverlangt. Jedenfalls hat es mich sehr gefreut ihn auch einmal in einer anderen Rolle zu sehen denn als blonden Legolas.
Weniger überzeugt hat mich Keira Knightley als Elisabeth Swan. Hier hat man es einfach etwas zu gut gemeint mit der immer perfekten, jungfräulichen Schönheit. Egal in welcher Situation, das Make-up sitzt ebenso perfekt wie die Frisur, wo selbst wilde Strähnen geordnet wirken. Ebenso geordnet wirkt Knightley\'s Gesichtsausdruck, der wohl immer in erster Linie bildschön sein soll, aber sie im Endeffekt ziemlich langweilig macht.

Fazit:

Während so mancher Filmkritiker Fluch der Karibik zu rasant geschnitten, zu actiongeladen und wenig feinfühlig findet, hat der Film meinen Geschmack gut getroffen. Warum sollte man sich zu sehr an die Klassiker aus den 50ern anlehnen? Jack Sparrow ist ein neuer Pirat mit jeder Menge Fehler und Selbstironie, mit dem sich Johnny Depp ungewohnter Weise einmal im Popcorn-Kino blicken lässt. Sei\'s ihm gedankt.
Wer über ein paar kleine Fehler in der Logik hinwegsehen kann und nicht allzu viel Anspruch erwartet, wird hier bestens auf seine Kosten kommen und jede der 134 Minuten genießen. Von mir einmal eine volle Wertung und beste Empfehlungen!


Darsteller:

Johnny Depp (CAPTAIN Jack Sparrow)
Orlando Bloom (Will Turner)
Keira Knightley (Elisabeth Swan)
Geoffrey Rush (Captain Barbossa)

Stab:

Jeffy Bruckheimer (Produzent)
Gore Verbinski (Regie)
Ted Elliott, Terry Rossio (Drehbuch)

OT: Pirates of the Caribbean - The Curse of the Black Pearl