Der Schlüssel zu Rebecca (Taschenbuch) / Ken Follett Testbericht

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Erfahrungsbericht von alteSchwedin

Altbekannt: Krieg, Spion, Jäger des Spions und Sex

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Viele von euch werden den weltbekannten Autor Ken Follett kennen. Und das ist auch gut so. Erstens hat er mit „Die Säulen der Erde“ einen absolut großartigen historischen Roman verfasst und zweitens kommt mir seine Bekanntheit sehr zu gute. Denn aus diesem Grund, findet man all seine Romane in Bibliotheken und ohne diese wunderbaren Einrichtungen würde ich meine Lesesucht nicht gesund und ohne pleite zu gehen überstehen. Ich habe vor ungefähr zwei Jahren schon einmal all seine bis dahin erschienenen Romane gelesen (und auch mehr schlecht als recht darüber geschrieben). Jetzt habe ich angefangen, diese Berichte zu überarbeiten und heute möchte ich zum nächsten Roman, der den Titel „Der Schlüssel zu Rebecca“ trägt, kommen. Zunächst werde ich euch etwas zum Inhalt erzählen.

1942 gelangt der deutsche Spion Alex Wolff durch die lybische Wüste unbemerkt nach Kairo, wo sich das britische Hauptquartier befindet. Hier soll er für Rommel, den „Wüstenfuchs“, Informationen über britische Heeresbewegungen in der Wüste sammeln. Diese sollen Rommel helfen, Kairo einzunehmen, dass ihm den Nachschub an dem so dringend benötigten Treibstoff sichern soll.
Doch schon in Assiut fällt Wolff britischen Soldaten auf, von denen er einen tötet und somit Verdacht auf sich zieht. Als Wolff in Kairo ankommt ist der britische Major Vandam schon auf der Suche nach ihm. Wolff findet Unterschlupf bei Sonja, einer stadtbekannten Tänzerin, zwischen denen sich früher eine Art Hassliebe entwickelt hat, die immer noch anhält. Mit Hilfe von Sonja gelangt Wolff auch an geheime britische Papiere. Während Sandy mit einem britischen Major schläft, kundschaftet Wolff dessen Papiere aus, die er um Mitternacht, verschlüsselt durch den Roman „Rebecca“ von Daphne du Maurier, an Rommel sendet. Aufgrund dieser Informationen kann dieser sehr schnell auf Kairo vorrücken.
Vandam ist sich der Tatsache bewusst, dass er das Leck im britischen Militär so schnell wie möglich stopfen und Wolff finden muss, denn sonst kann es für Kairo und die Alliierten zu spät sein. Deshalb beauftragt er die junge hübsche Jüdin Elene, Wolffs Aufenthaltsort herauszufinden. Elene arbeitet dazu bei einem Feinkosthändler, bei dem Wolff öfter einkauft. Bald taucht Wolff dort auf und ihm fällt Elene sofort ins Auge. Die beiden gehen mehrmals miteinander aus, doch Vandam gelingt es bei keinem dieser Treffen, Wolff zu fassen. Wolff ist extrem vorsichtig und während dessen liefert er Rommel immer weiter wertvolle Informationen. Vandam bleibt nicht mehr viel Zeit...

Ken Follett schreibt sehr gern über Spionage und dieses Thema greift er ja hier auch wieder auf. Die Story ist recht spannend und unterhaltsam zu lesen. Aber irgendwie hat sie mich diesmal nicht wirklich vom Hocker gehauen. Sie ist ziemlich spannend, gut und schön, aber es fehlt einfach dieser innere Antrieb einer wirklich guten Story, die, einmal begonnen, einen scheinbar nicht anders möglichen Verlauf nimmt. Die Story „aufrechter Soldat/Polizist jagt gefährlichen Spion“ ist mir einfach gewöhnlich, was sie zwar nicht wirklich schlecht macht, dem Roman aber auch keine Pluspunkt verschafft. Wahrscheinlich bin ich auch nur so kritisch, weil ich nun das Nonplusultra seines schriftstellerischen Könnens „Die Säulen der Erde“ kenne.

Doch auch ohne den Vergleich zu diesem Meisterwerk ist die Story etwas farb- und kraftlos. Die Charaktere bleiben allesamt viel zu weit vom Leser entfernt. Es baut sich kaum eine Nähe auf, in der man sich meist automatisch mit den Personen identifizieren möchte. Oft wirken die Charaktere auch etwas unausgegoren. Das hat mich gestört, denn bei Follett, von dem ich weiß, dass er es kann, erwarte ich das einfach. Richtig gute Romane schaffen es auch auf wenigen Seiten, den Protagonisten eine Tiefe zu verleihen, die sie interessant macht. Nur so fiebert man mit den Personen wirklich mit und kann auch eine Entwicklung dieser erwarten und verfolgen.

Folletts Stil ist wie immer sehr lebendig und verzichtet nicht auf Action, übertreibt es in dieser Hinsicht aber auch nicht. Die bei ihm schon unvermeidlich scheinenden Sexszenen sind natürlich auch in „Der Schlüssel zu Rebecca“ zu finden, wobei er hier zum Glück, nicht damit um sich wirft, wie in manch anderem Roman, als hätte er etwas zu verschenken.
Doch schreibt er mir hier zu nüchtern, zu wenig beschreibend. Ken Follett schafft es nicht so richtig, das fremdartige Leben im damaligen Kairo einzufangen. Der Kreis, den er um die Personen zieht, ist mir einfach zu klein. Diese vielfältigen Einflüsse, die das Handeln eines Menschen bestimmen und seinen Geist prägen, sind in meinen Augen sehr wichtig für seine Entwicklung und deshalb gehören sie mit in diesen Roman hinein. Das ganze Umfeld der handelnden Personen wurde zu wenig beachtet.

Wie der Titel dieses Romans zu Stande kam, wird sehr deutlich. „Rebecca“ ist der Roman von Daphne du Maurier, mit dem Wolff seine Botschaften verschlüsselt. Im Einband wird von diesem Buch gesagt, es sei weltbekannt. Doch ich habe noch nie etwas davon gehört. Der „Schlüssel“ ist der Code, mit dem Wolff seine Botschaften herstellt. Diesen will Vandam auch noch finden, um Rommel falsche Informationen senden zu können. Daraus folgt „Der Schlüssel zu Rebecca“. Natürlich wundert man sich erst etwas über den Titel, doch das klärt sich bald.

Ich empfehle euch diesen Roman, weil die nette, unterhaltsame und vor allem spannende Story durchaus zum Lesen einlädt. Der Roman ist zwar nicht ungewöhnlich, doch während des Lesens wird es nicht langweilig und man ist auch nicht versucht, „Der Schlüssel zu Rebecca“ zwischendurch wegzulegen. Die Charaktere bleiben jedoch farblos und auch ihre Umgebung ist mir zu wenig beschrieben. Fans von Ken Follett, die ihre Leseerfahrungen mit diesem Autor vervollständigen wollen, kommen an diesem Roman natürlich nicht vorbei. Aber allen anderen empfehle ich „Die Säulen der Erde“, die euch eine über 1000 Seiten langes und doch viel zu kurzes Lesevergnügen bescheren.

„Der Schlüssel zu Rebecca“ von Ken Follett erschien in erster deutscher Ausgabe bereits 1982 im Lübbe Verlag. Momentan kostet eine Ausgabe bei Amazon 7,45 €.
Die Originalausgabe mit dem Titel „The key to Rebecca“ erschien 1980 bei Fineblend N. V. Die Übersetzung fertigte Bernd Rullkötter an, der mir schon als Übersetzer der Follett-Romane „Dreifach“ und „Die Nadel“ begegnete.

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