Die Löwen (Taschenbuch) / Ken Follett Testbericht

Sie kennen sich aus gemeinsamen Tage in Paris: Die schöne, selbstbewußte Jane, ihr französischer Mann Jean-Pierre und der Amerikaner Ellis. Sie treffen sich wieder in den Bergen des Hindukusch, in einem Land, das rauh und wild ist - und in dem Krieg herrscht: In Afghanistan. Die Russen sind in das moslemische Land einmarschiert und in den Bergen entwickelt sich ein zermürbender Guerillakrieg. Doch den Partisanen fällt es immer schwerer, sich dem übermächtigen Feind zu erwehren.
Mittendrin finden sich Jane und Jean-Pierre wieder. Er ist Arzt und auf einer humanitären Hilfsmission, Jane begleitet ihn als Krankschwester. In den unzivilisierten Weiten Afghanistans bekommen die beiden schließlich ein Baby. Doch was Jane nicht weiß, ist, daß Jean-Pierre glühender Kommunist ist und seine Reise vielmehr dem Zwecke dient, für die Russen zu spionieren und den Guerillaführer Masud auszuliefern.
Und hier treffen die beiden wieder auf Ellis, Janes Freund aus Paris, ihren Liebhabe aus vergangen Tagen. Auch Ellis ist auf geheimer Mission in der zerklüfteten Landschaft unterwegs, doch sind seine Ziele ganz andere als die Jean-Pierres.
Und so verstricken sich die drei in ein unsichtbares Netz aus Stammesfeden, Großmachtinteressen, Intrigen und persönlichen Leidenschaften, werden von ihren Gefühlen ebenso überrollt wie von den Ereignissen. Alle drei müssen eine wichtige Entscheidung treffen, für sich, ihre Zukunft, ihr Land und ihre Ideale.

Ken Follett schrieb mit \"Die Löwen\" ein grandioses Buch, zugleich fulminater Spionagethriller und mitreißende Liebesgeschichte. Es gelingt ihm, den Leser von Seite zu Seite mehr an dieses Buch zu fesseln, bis man es nicht mehr aus der Hand legen möchte. Es ist ein Buch ohne Showdown, denn die letzten 200 Seiten jagen von Höhepunkt zu Höhepunkt, heißen einen den Atem anhalten und mitfiebern, ohne daß das Buch je an Glaubwürdigkeit verliert.
\"Die Löwen\" hat Tempo genauso wie Tiefgang. Es ist hervorrage nd recherchiert und führt einem den Afghanistankrieg (wieder) vor Augen, schildert plastisch das entbehrungsreiche Leben der Bergbewohner, die Verzweiflung der Partisanen und die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges. Und zeigt gleichsam die Macht der Liebe auf!
Der klassische Gewissenskonflikt im Krieg kommt dabei genauso wenig zu kurz wie die ideologischen Überzeugungen der Kriegsgegner, jede Seite von der Richtigkeit ihres Tuns überzeugt. Und aus dieser brisanten Mischung macht Ken Follett sein bestes Buch nach \"Die Säulen der Erde\" und \"Auf den Schwingen des Adlers\". Ein ungeheuer gutes Buch, daß sich zu lesen bedingungslos lohnt!

Kleine Kuriosität am Rande: Der Übersetzer Günter Panske ist der einzige Mensch den ich kenne, der so häufig das seltene Wort \"gleichsam\" gebraucht. Dies fiel mir in auch schon in anderen Büchern auf, die er übersetzt hat. Aber diese Kleinigkeit mindert in keiner Weise seine hervorragende Übersetzung dieses tollen Romans!