Die Löwen (Taschenbuch) / Ken Follett Testbericht

Luebbe-verlagsgruppe-die-loewen-taschenbuch
ab 6,94
Auf yopi.de gelistet seit 06/2004

5 Sterne
(4)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(2)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(1)

Erfahrungsbericht von alteSchwedin

Das Buch rettet nicht einmal die Sexszene!

Pro:

Leute, die noch nichts von Ken Follett kennen, dürfen sich unterhalten lassen; Stil ist solide wie immer

Kontra:

Story nicht wirklich neu, sondern wie aus anderen seiner Romane zusammengesucht; für mich kam Langeweile auf

Empfehlung:

Nein

Schon vor einiger Zeit habe ich mir vorgenommen, irgendwann alle meine Berichte zu überarbeiten. Ein wenig habe ich auch schon in diese Richtung getan, auch wenn dies in letzter Zeit zu wünschen übrig ließ. Aber da waren auch viel zu viele gute neue Romane, die mich zum Lesen verführten. Doch heute ist es mal wieder so weit, eine Überarbeitung muss her. Um Ken Follett, oder eher um einen seiner Romane soll es heute gehen. Dieser trägt den Titel „Die Löwen“ und war der erste den ich überhaupt von diesem Autor gelesen habe. Zunächst werde ich euch etwas zum Inhalt berichten, bevor ich zu meiner persönlichen Meinung komme.


Paris, 1981: Ellis und Jane sind schon seit geraumer Zeit ein Paar, doch Ellis ist immer noch sehr verschlossen. Den Grund dafür erfährt Jane bald: Ellis ist ein Agent der CIA, der in Paris einen Waffenhändler und einen russischen Mittelsmann ausspioniert. Nach Beendigung seines Auftrags will er mit Jane zusammenleben, aber diese kann ihm seine Lügen nicht verzeihen. Daraufhin geht sie mit dem befreundeten Arzt Jean-Pierre nach Afghanistan, genauer gesagt ins Fünf-Löwen-Tal, um den dortigen Rebellen, die sich gegen die Invasion der Russen wehren, medizinische Hilfe zukommen zu lassen.
Bald verliebt sich Jane in Jean-Pierre, der schon lange ein Auge auf sie geworfen hatte. Die beiden heiraten und Jane bringt ihre gemeinsame Tochter namens Chantal zur Welt. Währenddessen versorgen sie die Bevölkerung der Umgebung, verarzten die Verletzten der Bombenangriffe und versuchen, den Menschen ein gewisses Maß an körperlicher Hygiene beizubringen. Die Gefahr für ihr eigenes Leben wird dabei mehr und mehr zur Gewöhnung.
Doch plötzlich werden immer mehr der sonst so sicheren Konvois der Rebellen, die Waffen und medizinischen Bedarf transportieren, von den Russen überfallen. Niemand kann sich erklären, wieso die Russen nun so genau über die ständig wechselnden Routen Bescheid wissen. Als Jane bei Funkgerät bei Jean-Pierre findet, vermutet sie, dass der ein Spion der Russen ist. Die Rebellen benutzen nämlich immer Jean-Pierres Karten, worauf der die Routen der Konvois kennt und sie an die Russen weitergeben kann.
Dann taucht Ellis im Tal auf, der die zersplitterten Rebellengruppen dazu bringen soll, sich zu vereinigen. Als Gegenleistung sollen sie amerikanische Waffen erhalten, um sich besser gegen die Russen zur Wehr setzen zu können. Jane fühlt sich hin- und hergerissen zwischen ihrer einstigen Liebe zu Ellis, die nun wieder aufkeimt, und ihrem Ehemann Jean-Pierre. Auch das Duell der beiden feindlichen Spione steht kurz bevor!


Wie ihr schon lesen könnt, ist die Story wenig spektakulär. Vor ungefähr drei Jahren, als ich „Die Löwen“ zum ersten Mal gelesen habe, fand ich es ganz toll. Zu dieser Zeit war ich auch sehr schnell begeistert von Autoren, die mir jetzt gerade noch ein müdes Lächeln anringen können. Seitdem habe ich sehr viele Bücher gelesen und ich glaube, dass ich um einiges kritischer geworden bin.
Heute empfinde ich die Story dieses Romans von Ken Follett als ziemlich gewöhnlich. Ein wenig Spionage, Liebe, ein unbekanntes Land und viele Gefahren sind die Ingredienzien dieses Romans. So hat Ken Follett schon einige seiner Romane zu Stande gebracht und ich denke, dass das auch noch so weitergehen wird. Wenn man nur einen einzigen Roman dieses Autors liest, mag das egal sein. Aber ich kenne nahezu alle seine Romane und auf Dauer wird das einfach langweilig. Es scheint, als würde Ken Follett sich auf diesem Konzept, dass ihm schon sehr viel Geld gebracht hat, ausruhen und sich nicht mehr weiterentwickeln wollen, was mir als Leser natürlich nicht wirklich gefällt.
Dieses Konzept hat eine ganz einfache Grundlage: Krieg. Meist wählt Ken Follett den Zweiten Weltkrieg, um vor diesem Hintergrund seine Geschichte aufzubauen. Das ist hier mal nicht der Fall, aber ansonsten bleibt alles beim alten. Wir haben zwei (meist männliche) Gegenspieler, von denen mindestens einer ein Spion ist, und eine Frau, die dazwischen steht. Das ist deshalb umso trauriger, weil ich weiß, dass Ken Follett das besser kann, wie er mit seinem grandiosen historischen Roman „Die Säulen der Erde“ gezeigt hat. In „Die Löwen“ zeigt er jedoch nur, wie gut er sein bewährtes, aber ausgelutschtes Konzept so zu verpacken versteht, dass es auf den ersten Blick ungewöhnlich und neu erscheint.

Was gibt es also noch zu den Figuren in diesem Buch zu sagen? Da haben wir einen amerikanischen und einen russischen Spion im Kalten Krieg, wobei natürlich der Amerikaner der „Gute“ ist, der am Ende auch die Frau kriegt, soviel darf ich schonmal verraten. So ist ja die klassische Einstellung der meisten amerikanischen Schriftsteller und daran kann man sich mit der Zeit gewöhnen. Man sollte nur nicht glauben, dass auch in Wirklichkeit die Amerikaner immer die Guten sind. Aber darum geht es ja hier nicht...
Die Charaktere in „Die Löwen“ sind solide, aber wenig Aufsehen erregend. Zwar erwähnt Ken Follett Ansätze von inneren Konflikten und versucht, Gründe für die Handlungsweisen der Protagonisten anzubringen, doch so wirklich großartig kann man das Ganze nicht nennen. Die Charaktere sind routiniert und eher lieblos gezeichnet und keineswegs sensationell. Auch fehlte mir irgendeine Person, für die ich mitfiebern und der ich die Daumen drücken konnte. Ich brauche in einem guten Roman einfach irgendwen, mit dem ich mich identifizieren kann, denn ansonsten ist es für mich sehr schwer, mich zum Weiterlesen durchzuringen. Hier fehlte mir diese Person. So richtig konnte ich mich mit keiner der Figuren anfreunden, wobei ich zugebe, dass sie recht gut dargestellt sind.

Auch stilistisch geht Ken Follett in diesem Roman keine neuen Wege. Die schon obligatorische ausgedehnte Sexszene findet man in „Die Löwen“ ebenso wie Darstellungen von Kampfhandlungen. Der Schriftsteller verlässt sich also auch hier auf Altbewährtes, schließlich heißt es nicht umsonst: Sex sells! Follett konzentriert sich in seiner Darstellung auf das Umfeld und weniger auf die Hauptfiguren. Das merkt man auch daran, dass der Roman nicht gerade mit langen Dialogen gespickt ist. Orts- und Situationsbeschreibungen sind weitaus häufiger als Zwiegespräche. Folletts Stil gefällt mir doch recht gut. Er ist zwar nicht außergewöhnlich, aber recht gut, angenehm und schnell zu lesen. Follett findet eigentlich in all seinen Romanen das richtige Maß, mit dem er mich nicht über- oder unterfordert, so dass ich mich beim Lesen entspannen kann, ich mich aber auch nicht langweile.

Zusammenfassend muss ich euch sagen, dass ich hin- und hergerissen bin, ob ich euch dieses Buch empfehlen soll. Wer nicht schon vieles von Ken Follett gelesen hat, wird „Die Löwen“ spannend und unterhaltsam finden. Ich wurde teilweise auch recht gut unterhalten, doch sehr große Spannung kam nicht auf. Die Story war mir viel zu gewöhnlich, weil Ken Follett auch in anderen Romanen auf eine sehr ähnliche zurückgreift. Viel Neues kann man da wirklich nicht entdecken. Ich denke also, dass ich euch den Roman nicht empfehlen kann, weil er mir dazu einfach zu langweilig war. Ich werde ihm jedoch drei Sterne geben, da Menschen, die noch nicht soviel wie ich von Ken Follett gelesen haben, durchaus ihren Spaß haben werden, auch wenn dieser Autor auch schon sehr viel bessere Bücher verfasst hat, die ich diesem allemal vorziehen würde.

„Die Löwen“ von Ken Follett erschien erstmals 1986 im Lübbe Verlag. Meine Ausgabe kostete mich bei Bertelsmann 10 €. Die englische Originalausgabe trägt den Titel „Lie down with lions“ und erschien ebenfalls 1986. Die Übersetzung machte Günter Panske.

24 Bewertungen