Die Nadel (Taschenbuch) / Ken Follett Testbericht

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Erfahrungsbericht von PeacemakerXYZ

1944: Wettlauf in England

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Spionage - Wer diesen Begriff hört und ein durchschnittlicher Fernsehzuschauer ist, denkt vermutlich sofort an James Bond, den niemals sterbenden Superagenten. Er kam bereits in 19 Filmen vor, geriet mindestens 100mal in lebensgefährliche Situationen, aber ist bis jetzt noch immer am Leben. Stets hat er eine genial ausgeklügelte Waffe oder ähnliches dabei um seine Gegner zu töten, noch bevor sie ihn ausschalten können. Neben seinen „Überlebensfähigkeiten“, die ihn praktisch als unsterblich darstellen, besitzt er zudem noch die Gabe, auf Frauen unheimlich anziehend zu wirken.

Doch es gibt auch andere Hauptdarsteller in diesem Genre, die mit Sicherheit nicht weniger gut sind. Ein Beispiel ist „die Nadel“ in Ken Folletts gleichnamigen Roman. Henry Faber ist alles andere als ein Superheld und besitzt Bonds Fähigkeiten nicht unbedingt. Sicher beherrscht er seinen Beruf, die Spionage, sehr gut und gilt als einer der besten Spione seiner Zeit. Doch er ist im 2.Weltkrieg auf der Seite der (bösen) Deutschen und obendrein noch ein Einzelkämpfer, was für ihn bedeutet, jeden Menschen, der sein Gesicht von Nahem sieht, sofort zu töten. Somit passt die Bezeichnung „Antiheld“ besser. Außerdem ist er nicht allwissend und macht sogar gelegentlich Fehler.

Trotzdem muss er den Vergleich mit Bond auf keinen Fall scheuen: Auf den Leser wirkt er trotz seiner Brutalität und Skrupellosigkeit sympathisch und man weiß nicht genau, ob man für die Guten(die Engländer, die ihn jagen) oder für ihn mitfiebern soll. Man ist doch zu fasziniert von ihm und seinem Leben, um ihn einfach als Mörder in die hinterste Schublade abzulegen. Positive Eigenschaften hat er allemal.

Kurz zu der Geschichte des Buches: Es geht insgesamt um die geplante Invasion der Alliierten auf Deutschland 1944 während des Weltkrieges. In Südengland wurde eine große Attrappe aufgebaut, die den Deutschen zeigen soll, dass der Angriff auf die Region um Calais in Frankreich stattfinden soll. In Wirklichkeit ist sie auf die Normandie geplant, doch die Briten halten das streng geheim. Das gelingt auch, bis „die Nadel“, der Antiheld, der von den Deutschen zur Ausspionierung geschickt wurde, die Täuschung entdeckt. Er will sofort mit Berlin Kontakt aufnehmen, muss aber dazu nach Schottland fahren. Auf der Reise wird er von Engländern verfolgt, die oben erwähnten „Guten“.

Ken Follett ist es gelungen, aus diesem Thema eine sehr spannende Geschichte zu schreiben. Die Verfolgungsjagden sind fesselnd und spätestens ab der Mitte des Buches kann man es nicht mehr weglegen. Sehr gut ist auch der häufige Perspektivenwechsel und die detaillierte Charakterisierung der Personen. Die Vorgeschichte, Handlungsmotive und Gedanken werden bei nahezu allen wichtigen Personen ausführlich dargestellt. Man liest das Buch nicht oberflächlich, man identifiziert sich mit ihm.

Die für eine Spionagegeschichte obligatorische Liebesgeschichte ist zumindest am Ende auch vorhanden. Es ist zwar klar, dass Henry Faber kein Charmeur ist, doch darum geht es auch nicht. Als er auf Lucy, eine Frau, die seit Jahren mit ihrem behinderten Mann auf einer einsamen Insel lebt, trifft, scheint er sich wirklich in sie zu verlieben. Dass er aus dem Grunde in einen Gewissenskonflikt gerät, ist nur natürlich und macht die Geschichte noch einmal interessanter.

Somit hat Ken Follett in seinem Buch alles, was für einen lesenswerten Roman wichtig ist: Spannung, Sympathie, Liebe, historischer Bezug, Originalität. Manches, wie der unübersichtliche Anfang und das Hollywood-Ende, hätte er vielleicht besser machen können. Aber das trübt den sehr guten Gesamteindruck nicht.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich ein paar kurzweilige Stunden beim Lesen machen will!

Bis dann...Dominik

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