Die Säulen der Erde (gebundene Ausgabe) / Ken Follett Testbericht

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ab 11,53
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Erfahrungsbericht von Mausbaer1977

Ein saftiger Schinken.....

Pro:

Klassiker

Kontra:

teils etwas langatmig, nichts für Anti-Historiker

Empfehlung:

Ja

...zurzeit erlebt ihr einen richtig fleißigen Mausbaer: das Wetter ist zu schlecht um im Garten zu sitzen, mein T-Online funktioniert wieder und mein Mann ist jetzt auch angemeldet und hat keine Zeit mehr für mich :-(

Mein Bericht handelt von meiner diesjährigen Urlaubslektüre. Ich bin nämlich auch eine leidenschaftliche Leseratte, wenngleich ich auch nur im Zug zur und von der Arbeit sowie im Urlaub dazu komme.

Vorgeschichte
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Irgendwann vor grauer Urzeit dachte ich mir mal, dass es bestimmt nicht schaden kann, mein Englisch aufzumöbeln. Und so kam es, dass ich mal einen Agatha Christie auf englisch las, dann einen Hemingway, und irgendwann stieß ich auf Ken Follett. Mein erstes Buch war „The Third Twin“ (zu Deutsch „Der Dritte Zwilling“) und handelte von einem meiner Lieblingsthemen: Gentechnologie, speziell vom Klonen.

Und da es mir recht leicht fiel, dieses Buch zu lesen, bestellte ich mir bei Amazon einen ganzen Stapel Folletts. Da war auch „The Pillars of the Earth“ mit dabei, welches ich auch gleich begann. Schnell wurde mir jedoch klar, dass ich mir damit etwas zu viel vorgenommen hatte, und so las ich noch „Code to Zero“, „The Man From St. Petersburg“, „Night Over Water“ und noch ein halbes Dutzend anderer Bücher.

Und dann kam irgendwann der Tag X, an dem ich beschloss, „Die Säulen der Erde“ noch mal zu beginnen. Gesagt getan, und die Story begann......

Das Buch
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Wie oben schon erwähnt, handelt es sich bei meiner Ausgabe um ein englisches Original im Taschenbuchformat. Es hat mich damals etwa 15 EUR gekostet, genau weiß ich das aber leider nicht mehr. Für den doch recht happigen Preis kann man sich aber 1.076 klein gedruckte Seiten lang vergnügen.

Unterteilt ist das Buch in sechs Teile, die jeweils die Geschehnisse in verschiedenen Jahren wiedergeben. Teil 1 spielt 1135-1136, in Teil 2 findet man sich 1136-1137 wieder, Teil 3 spielt in den Jahren 1140-1142, in Teil 4 findet man sich in den Jahren 1142-1145 wieder, Teil 5 macht einen Sprung in die Jahre 1152-1155 und Teil 6 schlussendlich erzählt von den Jahren 1170-1174.

Illustrationen findet man nur auf den Doppelseiten, die einen neuen Teil abgrenzen.

Weiter möchte ich auf das Layout nicht eingehen, da es ja verschiedene Ausgaben gibt und jedes sich von den anderen unterscheidet. Für die deutsche Taschenbuchausgabe findet ihr ja auch ein Bild oben.

Zum Autor
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Leider ist in meiner Ausgabe recht wenig über den Autor ausgesagt, also muss ich mir mal eben eins der anderen Bücher her holen. Kleinen Moment bitte.....

Ken Follett wurde am 05.Juni 1949 in Cardiff, Wales geboren. An der University College London studierte er Philosophie. Einige Zeit vor seinem Universitätsabschluss (1970) heiratete er Mary. Die beiden bekamen im Juli 1968 einen Sohn.

Ab 1973 arbeitete er in London für die „Evening News“. Im selben Jahr bekamen er und Mary eine Tochter. Sein erstes Buch „The Modigliani Scandal“ brachte nicht den Erfolg, den er erhoffte. Dieser stellte sich jedoch spätestens mit Erscheinen des Bestsellers „Eye of the Needle“ im Jahr 1978 ein.

Im Jahr 1984 heiratete Follett seine langjährige Freundin Barbara Broer. Heute lebt er mit seiner Frau in London. Weitere Werke: „Triple“, „The Key to Rebecca“, „Night Over Water“, „Lie Down With Lions“, „A Dangerous Fortune“ und viele mehr (von denen ich die meisten schon gelesen habe).

Das dürfte erst mal genug sein über den Autor. Ich gestehe, ich habe mal stark zusammen gefasst und übersetzt von seiner Homepage www.ken-follett.com, auf der ihr weitere Informationen über ihn erhalten könnt.

Figuren
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Wie ihr euch schon denken könnt, gibt es in dem Buch unzählige Figuren, von denen ich aber ausschließlich die wichtigsten Hauptakteure etwas näher bringen möchte. Meiner Meinung nach sind alle folgenden Akteure gleichermaßen wichtig, sodass die Reihenfolge in meiner Auflistung keine große Rolle spielt.

Tom Builder: arbeitsloser Häuserbauer (sorry, mir fällt kein anderes Wort ein), dessen größter
Wunsch es ist, eine fantastische Kathedrale zu erbauen

Alfred: Tom’s rebellischer Sohn, der Jack ärgert wo er nur kann

Martha: Tom’s jüngere Tochter

Ellen: Tom Builders zweite Frau, die mit ihrem Sohn Jack im Wald lebt.

Jack: Ellen’s Sohn, späterer Hauptakteur des Buches

Jonathan: Tom’s kleiner Sohn, der nach dem Tod von Tom’s erster Frau bei dessen Geburt im Wald zurück gelassen wurde, und der von Mönchen im Kloster aufgezogen wird

William: brutaler Landadeliger, der mit aller Gewalt versucht, Earl von Shiring zu werden

Aliena: Tochter des gestürzten Earl von Shiring. Versucht, das Reich ihres Vaters zurück zu erobern mit Hilfe ihres Bruders.

Richard: Bruder von Aliena. Kämpft an der Seite des Königs im Bürgerkrieg

Waleran: grausamer Bischof von Kingsbridge. Kämpft gegen Prior Philip, weil der sein Erzrivale ist

Philip: Prior von Kingsbridge. Ist stets für die Bedürftigen da.

Inhalt
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Kurz zusammen gefasst schildert das Buch den Werdegang der oben genannten Akteure in den Jahren 1135-1174. Das Buch handelt von Intrigen, die während des in England tobenden Bürgerkriegs geschmiedet werden, von Korruption, von Hass, aber auch von Liebe. Die Schicksale der Hauptpersonen aber auch der Nebencharaktere sind ergreifend geschildert, sodass der Leser sich fast ins Mittelalter versetzt fühlt.

Ich will versuchen, den Inhalt etwas ausführlicher zu schildern, obwohl das in Anbetracht der doch verworrenen Thematik nicht ganz einfach ist.

Das Buch beginnt mit einer Hinrichtung: ein junger Mann stirbt am Galgen, begleitet von einem Prior, einem Bischof und einem Ritter. Die Hinrichtung wird jedoch vom Fluch einer jungen schwangeren Frau begleitet..... Der Hintergrund der Hinrichtung wird im Laufe des Buches immer klarer, jedoch erst auf den letzten Seiten vollständig aufgeklärt werden.

Nachdem Tom Builder seine Arbeit am Bau des Sitzes für William und seine künftige Braut Aliena verloren hat, weil Aliena die Hochzeit platzen ließ, streifen Tom, seine erste Frau Agnes und die beiden Kinder Alfred und Martha durch die Wälder auf der Suche nach Arbeit. Sie werden überfallen und ausgeraubt. Da Agnes schwanger ist und ihr Kind gebären wird, lassen sich die vier im kalten Herbst im Wald nieder, wo Agnes niederkommt. Bei der Geburt stirbt sie jedoch und Tom sieht keine Chance, das Kind vor dem sicheren Tod zu retten. Also begräbt er schweren Herzens seine Frau und legt das Neugeborene eingewickelt auf das frische Grab. Dort wird der kleine Junge jedoch von einem Mönch aufgesammelt und ins nahegelegene Kloster gebracht.

Während dessen streifen Tom und die Kinder hungrig durch den Wald, wo sie zum zweiten Mal auf die Outlaws Ellen und deren Sohn Jack treffen. Die beiden führen sie in ihre Höhle und geben ihnen zu essen, bevor sie sich – getrieben von Tom’s schlechtem Gewissen – auf die Suche nach dem Grab und dem zurück gelassenen Baby machen. Dort entdecken sie, dass das Kind im Kloster sicher ist und entscheiden, es dort zu lassen.

Darauf hin macht Tom sich schweren Herzens mit den anderen auf den Weg, Arbeit zu finden. Sein Traum ist es, eine unvorstellbar schöne Kathedrale zu erbauen.

Inzwischen reist Bruder Philip vom Kloster in den Wäldern zur Kathedrale von Kingsbridge, wo er in Erfahrung bringt, dass der alte Prior gestorben ist. Nach längerem Überlegen entscheidet er sich dafür, für den Prior zu kandidieren. Mit Hilfe seines künftigen Feindes Waleran wird er auch zum Prior gewählt.

Zeitgleich stirbt der König Henry von England und ein Thronerbe soll gesucht werden. Zur Wahl stehen – nachdem Henry’s Sohn bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen war – Maud, die rechtmäßige Thronerbin und Stephen. Und Stephen wird zum König ernannt. Doch er soll von treuen Gefährten Henry’s gestürzt werden, damit die wahre Regentin an die Macht kommen kann. Waleran erfährt über Philip von einem Komplott und beauftragt William und dessen Vater Percy, gegen das Komplott und speziell gegen den Earl of Shiring vorzugehen. Der Angriff gelingt und der Earl of Shiring wird in den Kerker geworfen. Doch William hat nicht genug. Er bring in Erfahrung, dass die Tochter des Earls, Aliena, und ihr Bruder Richard noch in der Burg wohnen. Kurzerhand überfällt er die beiden und deren Diener und vergewaltigt Aliena, während dessen er Richard zwingt, dabei zuzusehen.

Eine Odyssee beginnt nun für Aliena und Richard, denen es gelingt, aus Williams Fängen zu entfliehen. Sie wollen den König sehen und stoßen dabei auf den Ort, wo ihr Vater gefangen gehalten wird. Dort schwören die beiden ihrem Vater Rache und dass Richard Shiring zurück erobern wird. Aliena wird so lange auf ihren Bruder Acht geben.....

Mehr möchte ich euch nicht verraten.

Zum Einen, weil die Geschichten immer verworrener werden. Alle Akteure werden im Laufe des Buches immer wieder aufeinander treffen. Es wird Intrigen geben, Hinterhalte, Kämpfe und Liebesgeschichten, von denen nicht alle ein Happy End haben. Manche Geheimnisse werden im Verlauf der Erzählung aufgeklärt, andere erst zum Ende des Buches.

Zum Anderen möchte ich euch nicht zu viel verraten, denn sonst nehme ich dem Buch die Spannung.

Meine Meinung
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...und auch wirklich nur meine eigene Meinung, einige von euch mögen vielleicht eine andere Auffassung haben, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden ;-)

Ich habe das Buch im Urlaub gelesen, die letzten 500 Seiten davon in 7 Tagen. Das liegt nicht alleine daran, dass ich endlich wissen wollte, wer denn nun Jack’s Vater war, sondern auch, weil mir das Buch stellenweise etwas langatmig vorkam.

Follett beschreibt ausführlich die einzelnen Charaktere, sodass man sich in jede einzelne Figur hinein versetzen kann. An manchen Stellen konnte ich fast schon mit der Figur fühlen.

Auch die Zusammenstellung der agierenden Figuren ist gut gelungen. Man findet hier nicht eine Geschichte von Anfang bis Ende erzählt, sondern mehrere in sich verschlungene Geschichten, die unabhängig voneinander erzählt werden könnten, jedoch als Gesamtheit gesehen eine wunderbare Symbiose bilden.

In den ersten zwei Teilen sprich bis Seite 471 und somit fast die erste Hälfte des Buches hindurch beschreibt Follett in wunderbarer Metaphorik die Jahre 1135-1137. Die Ausführlichkeit lässt einen zwar staunen aber trotzdem gespannt weiter lesen.

Zu Teil 3 gibt es schon eine Zeitlücke. Wo sind die Jahre 1138-1139 geblieben? Denn es geht weiter mit 1140-1142. Was haben die Akteure inzwischen gemacht? Teil 3 umfasst entgegen den ersten beiden Teilen auch „nur“ 180 Seiten, um die gleiche Zeitspanne von 2 Jahren zu umschreiben. Logische Schlussfolgerung ist wohl, dass sich Follett beeilt mit Schreiben. Darunter leidet auch die Ausführlichkeit etwas. Trotzdem ist Teil 3 schön zu lesen.

Teil 4 schließt zum Glück wieder nahtlos an Teil 3 an. Auf den nächsten 190 Seiten sind jedoch statt zwei sogar drei Jahre beschrieben.

Interessant wird der Zeitsprung zum fünften Teil. Endete Teil 4 noch im Jahr 1145, befinden wir uns nun im Jahr 1152. Wir sind auch schon auf Seite 850 angelangt. Hatte er da keine Zeit mehr? Mir persönlich ging es in Teil vier und fünf zu schnell. In Teil eins braucht es fünf Dutzend Seiten, bis Toms Frau innerhalb weniger Wochen stirbt, Aliena jedoch reist auf einer Hand voll Seiten nach Spanien und zurück.

Der Sprung von 1155 in Teil 5 zu 1170 in Teil 6 wiederum ist nicht ungelungen, weil das Buch auch schon mit Teil 5 zu Ende hätte sein können, teils glücklich, teils traurig. Aber immer noch wissen wir nicht, wer Jack’s Vater war. Hier hätte Follett vielleicht noch ein paar Pointen einbringen können oder – wie sonst für ihn üblich – ein gelungenes Ende. Statt dessen beschreibt er noch mal vier weitere Jahre im Leben der Akteure, was meiner Meinung nach zu schnell geht. Die Ereignisse sind wenig umschrieben und in zu wenige Sätze gefasst. Dazu geschieht hier einfach noch zu viel. Insgesamt sind in den sechsten Teil, der nur noch 76 Seiten umfasst und somit der kürzeste Teil ist, zu viele Ereignisse gepackt, von denen die Hälfte schon genügt hätte. Follett übertreibt hier etwas.

Abschließend gesagt
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Insgesamt finde ich das Buch jedoch gelungen, wenngleich an manchen Stellen etwas blutrünstig.

Leider habe ich keine Altersangabe gefunden, jedoch würde ich das Buch auf keinen Fall unter 16 empfehlen!

Wer sich für historische Romane interessiert, sollte nicht an diesem Klassiker vorbei gehen. Die Spannung bleibt trotz offensichtlich zunehmender Schreibgeschwindigkeit Folletts erhalten und im Verlauf des Buchs wird der Leser mit Sicherheit die eine oder andere Überraschung erleben!

Vielen Dank für’s Durchhalten meines ersten Bücherberichts. Danke auch für’s Bewerten und Kommentieren. Wenn ihr möchtet, schreibt mir doch ein kurzes Statement, wie gelungen (oder auch nicht) ihr diesen Bericht findet. Eure Mausbaer1977

©by Mausbaer1977

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