Ford F 250 Testbericht

Ford-f-250
Abbildung beispielhaft
ab 38,02
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

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Erfahrungsbericht von denali

Der hat Muskeln

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

oder: Ford F-250 = amerikanischer Standard

Bin ich von meinem Off-Roader her schon höhere Autos gewohnt, so musste ich doch erst mal schlucken, als ich meinem Leihwagen Auge in Scheinwerfer gegenüberstand.

Die Motorhaube kommt einem ungefähr auf einer Höhe von 1,30 Metern entgegen und da wo normale Limousinen ihre Dachkante haben sitzen hier grimmig die Scheinwerfer. Und breit ist er, der Pick-Up Truck von Ford, gerade schmal genug, dass die Breite einer Fahrspur ausreicht.
Dieser Pick-Up Baureihe zählt zu den meistgebauten und –verkauften Trucks in Nordamerika (Das sind die Vehikel mit Fahrerkabine und einer offenen Ladefläche). Der Erfolg dieser Serie liegt wohl in der Variabilität des Autos. Sowohl als Familienkutsche mit riesigem Kofferraum als auch als zuverlässiges Zug- und Arbeitspferd verrichtet er seine Dienste.
Für die Nordamerikaner also gerade die richtige Art vom fahrbaren Untersatz, um ihren Hobbys zu frönen. Einen Wohnwagen oder ein Boot (das Lieblingsspielzeug der Einwohner im pazifischen Nordwesten der USA) zieht das Vehikel problemlos und ohne Asthmaerscheinungen weg.

Dafür sorgte, ein riesiger 10 (!!)-Zylinder Motor unter der wuchtigen Motorhaube, die sich aber mittels Gasdruckdämpfer einfach anheben lässt. Der Motor hat einen Hubraum von 6,8 Litern und 310 Pferdchen verrichten still und leise ihre Arbeit. Gewohnt amerikanisch ist die hohe Kraftentfaltung der Maschine im unteren Drehzahlbereich (über das Drehmoment fand ich in den Unterlagen leider keine Angaben).

Nun aber rein, in die gute Stube. Nachdem man die Vordertüre in der Größe eines halben Windsurfsegels geöffnet hat (auch diese lässt sich ohne großen Kraftaufwand bewegen) sucht man vergebens nach einer Einstiegshilfe, einem Sessellift oder dem Catcher, der einem hilfreich zur Seite steht. Also sportlich ans Werk und in die Polster geplumpst. Die Sitzmöbel sind bequem (auch die hintere Sitzbank), aber Seitenhalt ist ein Fremdwort.
Die Rundumsicht auf dem Thron ist sehr gut, selbst über kleinere Jeeps sieht man locker hinweg.

Der nächste Blick gilt dem Armaturenbrett. Ohne Schnörkeleien und mit den besten Grüßen der Kunststoffindustrie sorgt dieses Teil nicht für Freudentänze. Der Tachometer reicht bis 160 km/h (Dem Vortrieb werden bei 156 km/h elektronisch Grenzen gesetzt). Ansonsten sind neben dem Drehzahlmesser noch Anzeigen für den Tankinhalt und den Ladedruck sowie ein Voltmeter vorhanden. Hinzu kommen noch zahlreiche Signalleuchten, u.a. auch für das Nichtanlegens des Sicherheitgurtes.

Nach amerikanischem Standard sitz der Wählhebel für das perfekt arbeitende Automatikgetriebe (Schaltvorgänge spürt man nicht) rechts am Lenkrand. Zum Ausgleich wanderte die Regelung für die Scheibenwischer in den Blinkerhebel. Kurzer Funktionstest und Schrecken weitete sich über mein Gesicht. Denn diese dürren Äste sollen die Scheibe freihalten? Und wieso sind sie nicht 5 cm länger – fällt das etwa schon unter die Gewichtsreduzierung? Nun, als Optimist dachte ich aber eher an sonniges Wetter....
Rings um die Hupe am Lenkrad sind die Bedienelemente für den Tempomat angeordnet.

In der Mitte des Armaturenbrettes befindet sich dann der Schalter für den Allrad-Antrieb (es gibt dieses Fahrzeug aber auch ohne dieses Extra). Sehr praktisch, vor allem bei nassen Schotterpisten. Dann folgt die Regelung für die Heizung/Lüftung und Klimaanlage. Dreht man den Schalter auf „norm a/c“ so setzt schnell die Klimaanlage ihr Ergebnis in der Fahrerkabine frei. Wem das nicht reicht, der kann auch noch das Ergebnis bei „max a/c“ ausprobieren. Vergesst aber nicht, Euch einen Schal umzubinden.

Den Abschluss bildet dann das Radio mit Cassetten- und CD-Laufwerk (ab der XLT-Version gehört das zur Serienausstattung). Und, oh Wunder, sogar der Klang aus den Boxen ist gut. Allerdings sind die Schalter für dieses Gerät zu verspielt.

Darunter lassen sich noch 2 Getränkehalter inkl. integriertem Aschenbecherchen ausklappen.

Links außen im Fußraum dann noch das Pedal für die Handbremse. Der Auslöseschalter sitzt gleich neben dem Hebel für die Öffnung der Motorhaube....

Die mächtigen Außenspiegel lassen sich elektrisch einstellen und sind auch im Abstand zum Wagen verstellbar, so dass keine Zusatzspiegel im Hängerbetrieb angebracht werden müssen. Natürlich lassen sich alle Fenster elektrisch öffnen und auch wieder schließen.

Ablagemöglichkeiten sind reichlich vorhanden. Ist der mittlere Sitz auf der vorderen Sitzbank nicht belegt, so kann dieser Teil der Lehne nach vorne geklappt werden. Dies erhöht nicht nur die Bequemlichkeit (Ablage für den Arm) und erhöht den Seitenhalt sondert bietet auch durch das eingebaute Staufach noch mehr Ablagemöglichkeit.

Zur Sicherheitsausstattung sei bemerkt, dass 2 Airbags vorhanden sind und die in der Mitte sitzenden Passagiere mit einem Beckengurt auskommen müssen. Kopfstützen bieten nur der Fahrer- und Beifahrersitz, alle anderen Plätze müssen ohne auskommen.

So, nun aber endlich losgefahren. Im Leerlauf hört man den Motor nur im kalten Zustand. Ansonsten muss ein Blick auf den Drehzahlmesser herhalten, ob die Pferde überhaupt zur Arbeit angetreten sind. Wie schon erwähnt, schaltet die Automatik ruckfrei und kaum merklich die Gänge hoch. Motor und Getriebe bieten ein harmonisches Zusammenspiel.
Von einer Auflistung irgendwelcher Messwerte nehme ich lieber Abstand, blieben doch Zentimetermaß und Stoppuhr zu Hause.

Die ABS-Bremsen sind zufriedenstellend. Könnten aber fester zupacken. Dafür lassen sie aber auch bei Bergstrecken keinerlei Ermüdungserscheinungen erkennen.
Auch in schnell gefahrenen Kurven verhält sich der Truck gutmütig, es blieb alles kontrollierbar (vor allzu waghalsigen Manövern habe ich lieber Abstand genommen). Die Lenkung ist amerikanisch leichtgängig und leider ohne jeden Fahrbahnkontakt. Das Fahren mit dem kleinen Finger kann man getrost wörtlich nehmen. Der Federungskomfort während der Fahrt ist auch ok, Windgeräusche bei ziviler Fahrt nicht vorhanden. Bei Tempo 90 km/h „tourt“ das Kraftwerk gerade mal bei 1.500 U/min., so dass die Geräuschkulisse im Fahrzeuginneren sehr niedrig ist.

Einen Wendekreis, nein eher einen Wendebogen hat das Monstrum von Auto auch. Geschätzt wenigstens 18 Meter. Man hält, selbst auf amerikanischen Straßen, durch das notwendige Zurücksetzen zum Abschluss des Wendevorganges, den Betrieb auf. Die bessere Lösung ist die Tour um den Block herum.

Die Qualität der Verarbeitung (inkl. der Verwendung besserer Materialien) könnte aber noch etwas besser sein.
Da war doch noch etwas??? Ach ja, natürlich wird auch dieses Wägelchen nicht nur von der Luft angetrieben. Während meines knapp 4-wöchigen Urlaubes bin ich über verschiedene Straßen, teilweise auch Pisten, gefahren und auf der Ladefläche trohnte immer mein Wohnmobilaufsatz. Lt. Angaben des Vermieters ein Leergewicht von etwa 3,2 Tonnen.
Nach gefahrenen 4.400 km ließ sich ein Durchschnittsverbrauch von 18 Litern Normalbenzin pro 100 km ermitteln. Für die Größe des Motors und Schwere des Fahrzeuges ein akzeptabler Wert. Bei rabiater Fahrweise (Vermieteraussage) lassen sich aber durchaus auch 27 Liter durch den Auspuff jagen.

Fazit: Gutmütig lässt es sich mit diesem Fahrzeug durch das Land cruisen. Aber Hierzulande, vor allem in unseren Städten, ist ein solches Fahrzeug nicht empfehlenswert. Sicherlich, eine Besteuerung ist nach LKW-Regeln möglich, aber für die Versicherung ist ein Exklusiv-Vertrag fällig. Und dann der benötigte Raum für einen Parkplatz (Länge etwa 5,70 Meter); Parkhäuser dürften bei den Fahrzeugabmessungen und Fahreigenschaften (Wendekreis) auch als Möglichkeit ausfallen.

Aber würde ich auf dem nordamerikanischen Lande leben, dann - sorry Ford – besticht in meinen Augen der Dodge RAM durch seine stilistische Linienführung, ist aber bekanntlich Geschmackssache. In einem solchen Gefährt reist auch eine ganze Familie bequem und Gepäck und sperrige Gegenstände spielen keine Rolle.

Das Abenteuer ist und bleibt aber nur eine Urlaubserinnerung.


Varianten:

Sowohl als Regular Cab (3 Sitzplätze) als auch als Crew Cab (2 Sitzreihen/2 Türen) und Super Cab (4-Türig erhältlich). Ausstattung in der Basisversion (=XL) schon ok; in der XLT-Version sind u.a. die großen Außenspiegel und das Radio mit CD-Spieler enthalten. Die Luxusvariante kommt mit der Bezeichnung „Laramie“ daher und bietet u.a. auch stark getönte Scheiben. Alle Varianten sind wahlweise mit 2- oder 4-Rad-Antrieb zu haben und man kann auch zwischen einem kürzeren und längeren Radstand wählen (mit Einfluss auf die Länge der Ladefläche).
Standardmotorisierung ist ein 8-Zylinder Benzinmotor, der bei 5,4 Liter Hubraum 260 PS leistet. Neben der oben beschrieben 10-Zylinder-Variante ist auch ein mächtiger 8-Zylinder Dieselmotor im Angebot (7,3 Liter Hubraum/250 PS).


Anmerkung zu meiner Bewertung:
Nach amerikanischem „way of drive“ 4 Punkte (Negativ: Sicherheit, Plastikeinerlei), nach deutschem Maßstab 1 Punkt (Abzug für die Handlich- und Wirtschaftlichkeit sowie der Ausstattungsqualität). Summa summarum ein Durchschnitt von 2,5 Punkten und weil die „Kiste“ im Urlaub aber Fahrspaß bot, wird auf 3 Punkte aufgerundet.

23 Bewertungen, 3 Kommentare

  • alishanelli

    28.02.2014, 09:58 Uhr von alishanelli
    Bewertung: sehr hilfreich

    Grüße, freue mich über Gegenleistung

  • 110abba

    12.08.2002, 11:59 Uhr von 110abba
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schön geschrieben, ist echt unterhaltsam

  • lupocom

    18.05.2002, 21:26 Uhr von lupocom
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht!