Forrester - Gefunden! (DVD) Testbericht

D
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ab 8,37
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Erfahrungsbericht von sweezer

klasse film!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Zum Inhalt:

(Auf die Kernstory muss ich weitläufiger eingehen, da diese wichtig für den Ablauf der Geschehnisse ist)

New York, die Bronx. Der 16-jährige Jamal lebt scheinbar das Leben eines ganz normalen Schülers. In der Schule sind seine Leistungen ein gesundes Mittelmaß, er spielt leidenschaftlich gern und überaus talentiert Basketball und verbringt mit seiner Freundesclique den Großteil seiner Freizeit auf dem Basketballfeld des Viertels.

Was aber seine Freunde nicht wissen ist, dass Jamal nicht nur ein exzellenter Spieler, sondern zudem auch noch ein hochtalentierter Schreiber ist. Zu Hause allein liest er jedes Buch das ihm in die Finger kommt und schreibt seine Eindrücke und Ideen in kleine Notizbücher. Vor seinen Freunden und selbst vor seiner Mutter behält er dieses Talent aber für sich, einerseits um vor seinen Kumpels nicht als Streber dazustehen, andererseits aber auch in dem Wissen, das diese mit dieser Art Talent nicht umzugehen wüssten. Auch in der Schule hält er seine Leistungen bewusst durchschnittlich, um dort ebenfalls nicht weiter aufzufallen. Lediglich bei den Ergebnissen der amtlichen Schüler-Leistungstests kommt sein wahres Potential zum Vorschein.

Wie schon beschrieben, tagein, tagaus, spielen die Jungs Basketball und stets werden sie dabei aus dem Fenster eines angrenzenden Wohnhauses mit einem Fernglas beobachtet. Sie kennen das Gesicht hinter dem Fernglas nicht und so nennen sie ihren Beobachter einfach nur \"das Fenster\". Um \"Fenster\" ranken sich im Viertel viele wirre Geschichten und Spekulationen, fast annährend so haarsträubend, wie die um den legendären \"Candyman\". Aufgrund dieser Storys entsteht unter den Jungs eine Wette, in der Jamal in \"Fensters\" Fenster einsteigen soll und etwas aus der Wohnung als Beweis mitbringen soll. Unter dem Druck seiner Freunde geht Jamal auf die Wette ein und \"besucht\" Fensters Wohnung, wird von diesem jedoch ertappt und vergisst bei der Flucht seinen Rucksack mit den Notizbüchern.

Am nächsten Tag wirft \"Fenster\" seinen Rucksack zu Jamal auf das Basketballfeld und als dieser seine Notizbücher einsieht, stellt er fest, dass alle Notizen von Fenster Korrektur gelesen und zudem mit Vermerken und Denkanstößen versehen wurden. Neugierig geworden sucht Jamal nun den Kontakt zu \"Fenster\", der sich ihm lediglich als William vorstellt. Nach und nach kommen sich aber beide näher und als Jamal ein Stipendium für Basketball bei einer Eliteschule erhält, steht William ihm stets lehrreich zur Seite, macht aber aus seiner Vergangenheit weiterhin ein Geheimnis.

Trotzdem findet Jamal durch einen Zufall heraus, das William in der Nachkriegszeit ein Schriftsteller war, der sich nach der Veröffentlichung seines ersten und einzigen Romans und dem Erhalt des Pulitzer-Preises einfach von der Welt zurückgezogen hat und seitdem in dem Apartment in der Bronx versteckt lebt. William ringt ihm jedoch das Versprechen ab, niemals jemandem etwas über seine Identität zu verraten. Im Gegenzug lehrt William ihn besser zu schreiben und überlässt ihm als Anreiz zum Schreiben einen seiner alten Artikel. Aus diesem inspiriert \"zaubert\" Jamal einen Aufsatz, den er zu einem Schreibwettbewerb seiner Schule einreicht.

Als die Juroren das Werk bewerten, kommt der in der Jury sitzende Literaturlehrer Jamals zu dem Schluss, dass so ein Aufsatz unmöglich von einem Basketball-Stipendiaten stammen kann und beginnt zu recherchieren. Tatsächlich unterstellt man Jamal daraufhin, ein Plagiator von William Forrester zu sein.

Nun muss Jamal sich entscheiden, ob er den Ursprung des Werkes aufklärt, und somit Williams Identität aufdeckt, oder schweigt und von der Schule verwiesen wird…


Meine Eindrücke:

Natürlich waren meine ersten Eindrücke: Hey, das hast Du doch schon mal irgendwo gesehen…! Und recht so, man entdeckt hier große Ähnlichkeiten zu Mentor-Filmen wie \"Club der toten Dichter\" und \"Good Will Hunting\". (Seltsam – im Moment erwische ich immer Filme, die mir seltsam bekannt vorkommen…*grübelgrübel*)

Tatsächlich führt in diesem Streifen Gus van Sant Regie, der auch schon \"Good Will Hunting\" auf Zelluloid bannte. Und dementsprechend groß sind die Ähnlichkeiten beider Streifen auch. Als Anlehnung auf einen dritten Film würde ich noch \"Jim Carroll\" anführen, denn auch hier geht es um einen Basketball spielenden Poeten, der in der Bronx lebt. Einziger Clou und leichtes Augenzwinkern ob dieser Ähnlichkeiten ist, dass Matt Damon (Drehbuchautor & Hauptdarsteller in \"Good Will Hunting\") hier einen Kurzauftritt als Anwalt hat.

Sei wie es sei – alle Streifen in einen Topf geworfen und mit einem großen Namen als Darsteller gewürzt - das Konzept geht dieses Mal nicht völlig auf, sondern endet leider nur in einem mittelprächtigen Streifen, den auch Sean Connerys unglaubliche Präsenz nicht retten kann. Somit komme ich zu den Darstellern…

Über Connery äußere ich mich jetzt nicht weiter, es wäre nur eine Wiederholung von Superlativen, die schon tausendmal gebracht wurden.

Über Rob Brown, der den Jamal spielt, kann ich leider nicht viel Gutes berichten. Er spielt zwar einen nachdenklichen und ernsthaften, jungen Mann, das aber leider ZU gewissenhaft, was zur Folge hat, dass wir bei Brown ein und denselben ernsten Gesichtsausdruck während des gesamten Filmes bewundern dürfen. Und das auch in Szenen, als sein Charakter eigentlich Spaß oder Trauer empfinden sollte. Nichts – null Regung ! Hier dran sollte Rob Brown noch arbeiten.

Als neidischen und arroganten Lehrer sehen wir F. Murray Abraham. Er verkörpert diesen Typ sehr gekonnt, aber er hatte ja auch schon oft Gelegenheit, den Part des Gegenspielers zu übernehmen (z. B. in \"Amadeus\").

Eine weitere, interessante Nebenrolle war der Rapper Busta Rhymes als älterer Bruder Jamals. Interessant nicht deshalb, weil er durch große, schauspielerische Leistung beeindruckte, sondern weil die sanfte Synchronstimme und einmal nicht verzerrter Gesichtsausdruck ihm eine ungewohnt weiche, aber sympathische Note gaben. Wenn man nicht wüsste, das er eigentlich eine laute Reibeisenstimme hat…!

Ein Pluspunkt des Filmes waren für mich die Dialoge zwischen den Kids. Endlich, endlich, endlich wurden dem Zuschauer einmal nicht die überspitzten Pseudo-Ghetto-Ausdrücke wie \"Yo, man\" und \"Whassup\" und schlimmer um die Ohren gehauen !!! Ich kann und will nicht glauben, das Gespräche zwischen Ghetto-Kids grundlegend auf diese Weise geführt werden . Und wenn ich so was hören will, fahre ich einfach eine Runde Straßenbahn zum Zeitpunkt des Schulschlusses !!!

Zur Handlung selbst bleibt nur zu sagen, dass hier zuviel Handlungsstränge in einen Film gepackt wurde, um jeder Thematik gerecht zu werden. Alles blieb irgendwann auf der Strecke: Die Intensität der Freundschaft zwischen Jamal und William, die Anfeindungen in seiner neuen Schule, das Verhältnis zu seiner Familie, die Gründe für Williams Einsamkeit. Alle Themen wurden begonnen, aber nur seicht oder gar nicht zu einem Abschluß gebracht. Wir bekamen alles so oberflächlich präsentiert, dass für diesen Film leider nur eine mittlere Bewertung gegeben werden kann. So manches TV-Movie hatte da mehr Tiefgang.

Mein Fazit:

Ein Film, der zwar unterhält und kurzweilig ist, aber nicht weiter im Gedächtnis haften bleibt. Kann man ansehen, muss man aber nicht gesehen haben. Ein erneutes Ansehen der Vorgänger lohnt da eher…

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