Forrester - Gefunden! (DVD) Testbericht

Jamal Wallace lebt mit seiner Mutter in der Bronx. Er gibt sich cool und versenkt beim Basketball traumhaft sicher seine Körbe. Was er den Kumpels verschweigt, sind sein Heißhunger auf Literatur und die eigenen Schreibversuche. Genau davon bekommt ein kauziger Einsiedler (Sean Connery) Wind, der seine Wohnung seit Jahren nicht verlassen hat. William Forrester, Autor eines einzigen Romans, der aber längst Klassikerstatus erreicht hat, nimmt Jamal unter seine Fittiche; zunächst als Lehrer im literarischen Crash-Kurs, dann als Mentor und Schutzengel, als Jamal der Zugang zu einer weißen Eliteschule in Manhattan gewährt wird.

Hoch begabte, lernwillige Kids gibt es nach Hollywood-Regel überall in Amerika; warum also nicht auch in der Bronx. Gus van Sant gefällt sich offenkundig nach seinem Welterfolg "Good Will Hunting" in der Rolle des Erben von Frank Capra und Preston Sturges. Also zimmerte er ein weiteres sehr amerikanisches Gegenwartsmärchen, das seine unverschämt engen Parallelen zu "Good Will Hunting" mit einem straffen dramatischen Erzählbogen und beachtlichen Schauspielerleistungen fast wettmachen kann. Sean Connery, der auch als Produzent mitwirkte, füllt die sympathische Starrolle des kauzigen Eigenbrötlers mit kernigem Charme, und bewahrt die Rolle des Wunderkindes aus dem sozialen Brennpunkt mit robuster Authentizität vor falschem Sentiment.

Die Attraktion aber ist der gelehrte Gegenspieler, den F. Murray Abraham als frustrierten Literatur?Dozenten und Studentenschreck nuanciert ausgestaltet. Der Anspruch eines gehobenen Unterhaltungsfilms aus Hollywood wird im Handwerklichen allemal eingelöst. Der gutmenschelnde Unterton des Films ist pures Wunschdenken und entlarvt sich in einem peinlich sentimentalen Epilog, der offenkundig nachträglich angeklebt wurde, als naiv, weltfremd und unangenehm selbstgefällig. Aber der Weg zum erzählerischen Offenbarungseid ist ganz ohne Zweifel sehr unterhaltsam geraten.