Frankenstein (1931) (DVD) Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von Bjoern.Becher

Die Gesellschaft macht das Monster zum Monster

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Verfilmungen von Büchern sind immer wieder Anlass zu großen Streitereien. Die Anhänger des betreffenden Buches sehen ihren Heiligtum oft nur unzureichend verfilmt, berücksichtigen dabei oft aber nicht, dass man in einem Buch vieles deutlicher schildern kann als es ein Film kann. Zumindest hat es der Autor in vielen Dingen einfacher als der Regisseur bzw. der betreffende Schauspieler.
Die Anhänger des Films kennen das Buch oft nicht. Sie wollen von einem guten Film unterhalten werden. Ihnen ist es egal, ob der Film phasenweise von dem Buch abweicht, Dinge verändert oder etc. Hauptsache der Film ist gut.
Ich lese viele Bücher und schaue mir dann auch gerne die Filme dazu an. Ich stehe aber auch Literaturverfilmungen sehr aufgeschlossen gegenüber, wenn ich das Buch nicht kenne. So z.B. dem heute von mir vorgestellten Film „Mary Shelley’s Frankenstein“ eine Verfilmung des weltbekannten Buches „Frankenstein“ von Mary Shelley. Ich habe das Buch nie gelesen, ich kenne es nur vom Hörensagen. Ich werde den Film also nicht mit dem Buch vergleichen können. Fans des Buches, die sich das erhoffen, muss ich somit leider enttäuschen.

Der Inhalt
°°°°°°°°
Im Jahr 1794 auf einer Expedition zum Nordpol entdeckt die Crew um Kapitän Walton (Aidan Quinn) einen völlig erschöpften Mann namens Victor Frankenstein (Kenneth Branagh), der von irgendetwas Grausamem verfolgt wird. Auf die Frage hin, was ihn da verfolgt, erzählt Frankenstein dem Kapitän eine Geschichte, seine Geschichte.
Er erzählt ihm, wie der Tod seiner Mutter, in ihm eine Vision zum tragen brachte: Er will den Tod besiegen. Doch in seinem neuen Studienort Ingolstadt versteht ihn und seine Gedanken und Pläne niemand, fast niemand. Nur Professor Waldmann (John Cleese) unterstützt Frankenstein. Er lässt ihn an geheimen Forschungen zu Erhaltung menschlichen Lebens mitarbeiten. Frankensteins Traum geht aber weiter. Er will selbst einen Menschen erschaffen, der stärker, klüger und zivilisierter ist als jeder normale Mensch. Doch Prof. Waldmann verbietet ihm solche Gedanken. Er hat selbst in seine Jugend einen ähnlichen Traum gehabt mit – wie er sagt – schrecklichem Ergebnis.
Doch dann wird Waldmann von einem Verrückten (Robert de Niro) getötet und Frankenstein schnappt sich Waldmanns Aufzeichnungen über dessen früheren Versuch, um mit Hilfe dieser Aufzeichnungen seinen Traum zu verwirklichen und einen Menschen zu erschaffen. Als „Grundgerüst“ für seinen Versuch nimmt er den mittlerweile erhängten Mörder von Waldmann. Aus diesem Körper, Waldmanns Gehirn und Teilen anderer Menschen will er nun seinen „Übermensch“ schaffen.
Doch der Versuch scheitert: Sein erschaffener Mensch ist missgestaltete Kreatur von enormer Körperkraft, ein Monster.

Meine Meinung
°°°°°°°°
Um eins der bekanntesten Bücher zu verfilmen, versammelte sich eine ganze Ansammlung von Stars. Frank Darabont schrieb das Drehbuch, Francis Ford Coppola produzierte den Film und Kenneth Branagh führte Regie und spielte eine der beiden Hauptrollen, die andere kein geringer als Robert De Niro. Das lässt doch was erwarten.

Und diese Erwartungen werden über weite Strecken nicht enttäuscht. Äußerst eindringlich schildert Branagh, wie Frankensteins Kreatur zu einem Monster wird. Die Kreatur ist nämlich wieder erwarten zwar hässlich, aber nicht böse. Sie ist also nur äußerlich ein Monster. Die Kreatur will den Menschen helfen mit ihren hohen Kräften. Er hilft einer Familie, die vor dem Verhungern steht. Doch aufgrund des schrecklichem Äußeren schlägt ihm immer nur Hass entgegen. Dadurch wird die Kreatur verbittert und erfüllt voll Rache gegen seinen Schöpfer. Das Monster (äußerlich) wird also erst durch die Gesellschaft zum wirklichen Monster, dass die Menschen zu Recht mit Schrecken erfüllt.

Frankenstein behandelt damit ein ganz zentrales Problem, das auch heute noch existiert. Niemand ist von sich aus böse (zumindest ist bisher nichts anderes bewiesen), die Gesellschaft macht jemand zu dem, was er ist. Und im Falle der Kreatur bedeutet das, dass er durch die Gesellschaft zum Monster wird, das er eigentlich nur äußerlich ist.
Dieser Teil der Geschichte ist sehr gut dargestellt, wenn auch teilweise etwas lang geraten. Gut ist dieser Teil vor allem Dank des großartigen Robert de Niro und der großartigen Maske. De Niro schafft es trotz des entstellten Gesichts, dass seine Mimik für sich spricht und große Worte einfach nicht vonnöten sind, sondern der Zuschauer so schon versteht, was in der Kreatur vorgeht.
Die Maske ist auch noch an einer anderen Stelle zu loben: John Cleese ist als Professor Waldmann ist kaum zu erkennen. Auch hier muss man John Cleese loben, denn er schafft es jeglichen Klamauk (der in diesem Film völlig unangebracht wäre) von der Rolle fenrzuhalten.

Branagh selbst zeigt genauso eindringlich, wie De Niro das Innenleben der Kreatur, das Innenleben von Frankenstein. Wie dieser der Welt entrückt, ganz fixiert von seinem Gedanken einen Menschen zu erschaffen, Gott zu spielen. Hier kann man den Film (bzw. das Buch und das obwohl dieses so alt ist, dass damals noch niemand so wie heute daran gedacht hat) auch als klare Aussage verstehen, gegen jegliches Gott-spielen von Menschen (Stichwort: Klonen).

Sehr gut haben mir auch kleine Anekdoten gefallen, die im Film verstreut sind. So rennt einmal der junge Friedrich Schiller Frankenstein fast über den Haufen.

Doch nicht alles ist gut an diesem Film. Ein paar Dinge haben mir auch nicht so gut gefallen. Die Mehrheit der Handlung wird langsam und ausführlich erzählt, doch zwischendurch wartet der Film plötzlich mit äußerst wilden hektischen Kamerafahrten und auch Schnitten auf, die mich sehr gestört haben und nicht richtig in den Film gepasst haben.

Auch trat mir die Liebesbeziehung von Frankenstein und der dadurch entstehende Konflikt mit seiner Arbeit an einigen Stellen zu stark in den Hintergrund, während er dann plötzlich als es dramaturgisch wichtig war, wieder ganz stark im Vordergrund stand. Hier wurde zu schnell gewechselt. Die angespannte Beziehung zwischen Frankenstein und seiner Verlobten schwankte irgendwie laufend zwischen unwichtig für die Handlung und Hauptteil der Handlung.

Insgesamt ist Branagh mit „Mary Shelley’s Frankenstein“ aber ein guter Film gelungen, der sehenswert ist. Der Film erinnert etwas an „Bram Stoker’s Dracula“ auch wenn Frankenstein mit deutlich weniger (fast gar keinen) Horror-Elementen auskommt und auch die Anzahl der etwas blutigeren Szenen hält sich doch in Grenzen.

Ich kann ihn empfehlen, vor allem Fans des Genre werden sicher ihren Gefallen daran finden, aber auch Fans von De Niro kommen, aufgrund dessen großartiger darstellerischer Leistung auf ihre Kosten.

Der Film „Mary Shelley’s Frankenstein“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen Punkten.

Zum Abschluss meines Berichts wie gewohnt ein paar Statistiken zum Film:

Titel Deutschland: Mary Shelley\'s Frankenstein
Originaltitel: Mary Shelley\'s Frankenstein
Genre: Horror-Drama
USA, 1994, FSK 12, Laufzeit: 128 Minuten

Darsteller: Robert de Niro (\"Kreatur\"), Kenneth Branagh (Victor Frankenstein), Helena Bonham Carter (Elizabeth), Tom Hulce (Henry Clerval), John Cleese (Prof. Waldman), Aidan Quinn (Kapitän Walton), Cherie Lungi (Mutter), Ian Holm (Baron Frankenstein), Richard Briers (Großvater), Robert Hardy (Professor Krempe), Trevyn McDowell (Justine), Mark Hadfield (Felix)

Regie: Kenneth Branagh
Produzenten: Francis Ford Coppola, James V. Hart, John Veitch
Drehbuch: Steph Lady, Frank Darabont nach dem Roman \"Frankenstein\" von Mary Shelley
Musik: Parick Doyle
Kamera: Robert Pratt
Schnitt: Andrew Marcus


© Björn Becher 2002

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