Frankfurt, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Testbericht

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Erfahrungsbericht von clubby

WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN AN EINER MASSENUNI

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich studiere nun im 4. Semester BWL an der J.W. Goethe Universität in Frankfurt am Main.
Vorab erst mal ein wenig zur Universität selber.

Die Universität Frankfurt am Main ist keine Campus-Uni, die einzelnen Fakultäten sind in der ganzen Stadt verteilt. So sitzen die Mediziner in Sachsen-Hausen, die Bio-Chemiker in Niederursel, die meisten Geisteswissenschaftler im neuen Campus Westend und einige Studiengänge, wie z.B. BWL, Jura, Informatik oder Psychologie, sitzen noch im alten Campus in Bockenheim, ich denke das Viertel, was man am meisten mit Studenten in Frankfurt verbindet.
Die Universität bildet einige Zehntausend Studenten aus, jedoch fallen diese in einer Stadt wie Frankfurt im Alltagsleben so gut wie gar nicht auf.

Noch ein Punkt: Frankfurt ist eine Pendler-Uni, man hat den Eindruck ca. 50 % der Studenten leben im Umland, sprich, sie kommen nur zum Studieren in die Stadt und fahren danach wieder nach Hause in die Orte und das Land um Frankfurt herum (Darmstadt, Wiesbaden, Mainz, Bad Homburg... etc.). Das erschwert das „klassische“ Studentenleben noch einmal.

Fazit ist, dass man während seines Studiums häufig nur Studenten des eigenen Fachbereiches kennen lernt und das es kaum „geregeltes“ Studentenleben gibt. Dafür muss man für so ziemlich alles mit relativ hohen Lebenshaltungskosten rechnen.

Nun zum Studium selber.
Das Studium der Betriebswirtschaftslehre ist in 3 Phase eingeteilt:
- Grundstudium (Regelstudienzeit 3 Semester)
- Vertiefungsstudium (Regelstudienzeit 2-3 Semester)
- Spezialisierungsstudium (Regelstudienzeit 2-3 Semester)

Offiziell soll man für das BWL-Studium in Frankfurt nur 8-9 Semester benötigen – da das aber ziemlich knapp kalkuliert ist und in so einer kurzen Zeit kaum ein Auslandssemester oder ein längeres Praktikum drin ist, sollte man dieses eventuell in seiner Studienplanung mit einkalkulieren. Übrigens ist für Volkswirte und Wirtschaftspädagogen das Grundstudium identisch, bis auf eine Zusatzveranstaltung für die Wiwi-Pädagogen.

Im Grundstudium allein hat man schon 14 Scheine abzulegen, von denen alle 3 BWL-Scheine sogenannte Doppelscheine sind:

Betriebswirtschaftslehre:
- Produktion & Absatz
- Investition & Finanzierung
- Kosten- und Bilanzen

Volkswirtschaftslehre:
- Mikroökonomie I
- Makroökonomie I
- Wirtschaftspolitik

Recht:
- Öffentliches Recht
- Privat-Recht

Mathematik:
- Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler I
- Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler II

Statistik:
- Statistik I
- Statistik II

2 Zusatzscheine (ohne Benotung)
- Wirtschaftsinformatik
- Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesen

Alle Veranstaltungen haben 1-2 Vorlesungen die Woche, sowie im ein- oder zweiwöchigen Rhythmus ein Tutorium (die Termine kann man frei wählen, meine Empfehlung, nie zwischen „einschlägigen“ Vorlesungen, die „besten“, weil leersten Tutorien, sind entweder morgens um ca. 8.00 Uhr oder am späteren Nachmittag ab 16.00 Uhr). Die Tutorien sind Übungsstunden, die von Studenten höheren Semesters gehalten werden und gerade im Grundstudium superwichtig.

Ich beende gerade mein Grundstudium und kann daher über das „weitere“ Studium keine große Aussagen treffen.
Das Grundstudium an sich ist nicht ohne – im Grunde geht es nur darum, so viele Studenten (es fangen jedes Semester zwischen 400 und 600 neue Studenten an) auszusieben. Die Durchfallquote liegt meistens bei 50 %. Es gibt am Ende jedes Semesters eine 3-wöchige Klausurphase (immer schon in den Semesterferien der Uni), innerhalb alle Klausuren zu jeweils EINEM Termin angeboten werden. Wird man krank, war’s das für dieses Semester. Es gibt seit ein paar Semestern keine Nachschreibetermine mehr.
Da Frankfurt das Creditpoint-System eingeführt hat, benötigt man zum Bestehen 10 Punkte (von 20). Innerhalb eines Fächerblocks (wie z.B. BWL) kann man im Bereich von 7-9 Punkten die Note mit einem anderen Fach „ausgleichen“. Schreibt man in P&A z.B. 7 Punkte und in I&F 13 Punkte, gelten unterm Schnitt beide Klausuren als bestanden.
Insgesamt hat man für jede Klausur 2 Versuche, schafft man seine Scheine nicht innerhalb dieser beiden Versuche und unter Einhaltung der maximalen Grundstudiums-Zeit von 6 Semestern, wird man zwangsexmatrikuliert.
Ausnahmen zum „zusätzlichen“ Wiederholen gibt es nur folgende:
- jeweils ein Freiversuch in BWL und VWL (wenn man diese Fächer im 1. Semester schreibt)
- ein Joker

Kommt man weiter, wird das Studium anders. Es gibt keine Tutorien mehr, sondern nur noch Vorlesungen – daher gewinnen diese in dieser Phase deutlich an Bedeutung. Um seine Creditpoints zu sammeln hat man erstmals eine Wahlmöglichkeit, welche Fächer man belegen möchte. Allerdings sind die Meinungen ziemlich gespalten, ob das weiterführende Studium „leichter“ wird. Man kann es aber in jedem Fall mehr seinen Interessen anpassen.
In der Spezialisierung, in der man teilweise Seminare hören muss und seine Diplomarbeit schreiben muss, sind die Meinungen, die ich soweit kenne auf jeden Fall, dass diese Phase wohl die zeitintensivste ist. Immerhin ist das auch die „Endspurt“-Phase. Während man im Grundstudium noch relativ viel Zeit zum „Jobben“ hat, wird diese mit dem Fortscheiten des Studiums immer knapper und man muss sich mehr darauf konzentrieren.

Selbstverständlich ist das Grundstudium sehr theoretisch, aber soweit ich weiß, ist das an allen staatlichen Unis der Fall. Es könnte allerdings durchaus ein wenig „freundlicher“ und nicht so anonym gestaltet werden.

Ein Pluspunkt in Frankfurt ist allerdings, dass man schon vom Grundstudium an Wirtschaftsfremdsprachen belegen kann. Hierzu gibt es Veranstaltungen in Wirtschaftsenglisch und Wirtschaftsfranzösisch. Selbstverständlich sind die englischen Veranstaltungen wesentlich zahlreicher und auch besser besucht als die französischen, und man kann auch davon halten was man will, immerhin werden diese Sprachen umsonst angeboten und man muss nicht so viel Geld für Sprachkurse ausgeben.

Wer ins englisch- oder französischsprachige Ausland gehen will und hierzu eines der Austausch-Programme der Universität nutzen möchte, dem empfehle ich auf jeden Fall die Teilnahme der Wirtschaftssprachkurse. Es ist durchaus üblich, dass die Wirtschaftssprachlehrer auch im jeweiligen Auswahlkomitee sitzen oder das die Teilnahme von bestimmten Kursen gefordert wird.

Im Vertiefungsstudium kann man ebenfalls einen Teil der Credit-Points auch mit Wirtschaftssprachen verdienen.

Was das Studieren in Frankfurt interessant macht ist aus meiner Sicht die recht vielfältigen Auslandsaustausch-Programme. Selbstverständlich muss niemand ins Ausland gehen, aber bei der Masse an Wirtschaftswissenschaftlern, die jedes Jahr die Universitäten in Deutschland verlassen, ist es ein durchaus ein Pluspunkt, seinem Studium mit einem Auslandsaufenthalt und mit einschlägigen Praktika ein persönliches Profil zu geben.
Im Angebot stehen folgende Partneruniversitäten:

Argentinien: Universidad Nactional de Cordoba
Brasilien : Universidad de Sao Paulo
England: University of Southampton
Frankreich: Université Paris Dauphine (Doppel-Diplom-Programm)
Université Lumière de Lyon
Finnland : Abo Akademi University
Griechenland: Athens School of Economics and Business Science
Irland: University College Dublin
Italien: Università die Firenze
Università Cattolica Deö Sacrp Cuore die Milano
Japan: Kyushu Universität, Fukuoka
Korea: Seoul National University, School for International Area Studies
Österreich: Karl-Franzens-Universität, Granz
Schweden: Universität Göteborg
Spanien: Universidad Autónoma de Madrid
Universidad de Granata
Universidad Pompeu Fabra
Tschechien: Karls-Universität Prag
Silesan University, Opava
USA University of Iowa (Henry B. Tippie College of Business)
New School for Social Research, New York
University of Pennsylvania (Wharton School)
Case Western Reserve University (Weatherhead School of Management)

Ich persönlich habe mich für das Doppel-Diplom-Programm mit der Université IX de Paris, Dauphine entschieden und werde im März für 3 Semester ins Ausland gehen. Viele dieser Partnerhochschulen gehören in den Ländern zu renommierten Hochschulen, die Wharton-Business-School sogar zu den besten Business Schools der Welt. Die Anerkennung ist meistens ganz gut geregelt und je nach Programm gibt es Teil- oder sogar Vollstipendien.
Grundsätzlich würde ich jedem die Teilnahme an einem solchen Austauschprogramm empfehlen – schaden kann es wahrscheinlich nicht. Während die Austauschprogramm in anglophone Länder (dazu gehören auch die Skandinavischen) relativ begehrt sind, ist der Andrang aufgrund der höheren Sprachbarriere in die anderen Länder eher gemäßigt.
Bei einigen Programmen kann man sich auch bewerben, ohne Student in Frankfurt zu sein, muss dann allerdings den Studienplatz nach FFM wechseln.

Wer noch mehr Infos zum Studium an der Universität Frankfurt haben möchte, kann sich hierzu Informationen auf der allgemeinen Homepage http://www.uni-frankfurt.de holen oder fachspezifische auf der Homepage http://www.wiwi.uni-frankfurt.de holen.

Mein Fazit:
Alles in allem habe ich bisher die Auswahl meines Studienplatzes nicht bereut. Vielleicht gerade weil der Druck relativ groß ist und man in der Masse schnell untergeht, ist hier Eigeninitiative sehr wichtig, was das Studium selber angeht, aber auch den Bekanntenkreis. Hier ist nichts selbstverständlich oder fliegt einem hinterher.
Da ich die nächsten 3 Semester an eine der besten Wirtschaftshochschulen von Frankreich nach Paris gehen werde, was mir ebenfalls die Universität Frankfurt ermöglicht, und innerhalb dieses Zeitraumes mein volles Vertiefungsstudium sowie einen Teil der Spezialisierung anerkannt bekommen werde und unterm Strich dadurch die Möglichkeit bekomme, neben dem deutschen Diplom auch gleichwertige Diplom aus Frankreich bekomme, kann ich wahrscheinlich unterm Strich nicht wirklich meckern.
In dieser Stadt hängt es wahrscheinlich wirklich davon ab, was man selber daraus macht, Möglichkeiten hat man jede Menge zur Auswahl.

38 Bewertungen, 3 Kommentare

  • grapefruity

    27.02.2002, 19:40 Uhr von grapefruity
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr ausführlich beschrieben. Ich studiere zwar nur an einer FH, aber ich werde im 3. und 6. Semester ein Auslandspraktikum machen und das 7. und 8. Semester in Finnland, Schweden oder Irland studieren. Ich glaub, eine Massen-Uni wär nix f&uuml

  • Kuschelwuschel

    19.02.2002, 09:31 Uhr von Kuschelwuschel
    Bewertung: sehr hilfreich

    komme aus FFM und werde nach und nach einige Berichte darüber posten! ;)

  • robertö

    17.02.2002, 13:54 Uhr von robertö
    Bewertung: sehr hilfreich

    Spitzen Meinung. Mach weiter so!!!!!