Frauenkirche Testbericht

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Erfahrungsbericht von Goldband

Steinerne Glocke, aber auch Dickkopf genannt

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich über Dresdens berühmteste Baustelle schreiben. In der ganzen Welt spendet man für den Wiederaufbau der Frauenkirche.

Zunächst etwas zu ihrer Geschichte:
Ursprünglich stand an dieser Stelle seit dem 11. Jahrhundert eine kleine Friedhofkirche, zu der die Menschen aus einem Umkreis von ca. 12 km kamen. Im Mittelalter befand sie sich noch außerhalb der Stadtmauer. 1546 wurde die Frauenkirchsiedlung mit in die Stadt einbezogen.
Der alte Kirchenbau war schließlich viel zu klein und außerdem baufällig geworden, so dass es 1727 zum Abriss und zum Bau der heutigen Frauenkirche durch George Bähr kam. Zunächst hatte er aus Kostengründen den Bau einer hölzernen kupferbeschlagenen Kuppel geplant. 1729 kam er mit seinem Plan eine steinerne Kuppel zu bauen heraus und gab zu, dass er das schon von Anfang an so geplant und die Wände und Pfeiler danach berechnet hatte.
Die steinerne Kuppel war allerdings immer umstritten und deren Einsturz wurde immer wieder vorhergesehen. Ausgelöst wurden diese Diskussionen durch Risse in den 8 Pfeilern und Bögen. Erst 1739 wurde endgültig beschlossen, dass die steinerne Kuppel bleibt.
1760 wurde sie durch Dutzende Kugeln getroffen. Dabei gab es einige beschädigte Steinplatten, aber der „Dickkopp“ wie sie vom Preußenkönig ärgerlich bezeichnet worden sein soll, hielt dem Beschuss stand. Auch am 13.Februar blieb sie noch stehen. Am 14. Februar erschien es wie ein Wunder, dass die Kirche als einziges Bauwerk scheinbar unversehrt diese Hölle überstanden hatte. Das es dann doch zur Zerstörung auch dieses Dresdner Wahrzeichen kam, lag an dem Brand, der im Inneren den Sandstein der Kuppel ausglühte und diese zum Einsturz brachte. Während in der Hofkirche viele Schätze in Sicherheit gebracht wurden, war das in der Frauenkirche nicht geschehen, weil kein Mensch an die Zerstörung wirklich glaubte.

Ganz überraschend bekam ich vor wenigen Tagen nun die Gelegenheit, die Frauenkirche zu besichtigen.
Schon als kleines Kind habe ich eine Beziehung zu diesem berühmten Bauwerk entwickelt.
Zuerst war es die Nähe des riesigen Trümmerhaufens inmitten der Stadt, der sich gleich neben meiner Schule auftürmte. Als ich dann den Kirchenbau im „Alten Dresden“ von Löffler und auf alten Ansichtskarten sah, wünschte ich mir, dass die Frauenkirche wieder aufgebaut wird. Damals, als kleines Mädchen, glaubte ich, dass sie dann wieder erstehen wird, wenn in unserer zertsörten Stadt alle Menschen wieder eine schöne Wohnung bekommen haben.
Später schwand diese Hoffnung, denn es wurde beschlossen, den riesigen Trümmerhaufen als Mahnmal zu erhalten. Ringsum den Trümmerberg waren Heckenrosen gepflanzt wurden. Irgendwie hatte ich mich damit abgefunden und immer wieder führte mich der Weg dorthin.


Nach der Wende ging dann mein Kindertraum doch noch in Erfüllung.
Regelmäßig führte uns nun unser Sonntagsspaziergang zur Baustelle und seit 1993 begleitete uns auch oft die Videokamera dabei. Zuerst sahen wir der Beräumung zu und staunten, wie sich die Regale mit vielen wieder-verwendbaren Steinen füllten.
Der 13. Februar 1994 – ein eisig kalter Tag – sah uns in der langen Schlange warten und dann durch die bereits beräumte Kirchenruine gehen. Mit eiskalten Händen nahm ich zitternd vor Kälte, aber auch irgendwie aufgeregt in der Frauenkirche zu sein, den freigelegten Altar auf, der noch relativ gut erhalten war.
Jahr für Jahr wuchs dann der Bau. Immer wieder stieg das Schutzdach mehrere Meter nach oben. Im Sommer konnten wir durch das Gerüst erahnen, wie die Kirche aussehen wird.

Seit einiger Zeit kann man bereits in die Unterkirche, wo Führungen, Vorträge und Konzerte stattfinden. Dabei wird weitere Spenden zum Neuaufbau gesammelt. Außerdem gibt es viele Möglichkeiten, durch Erwerb der Videos, Uhren und vieler anderer Dinge oder durch einfache Geldspenden den Wiederaufbau tatkräftig zu unterstützen.

Als dann in diesem Sommer die ersten Gerüste fielen, war ich schon erstaunt, wie viel heller Sandstein zum Vorschein kam. Hatten sie also doch fast nur neue Steine genommen, habe ich mich gefragt. Darauf bekam ich bei der Führung eine Antwort. Viele der geborgenen Steine stecken in den dicken Wänden und sind also genutzt worden. Die Steine, die man genau lokalisieren konnte, sind als dunkle Steine im Mauerwerk zu sehen. Interessant war auch, dass jeder neue Stein mit Werkzeugen, die den historischen entsprechen, bearbeitet wurde, damit die Oberfläche der historischen entspricht. Was für eine Arbeit!
Inzwischen überragt die Frauenkirche alle Gebäude ringsum und man ahnt die wirkliche Höhe, die sie bald erreichen wird. Vor kurzem wurde nun das letzte Mal das Schutzdach gehoben.

Neugierig betrat ich nun die Frauenkirche. Innen dominieren noch die Gerüste und hoch oben an der Kuppel wird fleißig gearbeitet. Leider durften wir da nicht mehr hinauf.
Bei unserer Besichtigung beobachteten wir die Arbeiten am Altar und was für mich besonders interessant war, wir sahen eine Probeachse, die bereits farblich gestaltet ist. Der gesamte Innenraum wird einmal so bemalt sein, so dass man dann nicht mehr unterscheiden kann, was Sandstein, Holz oder anderes Material ist. Pastelltöne in grün und ocker scheinen dabei zu dominieren. Es wird ziemlich bunt sein, was aber dem historischen Vorbild entspricht. Mir hat es gefallen. Mal sehen wie es wirkt, wenn das ganze Kirchenschiff so gestaltet ist.
Es war echt beeindruckend in der Frauenkirche zu stehen und ich freue mich schon darauf, wenn sie wieder in alter Schönheit außen und innen zu besichtigen sein wird. Sicher werde ich dann mal ein Konzert darin besuchen.

Vielleicht habe ich mit diesem Bericht einige auf die Frauenkirche neugierig gemacht. Sie steht am Neumarkt zwischen Brühlscher Terrasse und Altmarkt.
Von dort ist es nicht weit zum Fürstenzug (einer meiner letzten Bericht) und zum Schloss. Man kann sie schon nicht mehr übersehen.

20 Bewertungen, 1 Kommentar

  • anonym

    23.04.2007, 19:41 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich habe sie im Dezember 2005 besucht. Man steht davor und staunt und ist auch ein wenig berührt. Gruß Leseratee.