Freiwilliges Soziales Jahr Testbericht

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Erfahrungsbericht von Soul_Reaver

Man lernt fürs Leben

Pro:

Soziales Engagement

Kontra:

Manche sind dem Druck nicht gewachsen

Empfehlung:

Ja

Du hast die Schulausbildung abgeschlossen? Du weißt nicht, was du jetzt machen sollst? Du willst studieren, weßt aber noch nicht was oder hast erst in einem jahr einen Studienplatz? Um die Zeit des Wartens zu überbrücken, bietet sich hier ein Freiwilliges Soziales Jahr kurz FSJ an. Wie ich dazu kam und wie es mir bis jetzt gefällt, möchte ich euch in diesem bericht erzählen.


Wie kam ich dazu?


Meine Entscheidung ein FSJ zu absovieren kam recht spontan, als wir uns während einer Schulpause darüber unterhalten haben, was wir nach dem Abitur machen wollen. Viele wussten nicht, was sie tun sollten, viele machen ersteinmal ein jahr lang pause und andere fangen mit dem Studium oder mit einer Ausbildung an. Ich hatte mich um nicht gekümmert, da ich genug Stress zu Hause und mit dem Abitur hatte, aber ein jahr lang zu Hause bleiben und jobben gehen wollte ich auch nicht. Ich habe dann beim Deutschen Roten Kreuz in Darmstadt angerufen, dort ein paar persönliche Daten durchgegeben und um eine Art Vorstellungsgespräch gebeten. Eine sehr freundliche Dame am anderen Ende der Leitung hat mir dann gesagt, dass ich innerhalb der nächsten Tage einen persönlichen Fragebogen zugeschickt bekomme, den ich dann ausgefüllt wieder zurückschicken soll, zusammen mit einer Bewerbung für ein Freiwilliges Soziales Jahr.
Ich wollte eigentlich so schnell wie möglich mit dem FSJ anfangen, jedoch ist das FSJ sehr gefragt, da dem männlichen Bevölkerungsteil diese Option als Ersatz für den Zivildienst offen steht. Eine Freundin von mir hat ebenfalls versucht, eine Stelle für ein FSJ zu bekommen und hat ein paar Wochen nach mir angerufen. Ihr wurde dann gesagt, dass sie erstmal nichts mehr haben und sie es doch in ein paar Wochen nochmal probieren soll, ich hatte also Glück...
Das Telefonat habe ich im Mai geführt und Ende Juli war die Infoveranstaltung, auf die ich eingeladen wurde.

Bei der Infoveranstaltung wurden uns die verschiedenen Gebiete vorgestellt, in denen wir ein FSJ absolvieren können. Die bekanntesten Tätigkeiten sind Altenpflege und Behindertenpflege. Einige Teilnehmer hatten bereits eine Stelle, bei der sie sich beworben haben. Von diesen Stelle wird dann alles weitere für ein FSJ in die Wege geleitet. Das DRK bemüht sich ebenfalls, FSJ-Bewerber an Stellen zu vermitteln. Die Infoveranstaltung hatte einen Spielraum von 4 Stunden, wobei ich mich ersteinmal gefragt habe, was man denn 4 Stunden lang zu besprechen hätte. Es stellte sich dann heraus, dass ca. eineinhalb Stunden die Einsatzgebiete erläutert wurden und danach die Einzelgespräche an der Reihe waren. Hier wurden Fragen geklärt und für diejenigen, die noch keine Stelle als FSJler hatten wurde versucht, denen eine Stelle zu vermitteln.

In dem Gespräch habe ich mitgeteilt, dass ich am liebsten eine Stelle im Drogenbereich hätte. Das einzigste, was in diesem Bereich noch frei war, war eine Stelle im East-Side, ein Café für Droganabhängige in Frankfurt am Hafen. Dort habe ich dann angerufen und erfahren, dass sich noch 2 weitere FSJler für die Stelle beworben haben. Dies lag daran, dass das East-Side weitere Institutionen auf der Suche nach FSJlern angeschrieben hat. Weiterhin hätte der Anfahrtsweg Eineinhalb Stunden gedauert. Zusätzlich muss man bedenken, dass das DRK für die Fahrtkostenrückerstattung nur 25 Euro monatlich bezahlt. Ich hätte sehr viel mehr Geld ausgeben müssen, um dorthin zu gelangen.
Ich habe dann wieder beim DRK angerufen und um eine andere Stelle gebeten. In ganz Darmstadt war nichts mehr frei, weder im Altenheimen noch in irgendwelchen anderen Gebieten, außer beim Rettungswagen, was ich aber höchstwahrscheinlich nicht durchgestanden hätte, denn nicht alle Menschen werden gerettet. Wenn man das FSJ aufgrund von psychischen Belastungen oder anderen Gründen abbricht, muss man dem DRK das Geld welches sie zu deiner Ausbildung bezahlt haben zurückzahlen. Dies ist aber nur beim Rettungswagenfahrern der Fall, denn sie müssen eine 2monatige Ausbildung in einer Schule und einen speziellen Führerschein machen (ist jetzt nicht detailgetreu sondern nur kurz angeschnitten).
Das einzigste, was mir das DRK anbieten konnte war eine Stelle in der Sozialstation Trebur. Dort würde jemand gesucht werden, der sich um ein behindertes Kind während der Schulzeit kümmert. Das DRK hat mir ein Bestätigungsschreiben mitgegeben, welches die dann im Falle meiner Annahme zurückschicken mussten. Zusätzlich braucht man als FSJler ein ärztliches Atest, was bescheinigt, dass man psychisch gesund ist. Die Krankenkasse musste ich wechseln, da man als FSJler gesetzlich versichert sein muss.

Ich fuhr also nach Trebur, um mich dort vorzustellen. Das Gespräch war recht kurz, aber nicht unfreundlich. Eine feste Zusage hatte ich aber nicht bekommen. Ca. 1 Woche später habe ich einen Anruf von Trebur erhalten, ob ich ein ärztliches Atest hätte, was ich damals noch nicht hatte, da ich nicht wusste, ob ich genommen wurde. Ich hatte nun 2Tage Zeit um mir ein ärztliches Atest zu holen, den Versicherungswechsel einzuleiten und um mich darauf vorzubereiten, dass ich in 3 Tagen anfangen soll.

Nach den 2 tagen gab es nämlich ein Einführungstreffen des DRK, bei dem die Verträge unterschrieben wurden und wir in Gruppen wegen den monatlichen Seminaren eingeteilt wurden. Jeden Monat gibt es ein Tagesseminar welches 7 Stunden dauert. Während des kompletten Jahres gibt es weiterhin noch 3 Wochenseminare. Als kleines Entgeld erhält man 340 Euro plus 25 euro Fahrtkostenrückerstattung. Wenn man bereits eine Wohnung hat, gibt es nochmals 150 Euro Wohngeld.
In dem Treffen haben wir noch einen Kalender mit wichtigen informationsgehalt bekommen. Dort sind viele Adressen vorhanden, sowie wichtige Termine und Tips für die Absolvierung eines erfolgreiches FSJs. Ein FSJ-Ausweis gab es auch noch, der uns mit Studenten gleichstellt und wir dieselben Ermäßigungen erhalten. Ich hatte gedacht, dass wir bei diesem treffen unsere Aufgaben zugewiesen bekommen, das war aber nicht der Fall. Ich sollte also am nächsten Tag anfangen, wusste aber nicht, wo, bei wem und wann.

Ich rief also noch einmal in Trebur an, die mir sagten, dass ich erst eine Woche später anfangen soll. Die genauen Daten wurden mir dann von einem Zivi durchgegeben. Mein Vertrag hat am 1.09.04 begonnen und läuft am 31.08.05 aus.


Mein Alltag


Leider darf ich nicht viel über meine Tätigkeit verraten, da FSJler der Schweigepflicht unterliegen. Wir dürfen also nicht erzählen, wen wir explizit wegen was betreuen.

Ich begleite ein körperlich eingeschränktes Kind in die Schule und helfe ihm, im Schulalltag zurechtzukommen.

In den Tagesseminaren, die bei unserer Gruppe immer Samstags von 9 bis 16 Uhr dauern, reden wir über alle möglichen Themen, wie z.B. die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes und die Berufsmöglichkeiten bei Pädagogischen Richtungen. Weiterhin reden wir auch über Probleme, die bei unserem Job anfallen, so wurden wir darauf aufmerksam gemacht, welche Tätigkeiten wir nicht verrichten dürfen, die meisten aber dennoch machen, da sie sonst keine Hilfskraft mehr wären. Diese Probleme hab ich in meiner Arbeit nicht.
Ein Tagesseminar wird wie ein normaler Arbeitstag gehandhabt, das heißt, dass man sich in der Woche darauf einen Tag freinehmen kann, denn meine Gruppe hat ihre Seminare immer am Samstag.
Zusätzlich zu den Seminaren vom Deutschen Roten Kreuz gibt es noch eine Dienstbesprechung der Sozialstation einmal im Monat für 2 Stunden. Dort werden ebenfalls Fragen geklärt.

Einmal im Monat muss ich einen Leistungsnachweis in der Sozialstation abgeben, der von der Lehrerin und Schulleitung unterschrieben wird, dass ich anwesend war.


DRK


Das positive am DRK ist, dass hier für eine freie FSJ Stelle auch nur eine Person zugewiesen wird. Wie ich ja bereits beschrieben habe, habe ich beim East-Side gleich zwei weitere Bewerber für die freie Stelle gehabt. Mir wurde dann erklärt, dass andere institutionen nicht so wie das DRK verfahren und die dortigen FSJler zusätzlich zur FSJ Bewerbung nochmal eine für die Stelle schreiben müssen.
Weiterhin habe ich mich mit mehreren FSJlern bei der Infoveranstaltung unterhalten. Diese haben mir gesagt, dass das DRK einer derjenigen ist, die am wenigsten bezahlen und andere Institutionen bis zu 100 Euro mehr bezahlen. Bei den 340 Euro monatlich sind 200 Euro Taschengeld enthalten, die restlichen 140 Euro sind Sachbezüge.
Zusätzlich finde ich, dass die 25 Euro Fahrtkostenrückerstattung sehr wenig sind. Die Fahrtkostenrückerstattungen bekommt man für die Kosten der Fahrt mit öffentlichen verkehrmittel. Eine Monatskarte zu meinem Arbeitsplatz kostet aber 50 Euro und ist dabei noch ermäßigt. Ich muss aber mit dem Auto fahren, da ich das Kind von zu Hause abhole und in die Schule fahre, das ist nämlich in meinem Service von der Sozialstation aus mitinbegriffen.
Das DRK bietet FSJs das ganze jahr über im Gegensatz zu anderen Institutionen. Dort werden die FSJler Ende August angestellt und nicht über das ganze Jahr, d.h. Massenauflauf bei diesen Institutionen, besonders weil das FSJ sehr beliebt ist.


Sonstiges


Während dem FSJ hat man eine Urlaubsspanne von 24 Tagen. Ich denke mal, dass ich diese tage mir nicht nehmen werde, da ich aufgrund meiner Beschäftigung die normalen Ferien von der Schulzeit habe.
Ein FSJ kann jeder absolvieren, der unter 27 Jahren ist.
Nach Abschluss des FSJ wird ein einfaches Arbeitszeugnis, eine Abschlussbescheinigung ausgestellt.
Ein FSJ kann man bis zu einem halben jahr verlängern wenn man es wünscht. Man kann es auch auf ein halbes Jahr verkürzen, wobei das DRK sowas nicht gerne sieht und uns dies auch mitgeteilt hat, denn gerade wenn man z.B. für ein Kind zuständig ist sollte man dies nicht nach einem halben Jahr verlassen.
Bei einem unentschuldigten Fernbleiben von Seminarsveranstaltungen werden 15 Euro pro Fehltag von dem monatlichen Lohn einbehalten.
Beim FSJ gibt es Rechte und Pflichten und auch Dinge, die FSJler nicht tun dürfen, was eine Verantwortungsfrage ist, wie z.B. das Wickeln eines Kindes oder eines behinderten Menschens, während man mit dieser Person alleine in einem Raum ist. Geschieht irgendetwas, ist der FSJler dran Schuld.
Das ärztliche Atest bei einem Krankheitsfall wird an das DRk geschickt, nachdem man bei sich auf der Station telefonisch abgesagt hat.
Wenn man ein FSJ macht, hat man noch den Anspruch auf Kindergeld, welches bei einem Antrag, der vom DRK vorgefertigt ist, weiterhin gezahlt wird.
Die Einsatzstelle jedes FSJler wird vom DRK einmal mindestens im Jahr besucht.
FSJler stehen unter Schweigepflicht und dürfen außerhalb ihres Arbeitsumfeld nicht über bestimmte Personen, die mit direktem Namen angesprochen werden und diese in einem Zusammenhang mit einer Krankheit oder einem Ereignis bringen, reden.
FSJler arbeiten in der Regel 8 Stunden am Tag und haben eine halbe Stunde Pause, die ihnen zusteht.
Wenn man geringfügig neben dem FSJ arbeiten will, muss dies erst vom DRK genehmigt werden. Das DRK entscheidet über die Aufnahme weiterer Arbeit.
Als FSJler muss man in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sein.
FSJler sind auf dem direktem Weg von Haustür zur Arbeitsstelle versichert. Bereits bei einem kleinen umweg verfällt die Versicherung bei einem Unfall.
FSJler dürfen keinen Nachtdienst leisten.

Das DRK bietet auch die Möglichkeit an, ein FSJ im Ausland zu absolvieren, da kenn ich mich aber kein bischen aus.


Fazit


Das FSJ ist durchaus eine Bereicherung für das Leben. Man engagiert sich sozial und entwickelt ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein, was nur hilfreich sein kann. Zusätzlich macht sich ein FSJ gut im Lebenslauf. Wartet man auf einen Studienplatz o.ä., so verbessert sich der NC pro Semester (halbes Jahr) um 0.1 Punkt.
Ich bin sehr froh, dass ich mich entschieden habe, ein FSJ zu machen, man lernt sehr viele nette Menschen kennen mit denen man sich austauschen kann. Die Seminare helfen einem dabei, erlebtes zu verarbeiten, darüber zu reden und unsere eigene Meinung zu manifestieren und diese den anderen mitzuteilen.
Wenn man sowieso einen Job in die pädagogische Richtung anstrebt und dies auch studieren möchte, so hilft ein FSJ ungemein, da praktische Erfahrung durchaus positiv bei der Bewerbung sind. Hierzu kann man das FSJ als praktische Arbeit verwenden. Zusätzlich gibt das FSJ einen klaren und direkten Einblick in die jeweiligen Berufsfelder.

Ich kann das FSj jedem empfehlen, es macht Spaß wenn man nicht unbedingt mit dem größten Desinteresse an die Sache rangeht. Man erhält Einblicke in die Berufsfelder und kann sich weiterhin orientieren. Viele machen ein FSJ weil sie nicht wissen, was sie sonst machen sollen. Nebenbei kann man weitersuchen, ohne dass eine Lücke im Lebenslauf vorhanden ist. Der monatliche Lohn ist nicht die Welt, aber deshalb heißt es auch freiwillig und sozial. Man sollte das FSJ nicht allein des geldes wegen machen, denn da kann man mehr verdienen wenn man halbtags irgendwo arbeiten geht. Ich finde allein die Erfahrung die man in diesem jahr macht kann einen niemand mehr nehmen, sie ist für mich sehr wichtig.

Wer Zweifel an einem FSJ hat, der kann beim DRK anrufen und sich ausführlich beraten lassen. Ich hatte am Anfang absolut keine Ahnung wie ich das alles in Angriff nehmen sollte, wie man auch sieht, da bei mir alles etwas verworren war bis ich eine feste Stelle hatte. Ich wurde wirklich sehr freundlich unterstützt und mache meine Arbeit sehr gerne.

Das FSJ bietet erfolgreich diverse Möglichkeiten zur Lebensgestaltung. Ich kann es wirklich nur empfehlen und vergebe volle 5 Sterne. Auch die nächsten 10 Monate werde ich mich noch um meinen Kleinen kümmern und mich weiterhin sozial engagieren, was ich sehr gerne mache.

Ich hoffe, ich konnte euch helfen....

12 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Nathalie

    08.03.2006, 12:36 Uhr von Nathalie
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und vlg Nathalie

  • leannkatze

    01.11.2004, 22:29 Uhr von leannkatze
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein wirklich toller Bericht, hört total interessant an, wäre auch was für mich!!! LG leannkatze