Freiwilliges Soziales Jahr Testbericht

No-product-image
ab 24,29
Auf yopi.de gelistet seit 08/2003

5 Sterne
(6)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von SusanneRehbein

Helfen kann Spaß machen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich habe mich vor ca. 2 Jahren dazu entschieden, ehrenamtlich tätig zu werden. Ich hatte mein Studium abgebrochen und kein neues bekommen. Da ich keine Lust hatte meine Zeit nur mit jobben zu vertrödeln, ging ich zum Arbeitsamt und dort fiel mir ein Heft "Freiwilliges Soziales Jahr - Freiwilliges Ökologisches Jahr" in die Hand und ich erinnerte mich an die unzähligen Besuche von Versicherungs- und Arbeitsamtvertretern in der 10. Klasse. Jeder von ihnen versuchte uns für seine Sache zu begeistern, doch nur einer schaffte es, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er stellte eben diese Freiwilligen Sozialen Dienste vor und es klang eigentlich ganz interessant. Ich nahm das Heft mit nach Hause und beschäftigte mich näher damit.

Weil kaum jemand weiß, was es bedeutet ein Freiwilliges Soziales Jahr zu leisten, zitiere ich an der Stelle einmal den ersten Absatz des Vorwortes von Claudia Nolte.
"Im Freiwilligen Sozialen und Freiwilligen Ökologischen Jahr engagieren sich junge Menschen in Krankenanstalten, Altersheimen, Kinderheimen, Kindertagesstätten, Jugendzentren, Einrichtungen zum Schutz von Mädchen und Frauen vor Gewalt, Erholungsheimen, in Einrichtungen für körperlich oder geistig Behinderte, in Einrichtungen der Familienhilfe, in Naturschutzzentren, Nationalparks, in der ökologischen Landwirtschaft, in Vogelschutzstationen, in Umweltämtern und in vielen weiteren Einsatzstellen. Ihr freiwilliger Einsatz gilt anderen Menschen und unserer Umwelt."

Spätestens nachdem ich meinen Großvater im Mai '99 bis zum Tod begleitet hatte, wurde mir klar, daß ich im sozialen Bereich tätig werden wollte. Nur mit sterbenden Menschen wollte ich nicht arbeiten müssen. Also suchte ich das Heft wieder raus und suchte mir 2 Träger in meiner Stadt raus. Das waren das DRK und das Jugendaufbauwerk Berlin. Leider reagierte das DRK überhaupt nicht auf meine Bewerbung, doch das JAW bat mich zu einem Vorstellungsgespräch. Dort konnte ich einen Wunsch zur Einsatzstelle äußern und ich entschied mich für Jugendarbeit. Sofort bekam ich einige Einsatzstellen genannt, bei denen ich mich vorstellen sollte. Lange Rede kurzer Sinn - ich bekam eine Stelle in einem Kinderheim. Normalerweise beginnt das FSJ an jedem 1. September, doch durch Krankheit konnte ich erst Mitte November anfangen, denn man braucht für die Tätigkeit ein Gesundheitszeugnis, welches man angeblich auch später nutzen kann und man nicht kostenlos, aber kostengünstiger bekommt, als wenn man es "privat" bräuchte.
Die Kollegen waren von Anfang an sehr nett und die Kinder zeigten ihr wahres Gesicht. Zum Teil waren
sie launisch, bockig, lieb oder frech und alle erinnerten mich an mich in ihrem Alter.
Als FSJ`ler darf man 38,5 h Stunden pro Woche arbeiten, d.h. man hat nahezu einen Vollzeitjob. Lohn oder Gehalt bekommt man natürlich nicht, aber man bekommt ein Taschengeld, daß teilweise sehr stark variiert zwischen den verschiedenen Trägern und auch zwischen den Einsatzstellen. Ich bekam keine 400 DM pro Monat und mußte davon das Fahrgeld, Verpflegung und eventuelle Unterkunft und Dienstkleidung tragen.

Jetzt, nachdem ich das Jahr absolviert habe kann ich sagen, daß es mir sehr viel gebracht hat. Man wird voll in das Berufsfeld eingeführt und lernt alle Facetten kennen.
Ich mußte den Kindern das Essen ausgeben, ihnen bei den Hausaufgaben helfen, mit ihnen Unternehmungen machen und planen, Arztbesuche abdecken, Elternabende besuchen, Kontakt zu den Eltern und zu den Ämtern halten usw. Durch mein FSJ ist in mir der Wunsch entstanden Sozialpädagogik zu studieren und irgendwann Heimleiterin zu werden.

Ohne überheblich zu wirken kann ich sagen, daß ich, wenn auch nicht rechtlich, eine Erzieherin ersetzte. Oftmals bin ich ganz allein im Dienst gewesen, was bedeutete, daß ohne mich eine weitere Kraft hätte eingesetzt werden müssen.

Seit 31.08.2001 ist mein Jahr im Kinderheim beendet und der Tag war schrecklich für mich. Ich vermisse die Kinder und die Arbeit dort immernoch sehr.
Im Übrigen wird das FSJ als Wartezeit auf ein Studium anerkannt und in manchen Fällen auch als Vorpraktikum. Ich habe sogar schon gehört, daß einem für ein FSJ 3 Wartesemester berechnet werden. Natürlich macht sich ein FSJ auch gut im Lebenslauf, aber ich glaube das darf kein vorrangiger Grund dafür sein.

Im Jahr 2000/2001 waren beim JAW 700 Jugendliche für ein FSJ beschäftigt. Ich glaube diese Zahl zeigt, daß ehrenamtliche Dienste, auch unter Jugendlichen nicht veraltet sind und immer gebraucht werden.


P.S. Die "Mindestaufwandsentschädigung" liegt beim JAW mittlerweile bei 200 €.

26 Bewertungen, 6 Kommentare

  • Shrek81

    11.09.2003, 22:21 Uhr von Shrek81
    Bewertung: sehr hilfreich

    Meine Maus hat auch gerade ein FSJ angefangen und so sehr wie sie diesen Job jetzt schon liebt, ich glaube, wir müssen sie nächstes Jahr dort auch richtiggehend wegzerren. :/ *g* Grüßli, Peter

  • Juwo6

    31.08.2003, 13:33 Uhr von Juwo6
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schön, daß Du als so junge Frau so denkst und auch etwas tust. Das macht nicht gleich jeder und es schult für's Leben.

  • tanzfabrik

    03.07.2002, 12:30 Uhr von tanzfabrik
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke für die Entscheidungshilfe, ich werde jetzt auch ein FSJ machen!

  • Andreas68

    04.06.2002, 02:56 Uhr von Andreas68
    Bewertung: sehr hilfreich

    Es ist nur bedauerlich, dass dergleichen nicht großzügiger bezahlt wird. Eine Schande, wenn man sieht, wie das Geld ´rausgeschmisen wird. Man muss sich nur die milliardenschweren o. obendrein hässlichen Politikerneubauten im Tiergarte

  • Evil_Duke

    18.05.2002, 13:31 Uhr von Evil_Duke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich kann soetwas nicht, da ich mit fremden Menschen nicht besonders gut umgehen kann. Daher gehe ich auch zum Bund und werde kein Zivi!

  • Manuela_1978

    18.05.2002, 13:26 Uhr von Manuela_1978
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich bin auch eher sozial eingestellt daher habe ich den Beruf der Altenpflege erlernt und ich habe darin die erfüllung gefunden das ich anderen kranken bzw. alten Menschen helfen kann. ELA