In seiner Hand (gebundene Ausgabe) / Nicci French Testbericht

Nicci French - In seiner Hand

Genre: Psychothriller

Erschienen: 2002, Originaltitel: Land of the Living

Preis: etwa 8,95 Euro

Umfang: 413 Seiten.

Autor: Nicci French ist eigentlich nur das Pseudonym für ein Autorenduo, nämlich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Sie haben sich auf Psychothriller spezialisiert und ein weiteres bekanntes Werk der beiden ist beispielsweise \"Höhenangst\". Kennen lernten sich die beiden bei ihrer gemeinsamen Arbeit für das New Statesman-Magazin.

Zur Handlung:
Die Story wird dem Leser aus der Sicht der jungen Büroarchitektin Abbie Devereaux erzählt. Diese findet sich am Anfang gefesselt, geknebelt, und völlig ahnungslos wie sie in diese Situation kam, in der Gewalt eines sehr gestörten Mannes wieder, den sie weder sehen, noch sich an ihre Entführung erinnern kann. Die Zeit spielt für sie keine Rolle mehr, er ernährt sie, demütigt sie, macht ihr Angst und nennt ihr die Vornamen anderer Opfer. Mehr durch einen Zufall gelingt ihr irgendwann die Flucht, sie verbringt eine lange Zeit im Krankenhaus, führt Gespräche mit Polizei und Betreuern und genau hier würde in fast allen Krimis die Verfolgung des Täters beginnen. Nicht so bei Nicci French- niemand glaubt Abbie! Sie wird als gestresste, depressive Frau mit Einbildungen abgetan und muss fortan unter schlimmsten Verfolgungsängsten ihr Leben komplett neu organisieren. Sie weiß nicht mehr wem sie vertrauen kann, was sie die letzten Tage vor ihrer Entführung verbracht hat und was ihr Entführer alles über sie weiß. Ihr Portemonnaie beispielsweise hat sie nicht mehr, eventuell hat er es und wüsste damit alles über sie.
Nach und nach besucht Abbie all ihre Freunde, erfährt dabei immer mehr über die Zeitspanne bis zur Entführung und rückt damit dem Täter immer näher. Dieser merkt das allerdings aus und spätestens hier weiß man nicht mehr wer Jäger/in und wer Gejagte/r ist.

Meine Meinung:
Ich untertreibe nicht, wenn ich dieses Werk als einen der besten Psychothriller bezeichne, den ich in den letzten 5 Jahren gelesen habe... und ich lese wirklich ziemlich viel :) Das Buch bietet wirklich Spannung von der ersten bis zur letzten Seite und hat auch einige dieser bei Büchern doch seltenen Momente, wo man ungeduldig \"vorspulen\" will, weil man einfach wissen will, wie es weitergeht. Dafür sorgen die geschickten Andeutungen der Autoren auf mögliche Wendungen und die geschickten Denkfehler, in die der Leser bei \"In seiner Hand\" immer wieder tappt, weil in diesem Buch eben doch (fast) immer alles anders kommt als man denkt, ohne dass die Logik auf der Strecke bleibt. Dies alles mündet dann in ein furioses Ende, über das ich natürlich nicht zu viel verraten will, ich kann nur sagen, dass es extrem an den Nerven zehrt und auch sehr unerwartet ist.
Ein weiterer großer Vorteil von \"In seiner Hand\" ist, dass die Autoren wirklich eine intensive Bindung des Lesers an die Hauptfigur gelungen ist. Man kann die Reaktionen und Gefühle von Abbie immer verstehen und nachvollziehen und bekommt selbst richtig schlechte Laune, wenn ihre beste Freundin ihren Schilderungen skeptisch und unsicher gegenüber tritt.
Letztendlich wird aber jede Unklarheit und Lücke in Abbies Erinnerung nach und nach aufgelöst.
Ich kann diesen Thriller auf jeden Fall nur empfehlen.

MfG, diesen Bericht habe ich für yopi und ciao verfasst, ich freu mich über jeden Kommentar.