In seiner Hand (gebundene Ausgabe) / Nicci French Testbericht

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ab 9,80
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  sehr gering
  • Spannung:  sehr gering
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von luckynina

Er… äh… es lässt dich nicht mehr los!

Pro:

Packend, unheimlich, THRILLING!

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Nach „Das rote Zimmer“ machte ich mich sogleich an den nächsten Thriller von Nicci French. Nun brauche ich wieder eine Pause – warum, das erfährt ihr noch vor Ende dieses Berichts…


° Inhalt

Als Abbie Deveraux aufwacht, ist es dunkel. Sie kann sich nicht bewegen und bekommt kaum Luft. Erst nach und nach wird ihr klar, dass sie gefesselt, geknebelt und mit einer Kapuze über dem Kopf am Boden liegt – in der Gewalt eines ihr unbekannten Sadisten. Nur durch Tagträume hindert sie sich vor dem Verrücktwerden, denn was sie am meisten quält, ist, dass sie offenbar eine Gedächtnislücke hat, was den Überfall und das Kidnapping betrifft…

Obwohl ihr der Unbekannte eine Drahtschlinge um den Hals gelegt hatte, um sie an der Flucht zu hindern, entkommt Abbie dank ihres Mutes. Als sie im warmen Spitalszimmer liegt, glaubt sie dem Alptraum entronnen zu sein, doch der Horror beginnt erst. Die Polizei und die hinzugezogenen psychologischen Gutachter glauben ihr die Entführung nicht. Da sich Abbie nur bruchstückhaft an ihr vorheriges Leben erinnern kann, muss sie sich nicht nur auf die Suche nach ihrer Identität machen, sondern auch nach ihrem Auto und ihren Sachen suchen, denn als sie in der gemeinsamen Wohnung ihres Freundes auftaucht, erfährt sie auf brutale Weise, dass sie ihn verlassen habe.

Glücklicherweise findet sie ihr Auto und im Handschuhfach auch Hinweise auf ihre neue Bleibe. Anscheinend war sie wenige Tage vor der Gefangennahme in die Wohnung einer Frau namens Jo gezogen. Doch Jo kann ihr keine ihrer vielen Fragen beantworten, denn sie taucht tagelang nicht auf. Auch ihren Job hatte Abbie hingeschmissen, und kann sich auch daran nicht erinnern. Mühsam beginnt sie nun, die Tage vor der Entführung zu rekonstruieren, um so nicht nur ihre eigene Identität wiederzufinden, sondern auch ihren Peiniger aufzuspüren. Denn Abbie glaubt fest daran, dass diese Person in ihrem privaten Umfeld zu finden ist...


° Autoren

Nicci French ist das Pseudonym von Nicci Gerrard und Sean French, einem britischen Journalistenehepaar. Beide studierten in Oxford und kamen später zum Journalismus. Weitere Werke des erfolgreichen Autorenpaars: „Der Glaspavillon“, „Höhenangst“ (verfilmt unter dem Titel „Killing me softly“), „Als wir Töchter waren“, „Ein sicheres Haus“, „Der falsche Freund“, „Der Sommermörder“, „Das rote Zimmer“.


° Meine Meinung

Meine Stammleser wissen mittlerweile, dass ich zwar sehr gerne Thriller lese, dass ich aber nicht auf zu blutrünstige, zu grausame Beschreibungen stehe, weil ich mich sonst fürchten muss (da ich ja meist nachts lese, wenn mein Mann schon friedlich schnarcht und mich nicht beschützen kann).

Dieser Thriller lehrte mich von Anfang an das Fürchten, denn er beginnt gleich mit Abbies verzweifelter, auswegsloser Situation. Zugegeben, blutrünstig ist hier nichts, aber Nicci French erzeugt durch die Erzählform, die Ichform, eine dermaßen düstere Spannung, dass ich schon immer schneller las und hoffte, dass Abbie bald befreit werden möge! Dadurch, dass der Leser alles mit Abbies Augen sieht (in diesem Fall ja nichts, wegen der Kapuze), mit ihren Sinnen fühlt, ist es fast so, als würde man die Demütigungen ihres Peinigers am eigenen Leib spüren, als würde man (wie sie) Atemnot bekommen… Es steigert sich bestimmt nicht jeder so in eine Geschichte hinein, aber ich empfand die ersten 70 Seiten als extrem beklemmend, und atmete richtig auf, als sich Abbie befreien konnte.

Die nächsten Kapitel sind nicht weniger spannend, denn Abbie muss sich nun daran machen, ihr verschüttetes Gedächtnis wieder auszugraben. Da der Leser (im Gegensatz zu vielen anderen Thrillern) nur das weiß, was Abbie weiß, und alles aus ihrer Sicht erfährt, unterliegt man immer wieder Irrtümern, wer nun Abbies Freund und wer ihr Feind ist, genau wie Abbie selbst. Ich habe schon Romane gelesen, wo mir diese einseitige Sicht der Dinge fast schon zu langweilig war, und wo es für die Spannung notwendig war, dass der Leser in Vor- und Rückblenden oder Szenenwechseln viel mehr weiß als die Hauptperson. Vielleicht lag es daran, dass ich mich so gut mit der Protagonistin identifizieren konnte – aber mir genügte hier die Ichform als Erzählweise voll und ganz.

Wie bereits erwähnt, fand ich die Hauptfigur sowie alle anderen Figuren plastisch und glaubwürdig. Wie in „Das rote Zimmer“ überraschte mich die Liebesgeschichte, die sich schließlich noch ergab, aber während ich sie dort als erfrischend normal und natürlich empfand, hatte ich hier während dem Lesen den Eindruck, dass einfach noch ein wenig Sex in die Handlung gepresst werden sollte.

Nebenbei greift Nicci French noch ein heikles Thema auf, nämlich die Misshandlung von Frauen durch ihre Lebenspartner. Ohne Wehleidigkeit und eher nüchtern schildert Abbie in einer Szene der Polizei, was sie während dem Zusammenleben mit ihrem Exfreund durchmachen musste. Diese verhältnismäßig kurze Szene gab mir zu denken, denn sie zeigt, wie eine solche Behandlung für viele Frauen normal ist und zu ihrem täglichen Leben gehört… Zum Schluss erhält Abbies Exfreund seine gerechte, aber nicht übertrieben harte Strafe.


° Fazit
Ein beklemmend-faszinierender Thriller, absolute Gänsehautgefahr – und somit offenbar die ideale Lektüre für einen heißen Sommertag!


413 Seiten
ISBN 3570005941
Gesehen um € 21,90 (offenbar noch nicht als Taschenbuch erhältlich)

20 Bewertungen, 1 Kommentar

  • anonym

    10.06.2004, 23:41 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hi, laut dem Einband sollte Nikki French nur eine Journalistin aus England sein ... Gruß, Sven (Zoobremia)