Freunde und Freundschaft Testbericht

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Erfahrungsbericht von sunshine_31701

2 Menschen, eine Seele

Pro:

alles

Kontra:

eigentlich nichts

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich über Etwas schreiben, dass mir sehr viel bedeutet. Etwas, was ich nie mehr im Leben missen möchte und auf das ich unheimlich stolz bin! Es geht hier nicht um einen Gegenstand, sondern um einen Menschen. Aber lest selbst:

Es war der 1. Oktober 2002, als wir uns kennen gelernt haben. Wir haben den gleichen Lehrgang besucht. Die ersten Wochen hatten wir nicht viel miteinander zu tun, und ich muss sagen, dass diese Person mit eigentlich von Anfang an sehr, sehr unsympathisch war. Unser Lehrgang bestand aus ca. 30 Leuten. Es kam, wie es kommen musste, wir hatten beide Gefühle für den gleichen Mann, was zur Folge hatte, dass wir uns immer weniger leiden konnten.

Einen Monat später haben wir eine Kursfahrt gemacht. Das war das erste Mal, dass wir uns ein wenig angenähert haben. Wir saßen nachts im Hotel und haben uns unterhalten. Richtig gut! Ich stellte fest, dass sie ja doch nicht so doof ist, wie ich anfangs dachte. Aber kaum waren wir wieder zurück, ging die Antipathie wieder von vorne los. Wir sind uns aus dem Weg gegangen, wo wir nur konnten. War das mal nicht möglich, haben wir uns ziemlich böse Blicke zugeworfen. Ich dachte mir nur noch, dass das richtig schöne 21 Monate werden. Mit so einer…

Da wir hier in einer Art Studentenwohnheim leben, und noch mehrere Lehrgänge hier sind, ist es Gang und Gebe, dass man oft, sehr oft sogar feiert. Einen Grund gibt es immer! Naja, auf solchen Feiern fließt manchmal auch sehr viel Alkohol (dummerweise sind die immer mitten in der Woche…). Der Witz an der ganzen Sache ist, dass, je mehr wir beide tranken, umso besser konnten wir uns unterhalten. Auf Englisch… Jedes Mal die gleiche Leier „We have to talk! I like you and you are a kind person!“ Aber sobald wir wieder nüchtern waren, haben wir uns ignoriert und uns gehasst. Über Weihnachten hatten wir 2 Wochen Urlaub. Noch als ich im Auto saß, habe ich ihr eine SMS geschickt und gesagt, dass wir uns nach dem Urlaub dringend zusammensetzen müssen, um uns endlich mal auszusprechen. Ich habe sogar eine Antwort bekommen. Aber zu einer Aussprache kam es auch nach dem Urlaub nicht mehr.

Im Februar war der erste Teil des Lehrgangs vorbei und es ging in die Praxis. Eine Aussprache erfolgte bis dato nicht und sollte vorerst auch nicht Erfolgen. Wir wurden in verschiedene Abteilungen eingeteilt und haben uns manchmal tagelang nicht gesehen. Ab und zu waren wir mal zusammen mit ein paar anderen Kollegen weg. Wir haben uns zwar nicht angezickt, und auch normal mit einander gesprochen, aber so wirklich gemocht haben wir uns immer noch nicht.

Im Mai wurde dann der gesamte Lehrgang räumlich getrennt. Jeder von uns ist für 9 Monate ins Ausland gegangen. Ich war in Chile und sie in Kanada. Also sehr weit auseinander. Im August haben wir dann durch Zufall angefangen, miteinander zu chatten. Aber wirklich nur durch Zufall. Die Unterhaltungen waren sehr nett und wir kamen immer besser miteinander klar. Die gemeinsamen Chats wurden von Woche zu Woche mehr und wir fingen an, über die Probleme, die wir miteinander hatten, auszudiskutieren. Irgendwann bemerkten wir, dass unser Verhalten total kindisch war und so kam es, dass wir fast täglich miteinander gechattet haben und auch über Dinge reden konnten, die uns bewegt haben.

Im Februar 2004 kamen wir dann alle zurück nach Deutschland und der 4. und letzte Teil unseres Lehrgangs begann. Wir haben uns herzlich begrüßt, als sei nie irgendetwas zwischen uns gewesen. Dennoch haben wir uns in den ersten Wochen ganz langsam aneinander gewöhnt. Jeder war ein wenig vorsichtig. Doch plötzlich waren wir jede freie Minute, die wir hatten zusammen. Wir haben sehr, sehr viel unternommen und auch sehr viel geredet.

Eines Tages kam ich zum Unterricht und hatte ein blau-weißes T-Shirt an. Sie grinste mich an, und meinte „Ich habe das gleiche, nur in schwarz!“. Es war ein wenig unheimlich, denn wir haben das T-Shirt beide am Gleichen Tag gekauft. Sie in Berlin und ich in Bonn. Völlig unabhängig voneinander. Es kam immer häufiger vor, dass wir gar nicht mehr miteinander reden brauchten, um uns zu verständigen. Wir haben immer wieder die gleichen Gedanken gehabt. Es war plötzlich eine Vertrautheit zwischen uns, wie ich sie zuvor noch nie mit einem anderen Menschen hatte. Als hätte man uns zusammen geschweißt. Wenn ich Probleme hatte, bin ich zu ihr gegangen und wir haben diese gemeinsam ausdiskutiert. Hatte sie welche, kam sie zu mir.

Unsere Freundschaft wurde allerdings auch schon auf eine harte Probe gestellt. Ich hatte einen Mann kennen gelernt, mit dem sie absolut nicht zurechtkam. Wir hatten eine ziemlich heftige Auseinandersetzung. Eigentlich war es auch keine wirkliche Auseinandersetzung, sondern eher Ignoranz von ihrer Seite. Ich konnte sie verstehen, denn ich reagiere genauso. Aber wir haben uns eine Nacht lang zusammengesetzt und darüber gesprochen und es überstanden! Wir hatten beide unheimliche Angst, uns zu verlieren!

Da wir beide nach der Ausbildung nach Berlin versetzt werden sollten, haben wir gemeinsam eine Wohnung gesucht. Eine WG kam für uns beide nicht in Frage, aber dennoch wollten wir so nah wie möglich beieinander wohnen, da wir wussten, wir würden eh die meiste Zeit zusammen sein. Wir haben auch beide eine Wohnung gefunden. Ein schönes Mietshaus. Sie hatte die Wohnung im 1. und ich im 5. Stock! Besser ging es eigentlich gar nicht.

Tja und Ende Juni kam dann die nächste Härte. Ich habe die Abschlussprüfung nicht bestanden und muss nun noch bis Mitte nächsten Jahres in Bonn bleiben. Sie dagegen hat alles geschafft und ging nach Berlin. Wir haben beide gelitten, als ich meine Sachen gepackt habe, um erst mal ein paar Tage zu Hause abzuschalten. Während ich zu Hause war und sie noch die letzten Tage hier in Bonn haben wir jeden Tag mehrere Stunden (teilweise bis zu 7) miteinander telefoniert.

Ich fuhr zurück nach Bonn und sie war in Berlin. Ein paar Tage später bekam ich eine SMS von ihr, in der Stand, dass sie nach Kanada versetzt wird. Gut dachte ich mir, das wird diese Freundschaft nicht überstehen. Die Entfernung? Und dann noch die Tatsache, dass ich keinen Urlaub mehr nehmen konnte, wenn mein neuer Kurs erst einmal im September anfängt…. Ich habe dann im Juli 2 Wochen Urlaub gehabt, von denen ich eine Woche bei ihr war. Es stand immer noch nichts zwischen uns. Es war zwar ein wenig merkwürdig, da ich bei ihr geschlafen habe, und ich genau wusste dass ein paar Stockwerke höher eine leerstehende Wohnung ist, für die ich Miete zahlen musste. Aber die Freundschaft litt keineswegs unter dieser Situation. Ganz im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, sie wurde immer stärker.

Ende August ist sie dann in den Flieger gestiegen. Selbstverständlich bin ich nach Berlin gefahren, um ihre letzten Stunden in Deutschland mit ihr und ihrer Familie, die mich übrigens sehr lieb aufgenommen hat, zu verbringen.

Jetzt ist sie seit 2 Monaten in Kanada und mittlerweile habe ich mein Ticket schon auf dem Tisch liegen. Über Weihnachten und Silvester werde ich sie für 2 Wochen besuchen. Wir telefonieren mehrmals wöchentlich miteinander. Aber es bleibt nicht bei einem kurzen Gespräch, sondern jedes Telefonat dauert mindestens 2 Stunden. Hinzu kommen noch mehrere Briefe, die wir uns schreiben. An unserer Freundschaft hat sich nichts geändert, außer der Distanz. Wir ticken immer noch gleich. Ist eine von uns krank, geht es der anderen automatisch auch nicht gut. Es ist sogar schon vorgekommen, dass wir die gleichen Klamotten (von denen wir sehr viele haben) anhatten, ohne, dass wir vorher darüber gesprochen haben. Wenn ich mal nicht weiter weiß, denke ich „Was würde sie in solch einer Situation machen?“. Genauso geht es ihr auch. Ich weiß, dass ich mich in jeder Lebenslage auf diesen Mensch verlassen kann, genauso, wie sie sich auch immer auf mich verlassen kann. Lernen wir jemanden kennen ist es uns unheimlich wichtig, dass dieser Mann mit der anderen zurechtkommt. Sollte dies nicht der Fall sein, wissen wir, dass es nicht der richtige Mann ist.

Ich habe bisher in meinem Leben noch nie daran geglaubt, dass es so etwas wie eine Seelenverwandtschaft gibt. Aber seit knapp 10 Monaten glaube ich daran, weil ich es am eigenen Leib, bzw. in der eigenen Seele erfahren habe. Es ist, als wären wir Zwillinge, bzw. hätten eine Seele in 2 Körpern.

Ich vermisse sie unheimlich. Uns trennen zwar räumlich mehrere 1000 Kilometer, aber dennoch ist sie ganz dicht bei mir. In meiner Seele und in meinen Gedanken!

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