Herr der Diebe (gebundene Ausgabe) Testbericht

ab 9,10
Auf yopi.de gelistet seit 06/2004

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Erfahrungsbericht von Myhnegon

Der Duft der großen Freiheit

Pro:

leicht lesbar, mitreißend, spannend, lustig

Kontra:

???

Empfehlung:

Ja

Dieses Buch habe ich mir aufgrund eines Berichtes über die Autorin im Fernsehen zugelegt und natürlich, weil ich einen Faible für Venedig habe...

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Die Story
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Nach dem Tod seiner Mutter wird der kleine Bo von seiner Tante Esther und seinem Onkel adoptiert, während sein Bruder Prosper ins Internat abgeschoben werden sollen, weshalb die beiden zusammen abhauen. Ihr erklärtes Ziel lautet Venedig, da ihre Mutter ihnen so viel wunderbares darüber erzählt hat, und tatsächlich schaffen sie es nicht nur dorthin zu kommen, sondern auch in der Bande des „Herrn der Diebe“ namens Scipio aufgenommen zu werden, welcher sie neben verkaufbaren Diebesgut auch mit Kleidung und Decken versorgt.

Soweit läuft also alles ganz gut, doch dann engagieren Esther und ihr Mann den Detektiv Victor Getz, um den verlorenen Bo aufzuspüren, was ihm auch erstaunlich gelingt. Darüber hinaus bekommen der Herr der Diebe und seine Bande von einem ziemlich mysteriösen Conte den Auftrag, einen ebenso ungewöhnlichen wie geheimnisumwitterten Gegenstand zu stehlen, was schwerere Folgen nach sich zieht, als auch nur einer von ihnen sich hätte träumen lassen...

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Die Autorin (abgeschrieben)
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Cornelia Funke wurde 1958 in Dorsten/Westfalen geboren. Sie absolvierte in Hamburg eine Ausbildung zur Diplom-Pädagogin und arbeitete drei Jahre lang als Erzieherin. Parallel dazu studierte sie an der Kunstfachhochschule für Buchillustration. Zunächst arbeitete sie ausschließlich als Illustratorin für Kinderbücher, die sie dazu anregten, selbst Geschichten für junge Leserinnen und Leser zu schreiben. So wurde sie freischaffende Illustratorin und Autorin. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, zum Beispiel den Kinderbuchpreis der Jury der Jungen Leser Wien für \"Die Wilden Hühner\" und stand mehrfach auf der Kinder- und Jugendbuchliste von Radio Bremen/SR/WDR. Cornelia Funke lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Hamburg. (Quelle: amazon.de)

Weitere Bücher (auszugsweise):
- Tintenherz
- Drachenreiter
- Kleiner Werwolf

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Weitere Infos
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Bei der Clubausgabe handelt es sich um ein Hardcover mit 389 Seiten, welches € 12,95 kostet, während das normale Hardcover mit der ISBN-Nr. 3791504576 bei Amazon für € 15,90 zu bekommen ist. Die Illustrationen im Buch sind übrigens von der Autorin.

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Meine Meinung
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Da es sich hierbei eigentlich um ein Buch für Kinder handelt, ist es sehr leicht verständlich geschrieben und obwohl die Sätze überwiegend recht kurz sind, was mich an anderen Büchern schon öfter gestört hat, lässt es sich sehr gut lesen und wirkt nicht etwa zusammengestückelt. Demnach gelingt es der Autorin mühelos den Leser in ihren Bann zu ziehen, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, weil man an jeder Stelle des Buches unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Ganz nebenbei schafft sie es Werte wie Freundschaft und Mut zu vermitteln und einem zu zeigen, dass man an sich glauben soll. Darüber hinaus wirft sie hier und da Kommentare ein, die besonders für Kinder lehrreich sind; so klärt Prosper Bo beispielweise darüber auf, dass die Bewohner Venedigs nicht „Venediger“ sondern „Venezianer“ heißen.

Natürlich ist Venedig an sich schon absolut faszinierend, wobei ich mich besonders gut in die Geschichte hineinversetzen konnte, weil ich schon mal da war und mich so nur an die Schauplätze erinnern brauchte. Allerdings muss ich sagen, dass es der Autorin auch ohnedies nicht schwer fällt, die Orte so zu beschreiben, dass sie ganz automatisch vor dem inneren Auge entstehen. Des weiteren tragen die vielen kleinen Bilder auch nicht unerheblich dazu bei, dass man sich besser in die Geschichte hineinversetzen kann. Diese Bilder sind zwar nur schwarz-weiße Zeichnungen, erfüllen aber dennoch ihren Zweck, einem die Umgebung und das magische dieser wunderbaren Stadt etwas anschaulicher zu machen. So lernt der Leser also zusätzlich und ganz nebenbei etwas über Venedig, zumal sich im hinteren Teil des Buches nicht nur eine Karte der Stadt sondern auch eine kleine Vokabellektion findet, welche beide zum besseren Verständnis des Gelesenen beitragen.

Davon mal ganz abgesehen sind besonders die Hauptfiguren sehr interessant und ziehen nicht nur Kinder in ihren Bann und man fühlt, wie bereits erwähnt, von der ersten Seite mit. Es gelingt der Autorin also, in einem immer die Gefühle zu wecken, die sie für angemessen hält, weshalb man Tante und Onkel vom ersten Augenblick an nicht sonderlich mag, während man den niedlichen, kleinen Bo sofort ins Herz schließt. Doch auch die übrigen Charaktere sind sehr interessant und einprägsam, was mit dem etwas trotteligen Detektiv Victor beginnt, der eine Vorliebe für Verkleidungen hat, und sich nicht nur über die Hauptfiguren sondern auch über alle Nebenpersonen erstreckt. So schließt man die liebenswerte Wespe ebenso schnell ins Herz wie den verfressenen Riccio, während man von Mosca anfänglich gar nicht so viel mitbekommt. Dafür sind der Herr der Diebe und der Conte ziemlich geheimnisvoll, während Barbarossa ein typische Händler und somit im ersten Moment nicht wirklich sympathisch ist, auch wenn sich dann zeigt, dass er Humor hat.

Darüber hinaus fragt man sich lange, wie ein Junge wie Scipio schon ein so guter Dieb sein kann, was sich später allerdings erklärt. Jedenfalls sorgen die Geschichten der einzelnen Kinder für zusätzliche Spannung, da sie nicht gleich verraten werden, sondern man immer nur Bruchstücke erfährt und so nicht weiß, ob man sie irgendwann ganz erfahren wird. Letzteres ist übrigens nicht bei allen der Fall, was aber sowieso irgendwann an Bedeutung verliert. Umso überraschender sind die vielen Wendungen, die die Geschichte nimmt, ganz zu schweigen von den teilweise magisch anmutenden Erklärungen, durch die das Buch nie langweilig sondern nur immer noch faszinierender wird. Hätte ich nicht ab und zu mal schlafen oder arbeiten müssen, hätte ich das Buch vermutlich gar nicht mehr aus der Hand gelegt, da es mit jeder Seite nur immer spannender wurde.

Der magische Teil ist übrigens sehr schön ausgearbeitet und wirft ein paar ungeahnte Probleme, aber auch Möglichkeiten auf, die auf erstaunlich einfache Weise gelöst werden. Das Ende kommt allerdings viel zu schnell und man ist richtig traurig, dass es nicht mehr weiter geht, weil man die Figuren so sehr ins Herz geschlossen hat. Dabei wurde aber das ein oder andere offen gelassen, sodass man sich auch nachdem man eigentlich schon ausgelesen hat, noch ein bisschen damit beschäftigen kann, was ich ziemlich gut finde. Etwas irritierend fand ich nur, dass im Waschzettel steht, dass niemand weiß, wer der „Herr der Diebe“ ist und man ihn dann praktisch sofort zu sehen bekommt, womit seine Bande zumindest optisch sehr wohl weiß, wer er ist. Ansonsten ist die Aufmachung aber sehr passend und ich finde sogar den normalen Preis gerechtfertigt, da man für sein Geld wirklich etwas geboten kommt, wobei ich auch die sich in Grenzen haltenden Tippfehler erwähnen möchte.

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Fazit
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Da ich das Buch regelrecht verschlungen habe, was nicht zuletzt an der wunderbaren Erzählweise, den interessanten Figuren und der wie selbstverständlich eingeflochtenen Magie liegt, kann ich das Buch nicht nur wärmstens empfehlen, sondern ihm auch ruhigen Gewissens und mit voller Begeisterung alle fünf Sterne geben.

27 Bewertungen, 2 Kommentare

  • hjid55

    10.03.2007, 12:44 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh & lg Sarah

  • kiri1969

    07.09.2004, 20:34 Uhr von kiri1969
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wenn ich das Buch nicht schon gelesen hätte...nach deinem Bericht hätte ich es mir garantiert gekauft !