Sofies Welt (gebundene Ausgabe) / Jostein Gaarder Testbericht

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Erfahrungsbericht von Anuschka

In der Schule war's interessanter

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Nachdem Jostein Gaarders Besteller \"Sofies Welt\" nun ungefähr 7 Jahre in doppelter Ausführung als wunderschönes, gebundenes Buch rumstand, habe ich mich dazu durchgerungen, es endlich mal zu lesen. Stellt sich doch gleich die Frage: Warum stand es so lange rum? Als ich anfing es zu lesen, wußte ich wieder warum.

Ich hatte mit Sofies Welt gekauft (und zusätzlich nochmal geschenkt bekommen), kurz nachdem es in Deutschland erschienen war und eine Menge Wirbel darum gemacht wurde. Offiziell handelt es sich bei diesem \"Roman über die Geschichte der Philosophie\" um ein Jugendbuch, daher erhielt es auch den Deutschen Jungendliteraturpreis. Zudem war es Ewigkeiten lang Platz 1 der deutschen Bestsellerlisten. Ich war in der Schule in Sachen Philosphie laut meiner Lehrerin ein \"Phänomen\". Dies bezog sich allerdings in erster Linie darauf, daß ich mündlich freiwillig kein Wort von mir gab, schriftlich aber nie unter 12 Punkte schrieb. Trotzdem lag mir Philospohie einfach. Ich mußte dafür nicht lernen, das war für mich alles so logisch und verständlich.

Somit war klar, daß ich ein so vielgelobtes Buch, welches sich mit Philosophie beschäftigt und dabei noch sehr gut zu lesen sein soll, einfach haben muß. Sicher, es ist ein ganz schöner Wälzer. Die gebundene Ausgabe aus dem Hanser Verlag, die wirklich sehr schön aussieht, hat gut 600 Seiten. Aber wenn jemand darin die gesamte Philosphie-Geschichte abreißen will, erscheint das schon gar nicht mehr viel, eher im Gegenteil. Damals war ich noch sehr vertraut mit dem Thema Philosophie, somit stürzte ich mich hochinteressiert auf Sofies Welt. Dieses Buch mußte ich einfach lesen. Und ich war mir ziemlich sicher, daß ich es verschlingen würde.

Doch - es kam anders. Ich fing an zu lesen. Ach ja, eine ganz nette Einführung. Ich las weiter. Hm, Sofie läßt sich aber schnell auf das Thema ein. Noch weiter. Irgendwie wirds langweilig... Schließlich legte ich das \"Sofies Welt\" zur Seite und nahm mir ein anderes Buch. Ich konnte mich nicht mehr so genau daran erinnern, warum ich es eigentlich damals wieder ins Regal stellte. Ich weiß nur, daß es nicht in der Lage war, meine Erwartungen auch nur soweit zu erfüllen, daß ich wenigstens weiterlas, um zu sehen, wer denn nun Hilde ist. Hilde? Okay, widmen wir uns erstmal dem

- Inhalt von Sofies Welt -

Auf dem Buchrücken erfährt man nicht viel über den Inhalt, warscheinlich soll der Untertitel \"Ein Roman über die Geschichte der Philosophie\" für sich selber sprechen. Jostein Gaarders Roman beginnt mit einem Einblick in das Leben von Sofie Amundsen. Sie lebt mit ihrer Mutter in einem Einfamilienhaus am Rande des Dorfes. Ihr Vater ist Kapitän und deshalb nur selten zu Hause. Sofies beste Freundin heißt Jorunn und das Buch beginnt mit dem Bericht, wie die beiden von der Schule nach Hause gehen. Gleich im ersten Absatz fällt ein wohl zentral einleitender Satz: \"Sie hatten sich über Roboter unterhalten. Jorunn hält das menschliche Gehirn für einen komplizierten Computer. Sofie war sich nicht so sicher, ob sie da zustimmte. Ein Mensch mußte doch mehr sein als eine Maschine?\" Gemerkt? Sofie erfüllt eine gute Voraussetzung zum philosophieren. Sie denkt darüber nach, was der Mensch wohl ist. Zumindest soll das wohl so rüberkommen. Denn irgendeinen Hinweis muß man ja geben, warum ein vierzehnjähriges Mädchen sich so vollkommen ungefragt in einen Philosphiekurs hineinziehen läßt.

Schon auf der nächsten Siete erhält Sofie einen merkwürdigen Brief, ohne Absender oder auch nur Briefmarke. Darin steht nur ein Satz: \"Wer bist Du?\" Dieser Brief ist der Grundstein für Sofies Philosophie-Interesse. Natürlich macht sie sich sofort Gedanken darüber und natürlich auch genau so, wie der Briefeschreiber es für seinen weiteren Briefe braucht. Es folgt ein weiterer Zettel: \" Woher kommt die Welt?\" Sofie ist verwirrt, denkt aber darüber nach und wartet in einem Versteck in der Hecke sehnsüchtig auf weitere Briefe des Unbekannten.

So wird Sofie per Post in die Welt der Philosophie eingeführt. Angefangen mit einfachen Briefen, die Sofie zum Nachdenken anregen sollen, über eine kleine Erklärung, was Philospohie ist und dann geschichtlich immer munter voran. Ein Philosoph nach dem nächsten, immer in der zeit voran. Eines Tages lernt Sofie ihren geheimnisvollen Lehrer dann endlich kennen. Er heißt Alberto Knox und ist sogar in der Lage, ein Video im antiken Rom zu drehen und Sokrates vorzustellen.

In die Lehrstunden, erst schriftlich, später auch persönlich, schleicht sich eine weitere Geschichte ein: Die von Hilde. Wer Hilde ist, erfährt man erst so spät, daß es für diese Inhaltsangabe einfach zu spät ist. Denn das ist das einzige, was das Buch mal spannend macht. Die Frage nach Hilde und ihrem Vater, der bei der UNO im Libanon arbeitet. Sofie bekommt ständig Post von Hildes Vater. Mit Glückwünschen für deren 15. Geburtstag. Die Briefe sind adressiert an Hilde Möller-Knag, c/o Sofie Amundsen... Nur leider hat Sofie keine Ahnung, wer Hilde ist. Der Vater schreibt, daß es am einfachsten sei, die Briefe über Sofie zu schicken, sie wird sie weiterleiten. Sofie hebt sie auf. Schließlich findet sie morgens beim Aufwachen einen Schal von Hilde in ihrem Zimmer. Wie ist der da hingekommen?

- Mein Eindruck -

Die Inhaltsbeschreibung endet bewußt mit den Fragen in Sachen Hilde. Denn irgendwie finde ich das den einzigen interessanten Teil an Sofies Welt. Als ich jetzt wieder anfing, Sofies Welt zu lesen, merkte ich, wie schwer es mir fiel. Ein Kollege, der mich den Roman lesen sah sagte spontan: \"Oh Gott, da hab ich mich auch mal durchgequält.\" Meine Antwort: \" Ja, da war mein Philosophie-Unterricht in der Schule interessanter.\" Und so ist es. Was die Abhandlung über die Philosphie-Geschichte betrifft, schreibt Jostein Gaarder knochentrocken. In meist eher kurzen Sätzen, zack-zack-zack. Ich habe da doch sehr viel überblättert. Da nehme ich mir dann doch lieber ein Lexikon, das ist genauso trocken, bietet aber mehr Inhalt.

Gut, ich bin erwachsen, und schließlich soll Sofies Welt ein Jungendroman sein. Aber langweilt das Jugendliche nicht eher? Die erste Hälfte des Buches bietet da dann doch viel zu viele Tatsachen und trockenen Philosophie-Anschauungsunterricht und zu wenig Geschichte. Jostein Gaarder ist als Philosophie-Professor zweifelsohne bei dem Thema sehr kompetent, das merkt man auch beim Lesen. Aber der Schreibstil ist so gar nichts für mich. Die Art und Weise, wie er versucht, Philosophie zu vermitteln, mahct nicht wirklich Spaß. Und man kann nicht so richtig darüber nachdenken. Wie gesagt: In der Schule hab ich mehr gelernt und auch mehr Anregungen bekommen.

Was mich von Anfang an sehr gestört hat, ist Sofie. Sicher ist sie ein nettes Mädchen, das gerne denkt und bereit ist, sich mit philosophischen Gedanken auseinanderzusetzen. Aber das macht sie mir viel zu bedingungslos. Okay, ich hab Post, ich denk jetzt mal darüber nach, wer ich eigentlich bin. Anhand eines einzelnen Satzes??? Außerdem denkt Sofie immer genau in die Richtung, die für den Übergang zur weiteren Lehrstunde gebraucht wird. Nie denkt sie mal was falsches, immer begreift sie sofort was gemeint ist, nie zweifelt sie etwas an. Ist das im Sinne der Philosophie? Und ist so eine Vierzehnjährige? Nein, das kann es nicht sein. Mal ganz abgesehen davon, das Sofie in Gesprächen mit Alberto auch ansonsten sehr gezwungene Dialoge führt. Wenn man denn von Dialogen reden kann. Anscheinend fühlte Gaarder sich verpflichtet, auch die Schülerin mal was sagen zu lassen, also gibt sie aufschlußreiche Worte von sich wie: \"Mach weiter.\" \"Ich verstehe.\" \"Begriffen.\" \"Erklär bitte.\" Ansonsten ist mir Sofie in vielerlei Hinsicht in ihrem Denken viel zu erwachsen, und drückt sich auch häufig so aus.

So quälte ich mich Seite für Seite durch das Buch und immer wartete ich darauf, daß mal irgendetwas passiert. Eigentlich war es mehr der Gedanke, das Buch endlich mal durchlesen zu müssen, der mich zum Umblättern zwang. Nein, ich fühlte mich nicht im geringsten zum Nachdenken veranlaßt, das mir aus der Schule so vertraute Diskutieren fehlte genauso, wie ein interessierender Schreibstil. Klar, jeder der Sofies Welt gelesen hat, kennt jetzt die Namen Demokrit, Sokrates, Platon, Descartes, Kant, Marx und noch einige andere. Genauso kann er was mit Naturphilosophen, Hellenismus und Aufklärung anfangen. Zumindest hat man die Möglichkeit, darüber etwas zu lernen. Aber es fällt soch schwer, das ganze Zeug im Gedächtnis zu behalten, weil es einfach zu lehrbuchmäßig runtergeschrieben ist. Zumal dem Autor am Ende die Luft oder Lust auszugehen scheint, und Sartre, Camus und Co. eigentlich nur noch am Rande abgehakt werden.

Interessant wird das Buch eigentlich erst nach fast 400 Seiten. Da wird es dann auch mehr zum Roman, denn zum Lehrbuch. Außerdem kann man sich dann endlich mal wirklich Gedanken machen. Wenn man weiß wer Hilde ist, erfährt man auch erst, wer - oder besser was - Sofie und Alberto sind. Und das ist für mich der am weitaus interessanteste Punkt von Sofies Welt. Hier darf man mal selber denken, kann wirklich versuchen nachzuvollziehen, über was sich die Philosphen so den Kopf zerbrechen. Wer sind wir? Was ist unser Leben? An diesem Punkt macht die Bezeichnung Roman für mich Sinn, ich würde es sogar streckenweise als spannend bezeichnen. Doch, das letzte Drittel ist wirklich gut. Zumindesr von der Handlung her. Dafür gerät dann die Geschichte der Philosphie ins Hintertreffen. Aber man kann endlich mal flüssig lesen, es fällt nicht mehr so schwer, sich mit dem Gelesenen auseinanderzusetzen.

- Fazit -

Empfehle ich Sofies Welt nun weiter? Ja, eingeschränkt. Wer sich zum ersten Mal mit Philosophie auseinandersetzt, lernt hier viel über die (europäischen) Philosophen, ihre Ansätze und ihre Bedeutung für die heutige Zeit. Das allerdings ist ziemlich trocken und zum Teil doch sehr oberflächlich. Eigentlich nur eine Anregung, sich für mehr zu interessieren. Oder auch sich einen Philosophen rauszusuchen, über dne man mehr erfahren möchte. Oder eine Zeit, die interessant erscheint. Wobei mir da halt gerade die letzte Zeit viel zu kurz kommt und nicht mal wirklich eine Anregung geschaffen wird. Für Leute, die sich schon vorher mit dem Thema beschäftigt haben, gibt es hier nochmal eine Zusammenfassung. Mehr als ein Einstieg und Überblick ist es wohl für niemanden.

Erst ab der zweiten Hälfte fängt eine interessante Geschichte an, die zum Mitdenken anregt und wo es Spaß macht nachzudenken. Zuvor bin ich konsequent nicht mit Sofies Art klargekommen, ab da geht es einigermaßen, da die Sichtweise auch sehr zu Hilde wechselt. Über deisen Teil möchte ich auch nichts schreiben, weil ich den wirklich interessant und auch lesenswert finde. Gut, warscheinlich geht dieser Teil ohne die Vorgeschichte nicht.

Das vielgelobte Werk von Jostein Gaarder hält meiner Meinung nach nicht, was es verspricht. Zu trocken und zu Oberflächlich wird die Geschichte der Philosphie dargestellt, eine wirkliche Geschichte, die die Bezeichnung Roman verdient, entsteht erst in der zweiten Hälfte so richtig. Vorher gibt es nur Andeutungen. Und auf weit über 300 Seiten ist das teilweise sehr langatmig und langweilig. Ich kann mich abschließend nur wiederholen: Mein Philosohpie-Unterricht in der Schule war interessanter. Vielleicht war er ja doch so gut, daß ich jetzt einfach zu hohe Erwartungen stelle?

Ob Sofies Welt nun wirklich für Jungendliche geeignet ist, wage ich nicht zu beurteilen. Ich kenne zu wenige in dem Alter gut genug, um das zu beurteilen. Allerdings, weiß ich, daß wir uns damals sehr viel mit sochen Themen auseinandergesetzt haben. Aber das in anderer Form und Jostein Gaarder schreibt mir häufig doch einfach zu erwachsen.

Trotz aller negativer Kritik finde ich wenigstens die Idee, ein solches Buch zu schreiben und den Versuch zu starten die breite Öffentlichkeit für das Thema Philosphie zu interessieren sehr gut. Und solange wie Sofies Welt in den Bestseller Listen stand und so wie es von anderen Leuten gelobt wurde, ist es Jostein Gaarder eindeutig gelungen, Interesse zu wecken.

20 Bewertungen, 4 Kommentare

  • togri

    28.07.2003, 17:23 Uhr von togri
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht! Ich hab das Buch aber auch seit Jahren im Regal stehen und hab es schon sehr oft angefangen, aber nie zuende gelesen! Den Film fand ich eigentlich ganz gut und dann gibt's da noch das PC-Spiel, das meiner Meinung nach nicht sehr viel mi

  • eva.z

    27.10.2002, 13:47 Uhr von eva.z
    Bewertung: sehr hilfreich

    guter bericht

  • LaMagra

    05.06.2002, 13:40 Uhr von LaMagra
    Bewertung: sehr hilfreich

    für mich wärs nix

  • Hyperhirn

    05.06.2002, 13:25 Uhr von Hyperhirn
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das ist ja ein Premium Bericht, haste Dir ja sehr viel Zeit genommen, super !!!! Hast auch eine tolle Zeichnung von Dir, haste das selber gezeichnet?