Garden State (DVD) Testbericht

ab 10,50
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Erfahrungsbericht von amedee

Der schönste Film des Sommers

Pro:

Schauspieler, Kamera, Handlung

Kontra:

___

Empfehlung:

Ja

Dieser Bericht ist über den Kinofilm, nicht über die DVD-Version. Ich wollte ihn aber noch einstellen solange der Film noch aktuell ist und habe ihn deshalb in diese Rubrik gestellt.

Ich schreibe diesmal Film namens „Garden State“. Ich habe ihn mir angesehen, weil ich vorher gute Kritiken gelesen hatte und Natalie Portman als Schauspielerin sehr gerne mag.
Ich habe nicht vor, hier jede Kleinigkeit auseinanderzunehmen, sondern möchte nur ganz subjektiv einen kleinen Einblick in den Film geben. Ich bitte darum, es mir nicht übel zu nehmen!

Andrew reist zum Begräbnis seiner Mutter. An dem Tod seiner Mutter ist er in gewissem Sinne mit schuldig, obwohl er neun Jahre lang nicht mehr zu Hause war. Durch einen unglücklichen Zufall ist seine Mutter dadurch, dass er sie als kleiner Junge geschubst hat, querschnittsgelähmt und dadurch wiederum tödlich verunglückt. Sein Vater, ein Psychiater, hat ihm deswegen die unterschiedlichsten Pillen verschrieben. Das Verhältnis der beiden ist nicht ganz gesund und auch eine Aussprache muss noch erfolgen.
Also ist er nun zurück in New Jersey, wo er aufgewachsen ist und trifft dort jede Menge alter Bekannter wieder. Außerdem trifft er bei einem Arztbesuch noch auf Sam, eine zwanghafte Lügnerin. Zwischen den beiden entwickelt sich etwas Besonderes.

Wirklich etwas passieren tut im ersten Teil des Films nicht, denn die Hauptfigur scheint wie gelähmt und verfolgt nur mit den Augen das Leben um ihn herum, ist aber völlig teilnahmslos. Meine Freundin kramte ihr Handy heraus, stellte es auf lautlos und begann Snake zu spielen. Ich aber saß schon in dieser ersten Phase des Films wie gebannt in meinem Sessel. Hier lebt der Film wirklich von seinen Bildern, die zwar manchmal etwas zusammenhanglos erscheinen können, aber großartige Aufnahmen sind. Ich genoss einfach die Stimmung, die heraufbeschworen wurde, auch wenn teilweise eine so traurige Komik aufkam, dass ich fast laut auflachen musste.

Zach Braff, der auch Regie führte, spielt die Hauptfigur Andrew. Ich finde, dass er den apathischen Menschen, der zuerst kaum Emotionen zeigt, wunderbar verkörpert. Ein bekanntes Hollywood-Gesicht wäre hier völlig deplatziert. Ich habe versucht, mir irgendjemanden in dieser Rolle vorzustellen, was aber wirklich nicht klappt.

Ian Holm spielt den Vater von Andrew. Nach einigen Minuten fiel mir auf, dass das ja eigentlich Bilbo Beutlin war und war erst mal völlig verwirrt deshalb. Aber er spielt wirklich großartig und sorgt für einige der komischsten Szenen, indem er die Art vieler älterer Menschen gnadenlos parodiert ohne ein einziges Mal platt zu wirken.

Mit dem Erscheinen von Sam kommt dann etwas Bewegung in den Film und wie sollte es anders sein, es entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung zwischen den beiden. Andrew lernt Sams skurrile Familie kennen. Sam ist ganz anders als er, quirlig, fröhlich und sehr eigen. Das alles könnte sich nach einer ganz normalen Filmbeziehungskiste anhören, ist aber anders als alles was man von einer Komödie erwartet. Der Film zielt niemals ganz platt auf die Lacher der Zuschauer, sondern bleibt auch in komischen Szenen immer irgendwie poetisch. Das hängt auch mit der Kameraführung hin, die wunderschöne Bilder festhält und sie wie zerbrechliche Geschenke an den Zuschauer weiterzugeben scheint.

Sam wird gespielt von Natalie Portman. Sie war der Grund für mich in diesen Film zu gehen, denn ich liebe einfach alles an ihr, die Art wie sie in ihre Figuren schlüpft, sie mit Leib und Seele spielt und trotzdem immer ein bisschen über den anderen zu schweben scheint. Und hübsch ist sie auch noch… Sam wird durch sie eine Figur, die man wirklich lieb gewinnt.

Zu sagen bleibt noch, dass dieser Film den vielleicht schönsten Filmkuss beinhaltet, den ich in letzter Zeit gesehen habe. Ich glaube nicht, dass ich damit zuviel verrate, denn auch mir war vorher klar, dass sie sich küssen würden, aber umgehauen hat es mich trotzdem.

Unterstützt wird der ganze Film noch von der ruhigen sehr gitarrigen Musik, die niemals aufdringlich wird und trotzdem jede Stimmung verstärkt. Identifizieren konnte ich davon nur Coldplay, aber auch der Rest geht in diese Richtung.

Ich habe in diesem Film leise gelacht, ein bisschen geweint und war fasziniert von den Bildern, die er zeigte. Als ich mit meiner Freundin aus dem Kino ging, fing sie sofort an zu schimpfen was das denn für ein schrecklich langweiliger handlungsloser Film sei. Ich konnte und kann sie nicht verstehen, denn ich bin immer noch ganz hingerissen. Aber er scheint nicht etwas für jeden zu sein. Es ist ein Independentfilm ohne die üblichen Hollywoodschönlinge, Richard-Gere-Affengesichter (entschuldigt bitte…), ohne schmalzige Musik, er ist romantisch ist ohne kitschig zu sein und blickt so liebevoll auf seine Figuren, dass man das Kino ganz verzaubert verlässt. Gleichzeitig ist er manchmal herrlich unkorrekt, die Dialoge sind völlig ungeschönt (ohne derb zu sein, mehr nüchtern und sehr natürlich) und voll von skurrilen Figuren. Ich denke, dass ich ihn mir noch einmal in der Originalversion anschauen werde, denn das einzige was gestört hat war die manchmal etwas nervige Synchronstimme von Natalie Portman. Nicht allen wird der Film gefallen, aber es gibt schon viel zu viel Einheitsbrei und solche melancholisch-komischen Filme tuen einfach gut. Freunde anrufen, die ähnliche Filme mögen, ein Kino mit gemütlichen Sesseln aussuchen und reingehen!

13 Bewertungen, 1 Kommentar

  • eddy1998

    08.07.2005, 22:05 Uhr von eddy1998
    Bewertung: sehr hilfreich

    ist einfach klasse