Gebisse Testbericht

Vorwort:

Meine Stute ist ein wenig unleidig und störrisch was das Thema "Gebisse" und "Hilfengebung" anbelangt. Sie schüttelt gerne den Kopf und lässt sich lauter Unsinn einfallen, den Hilfen zu entfliehen, was die Reiterei mitunter schon recht schwierig macht.
Leider dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch, ich bräuchte ein etwas schärferes Gebiss (keine Panik, ich verfüge über eine wirklich ruhige Hand beim Reiten und halte mich auch keineswegs am Zügel fest!), da sie ziemlich temperamentvoll ist und ausgesprochen lauffreudig. Auch wenn ich ein etwas schärferes Gebiss benötigte, wollte ich möglichst nicht auf positive Eigenschaften fürs Pferd verzichten. Somit riet man mir, es doch mal mit einem Kupferrollen-Gebiss zu probieren. Kupfer hat eine positive Wirkung aufs Pferd. Es hat einen leicht süßlichen Geschmack bei vermehrter Kautätigkeit, so dass das Pferd im Umkehrschluss eher HIlfengebung über das Gebiss zulässt, als ohne.

Die Beratung im Fachgeschäft:

Ich denke mal "Sprenger" ist den meisten im Reitsport ein Begriff und vermittelt jedem zunächst den Gedanken von "teuer aber gute Qualität". So bislang auch bei mir. Ich ließ mich nun also im Fachgeschäft beraten, wobei auch hier galt "gute Qualität, kann man nix verkehrt machen, würd ich mal probieren". Leider war gerade kein Gebiss im Laden, so dass ich mich dann entsprechend dazu entschloss, es zu bestellen und mir dann mal in Natura anzusehen. Wobei mich dies schon ein wenig stutzig machte (wenn es doch so gut ist, warum ist dann keines vorrätig? Nun ja, es ist vielleicht so gut, dass es schnell ausverkauft ist?!).
Da dieses Gebiss über "Kupferrollen" verfügt, erkundigte ich mich vor allem danach, ob es Abstände zwischen den Rollen gäbe, in denen sich das Pferd evt. die Zunge einklemmen könnte. Die Antwort hierzu war "nein". Darüberhinaus empfand ich es als positive Eigenschaft (und auch als Voraussetzung für mich), dass dieses Gebiss über eine dem Pferd angepasste anatomische Form verfügte (dem Pferdemaul gemäße Form des Gebisses - also keine gerade Stange, mit Nussknackereffekt und Dauerdruck auf Gaumen und Lefzen).

Der Anruf "Ihr Gebiss kann abgeholt werden":

Juchhu! Endlich - Denn Sprenger hatte einen Lieferzeit von sage und schreibe fast drei Wochen gehabt. Für meine Begriffe schon übermäßig lange! Aber was soll man machen!
Sodann bekam ich mein Tütchen mit dem Gebiss. Es war ganz schön schwer und kam mir auch ziemlich groß vor. Außerdem war der Durchmesser der Rollen wesentlich größer als im Katalog abgebildet. Selbstverständlich packte ich es dann aus und war vom ersten Moment an enttäuscht. Die Seiten der Rollen waren wirklich ziemlich scharf und die Abstände der Rollen waren doch soweit auseinander, dass es mir ganz leicht möglich war, den Zeigefinger auf zwei der Rollen leicht auf zu drücken und beim Drehen der Rollen mir die Haut entsprechend unangenehm in dem Zwischenraum einzuklemmen. Wenn man nun überlegt, dass die Pferde mit den Rollen zum Bewegen dieser angeregt werden und die Zunge so leicht in diese Zwischenräume gelangt, kann dies nicht wirklich sinnvoll sein und würde bestimmt nicht, zu einem positiven Erlebnis beim Pferd sorgen.

Zur sonstigen Qualität kann man dann nur noch sagen, dass es mit nur wenig Kraft möglich war, die Kupfer-Rollen einzudrücken. Dies bedeutet natürlich, dass dieses Gebiss nach nur wenigen Monaten täglichen Gebrauchens reif für den Müll ist.

Mit diesen Äußerungen gab ich das Gebiss direkt zurück und lehnte dankend den Kauf ab. Mit meinen Begründungen hat mir im Nachhinein dann sogar die Fachverkäuferin recht gegeben und hat ohne jeglichen Probleme das Gebiss zurückgenommen. Sie hat es darüberhinaus aber auch nicht in den Verkauf gegeben, sondern zurück an den Hersteller gesendet. Hier kann man nun denken, was man mag...Und das alles für einen Preis von 52,00 Euro!!!

Fazit:

Ich kann nur vom Kauf abraten, bis der Hersteller sich Gedanken über eine Überarbeitung gemacht hat. Dieses Gebiss verfügt nun wirklich noch nicht über die entsprechend nötige Ausgefeiltheit! Dies betrifft übrigens fast alle Gebisse mit beweglichen Teilen unabhängig vom Hersteller! Und man darf nie vergessen, dass Pferde sich viele Dinge ausgezeichnet merken können. Verletzt sich ein Pferd einmal an einem Gebiss, kann dies zur Folge haben, dass es sich im schlimmsten Fall nie wieder trensen lässt oder anderweitige Probleme in diesem Zusammenhang haben wird.

Mitllerweile habe ich einige Erkenntnisse im Bereich der Gebissmöglichkeiten erworben: Ich habe eine einfach gebrochene Wassertrense von Sprenger, mit 18 mm Gebiss-Stärke und aus Messing. Längst weiß ich, dass es nicht auf ein schärferes sondern auf ein für das Pferd angenehme Gebiss ankommt.