Gedenkstätte Buchenwald Testbericht

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Erfahrungsbericht von darkunit

„JEDEM DAS SEINE“ ?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Schon bald nach Gründung der Deutschen Demokratischen Republik war man bemüht Mahn- Gedenkstätten wie Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen, Ausschwitz, Dachau, Bergen- Belsen, Theresienstadt und noch viele mehr zu errichten.
Ich selbst war schon einmal in Buchenwald mit meinen Klassenkameraden in der 8. Klasse. Das war damals unsere Jugendweihefahrt, ein besser passender Anlass lies sich scheinbar nicht finden. Buchenwald war leider für die 8. Klassen der Schulen in der DDR Pflichtveranstaltung, heutzutage besuchen die 8. Klassen ferne Länder... Damals war es schon ein niederschmetterndes Erlebnis, denn soviel Grausamkeit ist in dem Alter wirklich schwer zu verkraften. Man hat auch keine Vorstellung davon was einen wirklich erwartet...
15 Jahre später besuchte ich mit meiner Familie und noch anderen Freunden noch einmal diese Gedenkstätte, von meinen Eindrücken und was ich dort gesehen habe möchte ich erzählen.

Hoch, hell, leuchtend ragt am Südhang des Ettersberges ein Turm ins Land, der Glockenturm von Buchenwald. Weithin schwingt sein Glockenton ins Tal, soweit der Wind ihn trägt bis nach Weimar, Erfurt, Ilmenau. Denn sonst ist alles mucksmäuschen still. Keine Vögel zwitschern, einfach nur still, eine unheimliche Stille, die einem eine Gänsehaut bekommen lässt. Zu unseren Füßen breitet sich die weite Anlage der Gedenkstätte von Buchenwald aus, der Stadt Weimar zugewandt, während das einstige Konzentrationslager, den Blicken entzogen, hinter dem Berg liegt.
Im Sommer 1937 wurden die ersten Häftlinge in dieses Konzentrationslager gebracht. In täglich 14- 16 stündiger, schwerster körperlicher Arbeit und unter ständiger Lebensgefahr durch knüppelschwingende, tretende und schießende SS-Leute, entstand hier das größte Konzentrationslager auf dem späteren DDR-Gebiet. Anfangs waren es nur politische Häftlinge doch schon bald kamen auch Kriminelle, Juden und Asoziale dazu, denn wer nicht „deutsch und rein“ war... Alle Nationen rund 238000 Menschen aus 33 Ländern wurden dort inhaftiert.

Wir betraten die Stätte von der „Blutstraße“ kommend, von Norden her und durchschritten ein Säulentor. „JEDEM DAS SEINE“ der blanke Hohn und Verachtung gegen all Diejenigen, die hier gezwungen, gefoltert wurden oder auch nur dahin vegetierten um dann umgebracht zu werden.
Bei meinem ersten Besuch in Buchenwald war es sogar ein bisschen Neugier, aber auch Angst und Ekel, denn wir wussten nicht was auf uns zukommt. Doch was dann wirklich kam, hätte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen können, doch davon später noch mehr.

Ein breiter, leicht geschwungener, siebenfach rhythmisch gestufter Weg führt den Hang hinab, der Stelenweg. Er zeigt links am Weg, jeweils dort wo eine Stufenfolge von einer ebenen Strecke abgelöst wird. Dort steht jeweils eine Stele. Sieben rechteckige Stelen und auf der schmalen Längsseite stehen Tafeln aus Muschelkalk, die auf breiten Sockeln ruhen. Sie tragen die Reliefs, halbplastische, steinerne Bilder, die das Leiden und Sterben, von Widerstand und Befreiung erzählen.
Der Stelenweg endet am ersten Ringgrab. Eine hohe Ringmauer umschließt einen von immergrün bewachsenen Krater, in dessen Tiefe die Asche von Tausenden ruht.
Weiter führt die Straße nach Osten. Eine steil gemauerte Böschung zur Rechten wird unterbrochen von 18 wuchtigen Pfeilern die schwarze, eiserne Flammenschalen tragen. Ihr Feuer brennt zum Gedenken an die 56000 in Buchenwald ermordeten Männer, Frauen und Kinder aus 18 Nationen.
Nach einem kleineren Ringgrab zur Linken mündet die „Straße der Nationen“ durch ein Säulentor am dritten und größten der drei Ringgräber. Seine nach Norden geöffnete massige Mauer gibt den Blick frei nach oben, bergauf, hinauf zum Turm. So bestiegen wir den Gipfel der Anlage, näherten uns dem Denkmal auf dem Kundgebungsplatz vor dem Turm, dem Buchenwalddenkmal. Das Buchenwalddenkmal ist eine bronzene Gruppenplastik der Kämpfer und Sieger und der eigentliche Höhepunkt von der Buchenwaldbesichtigung.
Dieses Tafeln, Reliefs, Plastiken auf dem Ettersberg zeigen den erschütternden Leidensweg, die Qual, Unterdrückung, Entwürdigung und Ausbeutung. Sie erzählen aber auch von Auflehnung und unbeugbarem Kämpfertum.

Das Lager selbst bestand aus mehreren Gebäuden. Das Eingangsportal war gleichzeitig Wachturm. Während der Führung erfahren wir, dass tatsächlich damals die Gefangenen durch das Tor \"Jedem das Seine\" das Lager „betraten“. Was müssen diese Menschen damals gefühlt haben, welche Angst und Not.
Da gab es den Bunker, dort folterten die SS und Gestapo die Gefangen um Geständnisse zu erzwingen, sie zu quälen oder sie einfach nur zu zerbrechen. Der Appellplatz wurde zu grausamen Strafmaßnahmen missbraucht bis hin zur Exekution und täglich zweimal gab es den Aufmarsch der Lagerinsassen zum Zählappell.

Jedoch das absolut grauenhafteste erlebt man im Krematorium. Noch heute kann man den Tod dort drin riechen. Das ist keine Witz, euch würde darin euer Lachen vergehen, es riecht ekelerregend. Wie viele Menschen haben dort ihr Leben verloren, sinnlos, einfach so sinnlos. Immer mehr Krematoriumsöfen mussten damals angeschafft werden, es war fast eine Produktion von Leichen im Akkord. Wie auch in „Schindlers Liste“, einem traurig wahren und so grauenvollen Film, gezeigt, wurden den Toten die Goldzähne herausgebrochen, und den „Rest“ verarbeitete man oft weiter zu Seifen aus Knochen, Lampenschirmen aus Menschenhaut. Im Leichenkeller des Krematoriums wurden ca. 1100 Männer, Frauen und Kinder an Wandhaken erdrosselt. Mindestens 56000 Menschen...

Am 11. April 1945 dann die Erlösung durch die US-Armee, sie eroberten den Ettersberg, nahmen die SS-Leute gefangen und hissten ihre weiße Fahne. Die Stunde der Befreiung ist im Ziffernblatt der Turmuhr festgehalten.

In den verschiedensten Ausstellungen wird den Besuchern gezeigt, wie das Leben im Lager ablief und vor allem die Behandlung durch die SS- Leute. Wie furchtbar es den Frauen und Kindern ergangen ist, von eingeschmuggelten Kindern, der Fronarbeit im Steinbruch, es ist einfach furchtbar.
Während unserer Führung wurde uns sehr eindrucksvoll eine Ankunft im Lager gezeigt, wie über Lautsprecher Hundegebell erdröhnt und Schüsse fallen. Wer nicht schnell genug war und hinfiel wurde einfach niedergetrampelt. Die Ausstellungen erzählen aber auch davon, dass Experimente mit den Gefangenen betrieben wurden, aber auch davon wie Kameradschaft und Solidarität unter den Gefangenen immer stärker wurde.

Viel Besucher kommen einfach aus geschichtlichem Interesse nach Buchenwald oder aber weil sie leider Familienangehörige verloren haben in solchen Konzentrationslagern. Doch irgendwann wird es keine ehemaligen Häftlinge geben die uns von der Zeit damals erzählen können. Dann liegt es an uns unseren Kindern davon zu erzählen, damit so etwas nie wieder passieren darf.
Auch noch in der Nachkriegszeit 1945-1950 diente Buchenwald als Internierungslager für Häftlinge und auch hier starben noch viele unter der Führung der sowjetischen Besatzungsmacht. Deshalb sind Gedenkstätten wie Buchenwald auch Gedenkstätten für politisch Verfolgte geworden, denn wer damals anders dachte, als die SED, wer Querdenker war, dem wurden Zeit seines Lebens nur Steine in den Weg gelegt. Westverwandtschaft war oft schon das Aus für die verschiedensten Studienrichtungen. Doch ich schweife ab, ich würde jedem empfehlen sich so ein Lager mal an zu schauen, sich mit der Geschichte sowie den Geschehnissen des Dritten Reiches auseinander zu setzen.
Damit so eine Massenabschlachtung nie wieder passiert, auch wenn man leider gerade in jüngster Zeit nicht den Eindruck hat, dass nicht für jeden Menschen ein anderes Menschenleben wertvoll ist.

Mai bis 30. September
9.45 - 18.00 Uhr
Oktober bis 30. April
8.45 - 17.00 Uhr
Montags ist immer geschlossen

Telefon: (03643) 430-0
Fax: (03643) 430-100
E-Mail: [email protected]
Übrigens der Besuch der Gedenkstätte und der Ausstellungen sind kostenlos.

60 Bewertungen, 15 Kommentare

  • werwoelfin666

    06.06.2002, 13:15 Uhr von werwoelfin666
    Bewertung: sehr hilfreich

    Auch ich war vor der Jugendweihe dort und später noch einmal mit meinem Mann, weiß also von was Du da sprichst!

  • wippia

    30.03.2002, 22:51 Uhr von wippia
    Bewertung: sehr hilfreich

    musste in den 80er mehrmals zu verwandten und die wohnten direkt an der anlage. war mir nicht angenehm

  • liskailonka

    27.02.2002, 23:50 Uhr von liskailonka
    Bewertung: sehr hilfreich

    Dein wertvollster Bericht von Allen.

  • Azira

    27.02.2002, 15:19 Uhr von Azira
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke für den eindrucksvollen Bericht.

  • Intersich

    26.02.2002, 17:08 Uhr von Intersich
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein düster stimmender, sehr plastischer und nachdenklich machender Bericht; lieber Gott was können Menschen grausam sein. Ich habe mir Deinen Bericht kopiert, ausgedruckt und meiner 13jährigen Tochter zum Lesen gegeben. Danke und cu

  • newsboard

    23.02.2002, 16:21 Uhr von newsboard
    Bewertung: sehr hilfreich

    recht ordentllich geschrieben

  • roma1

    22.02.2002, 01:30 Uhr von roma1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke für das Mail. Ich schlafe noch nicht :-) Kein wunder, dass ich morgen eine "Energiespritze", d.h. Erdnusscreme brauche :-) Liebe Grüße. Joanna

  • anonym

    21.02.2002, 17:25 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr informativ geschrieben!

  • iza145

    21.02.2002, 16:06 Uhr von iza145
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wenn Du Begriffe wie Auschwitz (schreibt sich übrigens nur mit einem „S“) und DDR durcheinanderwürfelst, komme ich dann doch etwas ins Straucheln. Nicht das ich behaupten möchte, bei Auschwitz würde es sich um ein polnisches Dokument de

  • anonym

    21.02.2002, 16:06 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr gut !!!

  • Danczak

    21.02.2002, 16:01 Uhr von Danczak
    Bewertung: sehr hilfreich

    Informative Beschreibung - lG Thomas

  • Cassiopeia81

    21.02.2002, 16:00 Uhr von Cassiopeia81
    Bewertung: sehr hilfreich

    ja ja, die bitterböse Vergangenheit... außer einem Besuch in Dachau war bei mir da nicht viel mit besuchen... Gruß Cassio

  • KleineHexe82

    21.02.2002, 15:58 Uhr von KleineHexe82
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr informativ...Ich war letztes Jahr 3 Tage in der Jugendbegegnungsstätte dort und ein Teil meiner Facharbeit dieses Jahr ging auch um Ilse Koch, die Frau des Buchenwald Kommandanten.

  • Stoewi

    21.02.2002, 15:57 Uhr von Stoewi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ausführlich. Einfach ein super Bericht. Ciao Stoewi

  • prinzy1

    21.02.2002, 15:56 Uhr von prinzy1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht