Gedenkstätte und Museum Auschwitz Testbericht

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Erfahrungsbericht von noraya

Auschwitz - Ort des Schreckens

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Da ich während meines Auslandsjahres in Krakau gerade an einem Seminar über die kulturellen Meinungen des Holocausts teilnehme, gehörte natürlich auch ein Besuch in Auschwitz zum Plan.

Auschwitz liegt ungefähr 60 km von Krakau entfernt.
Es wurde auf Befehl von Himmler 1940 zunächst als Arbeitslager in Betrieb genommen. Und 1941 dann hauptsächlich als Vernichtungslager genutzt.

Auf dem Weg in`s Lager kamen wir durch den Ort Oswiecim. Das ist eine kleine Stadt mit einer langen Tradition. Früher war es ein Zentrum jüdischer Kultur und Geschichte. Ausgerechnet hier entstand das Lager, in dem so viele Juden ermordet wurden.
Heute hat die Stadt wieder ein jüdisches Kulturzentrum mit einer Synagoge und ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Auschwitz besteht aus mehreren Teilen.
Der älteste Teil, das sogenannte Stammlager, wird als Auschwitz I bezeichnet. Es ist noch relativ gut erhalten. Man kommt durch das Tor, mit dem Schriftzug \"Arbeit macht frei\". Obwohl man das aus Filmen schon kannte und schon immer schrecklich fand, ist es etwas ganz anderes selbst darunter hindurchzugehen. Man wird von einem sehr beklemmenden Gefühl gepackt und kann es auch die ganze Zeit nicht abschütteln.
In den einzelnen Gebäuden, sind Ausstellungen über die einzelnen Opfergruppen und Länder untergebracht.
Es sollte sich nicht getäuscht werden, weil die Gebäude alle aus Stein und fest erbaut sind. Man hat sich diese Mühen und Kosten nicht auferlegt, sondern man hat das Lager auf dem Gebiet ehemaliger Kasernen errichtet und die Gebäude quasi \"weitergenutzt\".

Der nächste Teil ist Auschwitz - Birkenau
( Auschwitz II ). Dieser Lagerteil wurde 1941, ca.
3 km von Auschwitz I entfernt, errichtet. Dieser Teil beinhaltete die meisten Einrichtungen zur Vernichtung Tausender, hier sind die meisten Opfer zu beklagen.

Es gab dann noch eine Reihe Nebenlager, vorwiegend in der Nähe von Fabriken und Industriebetrieben als Zwangsarbeitslager.

Wir haben bei unserem Besuch eine wirklich gute Leiterin gehabt. Unseren Rundgang haben wir in Auschwitz I angefangen, dort sind wie schon erwähnt, einzelne Ausstellungen und Museumsteile zu verschiedenen Ländern und Nationen. Es sind aber auch viele Räume die aufgrund ihrer Gestaltung eine eigene Geschichte erzählen. So kommt man zum Beispiel einen Gang entlang in dem rechts und links Berge von menschlichen Haaren aufgetürmt sind oder Schuhen und Koffern.
In diesem Teil befindet sich auch eine Gaskammer, die noch erhalten und begehbar ist. Das Gefühl wenn man da durch läuft lässt sich nicht beschreiben, es ist einerseits abstoßend andererseit wird man von einer Mitleiswelle für all die Opfer überrollt. Genauso ist es dann auch im zugehörigen Krematorium.
Abstoßend ist die Tatsache, dass der Leiter des Lagers, Rudolf Hoeß mitsamt seiner Familie in diesem Teil des Lagers lebte und seine Kinder im Schatten der Gaskammern aufwuchsen.

Wir haben unsere Führung dann in Auschwitz - Birkenau fortgesetzt. Dort wo die Vernichtungsindustrie der Nazis ihren Höhepunkt fand. Die Gaskammern und Krematorien sind mit Vorrücken der Sowjets von den Deutschen gesprengt worden um keine Beweise zu hinterlassen.
An dieser Stelle befindet sich jetzt ein Mahmal und auf 15 Tafeln in den verschiedenen Sprachen wird an das grausame Tun erinnert und vor einer Wiederholung gewarnt.
In diesem Lager kann man auch den Hauptbeobachtungsturm besteigen und das ganze Ausmaß von oben betrachten. Man sieht unter sich die Bahngleise und wenn man geradeausblickt sieht man das Ende der Gleise und rechts und links die Ruinen der Gaskammern und Krematorien. Das war ein Anblick den ich nie wieder vergessen werde. Wie hatten gerade einen wirklich schönen Sonnenuntergang und gleichzeitig mar vor all dieser Schönheit das Grauen das an dieser Stelle verübt wurde mehr als lebendig.

Das Lager worde am 27. Januar 1945 von sowjetischen Truppen befreit.
Sicherlich gibt es viele sachliche Details die hier noch fehlen aber mir ist es wichtig meinen persönlichen Eindruck wiederzugeben.

Besonders bewegend fand ich die vielen, kleinen Einzelschicksale, die sich an diesem Ort abgespielt haben. Die vielen Bilder, die Bände sprechen und ohne Erklärung eine eigene Geschichte erzählen.
So gab es zum Beispiel einen überlebenden Jungen, der nach Jahren nach Auschwitz zurück kam und vor seinem eigenen Bild stand ohne sich zu erkennen, weil er so ausgemergelt und jämmerlich aussah.

Wenn die Züge in Auschwitz II ankamen und es keine Arbeit im Lager gab fanden manchmal gar keine Selektionen statt und die ganze \"Ladung Mensch\" wurde in die Gaskammern geschickt.
Wieviel Mühe sich die Nazis gegeben haben, diese Menschen glauben zu lassen es handele sich um Duschen ist wiederwärtig.
Die Häftlinge, die dafür zuständig waren die \"Umkleideräume\" leer zu machen und die Leichen ins Krematorium zu bringen überlebten meist einige Monate und wurden dann ebenfalls ins Gas geschickt - weil sie zuviel wussten.

Wenn es Selektionen gab, dann spielten sich auch kleine menschliche Tragödien ab.
Es war wohl so, dass Kinder unter 12 Jahren generell nicht \"von Nutzen\" waren und aussortiert wurden.
Da jedoch alle glaubten, sie wären in einem Arbeitslager machten manche Mütter ihre Kinder jünger, damit sie nicht so schwere Arbeit bekämen und schickten sie damit, ohne es zu wissen in den Tod.
Manche gingen auch vom bloßen Überlebenstrieb aus und waren der Meinung, einer großen Gruppe anzugehören sei immer besser und schmuggelten sich in eine Größere. Leider war es aber so das die Gruppen für die Arbeit immer kleiner waren...

Das sind nur einige Eindrück, weil es schwer ist und ich nie gedacht hätte das es so ist. Ich war vorher schon in Buchenwald und wusste Auschwitz ist um einiges schlimmer aber wenn man am Ort des Geschehens ist, fällt es schwer das es wirklich Menschen gab, die Tausende richtig industriell vernichtet haben.

Erschreckend war allerdings auch die Tatsache, das es Luftaufnahmen der Alliierten von dem Lager gab und darauf auch die Gaskammern zu sehen waren. Die Informationen waren jedoch nur zu industriellen Zwecken, denn ganz in der Nähe des Lagers war die detsche Firma IG Farben. Auf diese wurden auch 6 mal Bomben abgeworfen, es hat sich aber keiner die Mühe gemacht die Gaskammern zu zerstören, obwohl sie es wussten.
Es gab eine kleine Gruppe von Häftlingen, ein Sonderkommando, sie haben es geschafft geschafft eine Gaskammer zu zerstören - dafür sind sie auch gemeinschaftlich getötet worden.

Die Zahl der Opfer wird auf 1,5 Millionen Menschen geschätzt. Es gibt in Auschwitz I einen Raum mit einer symbolischen Urne, man sagt: wenn man für jedes Opfer eine Gedenkminute hält, würde man zwei Jahre vor dieser Urne stehen.

Auschwitz ist heute eine Gedenkstätte und ein Symbol für Massenmord und Vernichtungswahn der Nazis.
Es ist unfassbar, dass es tatsächlich Menschen gibt, die diese Wahrheit leugen und die sogenannte Auschwitzlüge weiterverbreiten. All denen, empfehle ich ebenfalls einen Besuch an diesem schrecklichen Ort.

Das war ein langer Bericht und ich danke allen die es bis zum Ende geschafft haben.

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