Erfahrungsbericht von wildheart
Frühlingsgedicht
Pro:
Es gibt Lösungen, es gibt Hoffnung
Kontra:
Man darf sich nur nicht erwischen lassen
Empfehlung:
Ja
um zu erkunden die Natur,
auf dass ich dort was Besseres finde,
dort unterm Laub, hinter der Rinde.
Denn Menschen konnt’ ich nicht mehr riechen,
wie sie so falsch durchs Leben kriechen.
Und kaum war ich der Stadt entkommen,
da war mein Geist schon stark benommen,
es duftete nach Wald und Wiese,
was für ‘ne wunderbare Brise.
Befreit nun von des Alltags Sorgen,
dacht’ ich an heute, nicht an morgen.
Mal schnellen Schritts, dann langsam wieder
zog ich vorbei an Busch und Flieder.
Die Sonne wärmte mir die Haut,
ich jauchzte froh, und auch mal laut.
So zog ich Stund’ um Stund’ hinaus,
ein Bänklein nutzte ich zur Paus’.
Da saß ich und schlief ruhig ein,
und träumte süß, ohn’ Qual, ohn’ Pein.
zufrieden wie ein Kind ich ruhte –
bis dass es laut hinter mir muhte.
Nanu dacht’ ich, ich dacht’ nanu,
was stört mich diese braune Kuh.
Wie wild geworden hinterm Zaun
sie stupft’ mich fest, darob ich staun’.
Und als das Muhen hat’ ein Ende,
fing die zu reden an, behände.
Mit offenem Mund hört’ ich die Worte,
„Was ist bloß los an diesem Orte?“
„Was willst du hier?“, fragt mich das Tier.
„Was machst Du in der Tier’ Revier?
Du hast hier, Mensch, doch nichts zu suchen.“
Du Kuh begann nun an zu fluchen.
Und ich, ich sprang vom Bänklein auf,
sagte zu mir: „Mensch, Fritze, lauf!“
Doch wie versteinert stand ich dort,
wie angewurzelt, konnt’ nicht fort.
Die finstere Miene im Visier,
die Zähne fletscht’ das grantig Tier.
So langsam mich die Angst beschlich,
wie gern ich doch von dannen schlich.
Ein Unglück kommt meist nicht allein,
Ich wandt’ mich um, da stand ein Schwein.
doch keines von des Bauern Art,
ein Wildschwein dort am Boden scharrt’.
In meiner Not nun fragt’ ich beide:
„Was hab’ ich euch getan zuleide?“
„Du armer Narr, hör’ uns nun an.“
Ich stand schon voll in ihrem Bann.
„Du hast drei Nachbarn, wissen wir.
Die machen schwer das Leben dir
und auch den anderen im Haus.
Wann ist’s damit nun endlich aus?
Du wehrst Dich nicht und buckelst nur,
und das ist Feigheit, rein und pur.
Nun, sprich, was hast du uns zu sagen,
wie lange willst du dich noch plagen.“
So sprach das Schwein, die Kuh, die nickte,
stumm ich in ihre Augen blickte.
„Was soll ich tun, was schlagt ihr vor.
Dass ich nicht mein’ Verstand verlor,
Liegt einzig daran und allein,
dass ich nicht selbst bin so gemein.“
Die beiden schüttelten den Kopf.
„Oh Kerl, was bist du für ein Tropf.
Nimm die Frau Rübsam, beispielsweise,
die tut so vornehm und so weise.
Am Herzen lägen ihr wir Tiere.
Und nach Gerechtigkeit sie giere
für alle Armen dieser Welt,
da spende sie ‘ne Menge Geld.
Und auch für die missbrauchten Kinder
schlage ihr Herz und zwar nicht minder.
Welch’ edler Mensch, das könnt’ man meinen,
denkt an die Armen und die Kleinen.
Doch hint’ herum tratscht sie herum
hält alle anderen für dumm.
Und kümmert sich um Dinge bloß,
die sie nichts angeh’n, klein und groß.
Das Treppenhaus ist ihr Revier.
Das Lästern, das ist ihr Pläsier.
Was Müller mit der Freundin macht,
Ob Giese flucht oder mal lacht,
ob Schuster eine Erbschaft freut,
ob Krämer irgend was bereut.
Die Rübsam schießt aus vollen Rohren
und flüstert’s in Herrn Kneifers Ohren.
Der Neid, der bringt sie fast zum Platzen,
hört man die beiden endlos schwatzen.
Und Kneifer, dieser eitle Geck,
für den ist Rübsam gar kein Schreck.
Die Nase hoch, fast an die Decke,
müht sich der arrogante Recke,
die beiden haben sich gefunden,
und andere schon oft geschunden.
So schön wie Kneifer ist gar keiner.
Und auch der Dritte hier, der Krainer,
der stößt hinzu, zum flotten Bunde,
er ward’ grad draußen mit dem Hunde,
der rund und fett geworden ist,
und gerade in die Ecke pisst.
Ja, Hund und Herr, sind sich sehr ähnlich,
doch nur das Herrchen, das ist dämlich.
Der Krainer schimpft auf die Frau Bruder:
‘Das ist ein ganz und gar, ein Luder,
schon wieder hat sie einen Neuen,
das wird sie eines Tag’s bereuen.’
Ein Zettel, anonym und kurz,
hängt auf der widerliche Furz.
Und geifert, was das Zeug nur hält –
verstehst Du, diese schlimme Welt?“
So sprach das Schwein, und erstmals nun
wurd’ mir bewusst, was jetzt zu tun.
Und Kuh und Schwein, die merkten’s schon
an meinem ach so deutlich’ Ton.
„Ihr lieben Tier’, ich dank’ euch sehr“,
sprach’s, hatte keine Angst jetzt mehr.
Ich zog den Hut: „Mit euch sei Gott.“
Und dachte nur an eins: Schafott.
Am nächsten Tag, welch’ Wunder ach,
Herr Krainer an der Treppe lag.
Gestürzt war er, der arme Mann,
die Trepp’ hinunter und sodann
kein Wort aus seinem Mund mehr kroch,
nach totem Krainer es nur roch.
Die Rübsam nur’n paar Tage später –
dank Gott, Schluss war’s mit ihr’m Gezeter –
Fand man vergiftet in dem Bette,
Selbstmord war dies, so jede Wette.
Die arme Frau, ach war das hart!
Im Haus herrscht Ruhe, ach wie zart,
denn auch Herrn Kneifers Zeit war um
er starb heut’ im Delirium.
‘Ne Überdosis Alkohol
die tat den Nachbarn ach so wohl!
Im Grabe liegen alle drei,
kein Feixen, Zetern und Geschrei
tönt in dem Hause, wo wir leben.
So manchem wird der Rest gegeben:
lässt er den Nachbarn nicht in Ruh’,
dann schließt er seine Augen zu.
Und die Moral von der Geschicht’,
erwischen lassen darfst’ dich nicht.
Dann geht’s so manchem an den Kragen,
damit die anderen sich vertragen.
Hör’ ruhig auch mal auf Kuh und Schwein,
denn Dummheit ist des Menschen, allein.
© Ulrich Behrens
45 Bewertungen, 3 Kommentare
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17.04.2010, 10:05 Uhr von XXLALF
Bewertung: besonders wertvollso ein schönes gedicht das ich bei dir gefunden habe, zumal zurzeit die sonne bei mir durchs fenster lacht. na ja, heute machen wir noch die erste längere radtour, woei man das schöne frühlingswetter auch wirklich ausnutzen muss. bw und liebe grüße
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18.05.2004, 11:07 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichEins verrat' ich Dir, es war keine Kuh, sondern ein Stier. Darob ich staun’? Es waren keine Verkeln sondern Saun.
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17.05.2004, 16:14 Uhr von ciara
Bewertung: sehr hilfreichsuper hat mir gefallen. Tiere sind halt doch die besseren Menschen.
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