Geschwister Testbericht

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Erfahrungsbericht von Elfe04

Geschwister sind das Größte :-))

Pro:

ALLES

Kontra:

man macht sich immer Sorgen

Empfehlung:

Nein

Hi Leute,

da ich eben, wie jeden Tag mit meinem Bruder, aus dem 520km entfernten Chemnitz telefoniert habe, schreibe ich jetzt mal was über meine Beziehung zu meinen Geschwistern und einer Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Vorab muss ich sagen, dass mir meine Geschwister wichtiger sind, als alles andere auf der Welt. Selbst mein Mann muss da zurückstecken. Eigene Kinder habe ich noch nicht, aber ich glaube nicht, dass sich die Einstellung großartig ändern wird, zumal ich wahrscheinlich gar keine Kinder haben werde.

Als ich 5 Jahre alt war, bekam meine Mama einen dicken Bauch und als ich erfuhr, dass ich ein Geschwisterchen bekomme, flippte ich total aus. Von Stund an, dachte und redete ich über nichts Anderes mehr. Im Kindergarten klebte man mir schon den Mund zu, weil ich nicht still sein konnte. Ich freute mich so abgöttisch auf mein Geschwisterchen und streichelte jeden Abend den Bauch, mit meiner Schwester oder meinem Bruder drin.

Ende Februar kam sie dann ins Krankenhaus und dann wurde es ernst. Da weder Vater noch Schwester ins Krankenhaus durften, waren wir dazu verdammt, zu Hause zu warten und zu warten. Ein Telefon gab es ja auch nicht und Vati fuhr immer auf Verdacht ins Krankenhaus und kam dann wieder zurück. In der Zwischenzeit, wienerte ich die Wohnung und machte alles ganz schön zurecht, damit sich mein Geschwisterchen auch ganz wohl fühlt.

Nach ein paar Tagen sah ich meine kleine Schwester zum ersten Mal und ich war überglücklich. Sie war ja so süüüß und lieb. Von da an, waren wir ein unzertrennliches Dream Team und verbrachten jede freie Minute zusammen. Die Kleine konnte ja so viel von der Großen lernen ;-)

Als meine Schwester 3 Jahre war, hatte sie schon so einen Wissendurst, dass wir Schule spielten und ich lernte ihr lesen und schreiben, sodaß sie die ersten 2 Klassen hätte überspringen können. Sie war immer sehr gut in der Schule und hat ihr Abitur letztes Jahr mit 1,9 abgeschlossen. Was meint ihr, wie stolz ich darauf bin. Stolz wie Oscar mindestens.

Jedenfalls zogen wir irgendwann in eine Neubauwohnung, wo es schon ganz schön eng war und wir uns ein Kinderzimmer teilten. Meine Eltern dachten darüber nach, in den wilden Westen zu ziehen, aber plötzlich wurde ihr Bauch wieder dick!!! Erst dachten wir, dass sie uns veralbern will und es dauerte schon ein paar Wochen, bis wir ihr glaubten, aber es war tatsächlich so. Wir sollten es bald noch enger in unserem Kinderzimmer haben, aber das ist doch egal.

Wir freuten uns natürlich wahnsinnig auf den Nachwuchs und wussten, dass es wieder ein Mädchen wird. Was Anderes kam auch gar nicht in Frage. Bei 2 Mädchen wir das Dritte auch ein Mädchen und fertig. Meine Schwester war da übrigens auch 5, so wie ich 5 Jahre war, als sie unterwegs war. Bei der zweiten Schwangerschaft, war mein Engagement nicht so groß, wie bei meiner Schwester, aber trotzdem freute ich mich total darauf.

An Nikolaus kam Mutti wieder ins Krankenhaus und wir erwarteten Sie mit der einer kleinen Jenny zurück. Allerdings klingelte es am 7.12. an der Tür und meine Freundin stand da, deren Mutter auch im Krankenhaus lag. Sie sagte „Herzlichen Glückwunsch zu eurem Brüderchen“. Meine Schwester war so geschockt, dass sie heulte und hatte auch gemischte Gefühle, da wir uns so auf ein Schwesterchen versteift hatten.

Unsere Eltern liesen uns früher öfter alleine und dies trug auch dazu bei, dass wir noch enger zusammenhielten. Nun war aber noch der Kleine da und da war nichts mehr mit Schule spielen, lesen, rechnen und Puppen spielen. Dann war nur noch Babysitten angesagt. Unser Bruder war aber auch ein Schreikind. Der schrie die ganze Zeit und Tag und Nacht und hielt und ganz schön auf Trapp.

Trotzdem bemerkte ich, dass es mich magisch zu ihm hinzog und ich extrem viel für ihn empfand, fast so, wie für ein eigenes Kind. Ich windelte ihn, badete ihn, wiegte ihn in den Schlaf usw usw. Eben das alles, was auch eine Mutter macht. Durch diese Aktionen wuchs die Zuneigung immer mehr und im Nachhinein fällt mir jetzt erst auf, dass ich meine Schwester dadurch extrem vernachlässigt habe. Das tut mir unendlich leid.

Auch meinem Bruder wollte ich mit 3 Jahren das Lesen und Schreiben beibringen, aber er war nicht so brav, wie meine Schwester. Er war hyperaktiv, zerstörte alles im Umkreis von 1km, wäre beinahe aus dem Fenster gefallen und machte uns wirklich viele Sorgen. Doch ich liebte ihn abgöttisch.

Als mein Bruder in die Schule kam, war ich natürlich wiedermal die stolzeste Schwester der Welt und fühlte mich, als ob ich mein eigenes Kind zur Schule bringe. Ich meine, ich bin fast 13 Jahre älter als er und theoretisch könnte ich seine Mutter sein ;-)

In dieser Zeit zog sich meine Schwester immer mehr zurück, aber den Grund dafür, bemerkte ich erst viele Jahre später. Aufgrund der wachsenden Beziehung zu meinem Bruder, wurde sie total vernachlässigt und da mein Bruder immer besser auf mich zu sprechen war, als auf sie, nahm die Geschichte ihren lauf. Sie ist halt das Sandwitch unter den Geschwistern und die haben es immer am schwersten. Ich bin die Älteste und mein Bruder der Jüngste und somit jeder etwas Besonderes.

1997 verließ ich meine Heimat und somit auch meine Familie und zog nach NRW, um dort Arbeit zu finden, was auch sofort funktionierte. Mein Bruder war damals noch nicht einmal 10 Jahre und ich habe ihn so fürchterlich vermisst, dass ich dachte, dass ich daran kaputt gehen würde. Meine Schwester vermisste ich nicht so stark und unser Verhältniss kühlte extrem ab.

Die ganzen Jahre machte ich mir fürchterliche Vorwürfe, dass ich meine Familie verlassen habe, aber Freunde sagten mir, dass dies besser ist, als wenn man jeden Tag aufeinander hockt. Doch das wäre mir lieber gewesen und die Sehnsucht trieb mich alle 4 Wochen die lange Strecke nach Sachsen, wo ich so viel Zeit, wie möglich mit meinen Geschwistern verbrachte.

Die beiden veränderten sich in den Jahren so extrem und ich bin so stolz auf die Beiden. Wie gesagt, meine Schwester hat schon Abitur und arbeitet zur Zeit im Kindergarten. Dieses Jahr will sie mit studieren anfangen. Ich versuche so viel wie möglich über ihr jetztiges Leben zu erfahren, aber sie öffnet sich mir nicht mehr, aber das ist mein eigenes Verschulden.

Mein Bruder ist jetzt schon 13, hat lange Haare und hört die Musik, die ich höre (Metal .... yeah) Wir telefonieren jeden Tag und in seinen Ferien bleibt er öfter mal ne Woche bei uns. Das ist immer die schönste Zeit des Jahres, sage ich euch. Ich liebe und vermisse ihn so sehr, obwohl wir schon seit 7 Jahren auseinander sind und uns nur selten sehen. Ich habe solche Angst, ihn zu verlieren, wie ich meine Schwester verloren habe.

Ich bin so traurig, dass ich seine Zeugnisse nie als erste sehe, dass ich seine Veränderung nicht mitbekomme und am krassesten ist, dass der Stimmbruch bald folgt....ahhh ... das wird der Hammer, denke ich. Da ich ihn ja jeden Tag am Telefon habe, wird es sicher ungewöhnlich für mich, die neue Stimme zu hören, aber ich freue mich auch schon darauf. Dann wird ein Mann aus ihm.

Was meine Geschwister angeht bin ich sehr empfindlich. Wenn es einem schlecht geht, dann fühle ich das und sie fühlen es auch. Letztes Jahr z.B. war ich auf einer Party, habe viel getrunken und dann übermannte mich wieder die Sehnsucht nach meinem Bruder und ich heulte, wie ein Schlosshund. In dem Moment klingelte das Handy und er war dran. Er fragte mich, wie man in Word die Schrift bunt machen kann und ich sagte es ihm. Am übernächsten Morgen war ein Brief von ihm im Briefkasten. Es war eine Mickey Maus drauf, die einen Bass spielt (ich hab damals Bass Unterricht genommen). Dann stand in bunter Schrift etwas ganz nettes darauf.

Er hatte das Bild gemalt, während es mir so schlecht ging, denn er hat das gespührt. Es ist schon ein wahnsinniges Gefühl, aber auch erschreckend, da man sehr angreifbar ist. Meine Geschwister könnten alles von mir bekommen, aber sie verlangen nichts. Wenn mein Bruder z.B. ein neues Buch interessant findet, dann sagt er sofort „du brauchst mir das aber nicht kaufen, das kauf ich mir selbst“ und meine Schwester bräuchte ein Auto, aber nimmt keinen Cent von mir an.

Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen, dass ich unheimlich glücklich und stolz darüber bin, 2 Geschwister zu haben und dazu noch so tolle. Ich liebe sie beide über alles, bin immer für Sie da und sie wissen das auch :-))))))))))))))))))))))))))))))))))))

Eure Elfe04

P.S. Ich könnte noch stundenlang darüber schreiben, aber ich belasse es mal hierbei, weil ich denke, dass ihr schon verstanden habt, was ich sagen wollte *g

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