Die Laufmasche (Taschenbuch) / Kerstin Gier Testbericht
Erfahrungsbericht von BulmaZ
Von verpassten Traummännern & Kellerlöchern in Eiche rustikal.
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Die Laufmasche – Kerstin Gier
+++ Bezugsquelle & Preis +++
Gekauft habe ich das Buch in einem Doppelroman bei www.buecher.de.
Dort habe ich letztlich für zwei Romane in einem Buch günstige 7,00 € bezahlt.
+++ Eckdaten +++
Titel: Die Laufmasche
Autorin: Kerstin Gier
Erscheinungsjahr: 2006
Verlag: Bastei Lübbe
Genre: Humor
Seitenanzahl: 272 Seiten
+++ Kerstin Gier +++
Kerstin Gier (* 1966 bei Bergisch Gladbach) ist eine deutsche Autorin, die – auch unter den Pseudonymen Jule Brand und Sophie Bérard – überwiegend Frauenliteratur verfasst.
Sie begann 1995 mit dem Schreiben von Frauenromanen. 2005 erhielt sie einen DeLiA-Literaturpreis für Das unmoralische Sonderangebot als besten deutschsprachigen Liebesroman.
Quelle: www.wikipedia.de
+++ Die Laufmasche +++
Felicitas wird buchstäblich vom Pech verfolgt. Erst macht ihr auf dem Klassentreffen ausgerechnet eine Laufmasche einen Strich durch die Rechnung, den unverschämt gutaussehenden Mann an der Bar anzusprechen. Dann meldet kurz darauf ihr Arbeitgeber Konkurs an und auch ihr Vermieter kündigt ihr. Langsam schwant Felicitas, dass all dies vielleicht auch auf den Kettenbrief zurückzuführen ist, den sie nicht ernst genommen hat.
In ihrer Not kommt ihr ausgerechnet die Mutter ihrer einstigen Intimfeindin aus Schulzeiten zu Hilfe und bietet ihr einen Job im Unternehmen ihres Mannes an, der Reitzubehör verkauft. Felicitas nimmt Zähne knirschend an. Allerdings bliebe da noch das Problem mit der Wohnung. So sieht sich die junge Frau bald einer in Eiche rustikal eingerichteten Kellerwohnung gegenüber, die ihr ein leicht verschrobenes Rentnerehepaar sofort vermieten würde. Dies allerdings kommt für Felicitas gar nicht infrage. Auf ihrer Wohnungssuche und während ihrer Zeit im neuen Job läuft sie allerdings dem verhinderten Traummann, den sie insgeheim David getauft hat, mehrmals bei den unmöglichsten Gelegenheiten über den Weg, die sie regelmäßig verpasst…
+++ Eindrücke +++
Besonders mit Romanen dieses locker fluffigen Genres ist es ja zumeist so, dass man alle kennt, sobald man mal einen gelesen hat. Irgendwie ist das Strickmuster immer dasselbe und auch die Klischees, die bis zum Gehtnichtmehr ausgeschlachtet werden, ändern sich nur selten. Anders ist dies bei Kerstin Gier. Sie verarbeitet ernste und lebensnahe Themen zumeist auf unkonventionell humorvolle Weise und bringt die geneigte Leserin von einem Lacher zum nächsten. Dabei liegt der Hauptfokus nur selten auf irgendeiner Liebschaft oder verhinderten Beziehung, wenngleich derartige Themen stets eine mehr oder minder tragende Rolle spielen. Man darf also durchaus auf die Umsetzung der zugegebenermaßen nicht sehr umfangreichen Story von „Die Laufmasche“ gespannt sein.
Bereits zu Beginn des dünnen Romans wird klar, dass man wieder einiges an Lachern, Situationskomik und herrlich sympathischen Figuren erleben wird. Die geneigte Leserin lernt Protagonistin Felicitas kennen, während die gerade ihre zunehmend schrumpeliger werdende Haut in der Badewanne betrachtet. Kurz darauf wirft Kerstin Gier Protagonistin samt Leserin schon in die Irrungen und Wirrungen des Plots. Dieser ist streckenweise natürlich wieder hoffnungslos überzeichnet und bietet so auch nur in grundlegenden Ansätzen Authentizität. Arbeitslosigkeit und eine aussichtslose Wohnungssuche sind nun alles andere als unrealistisch. Wie bereits aus dem wirklich grandiosen und meiner Ansicht nach besten Roman der Autorin „Für jede Lösung ein Problem“ bekannt, widmet sich Kerstin Gier auch hier wieder alltäglichen Problemen, begegnet diesen aber nicht mit allzu großem Ernst, sondern bettet sie eher in humorvolle Verstrickungen ein. Dabei spielt die Suche nach dem unbekannten Traummann, dessen Lebensumstände sich Felicitas natürlich bereits in den schillernsten Farben ausgemalt hat, nicht unbedingt die Hauptrolle – und das ist auch gut. Denn mal ehrlich – diese pseudowitzigen und völlig mit klischeehaft plattem Humor überfrachteten Frauenromane sind nur beim ersten Mal witzig. So ist es eine wahre Wohltat, Kerstin Giers Ausnahmen in diesem Genre zu lesen. Ein wenig Liebe und Sex dürfen dennoch nicht fehlen – aber bitte immer schön mit viel Witz, Esprit und potenziellem Grinsefaktor. All dies ist hier definitiv gegeben.
Neben der Tatsache, dass Kerstin Gier kein allzu großes Gewicht auf eine Liebesgeschichte legt, weiß auch der Fakt zu überzeugen, dass ihre Hauptfigur nicht in den üblichen Frauenklischees versinkt. So mäkelt diese Gott sei Dank nicht an ihrer Figur herum und hat auch keinen merklichen Schuhfetisch. Daher fällt uns doch direkt eines dazu ein: Danke, Frau Gier, dass du erkannt hast, dass nicht alle Frauen als potenzielle Modetussis durchgehen, die ihren Kopf nur zum schminken und frisieren benutzen. Ein Fakt übrigens, der sich in fast allen ihrer Romane wiederfindet. Nichtsdestotrotz finden sich dennoch einige Klischees wieder. Diese allerdings fallen wenig bis gar nicht störend ins Gewicht, da sie zu offensichtlich als genau das dargestellt werden, was sie sind: Klischees eben. Was bleibt, sind da nur noch viele kleine und große Lacher.
Die Frauenfiguren in Kerstin Giers Roman ähneln sich vom Wesen zumeist. Sie sind alle irgendwie ein bisschen tollpatschig, verlieren aber auch in den beklopptesten Situationen niemals ihre Würde. Genauso ist auch Felicitas Trost. Sie hat studiert und bis vor ihrer Arbeitslosigkeit in einem Verlag gearbeitet. Felicitas ist also durchaus eine Frau, die ganz gut auf eigenen Beinen steht, unabhängig ist und tendenziell nur einen Mann braucht, um ihr Leben zu komplettieren, nicht um materiell abgesichert zu sein. Felicitas hat ganz genaue Vorstellungen davon, wie ihr zukünftiges Leben auszusehen hat und spätestens hier dürften sich ihre Vorstellungen wohl mit denen vieler Leserinnen treffen. Allein dies verleiht ihr eine enorme Sympathie. Hinzu kommt, dass man sich besonders bei vielerlei kleinen Dingen durchaus mit ihr identifizieren kann. Sie ist zwar die typische Heldin einer derartigen Lektüre, aber irgendwie auch wieder doch nicht. Sowas kann eben nur Frau Gier.
Alle anderen Figuren, die am Rande auftauchen, allerdings ersticken merklich gewollt in Klischees. Es gibt so ziemlich alles, worüber man schmunzeln kann und was man über gewisse Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise schrumpelige Rentner denken mag. Dabei allerdings wird die Autorin nie respektlos und zielt auch nicht unter die Gürtellinie. Es ist vielmehr ein liebevolles Verulken, das oftmals zum Brüllen komisch daherkommt.
Wie viele [alle?] andere Romane der Autorin, so ist auch „Die Laufmasche“ aus der Ich – Perspektive der Hauptfigur Felicitas Trost geschrieben. Dies hat ohnehin den positiven Grundeffekt, dass man als Leserin näher ans Geschehen kommt und natürlich auch das Naturell der Hauptfigur besser nachvollziehen kann. Der Stil der Autorin ist gewohnt locker, flockig, dabei simpel, aber niemals trivial. Er ist genau das, was man erwartet, wenn man eine paar lustige Lesestunden mit einem Roman dieses Genres verbringen will. Zu überzeugen weiß darüber hinaus auch hier wieder die Tatsache, dass Kerstin Giers Stärke vor allem in ihrem trockenen Humor liegt, den sie hervorragend mit ihrem Stil herüber bringt. Es sind nicht die großen Possen, über die man sich unter den irritierten Blicken des Sitznachbarn in der S – Bahn halb kribbelig lacht; es sind kleine Erwähnungen, teilweise nur einzelne Wörter, Wiederholungen an genau der richtigen Stelle. Kurzum: Kerstin Giers Stil ist vielleicht keine hochtrabende Prosa, aber er macht übelsten Spaß.
Unterm Strich ist „Die Laufmasche“ genau das, was man erwartet, wenn man einen Roman von Kerstin Gier zur Hand nimmt. Der Roman macht nicht nur Spaß, er verursacht auch gute Laune und ist genau das richtige für einen faulen Nachmittag auf der Couch oder aber, wenn man sich von den Widerwärtigkeiten eines unterirdischen Thrillers erholen will. Sicher gibt es Romane, über die man noch mehr lachen kann – dafür kann man es hier kontinuierlich. Der Humorfaktor reißt über die gesamten knapp 300 Seiten nicht ab, sodass auch zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Langeweile aufkommt. Es gibt also verdiente drei Sterne sowie eine Empfehlung an all jene, die sich einfach nur mal wieder sinnfrei, aber mit viel Humor berieseln lassen wollen.
50 Bewertungen, 16 Kommentare
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23.05.2010, 14:14 Uhr von paula2
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße
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20.05.2010, 02:14 Uhr von Matze081
Bewertung: sehr hilfreichSchöne Grüße aus Greifswald ;)
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19.05.2010, 23:37 Uhr von TheHammer
Bewertung: sehr hilfreichguter bericht, weiter so!
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19.05.2010, 23:00 Uhr von misscindy
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr schöner Bericht, lg Sylvia
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19.05.2010, 21:29 Uhr von FLESCH
Bewertung: besonders wertvollDas ist ein toller Bericht mit sehr gutem Inhalt. Besonders der Abschnitt Eindrücke gefiel mir.
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19.05.2010, 19:48 Uhr von LeonaMercedes
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht:-)- Lg Leona
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19.05.2010, 19:40 Uhr von catmum68
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreicher Bericht LG
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19.05.2010, 15:54 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreicher Bericht LG
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19.05.2010, 15:53 Uhr von Lale
Bewertung: besonders wertvollAllerbesten Gruß
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19.05.2010, 13:16 Uhr von [email protected]
Bewertung: sehr hilfreichKlasse Bericht. Besten Gruss aus FFM.Tony
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19.05.2010, 13:14 Uhr von rainbow90
Bewertung: sehr hilfreichEin informativer Bericht. LG
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19.05.2010, 12:31 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich und liebe Grüße Sarah
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19.05.2010, 11:56 Uhr von [email protected]
Bewertung: sehr hilfreichgreetz from wallcity beartown
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19.05.2010, 11:07 Uhr von XXLALF
Bewertung: sehr hilfreichund ganz liebe grüße
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19.05.2010, 10:56 Uhr von Janne0033
Bewertung: sehr hilfreichBestimmt sehr interessant LG
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19.05.2010, 10:41 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichWünsche einen schönen Mittwoch
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