Assassini (Taschenbuch) / Gifford Thomas Testbericht

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ab 7,33
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
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  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von linnie

Wer hat Angst vor'm schwarzen Mann?

Pro:

interessantes Thema, ab der Hälfte wird es spannender

Kontra:

recht mühsam zu lesen, anfangs sehr verwirrend, Ende vorhersehbar, große Überraschungen bleiben aus, das Buch ist zu lang

Empfehlung:

Nein

Wie einige Leute bereits wissen, habe ich ein Faible für (Vatikan-) Verschwörungsthriller, deswegen konnte ich selbstverständlich nicht an Assassini vorbeigehen. Hätte ich das eventuell doch besser tun sollen???

** Über den Autor Thomas Gifford
Der 1937 geborene Autor begann seine schriftstellerische Karriere als Autor von Kriminalromanen. Sein interntionaler Druchbruch gelang ihm mit dem Buch "Assassini", zu dem er mit "Gomorrha" eine in sich abgeschlossene Fortsetzung schrieb. Gifford veröffentlichte auch Bücher unter den Pseudonymen Dana Clarins und Thomas Maxwell. Im Jahre 2000 verstarb Gifford in seiner Heimatstadt Dubuque in Iowa.

Von ihm erschienen sind weiterhin:
The wind chill factor
Intrige
Escudo
Aquila
Skandal
Benchwarmer Bob
Assassini
Protector
The first sacrifice
Gomorrha

Mehr Informationen unter:
http://www.krimi-couch.de/krimis/thomas-gifford.html

** Der Inhalt
Schon zu Beginn lernt der Leser den Attentäter kennen, dessen Identität erst im späteren Verlauf des Buches aufgedeckt wird. Kunstvoll zieht er seine Bahnen auf einer Eisfläche, bevor er losgeht, um zwei Menschen zu exekutieren.

In Rom liegt der Papst Calixtus im Sterben, denn sein Herz spielt nicht mehr mit, außerdem wächst in seinem Kopf unaufhaltsam ein Hirntumor heran. Die beiden aussichtsreichsten Kardinäle bei der bald anstehenden Papstwahl sind Indelicato und D'Ambrizzi. Spielen sie im weiteren Verlauf des Buches eine Rolle?

Schwester Valentine Driskill ist nicht gerade das, was man sich traditionell unter einer Nonne vorstellt, denn sie macht, was sie will und hat sogar eine Affäre mit Curtis Lockhardt, den sie eventuell sogar heiraten will. Für ein geplantes Buch stellt sie Nachforschungen über die Kirche während des zweiten Weltkrieges an und macht dabei eine scheinbar unglaubliche Entdeckung, denn sie ruft aufgeregt ihren Bruder Ben an, um sich im Elternhaus mit ihm zu treffen. Doch zum verabredeten Zeitpunkt erscheint sie nicht und schließlich findet Ben sie erschossen in der Familienkapelle auf. Was hat Val herausgefunden, dass sie solche Angst hatte und nun ermordet wurde?

Als er von der Ermordnung seiner Tochter erfährt, bricht Hugh Driskill zusammen und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zu Vals Beerdigung reist auch ihre beste Freundin Elizabeth, ebenfalls eine Nonne, an. Ben und Elizabeth verstehen sich anfangs gut, doch als Ben ein Bild von vier Männern findet, das seine Schwester für ihn versteckt hat, will er seine eigenen Nachforschungen anstellen, um herauszufinden, was der Grund für Vals Ermordnung war. Elizabeth versucht, ihn davon abzuhalten und die beiden gehen im Streit auseinander.

Als erstes reist Ben nach Alexandria, um dort Vals Spuren zu verfolgen, aber auch Elizabeth macht sich in Rom an ihre eigenen Nachforschungen und stößt schon bald auf eine heiße Spur. Welche Rolle hat die Kirche wirklich während des zweiten Weltkrieges gespielt? Welche Leichen im Keller kann Elizabeth entdecken?

Kurz vor ihrem Tod hat Val sich nach einem toten Priester erkundigt, der im Garten ihrer Eltern vor etlichen Jahren Selbstmord begangen und sich an einem Baum aufgehängt hat. Welche Rolle spielt dieser Priester? Warum war es Val so wichtig, mehr über den Selbstmord herauszufinden?


** Kritische Betrachtung
Da ich Verschwörungsthriller sehr mag und leider schon oft von ihnen enttäuscht wurde, stand ich Assassini erstmal etwas skeptisch gegenüber, zumal insgesamt 779 Seiten zu lesen waren und ich von Longasc bereits gehört hatte, dass das Buch nicht recht in Schwung kommt. Und wirklich, obwohl zu Beginn drei Morde und ein Mordanschlag direkt hintereinander passieren, wird man von dem Buch nicht gepackt. Gifford hat einen sehr ausführlichen und ausschweifenden Schreibstil (ich habe mich unangenehm an Umberto Ecos Foucaultsches Pendel erinnert gefühlt...), der fast ohne direkte Dialoge auskommt und damit recht schwerfällig zu lesen ist. Am Anfang habe ich mich daher durch jede Seite gequält, weil keine rechte Spannung aufkommen wollte. Recht schwierig zu lesen ist das Buch anfangs auch dadurch, dass immer neue Personen auftauchen und man mit immer mehr Informationen eingedeckt wird, die erst später miteinander verknüpft werden. So hangelt man sich mühsam durch etliche Seiten, ohne überhaupt zu ahnen, wohin die Geschichte einen führen wird.

Erst als Ben Driskill nach Afrika reist, um die Spuren seiner Schwester zu verfolgen, beginnt Assassini, den Leser gefangen zu nehmen. Etwa ab der Hälfte wird das Buch dann deutlich spannender, weil man gespannt auf die Auflösung und die Aufdeckung eines großen Skandals wartet. Das führte dann doch dazu, dass ich das Buch innerhalb von weniger als 10 Tagen gelesen habe, obwohl ich nicht viel Zeit zum Lesen hatte. Leider kann ich aber nicht behaupten, dass Assassini an irgendeiner Stelle zu einem sogenannten "Pageturner" wurde, denn die Seiten blätterten sich leider nicht von selbst um :-)

Das Buch ist teilweise in der ersten Person aus der Sicht des Ben Driskill geschrieben, jedes zweite Kapitel trägt seinen Namen und ist dann auch aus seiner Sicht geschrieben. Das führt dazu, dass einem Ben sehr sympathisch wird, da man seine Gefühlsregungen und Ängste hautnah mitverfolgen kann. Die jeweils anderen Kapitel sind dann in der dritten Person geschrieben. Hier kann man sich immer darauf einstellen, dass Ben dann nicht auftauchen wird.

Insgesamt war ich doch etwas enttäuscht von dem Buch, weil ich immer auf den großen Skandal gewartet habe, der am Ende doch noch kommen musste, aber leider blieb er aus. Irgendwann auf der Hälfte des Buches macht Schwester Elizabeth eine Entdeckung, die dann schließlich auch der Auslöser für die Morde waren. Es ging im restlichen Verlauf des Buches nur noch darum, die schuldigen Männer zu identifizieren und die Guten von den Bösen zu unterscheiden. Im Prinzip gehört fast jede auftauchende Person mindestens einmal zum Kreis der Verdächtigen, weil immer Aspekte auftauchen, die jemanden verdächtig wirken lassen, dies führt zu einem ewigen hin und her, denn als Leser weiß man nicht mehr, was man glauben soll. Ich hatte das Gefühl, dass Gifford krampfhaft versucht hat, in seinem BUch Verwirrung zu stiften. Das ist ihm auch gelungen, aber mich persönlich hat es etwas genervt, dass ich nie wusste, woran ich bin.

Das Ende des Buches schließlich war völlig abgedroschen und flach. Schon lange vor dem Ende kamen nur noch zwei bis drei Personen als Verdächtige in Frage und am Ende ist es dann derjenige, von dem ich es schon lange vorher angenommen hatte. Assassini führt im Prinzip immer nur auf diese eine Person hin, sodass die große Überraschung am Ende ausbleibt und ich mich gefragt habe, wozu ich 800 Seiten lang gelesen habe. Der Titel des Buches verrät im Prinzip schon die Hälfte des Skandals und selbst bei der Identifikation der verdächtigen Personen gibt es keine großen Überraschungen.

Für mich war Assassini daher größtenteils sehr vorhersehbar, das genaue Ende will ich mal lieber nicht verraten, aber ich kann darüber nur sagen, dass ich es mehr als enttäuschend fand.

** Allgemeine Informationen
Assassini
779 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 3404135091
Preis: 9,90 Euro
Titel der englischen Originalausgabe: The assassini

** Fazit
Mein Fazit kann nur negativ ausfallen, denn ein Buch von knapp 800 Seiten sollte über mehr Inhalt verfügen als Assassini. Es kommt während des gesamten Verlaufes nie richtig Spannung auf, da Gifford sich in seinem ausführlichen Schreibstil verfängt und es nicht schafft, den Leser mitzureißen und mitfiebern zu lassen. Die Morde lassen einen überraschend kalt, weil man doch mit ihnen rechnet. Schon auf der Hälfte weiß der Leser im Prinzip alles, was er wissen muss, den Rest des Buches versucht Gifford lediglich, nochmals zu verwirren und alles über den Haufen zu schmeißen, aber das fand ich nur noch unnötig.

Insgesamt vergebe ich 2 Sterne, da das Buch durchaus auch halbwegs spannende Passagen hatte und man stellenweise recht gut unterhalten wurde, eine Empfehlung möchte ich aber nicht aussprechen, da Assassini doch etwas zu langatmig geraten ist.

1 Bewertung, 1 Kommentar

  • princesse

    23.10.2005, 21:27 Uhr von princesse
    Bewertung: sehr hilfreich

    muss frau wohl nicht gelesen haben, oder?