Glossen Testbericht

Dieser Bericht besteht zu zwei Dritteln aus Zitaten.
Dennoch ist es mein ureigenster Erfahrungsbericht und auch die Kategorie ist die richtige, denn es endet mit einem Artikel, der mit \'Glosse\' überschrieben ist.
Ich hab\' mich sehr darüber gefreut, dass meine besserwisserische Kritik wahrgenommen wurde und Anlass zu einem Zeitungsartikel gewesen ist.
Abgesehen davon stinkt es mir schon lange, dass sogenannte \'Meinungsmacher\' in der Presse, Fachbegriffe aus Feldern verwenden, von denen sie absolut keine Ahnung haben und diese Begriffe dann im gegenteiligen Sinn gebrauchen und zur weiteren Verdummung des Volkes beitragen und sich wundern, dass keiner sie mehr versteht.

Am Freitag, den 10. Juni 2005 stand als Teil der Nachbetrachtung zum Fußball-Länderspiel Deutschland - Russland ein sogenanntes \'Editorial\' als Meinung verkleidet mit dem Titel \"Mit Esprit\" in der NOZ:
<>

Einschub von mir: Es stimmt nicht, dass Angie Kanzlerkandidatin geworden, weil sie mit dem gesamten CDU-Präsidium geschlafen hat, sie hat lediglich damit gedroht.

<>

Hier war ich schlagartig hellwach und der Mathematiker kam aus den Tiefen des Gedächtnisses wie weiland Günter Netzer \'aus den Tiefen des Raumes\'.

Seit Schroedinger wissen wir, dass es so etwas wie einen Quantensprung nicht gibt, weil er Planck, Bohr und Einstein widerlegte, die der Ansicht waren: Ein Quantensprung ist die kleinstmögliche Veränderung, die auch noch und nur per Zufall passiert.
Also ran an die Tastenuhr, einen Leserbrief geschrieben:


Lieber Herr ....,

Es ist ja sehr schön, dass Sie eine Meinung haben, diese verbreiten und als Meinungsbildner arbeiten.
Für Ihr \"Lob\" - \'Was sich in Sachen Spielkultur seit Klinsmanns Amtsübernahme getan hat, ist ein fußballerischer Quantensprung\' - wird sich der \'Bundestrainer\' sicher noch ganz herzlich bei Ihnen bedanken.
Wenn Sie mal bei Planck, Heisenberg oder Einstein nachlesen, werden Sie schmerzlich erkennen, dass ein \'Quantensprung\' die kleinste mögliche Veränderung ist, die auch nur per Zufall geschieht.
Wohingegen Schroedinger schon vor 50 Jahren der Meinung war, dass es ihn überhaupt nicht gibt.
Der Gebrauch dieses Wortes ist absolut falsch und irreführend.
Der Zusatz ist de.wikipedia.org/wiki/Quantensprung entnommen
Quantensprung bezeichnet in der Physik den sprunghaften Übergang (es gibt keine Zwischenzustände) eines Systems aus einem Quantenzustand in einen anderen. Dieser Übergang ist winzig klein. Das Wort entstand in den Jahren der frühen Quantenphysik (Max Planck, Albert Einstein, Niels Bohr). Experimente der modernen Physik belegen, dass es den Quantensprung nicht gibt. Schroedinger wusste das schon vor 50 Jahren.
Außerhalb der Physik wird der Ausdruck Quantensprung umgangssprachlich für einen großen, sprunghaften Fortschritt verwendet. Dabei ist die folgende Wortwanderung wahrscheinlich: Aus Quantensprung wurde in englischen Übersetzungen zunächst quantum jump (in der Fachliteratur) und dann quantum leap. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dieses Wort als Quantensprung (in falscher Verwendung) wieder in die Deutsche Sprache importiert.
Siehe auch: Quant
Es bleibt nur der Rat: \"Schuster, bleib\' bei deinem Leisten\"
mit freundlichen Grüßen
topfmops

In der Samstagausgabe vom 11. Juni 2005 der NOZ erschien vom gleichen Verfasser an gleicher Stelle mit der Überschrift \"Quantensprung\" die folgende Glosse:

>> Da meint man es gut - und nun das: An dieser Stelle wurde in der gestrigen Ausgabe die Arbeit von Jürgen Klinsmann positiv gewürdigt, ja der Autor verstieg sich gar dazu, dass in Sachen Spielkultur \"ein fußballerischer Quantensprung\" zu registrieren sei.
Gut, dass es nicht nur aufmerksame, sondern auch wissende Leser gibt. Einer von ihnen teilte uns mit, dass \"Quantensprung\" in der Physik den sprunghaften Übergang eines Systems aus einem Quantenzustand in einen anderen bedeute. Und dieser Übergang sei nun einmal winzig klein und eben nicht groß. Nachzulesen bei Planck, Heisenberg oder Einstein - die freilich nie Nationalspieler waren, aber immerhin.
Wir geloben feierlich, künftig den Begriff \"Quantensprung\" im erwähnten Zusammenhang nicht mehr zu benutzen. Ja, wir führen ihn zurück in den warmen Schoß der Physik. Und merken nebenbei an, dass der Autor dereinst (1972, als Deutschland Europameister wurde, zwei Endspieltore Müller) just wegen der Höchstbewertung im Fach Physik ein Schuljahr wiederholen musste. Irgendwie wird man von der Vergangenheit immer wieder eingeholt.>>

Das Ganze ist auch zu sehen unter der Umsetzung einer Erklärung von Hanns Dieter Hüsch ins reale Leben:
\"Der Niederrheiner hat von nichts eine Ahnung, kann aber alles erklären!\"
Diese Erklärung nehme ich immer und ewig voll und ganz für mich in Anspruch. (siehe auch den Bericht: \'Hüsch - ganz einfach Hüsch\')
Dem Autor von \'Editorial\' und Glosse sei jedoch Trost gespendet: Im Abiturzeugnis hat der topfmops im Fach Physik die Note \"mangelhaft mit Rücksicht auf die Eltern\" erreicht.

Das mir ehelich angetraute Weib hat sich köstlich amüsiert und ihr tut es hoffentlich auch.
topfmops auch auf anderen Plattformen und in etlichen Tageszeitungen.