Glossen Testbericht

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ab 63,14
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Erfahrungsbericht von Charley

Nur fliegen ist schöner

Pro:

Es ist eben billiger

Kontra:

aber fliegen ist schöner

Empfehlung:

Nein

Berlin-Alexanderplatz Ende September – es ist 5:45 Uhr. Vor dem ehemaligen Haus der Elektroindustrie steht eine Reihe grüner Busse. Hollyday-Reisen steht darauf.

Ich will Urlaub machen und habe mich für eine Busreise entschieden. Ist zwar nicht so bequem wie fliegen, aber billiger. Mein Sohn hat sich geopfert, mich in dieser frühen Stunde (um nicht mitten in der Nacht zu sagen) von Zuhause abzuholen und zum Bus zu bringen. Ich steige also erst einmal aus dem Auto, um den richtigen Bus zu finden. Das geht schnell, denn Bekannte, mit denen ich zusammen die Fahrt unternehme sind schon da und weisen mir den Weg. Also Gepäck verstauen, Sitzplatz suchen, und es kann losgehen.

Abfahrt war für 6:00 Uhr vorgesehen, aber bereits 10 Minuten eher sind alle Mitreisenden im Bus und wir fahren los. Erst einmal zum Ku’damm, für alle Nichtberliner, gemeint ist der Kurfürsten Damm, aber wer kann schon so ein langes Wort fehlerfrei aussprechen. Hier herrscht großes Busgedränge, daher halten wir unerlaubter Weise mit Warnblinklicht auf der rechten Fahrspur. Zum Glück sind die Gäste auch hier sehr pünktlich, sodass es schnell weiter geht.

Nächster Halt: Potsdam, weitere zwei Fahrgäste und nun weiter nach Leipzig. Langsam macht sich ein trüber Morgen bemerkbar. Es nieselt leise vor sich hin aber wir sind ja auf dem Weg nach Italien und dort ist um diese Jahreszeit mit warmen Wetter zu rechnen.

Flughafen Leipzig Schkeuditz, die letzten Reiseteilnehmer steigen zu und wir können die Fahrt in den Süden nun endgültig beginnen.

Zunächst erklärt uns der Fahrer den Bus. Dieser hat vier Räder, auf denen er rollt, 48 Sitzplätze, die alle mit einem Sicherheitsgurt ausgestattet sind. Er kann ja keinen zwingen, diesen zu benutzen, aber.... . Der Bus hat auch eine Toilette, die sollte man aber besser nicht benutzen, dafür werden ausreichend Pausen gemacht. Nach einer solchen von 30 Minuten geht es ins Frankenland. Dort wird dann der Fahrer den Bus übernehmen, der uns auf der ganzen Fahrt begleiten wird. Der erläutert dann auch den Ablauf der Reise.

Mittagspause in Marktschorstätt, eine Stunde Zeit für uns zum essen und für die Fahrer den Bus zu übergeben. Sicherheitscheck, Kontrolle der an Bord befindlichen Getränke und Speisen und dann kann es weitergehen.

Ich heiße Werner tönt es über die Lautsprecher im Bus, den Nachnamen habe ich vergessen, ist auch nicht so wichtig. Zunächst schimpft Werner, dass alles im Bus so schmutzig ist: das Waschbecken in der Toilette, die Kaffeemaschine und überhaupt. Aber er hat alles im Griff. Wir werden also über München und die Brennerautobahn nach Italien fahren. Das ist alles furchtbar teuer und außer der Vignette für Österreich kostet die Brennerautobahn noch extra Gebühr. Wir bekommen langsam ein schlechtes Gewissen, dass wir so schamlos diese billige Reise gebucht haben. Dann am Irschenberg auf der A8 der erste Stau. Den Haben wir aber nach einer knappen halben Stunde überstanden. Abbiegen in Richtung Kufstein, das Wetter hat sich nicht gebessert, aber auf den Alpengipfeln , die jetzt ins Blickfeld kommen, liegt schon Schnee. Wir überfliegen Österreich und sind schon nach kurzer Zeit in Italien. Hier wird erst einmal Maut kassiert. Der Fahrer versucht unterwegs uns die Landschaft und deren Schönheit zu erklären. Dabei vergisst er nicht, bei jedem Ausflugsziel darauf hinzuweisen, dass Hollyday all diese Ziele im Angebot hat. Die sind natürlich wieder sehr teuer aber bei Hollyday ganz billig. Das arme Unternehmen, ich denke, dass wir Reisebucher diese Firma bald in die Pleite treiben. Am frühen Abend verlassen wir bei Trento die Autobahn, um unser Zwischenquartier anzusteuern. Das Hotel macht einen guten Eindruck, es ist aber unübersehbar, dass die Saison vorbei ist. Wir sind die einzigen Gäste, und das voraussichtlich bis die Skisaison einsetzt. Daher besteht das Abendessen nur aus einem Menü, das man wählen oder nicht wählen kann. Als die Chefin bemerkt, das nur wenige Gäste das Menü essen wollen, die Nachfrage nach einem einfachen Salat scheitert, darf man aus dem Angebot auch einzelne Teile auswählen. Dabei fällt auf, dass das Personal die Gäste nicht versteht, nicht einmal italienisch?!

Am kommenden Morgen, wecken um 6:00 Uhr, gibt es ein bescheidenes Frühstück, das ist im Preis enthalten und fällt auch dementsprechend aus. Um 7:00 Uhr geht es weiter. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen und begleitet uns bis zum Abend. Unser Fahrer versucht mit anzüglichen Witzen die Reisegesellschaft zu erheitern, das gelingt nur mäßig. Dafür macht er uns aber unmissverständlich klar, dass wir eigentlich vom Busfahren keine Ahnung haben, er es uns aber schon beibringen wird. Dazu muss ich allerdings positiv bemerken, dass er über ein erstaunlich gutes Wissen über die Gegenden die wir durchfahren und deren Geschichte verfügt.

Wir fahren vorbei an Verona, Modena und Florenz. Gern würde er uns Florenz zeigen, aber das kostet zu viel Zeit, die wir nicht haben und vor allem mindestens 150,- € Eintritt. Die sind natürlich im Reisepreis nicht enthalten. Bei Modena, es ist Freitag, wird gerade die Autobahn ausgebessert. Dadurch ist eine Spur gesperrt und wir verbringen zwei Stunden im Stau. Also Verhältnisse wie in Deutschland, sonst könnte man solche Arbeiten auch nachts durchführen, da ist doch wenig Verkehr.

Mittagspause wird gestrichen, man kann ja im Bus ein Würstchen essen, außerdem macht so viel essen nur unnötig dick. Quer durch das Appennin Gebirge mit vielen Tunneln und Kurven. Ein Fahrgast hat sich hinterher beschwert, dass der Fahrer so schnell gefahren sei. Nun ja, schnell war es schon, aber nicht gefährlich und die Zeit des Staus musste wenigstens teilweise ausgeglichen werden. Vorbei an Rom geht es nach kurzer Pause weiter nach Neapel.

Hier ist Rushhour, wir haben gerade die Mautstelle am Ende der Autobahn passiert, da stockt der gesamte Verkehr. Die Autos stehen auf der dreispurigen Strecke zu fünft nebeneinander und bewegen sich im Schneckentempo vorwärts. Es sind nur noch ein paar Kilometer bis zum Hafen von Pozzuoli, aber die Abfahrzeit der Fähre rückt immer näher und wir rücken uns kaum von der Stelle.

Eifriges telefonieren zwischen dem Busfahrer und der Reiseleiterin, die am Hafen steht und auf uns wartet. Dann ist die Fähre weg, aber eineinhalb Stunden später geht die letzte. Wir erreichen schließlich den Hafen und haben genügend Zeit, um die letzte Fähre zu erreichen. Drei viertel der Fahrgäste steigen aus, der Rest fährt mit Werner weiter nach Sizilien. Da noch ausreichend Zeit ist, die Fähre noch nicht einmal am Kai festgemacht hat, kann man ja schon mal das Bier in Italien kosten. Es schmeckt gut, bis die Rechnung kommt. Für 0,4 l muss man 4,- € bezahlen. Und da schimpfen wir über die hohen Gaststättenpreise in Deutschland.

Jetzt ist es übrigens an der Zeit, einmal das Ziel der Reise zu erwähnen: es ist die Insel Ischia im Golf von Neapel. Übrigens die Nachbarinsel von Capri. Um 22:30 Uhr haben wir dann nach einer kurzen Busfahrt den Zielort auf der Insel und damit das Hotel erreicht. Der Nachtportier hat mich schon erwartet und noch ein Abendessen bereit gestellt. Es war sehr gut und nach einem Bier an der Hotelbar, das kostet hier „nur“ 3,15 €, konnte ich dann mein müdes Haupt zur Ruhe legen.

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