Glossen Testbericht

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Erfahrungsbericht von schnuppi

Mein Großvater

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Mein Großvater, Josef Stefan Stopfer, wurde in der Nacht zum 2.2.1907 in Wien geboren. Eigentlich kam er schon vor Mitternacht, also am 1.2. zur Welt, aber die Hebamme meinte, es wäre doch nobler, wenn man den 2., also den Feiertag Lichtmeß, als Geburtsdatum angeben würde. Er war das jüngste von 6 Kindern, die Familie war arm. Als Kind erlebte er einen schrecklichen Krieg, der ihn lehrte, wie wichtig eine intakte Familie war, um die Schrecken der Zeit körperlich, aber auch seelisch zu überstehen.

Kaum ein junger Mensch konnte es sich damals leisten, lange zur Schule zu gehen, viel zu wichtig war es, in möglichst jungem Alter schon Geld zu verdienen, um die Eltern zu unterstützen. Also lernte der Peperl ein Handwerk, die Taschnerei. Ob er damit glücklich war oder nicht... Hauptsache, man hatte Arbeit! Er lernte die schöne, zarte Anny Mensik kennen und kurz nach seinem 24. Geburtstag – denn erst in diesem Alter war man in Österreich in dieser Zeit volljährig – heirateten sie. Anny war eine sensible, zur Nervosität neigende Frau, die ihren bodenständigen Peperl oft genug sehr forderte, ja manchmal überforderte. Auch sie hatte nicht lange lernen dürfen, aber da sie außergewöhnlich intelligent war, war dieser Umstand für sie ein schwerer Schlag. Noch als alte Frau sprach sie voll Kummer davon, dass sie nicht hatte studieren dürfen.

Gemeinsam wollten sie ein friedliches, produktives Leben führen, eine kleine Familie gründen... aber dann kam der Krieg. Ein Krieg für eine Sache, gegen die man nur in Gedanken sein durfte, wollte man nicht seine Familie gefährden. Sein Einsatz im Krieg brachte dem Peperl 2 Schußverletzungen und viele schreckliche Eindrücke, die ihn bis zu seinen letzten Lebenstagen verfolgen sollten. Mitten im Krieg wurden die beiden Kinder geboren, 1941 Erika und 1944 Helmut. Für den Familienmenschen Peperl war es schrecklich, die erste Zeit nicht mit seinen Kindern verbringen zu dürfen. Nach dem Krieg ging es lang nicht bergauf, die Zeiten waren weiterhin schwer. Aber Peperl und Anny hatten sich vorgenommen, dass ihre Kinder studieren dürften, wenn sie wollten und das Zeug dazu hätten. Also durften die Kinder lernen, auch wenn die Verhältnisse weiterhin mehr als bescheiden waren.

Dann, 1964, ging es doch langsam bergauf. Man bekam eine Wohnung von der Gemeinde Wien, am Stadtrand, im Grünen... zwar vermisste man die Freunde und Nachbarn aus der Stadt, aber die Sehnsucht nach Ruhe, Frieden und Sorgenfreiheit war größer als der Abschiedsschmerz. Erfreulicherweise bekam Erika, die im selben Jahr geheiratet hatte, gleich nebenan auch eine kleine Wohnung und so lebte man Seite an Seite, ohne sich gegenseitig zu erdrücken. Erika bekam 2 Kinder (eines davon ist schnuppi) und einige Zeit später beschloss ihr Mann, dass er nunmehr nicht mehr als Familienvater zur Verfügung stehen wollte und verließ Frau und Kinder. Aber mein Großvater ließ uns nicht im Stich! Er übernahm die Vaterrolle und genoss es, nun für seine Enkelkinder da sein zu können, wie es ihm bei seinen eigenen Kindern verwehrt geblieben ist. Er machte mit uns Wanderungen, spielte mit uns Fußball, holte uns vom Kindergarten ab, kochte für uns (denn meine Mutter musste ja arbeiten gehen), spielte mit uns, kurz, er war uns ein besserer Vater, als es mein leiblicher Vater je hätte sein können.

Wir wurden größer und unsere Großeltern wurden älter. Wir zogen schließlich in einen anderen Stadtteil, aber der Kontakt blieb eng und intensiv wie eh und je. Dann hatte meine Großmutter einen leichten Schlaganfall und war fortan gehbehindert. Für meinen Großvater ergab sich wieder eine neue familiäre Aufgabe, nämlich die Pflege seiner beileibe nicht einfachen Frau, die er über alles liebte. Er schien kraftvoll und unbesiegbar, seine Gesundheit schien unerschütterlich. Erst als seine Anny im Jahr 1996 starb, wurde er - sehr langsam aber merklich – alt. Auch ein bisschen depressiv. Wen kann es wundern, die beiden waren 63 Jahre verheiratet. Aber er gab nicht auf, hielt sich auf dem Laufenden, las Zeitungen, schaute Nachrichten, redete mit Leuten, wann immer es sich ergab und... trank sein geliebtes Cola! Ja, so konservativ und bodenständig mein Großvater auch war, sein Cola wollte er nicht vermissen.

Am 4.1.2000 starb mein Großvater, Josef Stefan Stopfer, an Altersschwäche. Wenn ich diesen Satz schreibe, kommen mir immer noch die Tränen. Er war ein leiser, bescheidener Mensch, dessen oberste Maxime die Fürsorge und Pflege seiner Familie war. Niemals hätte er irgendetwas getan, was auch nur im entferntesten der Familie schaden könnte. Nicht ein einziges Mal war er abends mit Freunden einen trinken. Auf diese Idee wäre er gar nicht gekommen. Er hat nie schallend gelacht, aber oft gelächelt, Scherze gemacht und auch gern gesungen. Mit melodischer, leicht schwingender Stimme. Er konnte uns Kinder zum Lachen bringen und hat uns vor so manchem Weinen bewahrt. Ich werde ihn nie vergessen.

Danke fürs Zulesen!
Eure schnuppi



----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-25 12:32:21 mit dem Titel Wien, Wien, nur Du allein... (Teil 1)

Hallo, liebe Userinnen und User!

Da ich auf meiner Homepage ein 4-teiliges Special über meine Heimatstadt Wien schreibe, habe ich mich entschlosen, diese Texte auch hier zu veröffentlichen. Los gehts mit einem Abriss aus der Geschichte der Donaumetropole...

Wohl schon seit der Steinzeit bestanden Siedlungen von verschiedenen Völkern, darunter auch den Kelten, an der Stelle, wo heute Wien liegt. Im ersten Jahrhundert n. Chr. besiedelten die Römer das befestigte Lager Vindobona. Ab dem 3. Jahrhundert dürfte es auch eine zivile Siedlung gegeben haben. Sehr wichtig war diese Siedlung aber nicht und in der Zeit der Völkerwanderung verschwindet Wien im Dunkeln der Geschichte. Erst im 9. Jahrhundert taucht Wien wieder – als Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen – auf und erreicht im Hochmittelalter die erste Blüte. Im Jahre 881 wird die Stadt „Wenia“ erstmals schriftlich erwähnt. Im Jahre 1155 wird Wien zur Residenzstadt des Babenberger Herzogs Heinrich II Jasomirgott (der laut Überlieferung sehr gern die Redewendung „Ja, so mir Gott helfe“ verwendet haben soll). Um 1200 wurde die Stadtmauer errichtet (nachdem die Babenberger den kreuzfahrenden Richard Löwenherz gefangennahmen und ein hohes Lösegeld erpressten), an deren Stelle sich heute die bekannte Ringstraße befindet. Im Jahr 1221 erhält Wien das Stadt- und Stapelrecht und wird zu wichtigen Handelsstadt. Die Stadt entwickelt sich aber auch zum kulturellen Zentrum. Walther von der Vogelweide hält sich am Hof auf. Bis zum 15. Jahrhundert wird Wien eine der größten europäischen Städte. 1360 beginnt der Bau des Stephansdomes und 1365 wird in Wien eine der ersten Universitäten Europas gegründet. Wien erlebte in der Folge schwere Zeiten. Die Pest wütete verheerend und die Türken belagerten die Stadt zweimal... allerdings brachten sie etwas nach Wien, was fortan geradezu zum Markenzeichen der Stadt werden sollte: den Kaffee!

Nach dem endgültige Rückzug der Türken (1683) ging es mit Wien wieder bergauf. Die Stadt wurde größer und 1704 wurde ein neuer Ringwall aufgeschüttet, an dessen Stelle heute der Gürtel liegt. Durch Barock und Rokoko wird Wien nachhaltend geprägt, sowohl was Kultur, Architektur als auch Lebensphilosophie betrifft. Napoleon wird bei Wien zum ersten Mal besiegt. In den Jahren 1814 und 1815 findet der "Wiener Kongreß" statt, auf dem die Siegerstaaten über die Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen beraten. 1848 beginnt die k&k Monarchie, der erst 18-jährige Franz Josef besteigt den Thron und heiratet alsbald die schöne bayrische Fürstentochter Elisabeth, die zu ihrer Zeit liebevoll Kaiserin Sisi, in der bekannten Antel-Verfilmung mit Romy Schneider fälschlich „Sissy“ genannt wurde. Mit der beginnenden Industrialisierung erlebt Wien einen Bauboom, die alte Stadtmauer wird 1857 eingerissen und an deren Stelle entsteht die Ringstraße mit monumentalen Prachtgebäuden im klassizistischen Stil. Die Wiener Oper wird gebaut. 1873 findet die Weltausstellung in Wien statt. Im Prater wird das Riesenrad errichtet.

Die Jahrhundertwende bringt eine neue Blüte der Kultur und Wissenschaft. Zu nennen seien nur Johann Strauß, Klimt, Schiele, Schnitzler, Sigmund Freud begründet die Psychoanalyse. Nach tragischen Morden und Selbstmorden in der kaiserlichen Familie und wachsenden wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Schwierigkeiten – Österreich ist ein Vielvölkerstaat – bricht der 1. Weltkrieg aus- Österreich-Ungarn zerfällt wird in mehrere „neue“ Staaten aufgeteilt, wodurch Wien nur die Hauptstadt einer verbleibenden Alpenrepublik wird. Dem damaligen Österreich gab niemand eine wirkliche Chance, weil es sozusagen aus Ländern bestand, die niemand wollte. Erst langsam erholt sich der neue Staat.

In Wien erblüht die Sozialdemokratie, zahlreiche Ideen zur Verbesserung der Lebenssituation des Arbeitervolkes werden verwirklicht. Doch die Weltwirtschaftskrise führt zu Unruhen. Es kommt zum Bürgerkrieg zwischen Sozialisten und Bürgerlichen. 1938 besetzt die deutsche Armee Österreich. Hitler fährt im offenen Wagen in Wien ein, spricht auf dem Heldenplatz und lässt sich auf dem Balkon des Hotels Imperial zujubeln. 1939 beginnt der 2. Weltkrieg.

Nach Kriegsende 1945 beginnt unter der Besatzung aller 4 Siegermächte der grandiose Wiederaufbau der schwer beschädigten Stadt. 1955 verlassen die Alliierten Österreich und in Wien und ganz Österreich geht es wirtschaftlich bergauf. Es entwickelt sich auch im kulturellen Bereich wieder neue Strömungen, die in Wien begründet werden, zu nennen seien nur Arik Brauer, Friedensreich Hundertwasser oder Prof. Ernst Fuchs. Die UNO errichtet 1979 einen ihrer 3 weltweiten Sitze in Wien, die UNO-City am nordöstlichen Donauufer. 1989 fällt der Eiserne Vorhang. Wien wird wieder zur Drehscheibe zwischen Ost und West.

Heute leben in Wien (Status 1999) 1,6 Millionen Menschen und wird daher auch spöttisch als „Wasserkopf“ Österreichs bezeichnet, dessen Gesamtbevölkerung etwa 7 Millionen umfasst. Wien, die Stadt an der Donau, die vor ihrer Regulierung so manches zerstörerische Hochwasser geführt hat, hat ein besonderes Flair zwischen Modernität in allen eine Weltstadt auszeichnenden Bereichen wie Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft und Ökologie, sowie den charmanten Stil vergangener Tage... umrundet man die Ringstraße möchte man in manchen Momenten glauben, einen Ausflug an die Jahrhundertwende zu machen. Wandert man die Kärntner Straße Richtung Stephansplatz bis zum Graben mit seiner Pestsäule, möchte man sich ins dunkle Mittelalter zurückversetzt fühlen. Besucht man die alten Plätze des römischen Vindobona am Hohen Markt, möchte man glauben, die Soldaten und ihr hartes Leben, das sie im als wärmegewohnte Italiener im kühlen Norden erlebten zu spüren. Aber auch die neuen Lebensräume am Rande der Stadt bieten ihren besonderen Lebensstil: Die Südstadt, die sich ins Wiener Becken erstreckt und so manche „noble Gegend“ umfasst; Der Wienerwald mit seinen heimeligen Grüngebieten; Der Norden mit seinen vielen Heurigen, die manchen Gast anlocken; und nicht zuletzt der Osten, in dem ich lebe, eine „neue“ Gegend Wiens, die von Bewohnern der traditionellen Lebensbereiche Wiens oft noch als „Transdanubien“ bespöttelt wird, wo aber – jedenfalls unserer Meinung nach - das Leben herrlich ruhig und friedlich ist und durch die gute Verkehrsanbindung die Nähe zur Großstadt ein idealer Kompromiss zwischen Urbanität und Landleben ist.

Das war also der erste Teil meines Wien-Specials. Dieser Text, sowie weitere Texte dieser Serie, ist auch auf meiner Homepage mit der Adresse www.tapler.at nachzulesen.

Danke fürs Zulesen!
Eure schnuppi



----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-25 12:51:14 mit dem Titel Wien, Wien, nur Du allein... (Teil 2)

Diesmal gehts um den 1. Bezirk

Wie Ihr schon im ersten Teil unseres Wien-Specials gelesen habt, ist der 1. Bezirk der Kern vom heutigen wie vom alten Wien. Früher zog sich um diesen Bezirk eine Stadtmauer, die im 19. Jahrhundert abgerissen wurde und an deren Stelle die heute weltberühmte Ringstraße erbaut wurde. Entlang dieser Straße finden sich viele berühmte Sehenswürdigkeiten, die hier nicht alle aufgezählt und beschrieben werden können. Kurz erwähnt seien nur die Oper, die Hofburg, das Parlament, das Burgtheater (s. Bild), das Rathaus, die Universität, die Börse, die beiden großen Museen mit der Statue von Kaiserin Maria Theresia... *lufthol*... es ist wirklich schwer, sich für einen kurzen Artikel für etwas zu entscheiden...

DAS Wahrzeichen von Wien schlechthin ist der Stephansdom, der in der Mitte des Bezirks, daher auch in der Mitte der Stadt selbst liegt. Er ist für viele Besucher, aber auch Bewohner der Stadt DER Treffpunkt, DAS Zentrum zum Start - egal wohin – für einen Tag in der City. Geht man hinunter, durch die Rotenturmstraße, kommt man zum Schwedenplatz, wandert man hinauf, die berühmte Kärntnerstraße mit den vielen noblem, aber auch „normalen“ Geschäften entlang, so trifft man nach einer Weile auf den Karlsplatz und auch auf die Oper. Geht man aber vom Haupttor des Domes geradeaus über den Graben, so gelangt man zu einer Reihe von verwinkelten Gassen, die manchen Autofahrer verzweifeln lassen, der es wagt, sich ins Zentrum der Stadt vorzuwagen. Überhaupt ist man im 1. Bezirk besser mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, denn abgesehen von den vielen Einbahnen, zeitlich variierenden Fahrverboten und Beschränkungen wegen Fußgängerzonen, ist es auch geradezu ein Abenteuer, in dieser Gegend einen Parkplatz finden zu wollen.

2 Dinge – denn ein ausführlicher Rundgang durch den 1. Bezirk ist hier sicher nicht möglich – möchte ich noch erwähnen: Zum einen die Universität, die mich viele Jahre lang als Besucher und Benutzer genossen hat, die als die älteste deutschsprachige Universität gilt (gegründet 1365). Die „Alma Mater Rudolfina“ liegt am Ring und sozusagen „hinter ihr“, nämlich stadtauswärts, schließt das Studentenviertel mit seinem besonderem Charme an. Die ganze Gegend ist also mit dem Geist des Wissens und der Bildung durchtränkt ;-) Ich hoffe für alle, die in Wien studieren, dass sich diese gute Luft positiv auswirkt!

Eine andere – man kann schon fast sagen – Institution Wiens ist das weltberühmte Hotel Sacher. Ein Haus alten Stils, aus dem die ebenfalls weltbekannte Sachertorte stammt, eine kleine Schokoladentorte, die ursprünglich zu Ehren des Fürsten Metternich erfunden wurde, heute ein beliebtes Gustostückerl und Mitbringsel aus Wien ist. Am besten schmeckt zur Sachertorte eine Portion Schlagobers und ... eine Melange! Davon gibt es ja allein 8 verschiedene Variationen, wie viele Spielarten von „Kaffee“ man in Wien tatsächlich kennt, weiß ich leider selbst nicht ;-)))

So, das war ein kleiner Blick in die „Innere Stadt“, dem 1. Bezirk Wiens. Beim nächsten Mal geht’s in die Bezirke zwischen Ringstraße und Gürtel!

Danke fürs Zulesen!
Eure schnuppi

16 Bewertungen, 2 Kommentare

  • political

    27.04.2002, 11:00 Uhr von political
    Bewertung: sehr hilfreich

    Tja, Wien ist wirklich sehr schön! Der Uni sieht man ihr Alter leider etwas zu sehr an, davon überzeuge ich mich jeden Tag aufs Neue! lg chris

  • wilma

    23.04.2002, 10:17 Uhr von wilma
    Bewertung: sehr hilfreich

    Genauso gut, wie der erste Teil. Freu mich schon auf die weiteren.