Gothika (VHS) Testbericht

Gothika-vhs-thriller
ab 10,15
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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

5 Sterne
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Erfahrungsbericht von jacktyper

Logik wird überschätzt

Pro:

Exzellente Aufnahmen / Imposanter Soundtrack / Sehr gute Regiearbeit / Perfekte darstellerische Leistungen

Kontra:

Mehrmaliger Verlust der Logik / Enttäuschendes Ende ohne realistische Auflösung

Empfehlung:

Ja

"Ich werde jede Nacht heimgesucht und sexuell missbraucht."

Verängstigt, aber entschlossen sieht Chloe Miranda tief in die Augen.

"Sie werden denken, ich spreche von meinem Stiefvater..." - "Gut, reden wir über Ihren Stiefvater!" - "Nein, reden wir über den Teufel."



Es ist der alltägliche Wahnsinn, mit dem Dr. Miranda Grey jeden Tag konfrontiert wird. Als Gefängnispsychiaterin hört sie sich die Gedanken der Inhaftierten an, und findet für alles noch so schier Unmögliche eine logische Erklärung.

Nachdem Miranda eines Abends auf dem Heimweg eine Umleitung fahren muss, sieht sie vor sich auf der Straße plötzlich ein Mädchen stehen. Das Steuer verreißend, lenkt sie den Wagen gegen einen Baum. Vom kurzen Schock schnell erholt, nähert sie sich der jungen Frau und bietet ihr Hilfe an, bis diese urplötzlich in Flammen aufgeht...

Miranda öffnet die Augen und bemerkt, dass sie in einer der Zellen ihrer eigenen Einrichtung liegt. Lauthals macht sie auf sich aufmerksam, ihre Kollegen versuchen sie zu beruhigen und die Worte des freundlichen Arztes Pete lassen ihr einen Schauer über den Rücken laufen, lassen sie beginnen zu zweifeln, lassen ihr gesamtes Leben aus den Bahnen gleiten...

"Dein Mann ist tot. Du warst es."



"Gothika" - halb Horrortrhiller, halb Mysterypsycho erzählt die Geschichte einer jungen Ärztin, die mit der völligen Gegenwelt ihres Daseins konfrontiert wird. Als stets rational denkender Mensch glaubt sie nicht an Geister, Verschwörungen oder Übernatürliches. Doch ist der Vorwurf, sie habe ihren Mann brutal ermordet und zerstückelt, tatsächlich wahr? Selbst, wenn sie unter stärkster Verdrängung leiden würde, welches Motiv hätte sie?

Miranda versucht sich zu erinnern, wird von Visionen geplagt und gibt alles, herauszufinden, wer der wirkliche Mörder ihres Ehemannes Doug ist - oder warum sie dieses fürchterliche Verbrechen begangen haben sollte.

Immer mehr lässt sie sich dabei auf die offenbar geistig verwirrte Chloe ein, die sie aus ihren gemeinsamen Sitzungen bestens kennt. Auf erschreckende Weise begreift Miranda, wie hart die Gegenseite sein kann. Niemand, der ihr glaubt; niemand, der sie nicht für verrückt hält. Und Chloe zeigt ihr das schonungslos auf.





"Gothika" weiß durch die Schaffung einer gruseligen Atmosphäre zu überzeugen. Der Zuschauer sieht enge, wenig ausgeleuchtete Klinikgänge, prasselnden Regen bei Nacht und hört den leisen Atem von Miranda in völliger Stille. Geniale Aufnahmen aus gewöhnungsbedürftigen, aber fesselnden Perspektiven und schnelle Kameraschwenks mit Ausnutzung technisch modernster Möglichkeiten beleben den Film. Durch die perfekte Symbiose von Blickwinkel und imposantem Soundtrack schafft Regisseur Mathieu Kassovitz ("Die purpurnen Flüsse") stets aufs Neue einzigartige Gruseleffekte.



Schlag auf Schlag erstarrt der Zuschauer, doch leider zu oft durch filmerische Glanzleistungen als durch die mysteriöse Story. Beginnt der Streifen doch äußerst verheißungsvoll, mit einer scheinbar sehr interessanten Idee, so lässt vor allem auch die Spannung schnell nach.

Besonders gravierend ist der mehrmalige Verlust der Logik.

So plagen Miranda düstere Visionen, die im Grunde völlig überflüssig sind. Die moderne Klinik mit elektronisch versiegelten Zellen bietet wenige Meter weiter auch dreckige, unhygienische "Löcher" und Miranda begegnet dem Geist eines toten Mädchens, welches sie um Hilfe bittet, jedoch in der nächsten Szene fast umbringt. Dies als "Aufwecken" oder "Aufrütteln" zu sehen, um die rationale Ärztin vom Übernatürlichen zu überzeugen, ist absolut überzogen.



Weiterhin wurde "Gothika" ein leicht religiöser Touch verliehen, der allerdings nicht weit genug ausgeführt wird, viel zu sehr an der Oberfläche haften bleibt und somit Unverständnis zum Ende des Films hervorruft.



Wiederrum zu überzeugen weiß der Film mit perfekten darstellerischen Leistungen. Halle Berry, die sonst aus völlig anderen Genres bekannt ist ("James Bond: Stirb an einem anderen Tag", "Cat Woman", "Monsters Ball"), vermag es, den Zuschauer in den Bann zu ziehen und wirkt ebenso authentisch wie die mutige, auf den ersten Blick verrückt erscheinende, aber doch intelligent anmutende Chloe, welche von Penélope Cruz ("Vanilla Sky", "Corellis Mandoline") gespielt wird. Doch der Charakter der Chloe hätte weit besser ausgebaut werden können, legt sich der Fokus doch enorm stark auf die Hauptrolle Miranda Grey.

Robert Downey Jr. als mitfühlender Arzt und Charles Dutton als Ehemann mit zweitem Gesicht spielen ihre Rollen intensiv, doch sind als Randfiguren eher unauffällig in das Geschehen eingebunden.



Am Ende des Films bleiben viele Fragen offen, es entsteht ein konfuses Finale mit alles in allem enttäuschenden Schlussszenen. Der gewollte "Reißer" am Ende ist als Schock-Moment nicht tauglich, sondern wirkt harmlos, spröde und ist in gewissem Maße vorhersehbar.



Im Großen und Ganzen ein Werk, das leider unter seinen Möglichkeiten bleibt...



++++

Fazit:

++++



"Gothika" ist als reiner Gruselfilm sicherlich tauglich und durch die Machart des Films äußerst ansehnlich. Mathieu Kassovitz bewies erneut Talent mit vielen filmischen Glanzperlen. Neben passenden, mysteriösen Klängen und der Musik von John Ottman verwendete er die Stille häufig als perfektes Stilmittel, das mehr Angst verbreitet als so mancher schrille Ton und dem Streifen die nötige Suspense verleiht. Diese sehr gute Regiearbeit sowie mehr als annehmbare schauspielerische Leistungen lassen auch darüber hinwegsehen, dass einige Male das Mikrofon am oberen Bildrand zu sehen ist.



Wahre Tiefgründigkeit und realistische Logik lässt der Film leider vermissen. Dass das gewollt ist (Miranda Grey kommt im Showdown zur Erkenntnis: "Logik wird überschätzt"), wäre nicht nachvollziehbar.



So ist mit "Gothika" ein Film mit Schockmomenten und einer noch nicht in dutzendfacher Ausführung dagewesenen Story, jedoch mit leichten Mängeln hinsichtlich der Logik, über die man als zufriedengestellt wollender Zuschauer krampfhaft hinwegsehen muss, entstanden.







"Gothika" ist derzeit auf DVD und vereinzelt VHS zu kaufen oder zu leihen und auf PremiereFilm zu sehen.









"Gothika"

USA 2003

D: Halle Berry, Penélope Cruz, Robert Downey Jr., Charles Dutton

R: Mathieu Kassovitz

FSK 16

95 Min.

16 Bewertungen, 8 Kommentare

  • morla

    18.10.2005, 17:00 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • nele83

    18.10.2005, 10:37 Uhr von nele83
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, toller Bericht.

  • SelectorBaghira

    17.10.2005, 21:02 Uhr von SelectorBaghira
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh! LG Baghira

  • Rym2210

    17.10.2005, 20:40 Uhr von Rym2210
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH :-))

  • mtsubzero

    17.10.2005, 20:27 Uhr von mtsubzero
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • henna82

    17.10.2005, 20:15 Uhr von henna82
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, greetz henna82!

  • der_Baer

    17.10.2005, 20:15 Uhr von der_Baer
    Bewertung: sehr hilfreich

    liest sich sehr interessant

  • sushini

    17.10.2005, 19:12 Uhr von sushini
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse bericht, schönen montag wünsch ich dir.