Granada Testbericht

ab 62,78
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Erfahrungsbericht von rispetto

Alhambra im Regen und der Albaicín

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Als wir Granada erreichen, ist allen im Auto anzumerken, das uns diese Stadt nicht sonderlich gefällt. Durch triste Vorortstraßen mit hässlichen Betonbauten nähern wir uns dem Stadtzentrum. Zu allem Überfluss regnet es auch noch in Strömen, das hebt die Stimmung auch nicht unbedingt.
So haben wir uns das nicht vorgestellt!

Aber wir haben ja viel gelesen über die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, und werden uns sicher nicht durch erste Eindrücke die Laune verderben lassen.
Wir haben für Granada nur 3 Tage Zeit, und wollen uns deshalb auf zwei interessante Ziele konzentrieren: Die Alhambra und der Albaicín.

Hier in Granada spielte und spielt der Islam eine bedeutende Rolle
Das wohl bekannteste und schönste Bauwerk in Granada ist sicherlich die Alhambra, die besterhaltenste Burg der islamischen Welt.
Über 2 Millionen Besucher kommen pro Jahr. Bei schönem Wetter kann der Besuch zu einer ziemlichen Folter werden, man wird durch die einzelnen Paläste geschoben, und bekommt sicherlich viel zu wenig von den Schönheiten der Alhambra mit.

Da haben wir aber Glück! Jetzt, im strömenden Regen ist es hier viel ruhiger und man hat Muße, die in weißen Marmor gemeißelten Blumen, Blätter und Sterne der einzelnen Gebäude in aller Ruhe zu betrachten. Die Wege zwischen den Teilen der Burg sind gesäumt von Lorbeer, Jasmin und Apfelsinenbäumen. Die schönen Wasserfontänen hätten wir bei diesem Wetter allerdings nicht wirklich gebraucht.
Man kann sich jetzt Zeit lassen und so kann man sich den vielen geschichtlichen Details dieses einmaligen Gebäudes mit seinen Palästen in aller Ruhe widmen. Jetzt sind wir doch schon richtig dankbar für den Regen! Bei Temperaturen um 20 Grad stört er auch nicht so sehr.

Hinweis
Die Alhambra ist das touristische Ziel in Granada, man sollte, wenn irgend möglich schon ½ Stunde vor der regulären Öffnungszeit um 9 Uhr dort sein.
Übermäßig langes Warten kann so vielleicht noch umgangen werden. Will man ohne Hetze den gesamten Komplex besichtigen, sollte man einen Tag einplanen.
Bei unserem Besuch kamen wir zügig voran, bei schönem Wetter muss mit erheblichen Verzögerungen an bestimmten Stellen gerechnet werden.

Gegenüber, auf dem Zwillingshügel der Alhambra liegt der Albaicín. Es ist das Herz der Altstadt. Die engen Gassen und verwunschenen Plätze erinnern ein bisschen an eine arabische Medina. Die orientalischen Strukturen wirken fremd und doch irgendwie einladend. 1994 wurde der Albaicín zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.

Dieses älteste Viertel von Granada ist ein Labyrinth ohne Wegweiser und Hauptwege, man muss aufs Geratewohl losgehen und dabei seine eigenen Entdeckungen machen. Man landet aber immer wieder auf dem zentralen Platz, der Plaza Larga. Hier kommt man sich wie in einem Dorf vor, vergessen sind die hässlichen Vororte Granadas. Zu entdecken gibt es hier viel, man hat hier nicht das Gefühl in Spanien zu sein. Die meist jüngeren Leute stammen aus Marokko. Der mauretanische und islamische Einfluss wird überall deutlich.

Der Islam ist in Granada, der alten Maurenstadt, überall präsent. Teestuben, Gebetshäuser und arabische Läden bestimmen in vielen Stadteilen das Bild. Neben Tausenden von Immigranten gibt es jetzt auch viele Spanier, die zum Islam übertreten und sie nehmen die muslimischen Gesetze sehr ernst.
Die Stadt verändert sich und das macht einen Besuch in Granada vielleicht so spannend.
Nach über 500 Jahren verliert Europa die Maurenstadt wieder an den Islam.
Die Uhren gehen hier jetzt wieder anders und der Besucher kann sich dem nicht verschließen.

Ist man wie wir zur richtigen Zeit am richtigen Platz, nämlich der Aussichtsterrasse der Kirche San Nicolas, kann man den unvergesslichen Sonnenuntergang mit Blick auf die Alhambra miterleben. „Ein Anblick, von dem sich Menschen aus dem Norden keine Vorstellung machen können“ schrieb der Reisende Theophile Gautier.
Wir können es bestätigen, das Wetter spielte mit und so war es ein einmaliges Erlebnis!

Abrunden kann man solch einen erlebnisreichen Tag am besten mit einem Besuch in einer der zahllosen Tapasbars. Eine Kleinigkeit essen, dazu einen guten Sherry. Und den Tag angenehm ausklingen lassen.

Wenn am nächsten Tag noch Zeit bleibt, sollte man unbedingt noch einen Besuch im Museo García Lorca am südwestlichen Stadtrand von Granada machen. Hier erfährt man viel interessantes über das Leben des großen andalusischen Dichters Federico García Lorca. Ein Besuch, der sich unbedingt lohnt.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 – 15 Uhr

Granada ist eine Provinz, wird aber meistens auf die Stadt reduziert. Ausflüge in die nähere Umgebung haben aber durchaus auch ihren Reiz. Eine Fahrt in die Bergwelt der Alpujarras mit seinen kleinen Dörfern bietet sich bei einem Besuch der Stadt an. Im Hintergrund hat man dann immer die massiven, schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Bei gutem Wetter sicher ein imposanter Anblick.
Bei unserer Weiterfahrt regnete es allerdings schon wieder und so war davon nichts zu sehen.
Bis denne,
rispetto


©Rispetto auch gepostet bei Ciao

40 Bewertungen, 3 Kommentare

  • silke-silke

    23.02.2002, 12:52 Uhr von silke-silke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr interessant. Gruß von Silke

  • anonym

    20.02.2002, 01:16 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse Bericht, wie immer

  • campino

    16.02.2002, 19:25 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das hast Du wirklich schön beschrieben. Der Mann meiner Schwester stammt aus Granada, deshalb kann ich einiges nachvollziehen. Gruß, Andrea