Grand Canyon Testbericht

Meine Worte als ich den Grand Canyon das erste Mal sah? Nichts ... man ist sprachlos!
Für all jene die schon einmal diese "große Schlucht" mit eigenen Augen sehen durften - lest den Bericht und frischt Eure Träume auf; für all die anderen versuche ich meine Eindrücke so gut es geht wiederzugeben ...

Auf meiner Amerika-Reise im September 1998 durch 4 Bundesstaaten der USA, durfte natürlich ein Besuch im National-Park (NP) Grand Canyon nicht fehlen.


1) Allgemeines
2) Eindrücke / Erlebnisse
3) Tipps



_____ ALLGEMEINES _____

Kaum zu glauben, was der Fluss Colorado hier geformt hat.
Der Colorado, welcher über 2.300 km durch den süd-westlichen Teil von Nordamerika fließt bis er schließlich am mächtigen Hoover-Staudamm (Nähe Las Vegas) aufgestaut wird, formte in Millionen von Jahren diese - wörtlich übersetzt "große Schlucht" - den Grand Canyon.
Das eigentliche Gebiet "Grand Canyon National-Park (NP)", von dem dieser Bericht handelt umfasst heute knapp 5.000 Quadratkilometer und liegt im Bundesstaat Arizona / USA.
Der Grand Canyon NP kann per Auto entweder vom Süden (Ort Williams bzw. Flagstaff / Route 66) oder vom Norden (Jacob Lake über das North Rim) erreicht werden.
Wir (6 Personen) wählten den Zugang vom Süden, da im Süden Grand Canyon Village liegt und dort auch mehr geboten wird als im Norden des Canyons.

Ich will Dich gar nicht weiter mit Daten und Fakten "langweilen" sondern sofort versuchen Dir etwas von meinen Eindrücken und Erfahrungen zu übermitteln ...



_____ EINDRÜCKE / ERLEBNISSE _____

Was stellt man sich vor beim Grand Canyon ... jeder hat schon davon gehört, gesehen, Berichte gelesen, Bilder und Dokumentationen betrachtet ... doch eins ist sicher - nichts kann einem den Eindruck annähernd vermitteln, den man hat wenn man selbst am Rande des Abgrundes stehst...

Vom Ort Williams (der auf der historischen Route 66 liegt), fährt man ca. 80km auf einem Freeway in den Norden bis man nach Grand Canyon Village (2091m) kommt - ein kleiner Ort ca. 10km vor dem eigentlichen Grand Canyon in dem sich der Besucher erst einmal über das Bevorstehende informieren kann.
Vorher muss man natürlich das Eintrittsgeld - in unserem Fall ca. 10 US-Dollar (pro Auto) - berappen, dass für mehrere Tage Aufenthalt im Nationalpark gilt.
Weiters kann man sich hier mit kühlen Drinks und Pizzas (o.a.) stärken, Hotels mieten, ein IMAX-Kino besuchen uvm.
Wir stiefelten also erstmal in das Visitor Center und schmökerten etwas herum, sahen uns erste Bilder an und informierten uns über besonders sehenswerte Punkte im National-Park.
Weiters beschlossen wir uns einen Film im IMAX-Kino anzusehen - unter anderem waren dort mehrere Flüge über den Canyon zu sehen, die bei diesen riesigen Kinos bombastisch wirkten.

Nach weiteren 10km Autofahrt kommt man an ein Straßenstück, dass einige Kilometer nur wenige Meter entfernt vom Canyon entlang läuft und schließlich wieder nach Grand Canyon Village zurückführt.
Steigt man an diesem Stück aus und geht noch 30m durch ein lichtes Waldstück, steht man plötzlich direkt an der Kante und blickt fast 2.000 Meter in den Abgrund.
Die Schlucht geht fast senkrecht über 800 Meter in die Tiefe zu einem riesigen Plato, bis es nochmals 800 Meter bis zum Fluss Colorado hinabgeht - als wir uns von oben noch einen Punkt ausgemacht hatten, zu dem wir gehen wollten glaubte noch keiner dass dies ein Marsch von gut 20 km und knapp 100 Höhenmetern gewesen wäre - dennoch waren einige hundert Meter Abstieg ein überragendes Erlebnis, je weiter man hinabsteigt desto mehr wird einem die Dimension und Größe des Grabens bewusst.

Toller Abschluss dieses Tages war eine Nacht am Campingplatz direkt am Grand Canyon, mit Grillerei zwischen Hirschen und Eichhörnchen.



_____ TIPPS _____

Route 66 / Williams:
Ein echt sehenswerter, netter, kleiner Ort direkt auf der historischen Route 66. Der ideale Startpunkt für den Grand Canyon. Man kann sich dort am Vortag noch stärken und in tollen Indianer-shops (aber auch Ramschläden) schmökern, um am nächsten Tag frühmorgens aufzubrechen.

Besichtigung per Helikopter:
Viele schwärmen von einem Helikopterflug über den Canyon, andere wurden enttäuscht.
Da ein solcher Flug ziemlich teuer ist (mit 700 ATS / 100 DM muss man schon rechnen), und nebenbei schnell vorbei empfehle ich stattdessen einen Besuch im IMAX-Kino (Visitor Center) - die Eindrücke sind spitze, ein "Flug" ist auch dabei und man kann das Geld anderweitig sinnvoller ausgeben.

Besichtigung zu Fuß / per Maultier:
Es führen 2 Trials (einer davon ist der Bright-Angel-Trial) hinab bis zum Colorado und auf der anderen Seite wieder hinauf.
Wer die nötige Zeit (2-3 Tage) und Kondition (knapp 2.000 Höhenmeter hinab und wieder hinauf) hat, sollte sich einen solchen Trip durch den Grand Canyon mit Nächtigung im Zelt oder Blockhütte gönnen. Für einen solchen Trip fehlte uns leider die Zeit (und Kondition? ;-), aber von Bekannten weis ich von dieser Tour die übersäht ist mit roten Felsen, Farne, Tiere, Wasserfälle, Hängebrücken, Sonnenuntergänge und traumhafte Eindrücke.
Selbst wenn man nur wenige hundert Höhenmeter hinabsteigt (kein Klettern) bekommt man einen gänzlich anderen Eindruck wie bei einer Besichtigung "nur" von oben - doch Vorsicht: Canyon, Entfernungen und Hitze nicht unterschätzen.
Das ganze kann natürlich auch per Maultier geschehen - von einem (ich denke ungemütlichen) Ritt auf einem stinkendem Esel würde ich persönlich jedoch abraten.

Campen am Canyon:
Wenn Du nicht absolut gegen Zelten bist, solltest Du dir eine Nacht am Grand Canyon Campingplatz genehmigen.
Vier von uns zahlten insgesamt nur 12 US-Dollar für einen riesigen Campingplatz mit eigenem Griller, Toiletten- und Waschmöglichkeiten, wo wir zwischen Chipmongs (Eichhörnchen) und hirschähnlichen Tierarten speisten und schliefen.
ps. Die zwei anderen zogen ein Hotel vor und blätterten knapp 100 US-Dollar hin für eine Nacht in Grand Canyon Village (der nächste Ort liegt wie gesagt etwa 80km entfernt - und das wird hier ausgenützt)

Kleidung:
Es fällt nicht besonders auf aber man befindet sich auf über 2.000 Meter Höhe, auch wenn man scheinbar auf ebener Strecke an den Canyon fährt - tagsüber kann es enorm heiß werden und nachts empfindlich kalt - also kleidungsmäßig entsprechend einstellen.
Auch Schneefall kann leicht vorkommen - je nach Jahreszeit einplanen.

Visitor Center (allgemein):
Sollte in jedem National-Park besucht werden, da man hier enorm viel Informationen über den jeweiligen Park findet - man kann sich hier (wenn nicht schon im Vorfeld geklärt) die sehenswertesten Punkte rauspicken, die man auf keinen Fall versäumen möchte da man in einem Tag meist keine Chance hat alles von einem Park zu sehen.
Auch können hier Mitbringsel, Postkarten oder Unterlagen gekauft werden die ein schönes Andenken an die meist tollen NP sind.

National-Park-Eintrittskarte (allgemein):
Bei fast allen National-Parks müssen (zwar kaum nennenswerte Beträge aber doch) Eintrittsgelder (ca. 10-15 US-Dollar pro Auto) bezahlt werden. Etwa ab dem 5. NP rentiert sich eine "Sammel-Eintrittskarte" die etwa 50-60 US-Dollar kostet, die dann für jeden NP gilt (einige Wochen oder Monate) - wenn Du also vorhast, gleich mehrere NP zu besichtigen solltest Du gleich beim ersten Eintritt um eine solche Karte fragen.


Zusammenfassend kann man sagen, dass der Grand Canyon National Park sicherlich zu den schönsten und bekanntesten NP gehört und auf keiner USA-Reise fehlen sollte. Mein persönlicher Tipp - diesen Park möglichst naturbezogen zu erleben; dh. nicht nur mit dem Auto hinfahren, hinabschauen und wieder weiter ...

Die große Schlucht hat Millionen von Jahren gebraucht bis sie zu dem geworden ist was sie heute ist - gönn ihr etwas von Deiner Zeit - Du wirst es nicht bereuen!



ciao MOFFt

ps. da ich auf meinen Reisen noch viele andere tolle Plätze gefunden habe, wird dies sicherlich nicht mein letzter Bericht sein ... also to be continued ...