Die purpurnen Flüsse (Taschenbuch) / Jean-Christophe Grange Testbericht

Die purpurnen Flüsse – Jean-Christophe Grangé


Eindringlich und mitreißend.



Einführung:

Die purpurnen Flüsse – für Fans des Thriller oder Horror Genres wird dieser Titel sicherlich ein Begriff sein. Vermutlicherweise zuerst als Titel eines Films. Am Anfang war allerdings das schriftstellerische Werk. Autor ist ein gewisser Jean-Christophe Grangé. Da ich kein Freund dieses Genres bin, jedenfalls im Falle meines Filmgeschmacks, hat dieser mich nicht sonderlich interessiert. Durch einen Freund wurde ich allerdings auf das Buch aufmerksam. Es sollte spannend sein, gut geschrieben, anspruchsvoll. Also mit all den Eigenschaften die ich bevorzuge. Also lieh er mir das Buch aus und nun möchte ich euch darüber berichten.



Story:

In der kleinen Universitätsstadt Gernon bei Grenoble wird die grausam zugerichtete Leiche des Bibliothekars Rémy Callois entdeckt. Der ermittelnde Kommissar glaubt zunächst an einen Ritualmord, bis ganz in der Nähe ein weiterer Toter gefunden wird: der Krankenpfleger Philippe Sertys. Gezielt gelegte Spuren haben die Polizei zu ihm geführt...
Zur gleichen Zeit versucht ein Inspektor in einem französischen Provinznest, das rätselhafte Verschwinden eines zehnjährigen Schülers aufzuklären. Als sich herausstellt, dass beide Kriminalfälle im Zusammenhang stehen, beginnt eine Fieberhafte Spurensuche. Bald ist klar, dass die zwei Toten keineswegs unschuldige Opfer waren, und die ´purpurnen Flüsse´ erweisen sich als Chiffre für ein furchtbares Verbrechen …



Autor:


Jean-Christophe Grange, 1961 in Paris geboren, arbeitet als freier Journalist für "Paris-Match", "Gala", "Sunday Times", "Observer", "El Pais", "Spiegel" und "Stern". Seine abenteuerlichen Reportagen führten Grange zu den Eskimos, den Pygmäen, den Tuareg und in die Mongolei.



Schreibstil:

Der Schreibstil ist eindringlich, fesselnd... Es wird viel mit Metaphern, Symbolen, Bildersprache gehandelt... Die Augen lagen in ihrem Gesicht eingebettet wie Wasserrosen.
Karim hatte das Gefühl, sich in einer Schuhschachtel zu bewegen, auf die jemand getreten war.



Aufteilung:

Das Buch ist aufgeteilt in Kapiteln, weiterhin sind die einzelnen Sinnabschnitte nummeriert (Teil 1: Vorstellung Kommissar Niémans, Teil 2: Vorstellung Kommissar Karim Abdouf, Teil 3: weitere Details des Falles...etc.).



Leseprobe:

© Jean-Cristophe Grangé – Die purpurnen Flüsse :
[…]
S. 128
Rheims legte abrupt auf. Niémans verharrte minutenlang reglos, mit starrem Blick und ausgedörrter Kehle. In grellen Bildern blitzten die Gewaltakte der vergangenen Nacht noch einmal auf. Seine Nerven hatten ihn im Stich gelassen.
In einem Anfall blinder Wut hatte er den Mörder zusammengeschlagen, einer Wut, die ihn überschwemmt hatte, bis auf den Wunsch, den Feind, den er gepackt hielt, noch in derselben Sekunde zu vernichten.
Seit jeher hatte Pierre Niémans in einer Welt der Gewalt und Verkommenheit gelebt, die wild und grausam war; er fürchtete sich nicht vor der Gefahr. Im Gegenteil, er hatte sie immer gesucht, ihr geschmeichelt, um sich ihr besser stellen, sie besser beherrschen zu können. Doch mit der Beherrschung war es vorbei. Mit der Zeit hatte die Gewalt sich seiner bemächtigt, war tief in ihn eingedrungen, und er selbst war nur noch Schwäche, ein Abglanz. Und er hatte es nicht geschafft, seine Ängste zu besiegen: Irgendwo in einem Winkel seines Kopfes heulten immer noch die Hunde.
Auf einem zuckte er zusammen: Das Telefon läutete erneut. Es war Marc Costes, der Gerichtsmediziner – triumphierend...
[...]



Abschließende Meinung:

Es ist klar dass die Geschichte sehr grauenerregend, wahnsinnig brutal und grausam ist, allerdings hat man durch den eindringlichen Schreibstil und die bildhafte Sprache des Autors kaum Gelegenheit, das Buch aus der Hand legen zu können... atemlos verfolgt man die Geschichte mit, verabscheut den Kommissar Niémans, hat gleichzeitig Mitleid mit ihm, man fühlt mit den betreffenden Personen mit, ist erschüttert über so viel Grausamkeit die bei den Morden angewandt wurde, den Wettlauf mit der Zeit, das Aufdecken immer neuer Details... im Grunde weiß man überhaupt nicht, worum es geht oder woran man ist. Doch man kann nicht aufhören, weil man alles, aber wirklich alles wissen möchte – und auch, wie die Geschichte ausgeht...
Es ist ein unglaublich packender und rasanter Thriller – der Inhalt brisant. Die Geschichte besteht weiterhin aus 2 verschiedenen Handlungsfäden, die sich irgendwann intelligent miteinander verknüpfen, anfangs hätte man sich aber weiß Gott nicht vorstellen können, wie beide Stränge miteinander verknüpft werden könnten, bis sich die Details verdichten....
Die zwei skrupellosen Komissare Niémans und Abdouf sind so gut charakterisiert und sich gleichzeitig so ähnlich. Es scheint fast wie eine Psychostudie.
Die beschriebenen Morde (von denen es etliche im Buch gibt), werden bildlich so gut dargestellt und in allen Details, dass Menschen mit einer zu starken bildlichen Vorstellung hier voll auf ihre Kosten kommen – positiv oder negativ, muss der Leser entscheiden.
Ich fand die Schilderungen teilweise zu brutal – aber konnte dennoch nicht das Buch aus der Hand legen.....
Ich möchte auch gar nicht viel mehr erzählen, sonst verfliegt die Spannung. Nur noch so viel: Das Buch ist sehr, sehr lesenswert.
Tipp: erst das Buch lesen, dann den Film schauen!
So bewahrt man sich seine Phantasie.



Fazit:

Atmosphärisch, eindringlich, grandios.