Die purpurnen Flüsse (Taschenbuch) / Jean-Christophe Grange Testbericht

ab 7,39
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von BulmaZ

Wie das Licht bringen, wenn ich wandere in finsterem Tal?

4
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  Männer

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Europäische Thriller, die tatsächlich gut sind, gibt es ja leider nur wenige. Das wirklich gute kranke Zeug mit den sadistischen Serienkillern kommt immer noch aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Um diesem Klischee etwas entgegenzuwirken, habe ich mir vor einiger Zeit einen Roman zugelegt, der mir bis dato eigentlich nur aufgrund seiner Filmadaption etwas sagte. Erfahrungsgemäß sind Bücher sowieso immer besser als Filme, daher griff ich mir vor einigen Tagen diesen Roman:

Die purpurnen Flüsse – Jean Christophe Grangé

… Bezugsquelle & Preis …

Gekauft habe ich das Taschenbuch bei eBay zum Preis von 1,00 €.
Neu kostet das Buch 8,99 €.

… Eckdaten …

Titel: Die purpurnen Flüsse
Originaltitel: Les Rivières pourpres
Autor : Jean Christophe Grangé
Übersetzung : Barbara Schaden
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsjahr: 1998
Genre: Thriller
Seitenanzahl: 413 Seiten

… Jean Christophe Grangé …

Jean-Christophe Grangé (* 15. Juli 1961 in Paris) ist ein französischer Schriftsteller und freier Journalist.
Grangés Spezialität sind Thriller mit Gänsehautfaktor. Seine extremen Reportagen führten ihn immer wieder zu exotischen Schauplätzen in der Welt. Hier bildet sich sicher die Journalistenkarriere Grangés ab. Dabei begegnete er auch Mongolen, Eskimos, Pygmäen. Diese Erfahrungen sind ein Markenzeichen seiner Thriller. Die Morde in seinen Thrillern zeichnen sich durch extreme Grausamkeit aus, die jedoch durch eine Verbindung zum Motiv des Täters gekennzeichnet ist. Die Ermittler sind häufig selbst hochgradig neurotisch und in zwei Romanen sogar familiär mit den Tätern verknüpft.
Grangé schreibt für die Série Noire im französischen Fernsehen und für verschiedene internationale Zeitungen wie Der Spiegel und Sunday Times.

Quelle: www.wikipedia.de

… Die purpurnen Flüsse …

Als in einer Gletscherspalte die Leiche des Universitätsbibliothekars Rémy Caillois gefunden wird, ist das Entsetzen groß. Nicht nur, dass man den Mann vor seinem Tod gefoltert hat, man hat ihm auch Hände und Augen entfernt. Kommissar Pierre Nièmans tappt im Dunkeln, als eine zweite Leiche gefunden wird: Diesmal im Gletscher in Eis eingefroren. Auch ihm wurden Augen und Hände entfernt. Die einzige Verbindung zwischen den beiden Opfern scheint zu sein, dass sie vor ihrem Tod Scheusale waren und keineswegs die Gutmenschen, für die ihr Umfeld sie gehalten hat.

Zeitgleich wird der junge Polizist Karim Abdouf auf einen zunächst lapidar erscheinenden Einbruchsfall in einer Grundschule angesetzt. Gestohlen wurde außer zwei Jahrbüchern und einigen Fotos nichts. Interessant wird der Fall für Karim, als die Gruft eines der ehemaligen Schüler der Grundschule geschändet wird. Karim legt sich in die Spur, nicht wissend, welche Abgründe er aufdeckt…

… Eindrücke …

Liest man lediglich den Klappentext und hat vielleicht noch Ausschnitte des gleichnamigen Films mit dem hervorragenden Jean Reno vor Augen, mag sich einem vermutlich eine ganz andere Art von Geschichte in die eigenen Erwartungen schleichen, als man sie tatsächlich mit dem Roman bekommt. Deutlich wird dies bereits zu Beginn des Romans, der schwer an die unsäglich nüchternen Schwedenkrimis erinnert. Im Verlauf des Buches allerdings erfahren Plot und vor sich hin dümpelnde Spannung eine Kehrtwende, wie man sie sich bei einem Thriller nur wünschen kann. Denn „Die purpurnen Flüsse“ ist in der Tat anders als das, was man bisher vom Genre kennt und gewohnt ist.

Bei Grangés Thriller handelt es sich keineswegs um einen stinknormalen Serienkillerthriller, wie man sie zu Hauf in diversen Buchläden findet. Auch einen Thriller mit fanatisch religiösem Hintergrund darf und braucht man nicht zu erwarten. Grangé bietet viel mehr. Er bietet eine Mordserie, die so geschickt verübt wird, wie man es bisher sicher nur selten erlebt hat. Interessant ist dabei, dass besagte Morde dabei keineswegs im Fokus des Plots stehen. Nein, in Grangés Roman steht das im Vordergrund, was in einem Thriller doch eigentlich am Wichtigsten sein sollte: die Ermittlungsarbeit, das Zusammensetzen scheinbar unpassender Teilchen zu einem großen Ganzen. Dabei schafft der Autor es auf wahrhaft meisterliche Weise, Ermittler und Leser gleichermaßen mit jedem Fitzelchen Informationen einen winzigen Schritt weiter in Richtung Auflösung zu bringen. Zunehmend verschachtelt wird der Plot, immer undurchsichtiger, dabei aber stets spannend. Man fiebert mit, man überlegt, wie alles zusammenhängen könnte und findet doch keine Lösung. Im Prinzip ist dies doch das Einzig wirklich Essentielle, was man von einem solchen Roman erwarten mag. Dennoch findet man es in dem Genre viel zu selten. Daher dürfte man mit dem französischen Thriller wohl seine helle Freude haben.

Grangé schafft es, einen zunehmend umfangreicheren Plot so an den Leser zu bringen, dass dieser nicht die Übersicht verliert. Dies gelingt ihm aber nicht, indem er stets und ständig alles an Infos wiederholt. Vielmehr lässt er das bisher Herausgefundene auf subtile und fast kaum merkliche Weise immer wieder mit einfließen. So verliert man auch dann den Faden nicht, wenn man den Roman vielleicht einmal für längere Zeit beiseite gelegt hat. Hinzu kommt, dass der Plot nicht konstruiert wirkt und schon gar nicht zufällig. Zufälle gibt es in „Die purpurnen Flüsse“ keine. Zumindest solche nicht, die lächerlich zusammen geschustert wirken oder gar vollkommen aus der Luft gegriffen. So wirkt in der Folge auch das Ende und somit die Auflösung des gesamten Falles recht glaubhaft, wenn auch nicht unbedingt realistisch, was man hier aber wirklich problemlos verschmerzen kann.

Zu überzeugen weiß auch Jean Christophe Grangés Schreibstil.
Der ist zwar durchaus als durchschnittlich zu bezeichnen, weißt aber immer wieder einige Passagen auf, bei denen man sich als Fan der gepflegten Sprache entzückt die Augen reiben möchte. Immer wieder blitzen kleinere Meisterwerke der Formulierung auf, die dem gesamten Geschehen und der sich nach und aufbauenden Atmosphäre den letzten Schliff verleihen, wenn nicht sogar maßgeblich dazu beitragen. Dies bedeutet nicht, dass Grangé zuweilen hochtrabend daher kommt. Vielmehr vermag er die Atmosphäre mit wenigen Worten opulent einzufangen und auf den Leser zu transportieren. So kann man auch über kleinere Schnitzer hinwegsehen, die ganz offensichtlich auf das Kerbholz der Übersetzung gehen. Etwas verwundert dürfte man beispielsweise über den Fakt sein, dass Nièmans den jungen Lieutnant Abdouf duzt, dieser seinerseits den älteren Kollegen aber konsequent siezt. Möglicherweise ist dies in der französischen Polizeihierarchie so Usus – wer weiß das schon?

Etwas schwer dürfte der routinierte Thrillerleser sich am Anfang wohl mit den beiden Protagonisten tun – Pierre Nièmans und Karim Abdouf. Der Leser lernt Nièmans kennen, wie er gerade einen Fußball – Hooligan halb zu Tode prügelt, der einen Polizisten im Zuge eines Gerangels niedergestreckt hat. Soweit so gut. Dennoch fühlt es sich im Verlauf etwas zu dick aufgetragen an, wie extrem neurotisch Nièmans dargestellt wird. Dieser Fakt beißt sich auch ein wenig damit, dass alle Welt offenbar große Stücke auf den gealterten Kommissar hält. Bei Nièmans wirken die neurotischen Züge nicht sympathisch, wie sie es beispielsweise bei einem Wallander tun, sondern eher abschreckend. Lange Zeit kann man sich mit ihm nicht wirklich anfreunden, worunter in der Folge der Lesespaß zu Beginn des Romans ein wenig leidet. Noch etwas schlimmer verhält es sich mit dem jungen Polizisten Karim Abdouf. Dieser war vor seiner polizeilichen Laufbahn einer der ganz bösen Jungs. Karim hat Autos geklaut, gedealt, Leute aufgeschlagen und vieles mehr, eher er sich entschieden hat, dies von Berufswegen zu tun. Karim wirkt wie ein extrem kalter Hund, für den sein Job keine Berufung ist, sondern eher eine Legitimation für sein Handeln. Karim sagt von sich selbst, keine Gefühle zu kennen und das nimmt der Leser ihm bis zum Schluss ab. Denn Grangé erliegt nicht der Versuchung, doch noch einen weichen Kern zum Vorschein kommen zu lassen – denn den hat Karim Abdouf keineswegs. Zusammenfassend wäre also festzuhalten, dass sowohl Abdouf als auch Nièmans im ersten Drittel des Romans sehr unsympathisch daherkommen. Dies ändert sich erst mit der Zeit, die man wohl braucht, um sich an die beiden zu gewöhnen. Zugute muss man Grangé aber rückblickend halten, dass er nicht die typischen Charaktere in seinen Roman verfrachtet hat, die man aus eingangs erwähnten amerikanischen Romanen her kennt.

Unterm Strich ist „Die purpurnen Flüsse“ ein wirklich guter Thriller, den man als Genrefan gelesen haben sollte. Der Autor macht eigentlich alles richtig, auch, wenn man sich an vieles zunächst gewöhnen muss, weswegen der Roman zu Beginn etwas befremdlich und unorthodox wirkt. Nichtsdestotrotz kommt man nach einer gewissen Einlesezeit in das Geschehen und kann sich gefangen nehmen lassen von der subtilen Spannung, der intelligent gestrickten und sehr umfangreichen Story sowie der zuweilen ansprechenden Ausdrucksweise des Autors. Was will man also mehr? Abschließend gibt es also vier Sterne und eine Empfehlung.

51 Bewertungen, 16 Kommentare

  • bigmama

    20.04.2010, 15:32 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anett

  • Clarinetta2

    19.04.2010, 20:49 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    doch den thriller würde ich lesen

  • Maria90

    19.04.2010, 17:20 Uhr von Maria90
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr guter bericht. ich würde mich über ein paar gegenlesungen sehr freuen.

  • Striker1981

    19.04.2010, 16:50 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und Liebe Grüße vom STRIKER ;)

  • feliciano2009

    19.04.2010, 16:39 Uhr von feliciano2009
    Bewertung: besonders wertvoll

    Toller Bericht...leider gefaellt mir Grange s Schreibstil nicht besonders.Der Film jedoch war spannend aufbereitet.

  • morla

    19.04.2010, 14:43 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    wünsche dir einen guten wochenstart lg. petra

  • tina08

    19.04.2010, 13:03 Uhr von tina08
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße ... Tina

  • anonym

    19.04.2010, 11:49 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG, kids123

  • warismoney

    19.04.2010, 11:48 Uhr von warismoney
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut berichtet, hab dir ein SH verpasst und würde mich über Gegenlesungen freuen. lG, Domi

  • Cessie47

    19.04.2010, 10:59 Uhr von Cessie47
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter Bericht, liebe Grüße

  • rainbow90

    19.04.2010, 10:57 Uhr von rainbow90
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht. LG

  • sigrid9979

    19.04.2010, 10:54 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche einen schönen Montag

  • Iris1979

    19.04.2010, 10:33 Uhr von Iris1979
    Bewertung: besonders wertvoll

    Super Bericht. LG Iris

  • anonym

    19.04.2010, 10:12 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Sehr guta, hier mal nen BW umhäng, Saludos Negerle

  • Shirty1980

    19.04.2010, 10:11 Uhr von Shirty1980
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein wirklich toller Bericht. Ich freue mich über eine Gegenlesung von dir. LG Shirty1980

  • dertester159

    19.04.2010, 10:09 Uhr von dertester159
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller Bericht würde mich über gl freuen