Wader,Hannes H.Wader Singt Arbeiterlieder Testbericht

Wader-hannes-h-wader-singt-arbeiterlieder
ab 6,48
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 12/2006

5 Sterne
(2)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von LosGatos

Sänger, die mir wichtig waren (Teil 3)

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

SCHON SO LANG - 1962-1992


Meine Reihe „Sänger, die mir wichtig waren“ möchte ich heute mit einem Bericht über Hannes Wader und seine CD „Schon so lang – 1962 – 1992“ fortsetzen. Die CD umfasst somit Titel aus 30 Jahren Hannes Wader. Der Liedermacher Hannes Wader war ein früher Weggefährte Reinhard Meys (wie auch aus dessen Lied ‚Trologie auf Frau Emma Pohl’ bekannt), beide sind auch gleich alt. Im Gegensatz zu Mey schlug Hannes Wader in den 70ern keine seichte, kommerzielle Richtung ein, sondern blieb seiner teils sehr sarkastischen, oft weniger gefälligen Art treu. Obwohl vor allem später auch politisch aktiv, war Hannes Wader nie ein reiner Politsänger Marke Franz-Josef Degenhard. Sehr viele seiner Lieder sind ganz einfach schön. Während meiner Schul- und Studentenzeit in Braunschweig habe ich Hannes Wader unzählige Male live erlebt. Ich besitze von ihm zahlreiche Platten (meist aus schwarzem Vinyl).


DAS WICHTIGSTE ÜBER HANNES WADER

Hannes Wader wurde 1942 in Bielefeld in eher ärmlichen Verhältnissen geboren. Sein musikalisches Talent beweist er bereits im Alter von 3 Jahren, indem er in Familienkreisen das durch Hans Albers bekannte „Auf der Reeperbahn um halb eins“ vorträgt. 1956 beginnt er eine Lehre als Dekorateur. Auffällig bei Wader war immer die stark gekrümmte Nase, Folge einer Prügelei zu Jugendzeiten. Als Dekorateur wird er entlassen, weil er während der Arbeitszeit musiziert. Er verdingt sich zunächst als Barmusiker und geht 1962 nach Berlin, wo er an der Hochschule der Künste studiert. Musikalisch wird er durch den Franzosen Georges Brassens beeinflusst und er schreibt sein erstes eigenes Lied („Das Loch unterm Dach“). Sein musikalischer Durchbruch erfolgt ähnlich wie bei Reinhard Mey 1966 beim Folk-Festival auf der Burg Waldeck. In Berlin gehört er wie Reinhard Mey, Schobert&Black, Klaus Hoffmann, Ulrich Roski und Katja Ebstein (!) zur Liedermacherszene. Er kassiert Spitzengagen von 25 DM pro Abend. Endlich erscheint seine erste Schallplatte (1969, „Hannes Wader singt“). Es folgen weitere, anfangs wird er von dem genialen Gitarristen Werner Lämmerhirt unterstützt. 1971 geht er, berlin-müde, nach Hamburg. Er gerät in den Verdacht der Unterstützung der Baader-Meinhof-Bande, das Verfahren gegen ihn wird erst Jahre später eingestellt. 1973 geht er nach Nordfriesland, wo er fortan 25 Jahre in einer alten Windmühle lebt. Als überzeugter Kommunist tritt er 1977 in die DKP ein, was für ihn aufgrund von Medienboykott das vorrübergehende Aus als Künstler bedeutet. Es wird sehr ruhig um ihn, dafür engagiert er sich stärker politisch. 1986 heiratet er zum zweiten Mal, ein Sohn wird geboren. Der Austritt aus der DKP ist durch die politische Wende bedingt. 1996 nimmt er, unterstützt durch Reinhard Mey und Klaus Hoffmann, eine CD auf („Wader singt Bellmann“). 2000 geht er gemeinsam mit Konstantin Wecker auf Tournee.

Insgesamt sind von Hannes Wader gut 30 CDs erschienen.


Die CD „SCHON SO LANG“

Die CD umfasst insgesamt 14 Titel aus 30 Jahren, die aber nicht chronologisch sortiert sind. Oft handelt es sich um Balladen, wo man genau zuhören muss. Als hervorragender Gitarrist sind seine Lieder aber selten musikalisch monoton.

Das LIED VOM KLEINEN MÄDCHEN entstand 1963. Wader war der englischen Sprache nicht mächtig und deutscher Schlager überdrüssig. So schrieb er eigene Lieder in deutscher Sprache, die er zunächst in Studentenkreisen vortrug. Es folgt mit HEUTE HIER – MORGEN DORT eines seiner bekanntesten Lieder. Die Melodie stammt von einem Amerikaner, der deutsche Text von Wader selbst. Ein sehr gefälliges Lied, das von Aufbruch und Veränderung handelt und für gute Stimmung sorgt. Hier beweist er durch entsprechende Soli auch, dass er ein hervorragender Gitarrist ist. Zu seinen besten Stücken gehört auch das Lied über CHARLEY, eine rhythmische Ballade, die über die Werdegänge eines Lebenskünstlers und eines Spießers handelt, ein Lied, das in der Zeit aufständischer Jugend der späten 60er besonders gut ankam. Es folgt UNTERWEGS NACH SÜDEN, eines meiner persönlichen Lieblingslieder, ein ruhiges, sehr schönes Lied, das mich immer in Urlaubsstimmung versetzt. KOKAIN ist ein sehr satirisches Lied über den Gebrauch von Drogen, wo die Melodie mit gefälligem Refrain wieder von einem Amerikaner stammte, der Wader stark beinflusste, und wo Hannes Wader innerhalb kürzester Zeit den deutschen Text verfasst hatte. Die ARSCHKRIECHERBALLADE ist ein sehr sarkastisches Stück ähnlich dem über Charley, was wieder die 68’er Aufruhrstimmung gegen Obrigkeiten widerspiegelt. DER RATTENFÄNGER beruht auf der bekannten Hamelner Sage, mit über 7 Minuten das zweitlängste Stück auf der CD. Eine Ballade, mit eher monotoner musikalischer Begleitung, die zum bitterbösen Tenor des Liedes passt. SCHON MORGEN schrieb Hannes Wader 1972 in Nordfriesland nach seiner „Flucht“ aus Berlin, ein Lied, das nur vordergründig vom Wetter handelt. HOTEL ZUR LANGEN DÄMMERUNG ist ein sehr skuriles, makaberes Lied, das aber dennoch mit seiner Melodie sehr schnell ins Ohr geht und bald zum Mitsingen einlädt. ROSEN IM DEZEMBER ist ein kurzes, langsames und etwas schwermütig erscheinendes Lied mit Volksliedcharakter, nicht sehr typisch für Wader. SCHON SO LANG, der Titelsong der CD stammt im Original von schottischen Folk-Sänger Alex Campbell, der Wader auch Vorbild war, ein sehr schönes Lied a la „Unterwegs nach Süden“. NACH HAMBURG ist ein Lied, zu dem Hannes Wader durch seine Abneigung gegenüber Autos inspiriert wurde und das den Zeitgeist der 50er Jahre beschreibt. SCHÖN IST DIE JUGEND ist u.a. Waders späte Antwort auf Reinhard Meys Pohl-Trilogie. Hier erinnert er sich gar nicht so gern an seine Jugend- und Lehrzeit, untermalt von schlagerhaft anmutender Melodie, durchaus gelungene Satire. Die CD schließt mit einer typischen Wader-Ballade. DER TANKERKÖNIG ist ein über 11 minutenlanger Sprechgesang, wo Wader den Bürgerschreck spielt.


FAZIT

Sicher ist es schwer, einen gelungenen Querschnitt über eine 30jährige künstlerische Tätigkeit zu liefern. So ganz ist das meiner Meinung nach hier nicht gelungen, dafür fehlen mir (LosGatos) hier zu viele meiner Lieblingslieder von Hannes Wader (z.B. Hör auf Mädchen, Aufgewachsen auf dem Lande, Das Bier in dieser Kneipe, Ich hatte mir noch so viel vorgenommen, Komm steh doch auf du armer Hund...um nur einige zu nennen). Auf jeden Fall höre ich Hannes Wader auch heute noch gerne..so wie vor 30 Jahren, weil er sehr gut Gitarre spielt und eine schöne klare Stimme hat.

Zum Abschluss noch ein Lied-Text:

Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort,
hab mich niemals deswegen beklagt.
Hab es selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt,
nie nach gestern und morgen gefragt.

Manchmal träume ich schwer
Und dann denk ich, es wär
Zeit zu bleiben und nun
Was ganz andres zu tun.
So vergeht Jahr um Jahr,
und es ist mir längst klar,
dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war.

Das man mich kaum vermisst, schon nach Tagen vergisst ,
wenn ich längst wieder anderswo bin,
stört und kümmert mich nicht, vielleicht bleibt mein Gesicht
doch dem ein oder andrem im Sinn.
Manchmal . . .
Fragt mich einer, warum ich so bin, bleib ich stumm,
denn die Antwort darauf fällt mir schwer.
Denn was neu ist wird alt und was gestern noch galt,
stimmt schon heut oder morgen nicht mehr.
Manchmal . . .


Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 25.5.2002
Veröffentlicht bei CIAO, Dooyoo, YOPI, eComments

32 Bewertungen, 1 Kommentar

  • biker

    05.06.2002, 23:08 Uhr von biker
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich höre die Platten auch heute noch oft - frei nach Reinhard Mey: ... Musik von Hand gemacht !!!!!!1