Hannover Testbericht

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Erfahrungsbericht von der_Baer

Immer dem Roten Faden entlang

Pro:

eine großartige Serviceidee für den Touristen

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

Gelegentlich muss auch der Bär hinaus in die Welt und wenn es sich dabei auch nur um ein paar Tage Luftveränderung mit einem Billigflieger handelt. Hannover hieß das Ziel, als nächster Flughafen um sich mit Mozarteum und Duesselaner in Wolfsburg zu treffen und ein paar ordentliche Bierchen zu heben. Aber zu Beginn sollten ein paar Tage Kultur und Bildung stehen.

"Und dafür fährst du nach Hannover? Was gibt es denn dort so Besonderes zu sehen?" fragte des Bären Angetraute, alleine schon deshalb angesäuert, weil sie nicht mit durfte. "Keine Ahnung" musste der Bär bekennen, aber es sollte überraschender Weise gar nicht schwer werden, Hannovers wichtigste Sehenswürdigkeiten heraus zu finden, denn die Stadt in Niedersachsen hat eine Besonderheit zu bieten, an der sich andere Städte ein Beispiel nehmen könnten und sollten.


*** Der Rote Faden ****

Der Rote Faden ist eine gemalte Linie am Boden, die sich kreuz und quer durch Hannover zieht und den interessierten Besucher mit den alten und neuen Details und den dazugehörigen Informationen der Stadt versorgt. Ausgangspunkt des Roten Fadens ist das Büro des Hannover Tourismus Service. Wenn man aus dem Hauptbahnhof heraus kommt und sich links davon über die Straße begibt, steht man direkt vor dieser Serviceeinrichtung, in der die engagierten Damen nicht nur in sehr netter Form Auskunft über alles und jedes erteilen, sondern auch um zwei Euro eine Broschüre bereit halten, die alles Wissenswerte über den Roten Faden in Wort und Bild und mit dazu passenden Karten an den Fremden vermittelt. Dieser Spaziergang durch die Innenstadt sollte eigentlich nur zwei bis drei Stunden dauern, aber wer sich näher mit den Attraktionen beschäftigt und auch die Speicherkarten seiner Digitalkamera füllt oder zwischendurch ein Erfrischungsbierchen zu sich nimmt, hat ohne Probleme zwei Tage mit Interessantem zu füllen.

Vorbei am Bahnhof, auf dem das Reiterstandbild des Hannoveranischen Schirmherren Ernst August von Hannover direkt vor einer Riesenbaustelle drohnt, weil der Bahnhof unterirdisch mit einer Flaniermeile ausgestattet wird, kommt man zur eleganten "Luise" . Die 1987 eröffnete Einkaufspassage ist wahrscheinlich das teuerste Pflaster in der Stadt. Sie beherbergt aber nicht nur Designerläden und Designergastronomie, sie ist auch baulich ein Schmuckstück, vor allem unter der Rotunde, einer zwölf Meter hohen, glasgedeckten Kuppel.

Wer nicht hier schon sein letztes Geld ausgegeben hat, der wandelt weiter, vorbei am Expo-Cafe zur hannoverschen Oper, einem der schönsten klassizistischen Bauten von Georg Ludwig Laves, dessen architektonische Handschrift fast überall in der Stadt zu entdecken ist. Obwohl Hannover im Juli 1943 fast vollständig zerbombt war (was ein Modell in der Halle des Neuen Rathauses sehr eindrücklich zeigt), wurde das völlig ausgebrannte Opernhaus bereits 1948 wieder eröffnet und zählt seit damals zu den Top 20-Opernhäusern der Welt.

Das Opernhaus steht am Beginn der Georgstraße, die nicht nur für die Hannoveraner als Flaniermeile gilt. In den zahlreichen Schanigärten entlang dieses Grüngürtels herrscht Tag und Nacht Betrieb. Vorbei am Mahnmal zum Gedenken an die Verfolgung und Deportation der Juden spazieren wir bis zur Rathenaustraße, wo als erstes das Haus der Deutschen Bank ins Auge sticht, in dem auch das Niedersächsische Münzkabinett untergebracht ist. Wie überhaupt die Gebäude vom ehemaligen Reichtum der Stadt Zeugnis ablegen, denn hier sind die großen Banken und Versicherungen, sowie die Börse ansässig. Während früher Hannover als Garnisonsstadt bekannt war, ist sie seit 1914 Wirtschaftsmetropole und Hochschulstadt mit der Bezeichnung "Großstadt im Grünen", und dem kann man nur anerkennend zustimmen.

Am Aegidientor findet sich in der Osterstraße die Aegiedienkirche, von der nur mehr die Außenmauern stehen. Sie ist über und über mit Efeu bewachsen und birgt in ihrem begehbaren Inneren nicht nur eine Friedensglocke der Partnerstadt Hiroshima, sondern auch ein Glockenspiel , das alle drei Stunden ab 09.05 Uhr bis 18.05 Uhr läutet und an den Frieden gemahnen soll.

Vorbei am KUBUS, einer Kunstgalerie gelangt man zum Neuen Rathaus, einem der Wahrzeichen der Stadt. 1913 auf Sumpfboden erbaut, ist es ein echtes bauliches Schmuckstück. In der 38 Meter hochen Rathaushalle finden sich nicht nur jede Menge Skulpturen, sondern auch Skulpturen und Modelle der Stadtentwicklung von 1689, 1939, 1945 und heute.


*** Trink- und Pinkelpause ***

Wer bis hierher gelangt ist und schon mal dringend ein Geschäft zu verrichten hat, der findet rechter Hand öffentliche Toiletten, kostenlos, gepflegt und sauber und wer sich auch mal niedersetzen will, oder gar Hunger oder Durst verspürt, findet im hinteren Bereich des Ratshauses ein Bistro, das alle Stückeln spielt und längst nicht so teuer ist, wie es aussieht. Aber wir sind ja nicht nur wegen des leiblichen Wohls hier, wir wollen höher hinaus. Nämlich auf den Turm des Rathauses. Links hinten (immer vom Haupteingang gesehen) fährt ein Aufzug auf das Dach und von dort geht ein Schrägaufzug in der Ratshauskuppel nach oben auf den Turm. Einen schöneren Rundblick findet man in ganz Hannover nicht, das sollte man sich nicht entgehen lassen.

Der Weg führt uns weiter vorbei am Kestnermuseum, am Wappenportal der städtischen Bauverwaltung und am Wohnhaus des Hofbaumeisters Kestner zum Wangenheimpalais, dem heutigen Wirtschaftsministerium, vor dessen Fassade sich ein futuristischer Segelbootrumpf befindet, der nichts Anderes ist, als eine Designerhaltstelle aus der Reihe BUSSTOPS, die man überall in der Stadt findet. Viel schöner sind allerdings die kleinen, baulichen Details an den umliegenden Gebäuden.

Waterloosäule, Staatsarchiv, Wasserkunst an der Leinebrücke ... wir wandern weiter, immer den Roten Faden entlang über das Hohe Ufer (hon overe), dem Hannover seinen Namen verdankt. Entlang der Leine, den Resten der Residenz und der Stadtbefestigung gelangen wir zum Marstalltor, einem ganz zauberhaften Platz voller Fachwerkhäuser, von denen einige nicht ganz uninteressante Lokalitäten enthalten. Auf jeden Fall ist es hier wunderbar bei einer weiteren Stärkung die Füße auszurasten und das Ambiente zu genießen. Blickt man von hier in die Richtung Altstadt, sieht man lauter unterschiedliche Fachwerkhäuser, die in ganz Hannover abgetragen und hier wieder zu einem lebenden Ensemble aufgebaut wurden.



*** für heute reicht es ***

Wer noch laufen kann (wir konnten nicht mehr und haben hier unsere Tour unterbrochen und am nächsten Tag fortgesetzt) wandert vorbei am ältesten Bürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert, an der Kreuzkirche mit dem Passionsaltar von Lucas Cranach und der Ikonensammlung in der Sankt-Annen-Kapelle (vorausgesetzt sie ist geöffnet). Über den Ballhof, den schönsten Profanbau Hannovers und der ältesten Sporthalle der Stadt kommen wir zum Historischen Museum, das unter anderem vom Leben am Hof der hannoverschen Kurfürsten berichtet. Absolut sehenswert, aber da sollte man schon einige Zeit veranschlagen, (deshalb auch die Unterbrechung der Fadenroute am Vortag und nicht nur wegen des Biers) denn danach geht es weiter, vorbei am Leine-Schloß, dem heutigen Landtag, hinein in die Altstadt.

Hier herrscht reges Treiben, vor allem an Markttagen vor der Marktkirche, die in Hannoverscher Gotik erbaut ist und vor der Martin Luther seine Thesen verkündet und dabei auf das Alte Rathaus blickt, das wie viele Gebäude hier aus Backstein erbaut ist. An den Fassaden der anschließenden Häuser finden sich die Neidköpfe, allerdings muss man schon ein wenig suchen, um diese zu finden.

Auf der Karmarschstraße tauchen wird dann ab in die 51 Jahre alte Markthalle. Was es hier an den Theken nicht zu kaufen und zu kosten gibt, gibt es wohl auch anderswo nicht und das appetitliche Wirrwarr an Leben, Lust und Genuss kann man mit Spaß bei einem Glas Vino oder einem Cafe beobachten.

*
** kurze Genusspause, bevor wir zum Ende kommen ***

Jetzt ist es auch nicht mehr weit zum Ausgangspunkt unserer Tour entlang des Roten Fadens. Durch die City und über den Kröpcke, den beliebtesten Treffpunkt der Hannoveraner mit dem Cafe Kröpcke kommt man, zur Passerelle, dem unterirdischen Bummelzentrum, das sich bis zum Bahnhof zieht und dort gerade eine Riesenbaustelle verursacht, denn sie soll demnächst bis ans andere Ende führen, wo jetzt auch schon einige Läden stehen. Heute geht die Passerelle nur bis unterm Schwanz, das heißt bis ans Ende der Reiterstatue von König Ernst August.


Wir beenden hier die Tour des Roten Fadens. Die Füße tun weh und wir wollen uns gemütlich hinsetzen. Hinter dem Hauptbahnhof ist der Raschplatz und wer vor dem Raschplatz-Pavillon den Weiße-Kreuzplatz überquert, am Anfang der Lister Meile, kommt zu einer Ecke, die sich Härke-Eck nennt. Das Lokal hat nicht nur ein ausgezeichnet gezapftes Härke-Bier und Härke Bierbrand zu bieten, sondern hervorragende gehobene Hausmannskost, die man unter Tag auch an den Tischen vor dem Lokal genießen kann, oder am Abend, dann aber am Besten mit Vorbestellung, denn hier gehen auch die Einheimischen zum Essen. Und sollte einer von euch das hübsche und freundliche, weibliche Servierpersonal treffen, dann lasst die Damen herzlich von mir grüßen :-)

Restaurant Härke-Eck
Lister Meile 26
30161 Hannover
Tel:0511 313530


Aber Hannover hat natürlich viel mehr zu bieten, was den Rahmen des Berichtes deutlich sprengen würde. Leineschlösser, Zoo, eine Fahrt über Imme, Leine und den Mittellandkanal mit dem Schiff und für jeden etwas. Drei Tage Hannover waren eindeutig zuwenig, da wird garantiert noch ein Besuch fällig.

Auf Wiedersehen in Hannover

23 Bewertungen, 5 Kommentare

  • henna82

    30.01.2006, 14:05 Uhr von henna82
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner bericht über mein home-town ;) könnt ich wohl auch mal was schreiben..

  • Lidlefood

    27.01.2006, 00:14 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • AngelikaBS

    15.01.2006, 09:40 Uhr von AngelikaBS
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht! LG von Angelika :-)

  • morla

    11.01.2006, 01:35 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • anonym

    10.01.2006, 23:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Birgit :-)