Sieben Jahre in Tibet (Taschenbuch) / Heinrich Harrer Testbericht

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ab 4,57
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Erfahrungsbericht von nikosternchen

Audienz beim Dalai Lama

Pro:

interessant, geheimnisvoll, exotisch, sehr spannend

Kontra:

ie sehr nüchterne Schreibweise

Empfehlung:

Ja

Wieder mal durch eine Empfehlung bin ich vor kurzem zu einem Buch gekommen, welches ich euch heute sehr nahe ans Herz legen möchte.

SIEBEN JAHRE IN TIBET / HEINRICH HARRER
Bereits in den 50iger Jahren erschienen, aber erst wirklich bekannt geworden durch die Verfilmung mit Brad Pitte, die wir gerade vor ein paar Tagen im Free- TV bewundern durften.

Bergsteiger träumen häufig davon Berge zu erklimmen an denen sich noch niemand anderes vorher gewagt hat. Bergsteiger träumen davon durch den Himalaja zu krakseln. So auch Heinrich Harrer, österreichischer Skilehrer und Bergsteiger. Also macht er sich Anfang 1939 auf, an einer Expedition , zusammen mit dem Führer Peter Aufschnaiter zum Nangar – Parbat. Der erste Bergaufstieg scheitert, die Gruppe muss umkehren und geht zurück ins Basislager. Dann beginnt der Krieg und im Basislager wird Harrer und seine Mitkletterer festgenommen und in ein Internierungslager in Indien gebracht. Mehrere Jahre und Fluchtversuche später schafft Heinrich es mit Peter Aufschneiter sich bis Tibet durchzuschlagen. Dort gibt es für die beiden nur ein einziges Ziel: Lhasa – Die verbotene Stadt. Tibet ist zu der damaligen Zeit nach außen völlig abgeschottet, Ausländer sind mehr als unerwünscht und dementsprechend schwierig ist es für die beiden ihr Ziel zu erreichen. Dennoch schaffen sie es nach jahrelanger Flucht Strapazen tatsächlich nach Lhasa zu kommen und dort auch anerkannt und unbehelligt zu leben. Zunächst scheint es als ob sie die dauernden Ausreisebefehle endlich überstanden haben, bis die Volksbefreiungsarmee in Tibet einmarschiert.....


KRITIK
Ich bin sehr unvorbehalten an das Buch herangegangen, da ich die Verfilmung bis letzte Woche nicht kannte. Zunächst fällt auf, und das schreibt er auch zu beginn das er wirklich nur, sehr emotionslos die reinen Fakten aufgeschrieben hat. Keinerlei „überflüssigen“ Ausschmückungen zieren die Sätze, sondern das Buch ist als reiner Reisebericht zu sehen. Dementsprechend schleppend lässt sich gerade der Anfang lesen. Der Anfang, das heißt, der Aufstieg, das Internierungslager und die diversen Fluchtversuche sind reine Fakten und außer dem ungefähren Zeitablauf der Geschehnisse schreibt er wenig über Land und Leute.
Zugegebenermaßen war ich bis etwa zur Hälfte ziemlich angestrengt und auch ab und an in der Versuchung das Buch beiseite zu legen, wenn ich die Geschichte an sich nicht so spannend gefunden hätte und natürlich extrem neugierig gewesen wäre ob und wie er nun nach Lhasa kommt und das Leben dort von Statten geht.
Ab Seite 220 aber etwa wird der ganze Vorlauf dann doch mehr als wett gemacht. Hier sind die beiden nun in Lhasa und endlich beginnt er auch auf Lebensweisen, Gewohnheiten und sonderbaren Rituale einzugehen. Er erzählt von Vielmännerei, von Orakeln, seltsamen Gerichten, vom Reichtum des Landes, von Tempeln und natürlich nicht zuletzt von Dalai Lama selbst.
Natürlich dürfen wir nicht vergessen das das Bild Tibets in den 50igerJahren noch ein total anderes war als wahrscheinlich heute. Harrer beschreibt (gerade die Nomanden) oft als sehr urtümliches, unfortschrittliches Bauernvolk, wo hingegen in Lhasa durchaus auch Rangunterschiede bemerkbar sind.
Auf die Strapazen der Reise wird in seinen Aufzeichnungen sehr viel Augenmerk gelegt. So wird doch sehr deutlich wie ungastlich dieses höchste Land der Erde sein kann. Wie trotz der häufig erreichen –30 °C irgendwo dennoch Mensch und Tier zu finden sind.
In Lhasa wird dann doch endlich Interesse an Fortschritt gezeigt und so beginnt zum Beispiel Peter Aufschnaiter eine Art Kanalisation zu verlegen, die bis dato noch nicht vorhanden war.

Faszinierend sind die Fotos die alle 10 Seiten abgebildet sind. Zwar nur in schwarz/weiss, aber trotzdem bekommt eine gewissen Vorstellung von den Menschen und deren Verhältnissen dort.



VERGLEICH ZUM FILM
Wie schon erwähnt, habe ich den Film dann vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen und war enttäuscht. Nicht nur das die Handlich oft sehr gekappt war, so war sie häufig auch völlig verdreht und falsch. Brad Pitt als Harrer hielt ich schon vorher irgendwie für eine skurrile Wahl und ich behielt auch Recht. Für mich stellt er nicht den Heinrich Harrer dar den man im Buch kennerlernt. Ohne das Buch gelesen zu haben ein sicherlich nett anzuschauender Film, aber bei Lesen des Buches merkt man wie sehr viel hollywood – like verdreht wurde. Schade um die wundervolle Geschichte...



LETZTENDLICH
Kann ich nur sagen, dass wenn man sich ein bisschen für Abendteuer, Asien und wahre Geschichten interessiert dann kann ich dieses Buch uneingeschränkt empfehlen. Allerdings mache ich wegen der sehr, sehr nüchternen Schreibweise einen Abstrich, da man sich gerade durch die ersten 200 Seiten wahrlich durcharbeiten muss.


FAKTEN
HEINRICH HARRER SIEBEN JAHRE IN TIBET
Eine Taschenbuchausgabe gibt es bei Amazon für derzeit 9 Euro
ISBN : 3548357539

Aber, wer ein bisschen bei Ebay stöbert kann sich vielleicht eine gebundene sehr schöne Ausgabe aus den 50iger Jahren angeln. Das macht das Buch doppelt wertvoll ;o)...

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