Pompeji (gebundene Ausgabe) / Robert Harris Testbericht

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ab 11,62
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Erfahrungsbericht von rider-of-apocalypse

Macht und Wasser am Fuße des Vesuvs

Pro:

Stoty, Stil, ...

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Seit ich vor mehreren Jahren den Roman VATERLAND von ROBERT HARRIS las, zähle ich diesen Roman zu meinen absoluten Lieblingsromanen und so war es dann auch wenig verwunderlich, dass ich mir nach und nach auch die übrigen Romane dieses Autoren kaufte (und natürlich auch las).
Zuletzt las ich den jüngsten Roman dieses Autoren, der den Titel POMPEJI trägt und der nun auch Thema meines heutigen Beitrags sein soll.




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ALLGEMEINES
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ROBERT HARRIS, im Jahre 1957 in Nottingham geboren, studierte in Cambridge, bevor er als Reporter bei der BBC, Redakteur beim "Observer" und Kolumnist bei der "Sunday Times" und beim "Daily Telegraph" arbeitete. Im Jahre 2003 erhielt er als bester britische Kolumnist den "British Press Award".
Neben mehreren Sachbüchern verfasste der mit Ehefrau und vier Kindern in Berkshire lebende ROBERT HARRIS folgende Romane (nicht chronologisch sortiert):

- VATERLAND
- ENIGMA
- AURORA
- POMPEJI


Seinen Roman POMPEJI (sowohl deutscher, als auch Originaltitel) veröffentlichte ROBERT HARRIS im Jahre 2003, die deutschsprachige Ausgabe erschien nur wenig später im Verlag Wilhelm Heyne und ist meines Wissens bisher nur in einer gebundenen Ausgabe erhältlich, die um etwa 22,00 € kosten dürfte.
Ich habe diesen Roman, wie so viele andere auch, bei www.ebay.de ersteigert und wurde so Besitzer einer ungekürzten Lizenzausgabe für "Der Club".

Titel: Pompeji
Originaltitel: Pompeji
Autor: Robert Harris
Jahr (Originalausgabe):
Jahr (deutschspr. Ausgabe):
Verlag: Wilhelm Heyne
Seitenzahl: 379




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INHALT
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Golf von Neapel, 79 nach Christi

Nach dem Verschwinden von Exomnius, dem für das Aquädukt Aqua Augustus zuständigen Aquarius (Wasserbaumeisters) entsendet Rom mit Attilius einen jungen Nachfolger in die Region am Fuße des Vesuvs.
Kaum im Amte muss Attilius auch schon feststellen, dass sich ein Wasserreservoir nur noch sehr spärlich füllt und auch scheint das Wasser in ungewöhnlichem Maße Schwefel zu enthalten. Nur wenig später bricht dann auch die Wasserversorgung mehrerer Städte in der Region zusammen und so muss der Aquarius nun schnellstmöglich die Ursache finden und die Wasserversorgung wiederherstellen.
Aufgrund der Berichte, die ihn aus den umliegenden Städten erreichen, kann er den Schaden an der Aqua Augusta räumlich eingrenzen und der schnellste Weg in diese Gegend führt über Pompeji. Da der Seeweg die schnellste Verbindung nach Pompeji darstellt, bittet er den Kommandanten der römischen Seestreitkräfte, Plinius, um ein Schiff, das ihn von Misenum nach Pompeji bringen soll und diesem Wunsch kommt Plinius auch nach, obwohl Corax, Attilius Vorarbeiter, die gesamte Fahrt für unnötig hält und dieses auch bei jeder sich bietender Gelegenheit kund tut.
In Pompeji angekommen muss Attilius zunächst Material und auch Arbeitskräfte organisieren, die benötigt werden um das Aquädukt zu reparieren. Unerwartete Hilfe erhält er dabei von Ampliatus, einem ehemaligen Sklaven, der nach dem Tod seines Herrn die Freiheit erlangte und der durch Immobilienspekulationen nach dem siebzehn Jahre zurückliegenden, verheerenden Erdbeben in Pompeji zu immensem Reichtum und Macht gekommen ist. Dieser stellt ihm sowohl ausreichend Material, als auch einen Trupp seiner Sklaven zur Verfügung, was aber nichts an der offenkundigen Abneigung der beiden Männer ändert.
Während Attilius auf die Rückkehr von Corax, den er losgeschickt hat um den beschädigten Teil der Aqua Augusta zu suchen, wartet, versucht er, das Verschwinden seines Vorgängers, der in Pompeji lebte aufzuklären, doch außer einem Chaos von Papieren, das er bereits in seiner Dienstunterkunft in Mesinum vorgefunden hat, kann er keine neuen Erkenntnisse gewinnen.
Während Attilius mit seinen Arbeitern aufbricht, ohne auf den noch immer nicht zurückgekehrten Corax zu warten, beschließt Plinius in Mesinum ein Wasserreservoir für kurze Zeit zu öffnen, wobei er auf einen in einen im Reservoir versteckten enormen Geldbetrag findet, den nur Exomnius dort versteckt haben kann.
Attilius und seine Arbeiter können die beschädigte Stelle des Aquädukts schnell in unmittelbarer Nähe des Vesuvs entdecken, wobei der Aquarius zu seiner Überraschung feststellt, dass die Aqua Augusta hier nicht aufgrund eines Einsturzes verstopfte, sondern sich vielmehr der Boden gehoben zu haben scheint.
Während Attilius und seine Arbeiter damit beginnen, die Aqua Augustus zu reparieren, taucht plötzlich Corlia, die Tochter Ampliatus an der "Baustelle" auf und warnt ihn, dass ihr Vater seine Ermordung in Auftrag gegeben hat. Auch bringt sie Unterlagen ihres Vaters mit, die zu belegen scheinen, dass Ampliatus seinen Vorgänger bestochen hat.
Obwohl er sich zu Corelia hingezogen fühlt, schickt der Aquarius sie wieder zurück nach Pompeji und als die Reparatur erfolgreich beendet ist, beschließt Attilius, noch den nahe gelegenen Vesuv zu erkunden und noch bevor er sich darüber wundern kann, dass er auf keinerlei Tiere trifft, entdeckt er in einer Senke die Leiche seines Vorgängers. Doch auch an der Leiche kann er, obwohl diese bereits mehrere Tage in der Senke liegen muss, keinerlei Lebewesen, nicht einmal die sonst üblichen Insekten, entdecken. Plötzlich erscheint auch Corax, der offensichtlich von Ampliatus den Auftrag erhielt, Attilius zu töten, doch bevor es zum Kampf kommt, bricht auch Corax tot zusammen, so dass Attilius erkennt, dass sich in der Senke giftige Gase gesammelt zu haben scheinen.
Nun endlich erkennt Attilius, dass der Vesuv unmittelbar vor einem verheerenden Ausbruch steht, der auch nur kurze Zeit später beginnt.
Während sich bereits Massen von Geröll und Asche vom Vesuv über die umliegenden Städte ergießen, begeben sich der naturwissenschaftlich interessierte Plinius und Attilius wieder in das besonders in Mitleidenschaft gezogene Pompeji um neben Corelia auch eine umfangreiche Bibliothek zu retten ...




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ANMERKUNGEN
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Mit POMPEJI schuf ROBERT HARRIS einen Roman, den ich als eine Art Geschichtsthriller bezeichnen würde. Mit dem Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 und der daraus resultierenden Zerstörung Pompejis bediente er sich eines realen geschichtlichen Ereignisses und wählte dies als Hintergrund für seine Geschichte, die in den letzten vier Tagen (22. bis 25. August) um diesen Vulkanausbruch (beginnend am zwei Tage vor und endend am letzten Tage des Ausbruchs) spielt.
Dabei schaffte es der Autor mich nicht nur von der ersten Seite an, mich mit seiner Geschichte zu fesseln, sondern auch mich zu faszinieren. Die Wasserversorgung der Römer an sich ist schon faszinierend und der Umstand, dass Fließgeschwindigkeit und Druck präzise berechnet wurden, aber auch das Erkennen der Bedeutung einer funktionierenden Wasserversorgung zu einer Zeit, in der eine heute lächerliche Entfernung von 60 Meilen noch in Tagesmärschen angegeben wurde, steigert diese Faszination noch mehr und hätte wohl bereits genug Stoff für eine Roman geliefert.
Die geschilderten Intrigen des Ampliatus, der einen Beamten (den Aquarius) besticht um Wassersteuer zu sparen, lassen sich mit nur kleinen Variationen so ebenso in die heutige Zeit transportieren wie der geschilderte Aufbau des nach dem Erdbeben zerstörten Pompeji mit Geld, dass eigentlich gar nicht vorhanden war. Selbiges gilt auch für den Einfluss und die Abhängigkeit, der Stadtoberen von Ampliatus, die im Wesentlichen der gegenseitigen Abhängigkeit von Staat und Industrie/Kapital entspricht und so könnte man POMPEJI durchaus auch, zumindest teilweise, als historischen Politthriller bezeichnen.
Daneben kann aber auch die beschriebene Machtlosigkeit der Menschen mit all ihren Errungenschaften gegenüber den Naturgewalten, hier in Form des Ausbruchs des Vesuvs, auf recht beängstigende Weise faszinieren, zumal diese Hilflosigkeit ja auch heute noch besteht, wie uns Erschreckende Naturereignisse in der letzten Zeit demonstriert haben.
Als faszinierend empfand ich aber auch die zahlreichen Details, die ROBERT HARRIS in seine Geschichte einarbeitete. So beschreibt er beispielsweise die Speisefolge bei einem Essen im Hause des zu erheblichen Wohlstand gekommenen ehemaligen Sklaven Ampliatus (heute würde man ihn wohl als neureich bezeichnen), bei der neben einem mit lebenden Vögeln gefülltes gebratenes Schwein und in Honig frittierten Mäusen auch eine Muräne, die zuvor einen Menschen gefressen hat, gereicht wird.
Überhaupt ist Ampliatus einer der für mich interessantesten Charaktere des Romans. Angefangen von seiner niederen Herkunft als Sklave, die ihm immer wieder bewusst gemacht wird, die er aber auch nicht immer verleugnen kann, angetrieben von der Gier nach Geld und Macht, aber auch der Rache an der Familie seines früheren Herrens ist er mit seinem Festhalten an Pompeji und der fehlenden Akzeptanz durch die Oberschicht (bzw. der mit seiner Macht aufgezwungenen Akzeptanz) ist er schon fast eine tragische Figur.
Aber auch viele der übrigen Charaktere schienen mir sehr interessant. Ob es sich dabei nun um den naturwissenschaftlich interessierten Kommandeur der Seestreitkräfte Plinius, die aufsässige Tochter Corelia oder aber den sich Rom und der Familientradition verpflichtet fühlende Aquarius Attilius (der ja letztlich die eigentliche Hauptfigur ist) handelt, sind nicht nur Orte und Begebenheiten, sondern eben auch die Personen hervorragend beschrieben.
So schaffte es ROBERT HARRIS dann auch gerade mit seinen gelungenen Darstellungen und Beschreibungen, dass ich mich schnell in Ort und Zeit der Story hineinversetzen konnte.

ROBERT HARRIS gliederte die 379 Seiten seines Roman POMPEJI in vier Abschnitte, die jeweils einen Tag der Ereignisse beinhalten. Diese Abschnitte sind wiederum in Kapitel untergliedert, die jeweils mit der Uhrzeit des jeweiligen Tages und einem Zitat (häufig aus Literatur über Vulkanausbrüche im Allgemeinen und über den beschriebenen Ausbruch im Speziellen) eingeleitet werden.
Für seinen Roman wählte der Autor eine sehr angenehm und flüssig zu lesende Sprache und einen Stil, der es mir jederzeit möglich machte, mich in die Story hineinzuversetzen und dieser zu folgen. Die detaillierten Beschreibungen von Personen, Orten und Zusammenhängen tragen dabei viel zum Verständnis und zur Nachvollziehbarkeit der Geschichte bei und langweilen nicht in einer einzigen Zeile.

Ein kleine bemerkenswerte Randnotiz sei mir an dieser Stelle noch gestattet. Unmittelbar vor POMPEJI von ROBERT HARRIS las ich DAS ZWEITE GEDÄCHTNIS von KEN FOLLETT und obwohl sich beide Romane in ihrer Handlung auf den ersten Blick recht deutlich unterscheiden, so bemerkte ich schnell einige Parallelen. Abgesehen davon, dass in beiden Romanen eine Form von Intrigen vor dem Hintergrund eines realen geschichtlichen Ereignisses thematisiert wurde (nur eben in völlig unterschiedlichen Zeiten), schildern beide Romane eine Zeitspanne von nur wenigen Tagen und auch die Einleitung der einzelnen Kapitel mit Nennung der Uhrzeit und einem zur Grundthematik passenden Zitat sind einander sehr ähnlich.




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LESEPROBE
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In der Piscina mirabilis war das letzte Wasser abgeflossen, und das große Reservoir war leer - ein seltener Anblick. Das letzte Mal war das vor einem Jahrzehnt der Fall gewesen; damals war das Becken zum Zwecke der Erhaltung entleert worden, damit die Sklaven den abgesetzten Schlamm herausschaufeln und die Wände auf Risse untersuchen konnten. Plinius hörte aufmerksam zu, als ihm der Sklave das Funktionieren des Systems erklärte. An technischen Dingen war er immer interessiert.
"Und wie oft geschieht das?"
"Etwa alle zehn Jahre, Befehlshaber."
"Also wäre es bald wieder fällig gewesen?"
"Ja, Befehlshaber."
Sie standen auf den Stufen des Reservoirs, ungefähr auf halber Höhe - Plinius, sein neffe, sein Sekretär Alexion und der Wassersklave Dromo. Plinius hatte befohlen, dass nichts verändert werden sollte, bis er eingetroffen war, und ein Seesoldat stand an der Tür Posten und verwehrte Unbefugten den Zutritt. Aber die Nachricht von der Entdeckung hatte sich verbreitet , und auf dem Platz hatte sich die übliche neugierige Menge eingefunden.
...




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FAZIT
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Von der ersten Seite an empfand ich POMPEJI von ROBERT HARRIS als gleichermaßen fesselnd wie faszinierend und es fiel mir schwer, den Roman aus der hand zu legen.
Ich spreche hier also letztendlich eine uneingeschränkte Empfehlung aus und urteile mit einem klaren SEHR GUT !

30 Bewertungen, 5 Kommentare

  • Doro1975

    03.12.2005, 22:52 Uhr von Doro1975
    Bewertung: sehr hilfreich

    Uii, das klingt gut. Werde ich mir mal merken. LG Doro

  • anonym

    20.11.2005, 13:22 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr Hilfreich :o) Einen schönen Sonntag wünsch ich Dir noch.

  • Zzaldo

    19.11.2005, 12:03 Uhr von Zzaldo
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner bericht.lg stephan

  • Nightmare

    19.11.2005, 10:28 Uhr von Nightmare
    Bewertung: sehr hilfreich

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  • animaldream

    19.11.2005, 10:15 Uhr von animaldream
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse Buch und klasse Bericht! LG animaldream