Hauptbahnhof Köln Testbericht

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Erfahrungsbericht von Magistix

Mer losse d'r Dom en Kölle...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

...denn do jehührt ä hin“, so lautet eine wohl auch deutschlandweit bekannte Liedzeile eines Kölschen Schlagers. Und wie der Dom zu Köln gehört, so gehört auch der Hauptbahnhof unmittelbar zum Fuße des Doms dazu. Einst als flüchtiger Nachkriegsbau errichtet und wie in den meisten Großstädten stiefmütterlich ungepflegt verkommen, erfuhr der Hauptbahnhof nun seit 1998 endlich die notwendige Erneuerung und Restaurierung vom Fuße auf.
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.:| Der Kölner Hauptbahnhof – sachlich, nüchtern |:.


Es fällt mir schon schwer, ohne Sentimentalitäten zu berichten und die Fakten auf den Tisch zu werfen. Nun denn – örtlich gesehen liegt der Hauptbahnhof wohl so zentral wie nirgends in einer europäischen Großstadt. Die unmittelbare Lage an der Domplatte (200m bis zur Dompforte) und der Fußgängerzone wäre wohl nur mit einem Bahnhof neben dem Eiffelturm oder neben dem Buckingham Palace zu vergleichen – zentraler geht es nicht. Durch einen relativ steilen Aufgang direkt zur Domplatte, ist der Bahnhof also gen Innenstadt ideal gelegen und auch dementsprechend gut zu erreichen. Die Anreise mit dem Auto ist dagegen zwar nicht schwer im Vergleich zu anderen Metropolen, die Parkmöglichkeiten zum Ein- und Ausladen halten sich allerdings in sehr, sehr beschränktem Rahmen und wenn irgendwie möglich, würde ich darauf verzichten. Da bieten sich doch eher die vielen Taxis, die guten Busverbindungen oder das durchaus akzeptable U-Bahnsystem an.

Und dieses einstige „Loch“ im wirklich bildlichen wie sprichwörtlichen Sinne (es liegt eben in einer Art Kuhle vom Dom aus gesehen) steht nun in frischer Pracht da und ist endlich wirklich einer Weltstadt würdig. Der Hauptbahnhof hat die jahrelange Renovierung sehr gut überstanden und steht nun neu und schön da und ist erstmals seit ich denken kann auch nicht nur zweckdienlich sondern „nett“. Das beginnt bei der nun sehr hellen und offenen Eingangshalle, welche mit einer großen Glasfassade einlädt und (endlich über ausreichend viele Türen verfügt.

Ist man eingetreten, so steht man im alten und auch denkmalgeschützten Teil – der großen Gewölbekuppel in Backsteinoptik. Geradeaus die leicht unübersichtliche aber trotz dem Alter funktionstüchtige Anzeigetafel, welche die Abfahrtszeiten der Bahnen und Gleisangaben bereitwillig offenbart. Darunter geht es einen freundlichen und hellen Gang „hinab“, auch links sieht man einen Gang abgehen. Was man nicht sieht, der neben dem Haupteingang befindliche Abgang zu den U-Bahnen zur Rechten.

Der Bahnhof ist meist voll und die Reisenden wirken hektisch – eben so, wie es überall zugeht. Was aber den Kölner Hauptahnhof von Anderen unterscheidet ist die moderne Optik. Waren früher überall Betonmauern, kahl und kalt, so sind nun an den Gängen aller Ortens kleine Geschäfte, Imbisse und Ladenlokale zu finden, die mit Arzneien, Blumen, Utensilien, Reiseartikeln aber auch einem Hotdog oder Pommes aufwarten. Bäckereien, ein MC Donalds, Zeitungsläden, Bekleidungsgeschäfte, ein Handy-Shop – die neu benannten „Colonaden“ sind eigentlich ein kleines Einkaufszentrum für sich und laden ein, nicht nur zu reisen, sondern auch ein wenig hier zu verweilen und nötige Besorgungen zu erledigen.

Die in 2 parallelen Gängen angelegte Shoppingmeile ist wirklich klasse, moderne Glasfassaden, freundliche Dekorationen, einladende Optik und eine gelungene Vielfalt. Weitere 2 Quergänge verbinden diese Kaufgassen, wie ich sie gerne nenne. In Ihnen sind zum Einen die „Fressmeile“ in etwa der Mitte untergebracht (italienisch, chinesisch, Sushi, Döner,....) und an der Frontseite die Gepäckaufbewahrung, bewachte Schließfächer sowie die Reisebüros und –agenturen der Deutschen Bahn und Ticketautomaten. Das Ganze ist unterirdisch und zu den (oberirdischen) Bahnsteigen muss man (leider gibt es nicht an allen Gleisen Rolltreppen) zu Fuß samt Gepäck hinaufgehen. Fließbänder gibt es auch nur an manchen Gleisen und oftmals sind diese nützlichen Helfer auf defekt.

Auch erkennt man zwar die Gleisnummer, weiß aber nie so recht, ob man denn auch richtig ist, denn eine Anzeige, welcher Zug nun oben abfahren wird, gibt es in den Colonaden leider nicht. Hier würden mehr Hinweistafeln auch in der Shoppingmeile dem Reisenden gut tun und auch mir manchen Zweifel ersparen. Mir kommt ab und an dann doch ein Zweifel, ob man nun teure Gewerbefläche schaffen oder das Reisegefühl verbessern wollte – an solchen Details hapert es eben manchmal trotz Modernisierung noch.

Da schau ich mich doch lieber in dem recht großzügigen Angebot um und entdecke die „MC Cleans“ – 1,10€ teuren aber sehr sauberen Nasszellen, Toiletten und Wickelplätze – den Edelfriseur Reichle, die Kölner Sparkassenfiliale und die Deutsche Post, die es sich auch nicht hat nehmen lassen an so ziemlich jeder freien Stelle einen Briefkasten aufzuhängen ;-)
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.:| Kölner Hauptbahnhof – einmal subjektiv |:.


Der Kölner Hauptbahnhof war einst ein dunkler Ort der Drogen, der Obdachlose und der schnell flüchtenden Reisenden, die diesen zentralen Punkt wohl eher zwangsläufig als freiwillig betraten (immerhin ist Köln die zentrale Stelle für Fahrten in europäische Zentren und bietet trotz engstem Raum (Dom und Rhein beschränken den Bahnhof in seiner Ausbaufähigkeit) unzählige Fahrten nach überall in Deutschland und seinen Nachbarländern. Ob Bimmelbahn, Stadtbahn oder ICE und Thalys, in Köln HBF fährt ein Zug nach überall und nirgendwo ab. Da heißt es eben reisen und das war eben einst eher unschön.

Auch heute sind die Gleisanlagen nicht schön, aber das sind sie in keinem Bahnhof der Welt (den ich kenne und das sind Einige). Es gibt neue Sitzmöglichkeiten und Imbissbuden am Bahnsteig –zudem wurden (endlich) alle Gleise überdacht. Die Beschilderung ist als sehr gut zu bezeichnen und meist sind Wach- und Servicekräfte anwesend, welche im Problemfall auch gerne helfen (ich glaube hier greift das Kölsche Prinzip des Klüngels und des „mer sin doch all Bröder) ganz gut). Das Reisen ist heute also angenehmer und auch einfacher geworden. Obdachlose gibt es kaum mehr (Polizei und Wachkräfte verweisen diese von den Gängen in die Bahnhofsmission), Drogenhandel ist zumindest offensichtlich tabu.

Ich fühle mich sicher und auch Dieben gebe ich vom Gefühl her keine Chance mehr. As beginnt bei den verstärkten Ordnungskräften und geht über die neue Helligkeit und warme Ausstrahlung des Komplexes und endet in der innovativsten und vollautomatischen Gepäckaufbewahrung. Angebracht im Eingangsbereich (linker Seitengang) und untergebracht in einem noch unterirdischeren System funktioniert es sehr gut. Man stellt den Koffer (oder andere Objekte) in ein ebenerdiges und leicht zugängliches Fach und bezahlt die annehmbare Gebühr von (vor dem Euro umgerechnet) 2€ (unabhängig von der Aufbewahrungsdauer). Das Fach schließt sich und man hört eine Maschinerie das Gepäckstück in ein Fach in der Aufbewahrungszentrale im Untergeschoss fahren. Der Automat wirft eine Chipkarte aus, die die Fachnummer weiß und das Gepäck später wieder zu Tage fördert. Das geht ebenso einfach: Karte rein, Gepäckbänder fahren, Fach geht auf, Gepäck ist wieder da. Einfach, sicher und bequem, kann doch niemand mehr das Schließfach aufbrechen oder Dinge klauen.


Das Reisen macht wieder Spaß, sorgt doch die Umgebung der Colonaden für Abwechslung und eine gute Gelegenheit die (Warte-)Zeit im Buchladen oder der Parfümerie zu überbrücken. Die Auswahl ist wie gesagt riesig und auch eine kulinarische Reise durch die Imbissmöglichkeiten aller Länder sorgt für Ablenkung. Dabei kommt man sich sicher und wohl vor. Die vielen Uhren lassen zum Glück auch keinen Zweifel, ob man die Bahn kriegt oder nicht – das ist gut.

Doch kommen wir wieder abschließend zum Reisen: Die insgesamt 12 Gleise sind einerseits als gut (nicht so weite Laufwege) zu bewerten, zum Anderen aber auch ein kleiner Nachteil. Denn es ist ein ständiges Kommen und Gehen der Züge. Lange Wartezeiten gibt es nicht und Verspätungen kann man sich hier nicht erlauben. Es halten ab und an sogar zwei Züge hintereinander an einem Gleis (wird aber angezeigt und durchgesagt (auf deutsch, englisch und französisch) und so muss man doch ein wenig aufpassen, wohin man fährt. Dieses Problem und die dadurch relativ kurzen Ein- und Ausstiegszeiten in den Griff zu kriegen ist mittlerweile auch Thema der Städteplanung und man möchte alle Fernverbindungen des ICE nach Deutz (andere Rheinseite, cirka 1 km entfernt) verlagern, wo der alte Deutzer Bahnhof zu einem neuartigen und großen (Messe-)Bahnhof umgebaut werden soll.
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.:| Fazit: Ordnung im Dunkel und Unsinn des Alltags |:.


Sicherlich hat man beim Umbau des Bahnhofs die Anzeigen unten vergessen und auch bei der Preisgestaltung des WCs (wieso eigentlich MC Clean genannt?) ein wenig daneben gegriffen. Doch ansonsten ist der Bahnhof einfach klasse geworden. Wenn man nicht gerade mit dem Auto ankommt, bieten sich saubere und sichere Gleisanlagen, eine immense Auswahl an Geschäften und Imbisslokalitäten sowie großzügige Ruhezonen. Das Gepäck ist einfach sicher aufbewahrt und auch die Fahrkartenautomaten sind in ausreichender Zahl zu finden.

Was bleibt zu sagen? Nun, die WCs im Mc Donalds sind umsonst (Ausgang Breslauer Platz) und die Kölner Verkehrsbetriebe sollten dringend den Schandfleck U-Bahn beseitigen und dem frischen Stil des Kölner Hauptbahnhofs anpassen.

In diesem Sinne, gute Reise.

8 Bewertungen, 1 Kommentar

  • IvoryB

    20.03.2002, 11:20 Uhr von IvoryB
    Bewertung: sehr hilfreich

    Naja, ob der erste Satz so wirklich richtig geschrieben ist??